Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. , S. 326 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber rauchverzehrende Dampfkessel-Feuerungen.
In einem Briefe vom 13. März d. J. hat der Präsident der Société industrielle in Mülhausen dem kaiserl. französischen
Minister der öffentlichen Arbeiten, des Handels und des Ackerbaues, vorerst für das
neue Dampfkesselgesetz vom 25. Januar d. J. gedankt, welches mehrere Vorschriften
des älteren Gesetzes von 1843 mildert oder abschafft, und dann bemerkt, daß er die
den Dampfkesselbesitzern zugestandene Frist von sechs Monaten, um an ihren Oefen
eine Rauchverbrennungsvorrichtung anzubringenMan sehe Art. 19 des neuen französischen Dampfkesselgesetzes, in diesem
Journal Bd. CLXXVI S. 261., für eine zu beschränkte halte. Er kenne nämlich, sagt er, kein praktisches Mittel um diese Aufgabe in genügender Weise
zu lösen, das heißt ohne das Gewicht des verzehrten
Brennmaterials beträchtlich zu erhöhen und ohne von Seite des Heizers eine
andauernde Aufmerksamkeit zu fordern, die er zwar während der kurzen Dauer eines
Versuches bethätigen, welche man aber niemals im ganzen Verlauf seiner normalen
Arbeit von ihm erlangen kann.
Auf die Bitte, jene Frist bis zu dem Zeitpunkte auszudehnen, wo das Problem der
Rauchverzehrung vollständig gelöst seyn wird, hat der Herr Minister geantwortet:
„Das Dampfkesselgesetz von 1865 wollte das allgemeine Princip aufstellen,
nach welchem sich die Dampfkesselbesitzer zu richten haben, wie es bei allen
Eisenbahnconcessionen geschieht; es wollte ihnen das Ziel bezeichnen, nach
welchem sie streben müssen, wobei es ihnen überlassen bleibt dasjenige Verfahren
anzuwenden, wodurch jenes Resultat am besten erreicht wird.“
„Daß man bis jetzt noch keinen rauchverzehrenden Apparat erfunden hat,
welcher den Rauch vollständig verschwinden macht, habe ich weder zu bestreiten
noch zuzugeben; soviel ist aber gewiß, daß man eine Anzahl von Mechanismen
kennt, welche wirksam genug sind, damit die Fabriköfen, an denen sie angebracht
werden, nicht mehr Rauch geben als die gewöhnlichen Schornsteine der
Wohngebäude. Man kann daher das Problem als nahezu gelöst betrachten; übrigens
müssen in den Fällen, wo Klagen erhoben werden, die Gerichte entscheiden, ob die
Dampfkesselbesitzer ihrerseits Alles gethan haben, um die Vorschriften des
Gesetzes auszuführen.“ (Armengaud's
Génie industriel, Juli 1865, S. 32.)
Ueber die Ursachen und die Natur des Bruches schmiedeeiserner
Wellen, von W. Wedding.
Hierüber sprach Hr. Maschinenfabrikant W. Wedding in
Berlin in der Versammlung des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im März d. J.
Durch das Vorkommen des Bruches einer schmiedeeisernen Welle in seiner Fabrik sey er
zur Ueberzeugung gelangt, daß die Theorie, ein Bruch erfolge, wenn durch Stöße oder
Erschütterungen das Eisen krystallinische Textur annehme, unhaltbar sey. Die
genannte Welle war keinerlei Stößen oder Erschütterungen ausgesetzt; außerdem sey es
nicht denkbar, daß ein Verschieben der einzelnen Molecüle des Eisens stattfinde. Ein
directer Versuch, dessen Ergebnisse mit den Erfahrungen des Obermaschinenmeisters
Wöhler übereinstimmen, lasse eine einfachere
Erklärung des Umstandes zu. Eine Welle wurde an dem einen Ende in ein Lager gelegt,
während das andere freie Ende mit einem Gewicht belastet wurde. Hierdurch werden die
Fasern des oberen Theiles der Welle verhältnißmäßig durch die Durchbiegung
ausgedehnt und die unteren zusammengedrückt; beim Rotiren der Welle geschieht dieß
nun abwechselnd, und auf diese Weise werden die Fasern zerstört. Bei dem angegebenen
Versuch erfolgte der Bruch der Welle in 4 Stunden. Die Beschaffenheit des Bruches
des Schmiedeeisens richtet sich darnach, ob derselbe rasch oder langsam entsteht;
bei plötzlichem Bruch brechen die Fasern kurz ab und verlieren dadurch das sehnige
Ansehen; wo eine wirklich krystallinische Textur sich zeigt, ist anzunehmen, daß das
betreffende Eisen nicht krystallinisch geworden, sondern gewesen sey. Der
Vortragende zeigte Proben von auf verschiedene Weise hergestellten Brüchen vor und
machte noch darauf aufmerksam, wie prekär die Anwendung des Eisens in der Industrie
und in dem ganzen Bauwesen seyn würde, wenn die Theorie über das
Krystallinischwerden durch Stoß und Erschütterung und die demnächstige Zerstörung
des Eisens eine richtige wäre. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfleißes in Preußen, 1865 S. 50.)
Becquerel's Darstellung reinen
Eisens zu Elektromagneten.
Das Eisen zu Elektromagneten muß vorzugsweise rein, weich und frei von Kohlenstoff
und anderen Verunreinigungen seyn, damit es durch den galvanischen Strom möglichst
stark magnetisirt werde und den angenommenen Magnetismus nach Oeffnung des Stroms
möglichst rasch, fast augenblicklich verliere. Bisher suchte man das chemisch reine
Eisen mittelst Reduction des gefällten Eisenoxydes durch Wasserstoff zu erhalten.
Das so dargestellte Eisenpulver läßt sich durch Comprimiren und Schmieden gleich dem
Platin vereinigen. Becquerel will dasselbe jetzt auf
galvanