Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. , S. 164 |
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Miscellen.
Miscellen.
Dampfschiffe mit zwei Schrauben.
Die Anwendung zweier Propellerschrauben zum Antrieb von Schiffen ist nicht neu, der
Vorschlag ist vor längerer Zeit geschehen, doch erst in letzter Zeit ist diese
Anordnung praktisch befunden worden, ja sie hat sogar für Kriegsschiffe bereits die
Aussicht allgemeiner Verwendung, und selbst die Handelsschifffahrt wirkt zu ihrer
Verbreitung schon thätig mit.
Die Anordnung von zwei kleineren und leichteren Schrauben zu beiden Seiten der
Schiffsmitte, macht schon an und für sich einige constructive Schwierigkeiten
wegfallen, welche die zweckmäßige Anbringung einer großen Schraube am äußersten Ende
des Schiffes verursacht hat; doch andere wichtigere Vortheile stehen dem zur Seite,
hierzu gehören:
Die Sicherheit gegen den Bruch von Schraubenwellen, welcher unter Umständen bei einer
einzelnen Schraube verhängnißvoll werden kann, während man bei zwei Schraubenwellen
immer noch mit der zweiten Schraube und einer verhältnißmäßig nur wenig verminderten
Geschwindigkeit die Fahrt fortsetzen kann. Die Zahl solcher Vorfälle ist größer als
man gewöhnlich vermuthet; so hat eine der größten Schifffahrtsgesellschaften durch
eine Reihe von Jahren jährlich an jedem siebenten Schiffe einen Wellenbruch
erlitten.
Die Verminderung der Vibrationen. Diese sind an zwei Orten vertheilt und ihr
Angriffspunkt liegt nicht mehr, wie bei einer einzelnen Schraube, an einer Stelle,
welche, besonders bei hölzernen, oder aus Holz und Eisen zusammengesetzten
Schiffskörpern, unter diesen Vibrationen entschieden leidet.
Die Möglichkeit der Verwendung ökonomischerer und leichterer Maschinen. Da man
gegenwärtig allen Propellerschrauben so ziemlich die gleiche Steigung gibt, so
werden, wo zwei kleinere Schrauben eine größere ersetzen, jene eine größere
Umdrehungszahl haben müssen, um in beiden Fällen die gleiche relative
Geschwindigkeit gegen die Wasserfläche zu erzielen. Die Maschinen für solche Schiffe
mit zwei Schrauben werden somit mehr Umdrehungen machen müssen, und dadurch wegen
der größeren Gleichförmigkeit der Bewegung und kürzeren Zeit zum Abkühlen der
Cylinder mehr geeignet seyn, mit höheren Expansionsgraden zu arbeiten. Da die Kraft
der Maschine aber in zwei gleiche Theile getheilt, jede einzelne Maschine daher
schwächer ist, so wird auch die Erhöhung der Kolbengeschwindigkeit und dadurch eine
leichtere Bauart möglich werden, als bei den gewöhnlichen Schraubenschiffen von
gleicher Kraft.
Die Anordnung der Maschinen wird erleichtert; so werden horizontale Maschinen, deren
Cylinder senkrecht zur Schraubenwelle liegen, sowohl wegen der größeren Distanz
zwischen einer Welle und der davon entfernteren Schiffswand, als auch wegen der
geringeren Größe der Maschinen überhaupt, viel leichter anzubringen seyn,
deßgleichen verticale Maschinen.
Für seichtgehende Schiffe wird bei kleineren Schrauben ein beständiger voller
Eingriff der Schrauben in's Wasser gesicherter erscheinen.
Indem endlich die Wellen zweier Schrauben dem Steuerruder ausweichen, beeinträchtigen
sie dessen Wirkung nicht, ja sie machen dieses in einem gewissen Grade entbehrlich,
da ein solches Schiff sich in seinem normalen Laufe sehr wohl durch die Maschinen
allein steuern läßt. K. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
Architektenvereins, 1865 S. 68.)
Die Getreideschälmaschine von Henckel und Seck in München.
Der Berichterstatter über die internationale Ausstellung zu Cöln im
„Arbeitgeber“ (Juli 1865, Nr. 435) sagt über diese Maschine
Folgendes:
„Eine Maschine, einzig in ihrer Art und von höchster Bedeutung für die
Darstellung unseres wichtigsten Nahrungsmittels, ist die von Henckel und Seck in
München erfundene und von denselben ausgestellte, patentirte Getreideschälmaschine. Dieselbe konnte jeden Tag in
Betrieb gesehen werden, und haben sich täglich Viele mit uns von den
überraschenden Leistungen dieser Maschine überzeugt. Dieses konnte man um so
leichter, als die Herren Henckel und Seck eine Reihe Loupen aufgestellt hatten, durch
welche man ungeschälte Frucht, Schalen und geschälte Frucht getrennt beobachten
konnte. Wir begrüßen diese neue Maschine auf's Beste, da es uns wirklich
scheint, als habe sie die Aufgabe der Getreideenthülsung, soweit dieselbe zu
lösen ist, gelöst. Nach unseren Beobachtungen wurde das Getreide von der den
Kern umgebenden Holzfaserhülle vollkommen befreit, ohne daß der Kern verletzt
oder zerbrochen wurde; ebenso konnte man sich leicht überzeugen, daß die
getrennte Hülse aus reinen Strohfasern bestand. Durch diese Absonderung werden
bedeutende Vortheile in der Müllerei erreicht.
Es wird der Mahlproceß bedeutend vereinfacht und die Qualität der verschiedenen
Mehlsorten um vieles verbessert, weil die das Brod dunkelfärbende Holzfaser
nicht mit in das Mehl gelangt, wie dieß beim Vermahlen von ungeschältem Getreide
immer mehr oder weniger vorkommt. Ebenso wird die Ausbeute an Mehl größer;
namentlich werden, wie von Sachverständigen bereits durch Mahlversuche
constatirt ist, beinahe doppelt soviel feinste Sorten (Nr. 0 u. 1) erzielt als
aus ungeschältem Getreide. So lieferte nach den Mittheilungen der Erfinder eine
gewöhnliche Mühle aus geschältem Weizen 43 Procent Nr. 0 u. 1 Mehl; während
dieselbe Mühle aus ganz gleichem Weizen ungeschält vermahlen nur 24 Procent Nr.
0 u. 1 erzielte. Im Ganzen wurden aus geschältem Weizen 7 Procent mehr Mehl als
aus ungeschältem gewonnen.
Diese letztere Thatsache, und wenn die Mehrproduction auch keine 7 Procent
erreichen sollte, ist allein schon hinreichend, um zu constatiren, wie weit
eingreifend die Schälmaschine in unsere ganzen wirthschaftlichen Verhältnisse
ist. Denn gelten bei der colossalen Getreideproduction sogar nur geringe
Procentsätze der Mehrproduction an Mehl, welche man mit Hülfe dieser Maschine
erzielt, so nehmen schon die dadurch gewonnenen Capitalwerthe riesenhafte
Dimensionen an. Hauptsächlich günstig wird diese Maschine bei der Darstellung
von feineren Sorten Mehl wirten und in allen Mühlen besonders Eingang finden,
die speciell für den Handel mahlen; man gewinnt mit Anwendung der Schälmaschine
nicht bloß mehr von den feineren Sorten Mehl, sondern es liegt auf der Hand, daß
diese Sorten, wie überhaupt das Mehl bis zur geringsten Sorte herab, auch besser
ausfallen muß. Dadurch, daß alle Strohtheile von dem Kern getrennt sind, muß ein
weißeres Mehl erzielt werden; es muß aber auch aus demselben Grund besser und
billiger werden, und billiger zwar deßhalb, weil in dem Mehl aus ungeschältem
Getreide immer noch Strohtheile enthalten sind, welche man ebenfalls für
Mehltheile bezahlen muß; die Anwendung der Schälmaschine schützt uns davor, daß
wir nicht Stroh für Mehl bezahlen müssen.
Ein weiterer Vortheil der Henckel und Seck'schen Maschine ist, daß sie
„brandigen“ Weizen vollkommen reinigt. Unter den Augen
der Jury wurde ein Versuch mit solchem Weizen gemacht, der so brandig war, daß
er zur Verwendung als menschliches Nahrungsmittel kaum brauchbar war. Auf der
Maschine gereinigt, zeigte sich dieser Weizen von allen kranken Theilen befreit
und gab in einer Mühle auf dem Ausstellungsplatz geschroten, ein Schrot, das dem
aus gutem Weizen nahezu gleich kam und sich zur Darstellung guten Mehles
vollkommen eignete. In nassen Jahren, wo oft die ganze Ernte
„brandig“ wird, ist diese Eigenschaft der Maschine von
höchster Bedeutung.
Die Maschine liefert bei verhältnißmäßig geringem Kraftaufwand (2–3
Pferdekräfte) ein Quantum von 8 Centner Weizen per
Stunde. Sie bedarf, da zum Enthülsen keinerlei scharfe Theile verwendet sind,
ein Nachschärfen also nie vorkommt, wenig der Reparatur. Die Maschine speist
sich selbst, wodurch die Bedienung auf ein Minimum reducirt wird. Ihre
Handhabung erfordert keine besonderen Kenntnisse.
Das Getreide wird beim Schälen nicht im Geringsten
erhitzt und leidet ebenso wenig durch „Netzen!“ Es wird
zwar unmittelbar vor dem Eintritt in die Maschine etwas angefeuchtet, das Wasser
aber mit dem Hülsen sofort wieder entfernt, so daß das Getreide trocken die
Maschine verläßt.
Die abgeschälten Hülsen geben nach Mittheilung eines auf der Ausstellung
anwesenden Papierfabrikanten ein ausgezeichnetes Material für die
Papierfabrication. Ihre Menge beträgt 1 1/2–2 Procent vom Weizen.
Ueber die Construction der Maschine können wir, da sie noch nicht in allen
Staaten Deutschlands patentirt ist, nur Folgendes sagen:
Die Maschine besteht aus einem feststehenden eisernen Cylinder von 4 1/4'
Durchmesser und 6' Höhe. In demselben bewegt sich eine aus 15 Terrassen
zusammengesetzte Trommel, welche so eingerichtet ist, daß die Körner genöthigt
werden, sich während des Ganges der Maschine 6–8 Minuten lang an den
Cylinderwänden und unter sich selbst zu reiben, wodurch sich die Schale ablöst.
Diese Reibung findet indeß ohne jeglichen Druck Seitens der Maschine statt; sie
entsteht nur unter dem Einflusse der Centrifugalkraft, während die Hülsen von
dem durch die Trommel erzeugten Wind, durch ein Sieb an der Seite der Maschine,
in die sogenannte Kleienkammer gejagt werden. Hieraus läßt sich der leichte Gang
der Maschine und die Erscheinung, daß keine Körper zerbrochen werden, erklären.
Auch für die Dauerhaftigkeit der Maschine zeugt dieser Umstand.
Soviel wir durch Vergleiche mit den Resultaten, welche andere Schälprocesse
erzielt haben, beurtheilen konnten, arbeitet die Schälmaschine von Henckel und Seck auf die
vollkommenste Weise und entspricht sonach am Beßten ihrem Zweck. Das allgemeine
Urtheil lautete, wenn wir recht unterrichtet sind, sehr günstig für diese
Maschine und wurde ihr die Ministerialmedaille zuerkannt; durch die Cölner
Ausstellung wird diese Maschine bereits Eingang in bedeutenden Mühlen
Deutschlands und Ungarns finden. Hoffen wir, daß die Müllerei, welche, trotz
ihrer vielfachen und complicirten Reinigungsmaschinen, doch noch nicht die
gewünschten Resultate erzielt, sich bald dieser Maschine bemächtigt, und somit
den Mahlproceß vereinfacht und verbessert.“
Die Einschiffung des transatlantischen
Telegraphen-Kabels.
Die Vorbereitungen zur Legung des transatlantischen Telegraphen (worüber zuletzt im
polytechn. Journal Bd. CLXXVI S. 76 berichtet wurde) werden rüstig betrieben. Bis
zum 29. Juni wird das Riesenschiff „Great Eastern“
voraussichtlich 7000 Tonnen Kabeltau bergen; 7000 Tonnen Kohlen hat er bereits an
Bord und diese sollen noch um 1500 vermehrt werden. Im Ganzen wird er eine Last von
etwa 21,000 Tonnen bei einem mittleren Tiefgange von 32 1/2 Fuß tragen. Es ist das
allerdings eine gewaltige Belastung; doch würden selbst 24,000 Tonnen für den
„Great Eastern“ nicht zu viel seyn. Am 24. Juni verläßt er
den Medway und begibt sich nach der Nore, der Themsemündung, um dort noch Kohlen und
verschiedene andere Vorräthe einzunehmen. Von da soll dann am 6. oder 7. Juli die
Reise nach Valentin an der Westküste Irlands angetreten werden, wo das Schiff
vermuthlich am 9. oder 10. Juli ankommen und mit den Kriegsschiffen
„Terrible“ und „Sphinx,“ die ihm das
Geleit geben sollen, zusammentreffen wird. Vorsichtshalber wird er sich der irischen
Küste nicht auf mehr als 20–25 engl. Meilen nähern und sich in der Nähe von
Valentin nur so lange aufhalten, bis die Zusammenfügung des Hauptkabels mit dem
gewaltig schweren und starken, ungefähr 25 engl. Meilen langen Tau am Ufer ende
vollendet ist. Für das bei Neufundland zu legende entgegengesetzte Uferende ist nur
eine Länge von 3 Meilen erforderlich, und dieses Stück Kabeltau nimmt der
„Great Eastern“ mit sich. Man glaubt und hofft, daß das
Schiff, während die Operation der Kabellegung vor sich geht, stündlich 6 Knoten
zurücklegen wird. Stürme sind auf dem Cours, den der
„Great Eastern“ einzuhalten hat, während der Zeit seiner
Ueberfahrt schwerlich zu befürchten, und wahrscheinlich wird die
Telegraphen-Verbindung zwischen England und Amerika spätestens am 20. oder
21. Juli hergestellt seyn. Was das Tau selbst betrifft, so wird es als das
vollkommenste geschildert, welches überhaupt bis jetzt existirt. Die Meerestiefe auf
der Strecke, wo es gelegt wird, variirt zwischen 1500 und 2500 Faden. (Berggeist,
1865, Nr. 50.)
Preise der atlantischen Telegraphencompagnie für Depeschen von
Europa nach Amerika.
Die atlantische Telegraphencompagnie in London hat an die Oberbehörden der
verschiedenen Telegrapheninstitute ein vom 1. Juli datirtes Circular erlassen, durch
welches die baldige Eröffnung der telegraphischen Verbindung zwischen Europa und
Amerika angezeigt, und vorläufig die Bedingungen mitgetheilt werden, unter welchen
die Compagnie Telegramme von einem dieser Welttheile zum andern befördert. Die
Preise sind vorderhand: von jeder Telegraphenstation in Europa, England ausgenommen,
nach jeder Telegraphenstation in Amerika für 20 Worte oder weniger, Adresse, Datum
und Unterschrift eingerechnet, nach englischer Währung 21 Pfd. St. oder 252 fl.
südd.; dabei darf aber eine einfache Depesche nicht über 100 Buchstaben betragen.
Jedes Wort weiter, das aber nicht über 5 Buchstaben betragen darf, kostet 21
Shilling oder 12 fl. 36 kr. südd. Die Buchstaben in allen Worten nach den ersten
zwanzig werden immer durch 5 getheilt, und jeder solche Theil oder Bruchtheil
hiervon gilt als ein Wort. Chiffrirte Depeschen und Depeschen in sonstiger
Geheimschrift zahlen den doppelten Betrag. Zahlen werden wie Worte berechnet. Hat
der Bestimmungsort keine Telegraphenstation, so wird die Depesche durch die Post
befördert. Von England aus nach Amerika ist der Preis nur 20 Pfd. St., für Depeschen
von Afrika, Asien und Indien nach Amerika 25 Pfd. St. für 20 Worte.
Ueber das Nobel'sche
Sprengöl.
Die „Borsenhalle“ vom 12. Mai 1. J. schreibt aus Hamburg: Am 6.
Mai wurden in der Nähe von Wandsbeck, in Gegenwart von mehreren Fachmännern und
Kaufleuten unserer Stadt, einige höchst interessante Experimente mit dem vom
Ingenieur Hrn. Alfred Nobel patentirten Sprengmittel
(Nitroglycerin) ausgeführt. Das Nobel'sche Sprengöl hat
die höchst eigenthümliche Eigenschaft, durch bloße Anzündung nicht zu explodiren;
man kann dasselbe sogar weniger feuergefährlich nennen, als gewöhnliches Oel. Denn
sobald der brennende Körper vom Sprengöl entfernt wird, erlischt es. Demungeachtet
entwickelt dieses Sprengöl, welches durch eine besondere Art Zünder zum Explodiren
gebracht wird, eine unverhältnißmäßig viel größere Kraft als Pulver. So z.B. wurde
mit 1/2 Pfd. desselben ein schmiedeeiserner Amboß von circa 300 Pfd. Gewicht mit der geringsten Wandstärke von 4 Zoll gediegenen
Eisens gesprengt. Ein anderer Versuch war für den Laien noch mehr beweisend. In ein
offenes eisernes zweizölliges Gasrohr wurde ein zur Halden Höhe mit Sprengöl
geladener Pistoleulauf hineingelassen. Daß der Pistolenlauf zerrissen wurde, war zu
erwarten, da solches auch mittelst Pulver geschehen wäre. Aber durch die Explosion
des Sprengöls wurde sogar das an beiden Enden offene Gasrohr auf die halbe Länge
desselben zerrissen, und in der Erde, woselbst es eingegraben worden war, hatte sich
eine Höhlung von 4 Fuß Tiefe und 2 bis 3 Fuß Breite gebildet, ein Resultat, welches
in hohem Grade die enorme Kraft des Sprengöls beweist. Für unsere technischen Leser
dürfte es von Interesse seyn, zu erfahren, daß diese Erfindung schon in Schweden in
allgemein praktischen Gebrauch übergegangen ist, und können wir es deßhalb auch nur
im allgemeinen Interesse wünschen, daß das Nobel'sche
Patent-Sprengöl in den weitesten Kreisen bekannt werde, und daß Ingenieure
und Bergleute demselben die Aufmerksamkeit schenken, welche es verdient. Wie in dem
uns vorliegenden ausführlichen Prospectus des Hrn. Nobel
und den beigefügten Attesten nachgewiesen ist, so entsteht durch die Verwendung des
Patent-Sprengöls ein so bedeutender Nutzen, daß ein Bohrloch mit Sprengöl
geladen, 10 bis 15 Bohrlöcher mit Pulverladung ersetzt. Die erwähnten zersprengten
Eisenstücke sind in dem Comptoir des Hrn. Nobel,
Bergstraße Nr. 10 in Hamburg, zu besichtigen.
Sprengversuche in Harzer Gruben mit dem Nobel'schen Sprengöl.
Clausthal, 13. Mai. – An dem heutige Tage sind im
Beiseyn des Hrn. Nobel und dessen Compagnon oder Agenten,
Hrn. Wedekind, auf der Grube Bergmannstrost und später in einem Steinbruche
am Tage Spreng-Versuche mit dem genannten Sprengöle vorgenommen worden, deren
Resultate im Nachstehenden mitgetheilt werden sollen.
Beim Anweisen der Löcher in den weiten Försten der Grube ist man so verfahren, daß
das mittelst dieser Löcher wegzusprengende Gesteinsquantum etwa das 4 bis 6fache von
dem betragen haben würde, was mit einem 20 bis 24 Zoll tiefen, 1 1/4 Zoll im
Pulverraum weiten gewöhnlichen Bohrloche losgesprengt wird. Mit Ausnahme eines 18
Zoll tiefen, 1 Zoll weiten Loches vor einem Ortsbetriebe sind die Löcher
55–60 Zoll tief gebohrt; die unteren 30 Zoll der Löcher haben eine Weite von
1 Zoll gehabt. Das Gestein ist da, wo die Löcher nicht aus dem Bogen oder, wie der
Bergmann sagt, „aus der Presse“ zu heben haben, als guthöbig zu
bezeichnen. Nur bei einigen Löchern trifft die Bezeichnung
„schwerhübig“ zu. Das zum Besatze anscheinend erforderliche
Quantum Sprengöl ist, von dem Hrn. Nobel abgemessen, zum
Theil einfach in die Bohrlöcher gegossen, zum Theil in 10 bis 13 Zoll langen, 7/8
Zoll weiten Blechpatronen in die Bohrlöcher gebracht. Die Entzündung ist in der
Weise geschehen, daß eine etwa 3 Zoll lange hölzerne, mit Pulver gefüllte und mit
einem Sicherheitszünder versehene Kapsel unmittelbar auf das Sprengöl gebracht, oder
in die mit Sprengöl gefüllte Blechhülse eng anschließend einen Zoll weit
eingeschoben wurde, worauf das Loch in gewöhnlicher Weise mit Besatzgrand oder mit
gewöhnlichem Quarzsand fertig besetzt wurde. Die Resultate der Sprengung sind jedoch
ungünstig ausgefallen. Nur das 18 Zoll tiefe Bohrloch
vor dem Orte hat zur Genüge weggehoben. Von sämmtlichen anderen Löchern hat keines
gehoben. Zum Theil ist gar keine Explosion erfolgt, anderen Theils ist nur ein
schwacher, einige Fuß langer Riß nach beiden Seiten des Bohrloches erzielt oder die
Explosion ist auf das Gestein ganz ohne Erfolg geblieben. Nach den hier ausgeführten
Versuchen scheint sich das Sprengöl für Grubenbaue,
welche nicht etwa sehr bedeutende Weitungen und leichthöbiges Gestein besitzen,
nicht zu empfehlen. – Die Versuche in dem Steinbruche haben gleichfalls kein günstiges Resultat ergeben. Hier waren
die Löcher 8 bis 12 Fuß tief und 1 1/2 bis 2 Zoll weit gebohrt. Das Gestein besteht
aus einer guthübigen, zum Theil verwitterten, in Bänken gelagerten Grauwacke. Die
Resultate des ersten 8 Fuß tiefen Loches bestanden in einigen Rissen im Gestein, die
aber nicht genügten, um mittelst Brechstangen, Keilen und Fäustel einen Theil der
wegzusprengenden Gesteinmasse gewinnen zu können. Das zweite etwa 12 Fuß tiefe,
senkrecht niedergebohrte Loch explodirte nicht. Dasselbe wurde sodann nach einiger
Zeit bis auf 90 Zoll Tiefe wieder rein gebohrt, bis auf 68 Zoll Tiefe voll Sprengöl
gegossen, mit 22 Zoll Sand besetzt und angezündet. Das Loch explodirte nun, aber die
ganze Wirkung der Sprengung gieng – wie es von den Besatzverhältnissen auch
wohl nicht anders zu erwarten war – nach oben, indem es die oberste
5–6 Fuß mächtige Lage des durchweg verwitterten und zersetzten
Grauwackengesteins aufwühlte, während die unteren festeren Grauwackenlagen ruhig
liegen geblieben waren, so daß auch diese Sprengung nicht als günstig zu bezeichnen
ist. Dem Vernehmen nach will das hiesige Berg- und Forstamt nochmals in einem anderen Steinbruche
Sprengversuche mit diesem Sprengöle vornehmen lassen. (Berggeist, 1865, Nr. 41.)
Tresca, über das Ausfließen fester
Körper unter Druck durch enge Oeffnungen.
Das Ausfließen fester Körper unter Druck durch enge Oeffnungen ist der Gegenstand
sehr eingehender Untersuchungen des berühmten französischen Physikers Tresca gewesen. Unser Raum gestattet uns nur einige der
Hauptresultate anzuführen. Wird eine Anzahl von Metallscheiben übereinander in einen
Cylinder gelegt, dessen Boden eine Oeffnung besitzt, und dann einem entsprechenden
sehr starken Drucke unterworfen, so dringt ein massiver Stab aus der Oeffnung
hervor, der beim Querdurchschneiden deutlich so viele übereinander lagernde
Schichten zeigt, als Metallscheren eingelegt worden sind. Es fließt also auch der
harte Körper, ähnlich dem Wasser, in seiner ganzen Masse gleichzeitig aus. Der
trichterförmige Strudel, den wir beim Ausfließen des Wassers aus einem Trichter
bemerken, findet sein Abbild in den ineinander gestülpten Schichten der
Metallscheibe. Mit einem Cylinder, den man mit aufeinander folgenden Schichten
verschiedenartig gefärbten plastischen Thons anfüllt und dann dem Drucke eines
Stempels aussetzt, wird man wohl die Tresca'schen
Versuche am einfachsten constatiren können. Es ist die Frage, ob man nicht von
letzterem Experiment auch in der Thonwaarenindustrie einst Nutzen ziehen wird. Auch
Eis wird durch einen verhältnißmäßig gar nicht zu großen Druck auf diese Art als
solider Stab herausgepreßt, der nur einzelne Quersprünge zeigt wie sie auch bei Thon
vorkommen. Dieses Experiment ist für die Theorie der Fortbewegung der Gletscher von
schlagender Bedeutung. Durch den Druck der oberen Eismasse wird das Eis als
plastische Masse vorwärts getrieben und kann selbst durch sehr enge Thalstellen
durchpassiren, um sich hinter diesen wieder auszubreiten. (Breslauer
Gewerbeblatt.)
Zur Theorie der Extraction des Goldes aus Erzen und
Hüttenproducten mittelst unterschwefligsauren Salzen.
In einem bezüglichen Aufsatz in der österreichischen Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1865 Nr. 6, weist Hr. Max v. Lill durch
Versuche nach, daß sich beim chlorirenden Rösten Goldchlorid bildet, dieses bei
steigender Temperatur in Chlorür sich verwandelt und als solches mit
unterschwefligsauren Salzen (Kalk, Natron) ein lösliches Doppelsalz von
unterschwefligsaurem Goldoxyoul-Natron (Kalk) bildet (nach Fordos und Gélis = AuO,
S²O² + 3NaO, S²O² + 4HO.) Damit sich aus dem Goldchlorür
beim Rösten kein metallisches Gold ausscheidet, darf in der letzten Periode der
Röstung die Temperatur nicht zu sehr gesteigert werden und es muß überschüssiges,
aus Kochsalz und leicht zersetzbaren schwefelsauren Metalloxyden sich entwickelndes
Chlor vorhanden seyn. Da Goldchlorür, in kaltem Wasser unlöslich, durch dieses im
Dunkeln langsam, durch heißes Wasser aber sogleich in Goldchlorid und metallisches
Gold umgewandelt wird, so kann eine Behandlung des Röstgutes mit Wasser, wie beim
Kiß'schen Proceß, vor der Extraction mit
unterschwefligsaurem Salz die Entgoldung vermindern. Die äußerst feine Vertheilung
des Goldchlorürs in den dasselbe umhüllenden Erzpartikeln oder Gangarten, oder die
Bildung eines Doppelsalzes von NaCl, AuCl, welches namentlich bei Abschluß von Luft
anhaltendes Rothglühen ohne Zersetzung aushält, können hinsichtlich der Zerlegung
des während der Röstung gebildeten Goldchlorürs günstig wirken.
Gatellier's Glasiren der Röhren und
Muffeln zur Zinkdestillation.
Dieses Glasirverfahren (mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 278)
empfiehlt sich nicht für Muffeln zur Zinkdestillation nach schlesischer Methode, wie in Oberschlesien abgeführte Versuche ergeben
haben. Man erhielt in glasirten Muffeln einmal etwas mehr, aber zweimal weniger
Zink, als in unglasirten. Daß eine Glasur bei den oberschlesischen Muffeln sich
nicht wirksam zeigt, hat wohl seinen Grund darin, daß sie dichter sind, also kein
oder nur wenig Zink absorbiren und durch die Flugasche der mageren Kohlen bei den
gleichmäßig vertheilten Zügen alsbald völlig glasirt werden. Weil sie kein Zink
absorbiren, läßt sich die Masse der alten Muffeln (Muffelschlacke) als Zusatz zum
Muffelthon verwenden, während man bei belgischen Röhren als solchen Chamotte
verwenden muß, weil die Röhren viel Zink einsaugen. Daß sich bei belgischen Röhren
eine Glasur gut bewährt hat, mag darin, den schlesischen Muffeln gegenüber, seinen
Grund haben, daß sich der belgische Thon im Feuer poröser zeigt, die Flugasche der
fetten Kohlen vielleicht zur Glasurbildung weniger geneigt ist, auch die einen
scharfen Zug nach oben bewirkende Esse der Bildung einer natürlichen Glasur
hinderlich wird. Bei den schlesischen Versuchen wurden zur Glasur verwandt 2 1/2
Pfd. Kochsalz, 24 Loth Gummi arabicum und 2 1/2 Quart
Wasser oder resp. 4 Pfund, 1 Pfd. und 4 Quart oder resp. 5 Pfd. 3 Loth, 1 Pfd. 3 Loth und 4 1/2, Quart pro Muffel. (Berggeist, 1865, Nr. 8.)
Das Glasiren der Dachziegel.
Dasselbe besteht darin, daß man der äußeren Oberfläche des Ziegels einen dünnen
Ueberzug gibt, der sich bei der Temperatur, welche zum Garwerden des Ziegels
erforderlich ist, in eine glasartige Masse verwandelt. Bei allen Glasurmischungen
muß darauf geachtet werden, daß die Mischung nicht zu leichtflüssig wird, damit der
Ziegel selbst seine Gare erhalten kann und anderseits, daß sie nicht zu
strengflüssig ist, damit die Thonmasse nicht verbrennt, ehe die Glasur zum Flusse
kommt; es wird also die Mischung von der Beschaffenheit des Thones abhängen. In
Holland nimmt man z.B. 20 Pfd. Bleiglätte, 3 Pfd. Braunstein und soviel Thon, daß
eine aus Thon gebildete Kugel sich in der Glasurmasse schwimmend erhält; die Masse
wird allerdings sehr strengflüssig seyn und sich daher für viele Thonarten nicht
eignen. Als Anhalt können folgende in München durch sorgfältige Versuche
festgestellte Glasuren dienen.
Mischungen der Ziegelmasse:
1)
1 Raumth.
Letten
2)
1 Raumth.
Mergel,
3)
1 Raumth.
Mergel,
1/2 „
rothe Lehmerde,
1 „
Quarzsand,
1 „
Alaunerde,
1 „
Quarzsaud,
1 „
Kreide,
1 „
Quarzsand.
Mischungen der Glasuren:
für Ziegelmasse 1) und 2).
für Ziegelmasse 3).
Bleiasche
12 Gewichtsth.
Bleiglätte
16
Gewichtsth.
Silberglätte
4
„
–
„
Quarzsand
3
„
5
„
Alaunerde
4
„
–
„
Kochsalz
2
„
–
„
gestoßenes Glas
3
„
4
„
Salpeter
1
rothe Erde
1
„
Zur Färbung werden verwendet:
für Dunkelviolettbraun „
Violett „ Grün „
Hellblau „ Goldgelb
1/2 Pfd. Braunstein.1/4
„
„1/4
„ Kupferasche1/2 Loth
Kobaltoxyd1/2 Pfd. Antimon
auf 10 Pfd.der Glasurmasse.
Die Materialien werden jedes für sich in einem eisernen Mörser möglichst fein
gestoßen und erst einzeln, dann vermischt auf der Glasurmühle mit Wasser, worin
feiner Thon aufgelöst ist, so lange gemahlen, bis nichts mehr Sandartiges darin
erscheint. Früher trug man die Glasur trocken auf, besser aber ist das Glasiren auf
nassem Wege. Die Ziegel werden auf beiden Flächen rein abgerieben und, indem sie
beinahe lothrecht über das mit Glasur gefüllte Gefäß gehalten werden, gleichmäßig
überstrichen; sie saugen die Flüssigkeit so schnell ein, daß sie bald nachher wieder
auf Haufen gestellt werden können. Bei einiger Fertigkeit kann ein Arbeiter recht
wohl 5–6000 Stück in einem Tag überziehen. L. S. (Deutsche Industriezeitung,
1865, Nr. 26.)
Ersatzmittel für gelbes Glas für Photographen.
W. Sydney Gibbons von Melbourne nimmt eine mit saurem
chromsaurem Kali versetzte Lösung von Gelatine und streicht damit dünne Gaze oder
andere lockere Gewebe an. Dieß gibt ein Material, das für die photochemischen
Strahlen undurchdringlich ist und doch genügend Licht durchläßt. Setzt man diese
Mischung dem Lichte aus, so wird sie bekanntlich in Wasser unlöslich. Mischt man ihr
Pigmente, z.B. Ruß, bei und exponirt den Anstrich nachträglich den Sonnenstrahlen,
so kann man ihn mit Wasser reinigen, ohne ihn zu beschädigen. Flaschen mit
lichtempfindlichen Substanzen, wie Chlorwasser, salpetersaurem Silber etc., werden
durch einen solchen Anstrich, mit oder ohne Zusatz von Pigmenten, vollständig
undurchdringlich für die chemischen Strahlen. (Breslauer Gewerbeblatt.)
Verfahren zur Darstellung von Fluorsilicium in großem
Maaßstabe.
Gay-Lussac hat gefunden, daß man durch
Zusammenschmelzen von Kieselsäure mit Fluorcalcium (Flußspath) bei hoher Temperatur
Fluorsilicium erhält; dabei werden aber nur 30 Proc. des im Fluorcalcium enthaltenen
Fluors zur Bildung von Fluorsilicium verwendet.
Die Methode zur Gewinnung von Fluorsilicium, welche sich R. A. Brooman in London (als Mittheilung von C. M. Tessier
du Motay und Ed. Karcher in Saarbrücken) am 14.
Juli 1864 patentiren ließ, gestattet 66–68 Proc. von dem gesammten
Fluorgehalte des verwendeten Flußspathes zu gewinnen. Wird in einem geschlossenen
Tiegel, welcher mit Röhren versehen ist, ein inniges Gemenge von 11 Aequiv.
Kieselerde und 18 Aeq. Fluorcalcium in Gegenwart von Kohle geschmolzen, so erhält man unter Entbindung von Kohlenoxydgas 4
Aequiv. Fluorsilicium, mit 2/3 von dem im Flußspath enthaltenen Fluor, indem die
Kohle reducirend auf einen Theil des Sauerstoffes der Kieselsäure wirkt und die
directe Verbindung von Fluor und Silicium zu Fluorsilicium befördert. Vergrößert man
das Verhältniß der Kieselsäure und Kohle zu dem Fluorcalcium, und setzt als
Flußmittel eine entsprechende Menge Thon zu, so erhält man 68 Proc. von dem
Fluorgehalte des Flußspathes.
Im Großen läßt sich das Verfahren auf eine der beiden folgenden Weisen ausführen:
1) Trockene Blöcke, welche 11 Aeq. Kieselerde, 18 Aeq. Fluorcalcium, 30 Aeq. Kohle
und eine geeignete Menge Thon enthalten, werden in einer Retorte oder Muffel zum
Schmelzen erhitzt, welche mit einer Condensationsvorrichtung zur Gewinnung von
Fluorwasserstoffsäure (und gallertartiger Kieselerde) mittelst Wasser aus dem
Fluorsilicium versehen ist.
2) In einem Schachtofen, ähnlich den zum Schmelzen von Eisenerzen gebräuchlichen,
werden Blöcke, welche 11 Aeq. Kieselerde, 18 Aeq. Fluorcalcium und eine geeignete
Menge Thon enthalten, mit so viel Kohle erhitzt, als zur Reduction der Kieselerde
wie zum Schmelzen der Masse nöthig ist. (London Journal of
arts, Juli 1865, S. 16.)
Hinsichtlich der technischen Verwendbarkeit des Fluorsiliciums und seiner
Zesetzungsproducte verweisen wir auf Dr. Rud. Wagner's Bemerkungen im polytechn. Journal Bd. CLXXII S.
381. Die Redact.
Eine Verbesserung im Gerbereiwesen.
Die zu gerbenden Häute wurden bekanntlich bisher durch das
„Schwitzen“ von den Haaren befreit, d.h. durch die
Einleitung einer Fäulniß. Die auf diese Weise bewirkte
Lockerung der Haare in der Wurzel erfordert immerhin noch einen ziemlichen
Kraftaufwand, um sie von der Haut wirklich abzustoßen (abzupählen).
Jene Fäulniß und dieses gewaltsame Abstoßen der Haare entzieht den Häuten
unbestreitbar ein gewisses Quantum thierischen Leim und überhaupt Material, so daß
das Leder dadurch an Festigkeit und besonders an Gewicht verliert. Dieß muß der Fall
seyn, wenn auch das „Schwitzen“ auf das nothwendigste Maaß
beschränkt bleibt; sehr leicht wird aber dieses Maaß überschritten, und dann ist der Schaden am Leder
natürlich noch größer.
Um diese Nachtheile zu vermeiden, ist neuerdings ein ganz anderer Weg eingeschlagen
worden, die Häute zu enthaaren; und zwar geschieht dieß dadurch, daß die rohen Häute
kalten Wasserdünsten ausgesetzt werden. Diese
Wasserdünste lassen sich leicht in der Art erzeugen, daß man in einen dicht
verschlossenen Raum (wozu am besten der bisherige Schwitzraum benützt wird) durch
Rinnen Wasser hereinleitet, und dieses durch eine einfache Vorrichtung zerstäuben
läßt. Die so entstandenen Wasserdünste dringen, soferne sie nirgends einen Ausweg
finden, in die Poren der in einem solchen Raume aufgehängten Häute und weichen die
Häute so innig durch, daß sich die Haare nach 5 10 Tagen ganz leicht von der Haut
entfernen lassen.
Was die Art der Aufhängung der Häute betrifft, so muß diese natürlich so geschehen,
daß die Haarseite für den Zutritt der Wasserdünste völlig frei gelegt ist. Sind die
Häute auf die angegebene Weise zubereitet, so geht das Enthaaren derselben so leicht
von statten, daß ein Mann in der gleichen Zeit 3mal mehr Häute enthaaren kann, als
nach der bisherigen Methode.
Bei der angegebenen neuen Art der Zubereitung der Häute, welche man mit
„Kaltwasserschwitze“ bezeichnen mag, obgleich hier gar
keine Erhitzung der Haut und somit nichts vorkommt, was man mit Schwitzen im
eigentlichen Sinne bezeichnen könnte, tritt selbstverständlich keine Fäulniß ein,
ebenso fällt daher der üble Geruch weg, und ist auch keine Gefahr, die Häute zu
beschädigen, wenn sie länger als durchaus erforderlich den Wasserdünsten ausgesetzt
bleiben.
Die erforderliche Dauer der Zubereitung hängt ab von der
Menge des zugeleiteten Wassers, dem Maaße seiner Verdunstung, und endlich von der
mehr oder weniger vollständigen Luftabschließung.
Das Uebergewicht, welches durch die Schonung der Häute auf diesem Wege gewonnen wird,
beträgt auf eine 60pfündige Salzhaut 3–4 Pfund. Solche Häute nehmen
allerdings etwas mehr Lohe an, dafür ist aber auch das Leder um so viel fester und
schöner.
Die Redaction der deutschen Gerberzeitung (Berlin, Klosterstraße Nr. 79), der wir
diese Notizen entnehmen, verspricht erforderlichen Falles auf Anfrage noch weitere
Aufklärungen zu geben.
Putzjute zum Reinigen von Maschinen.
Der hohe Preis der Baumwolle veranlaßte die Herren Spiegelberg und Comp., Besitzer der
Jutegarnspinnerei in Vechelde bei Braunschweig, die zum Reinigen von Maschinen
angewandte Putzbaumwolle durch Putzjute zu ersetzen. Diese nimmt das Oel eben so
leicht an als die Putzbaumwolle und läßt sich auch mit derselben Leichtigkeit wieder
reinigen. Der Preis ist viel niedriger; denn während der Centner Putzbaumwolle auf
11 Thlr. zu stehen kommt, kostet der Centner Putzjute nur 7 Thaler. Dieses neue
Putzmittel ist bereits auf der k. württembergischen Eisenbahn, auf den k.
sächsischen Staatsbahnen und in den Fabriken von Klett
und Comp. in Nürnberg und Georg Egestorf in Hannover etc. mit gutem Erfolg in Anwendung gebracht.
(Deutsche Industriezeitung.)
Mittel zum Schutze von Insectensammlungen gegen die Zerstörung
durch andere Insecten.
Hierzu schlägt Hr. Gerber eine Lösung von 10 Procent
Carbolsäure in Aether vor. Wir glauben, daß der Erfolg ein sehr guter seyn muß. Auch
bei ausgestopften Thieren wäre diese Mischung statt des
Sublimats, der Arsenikseife etc. zu empfehlen. (Breslauer Gewerbeblatt.)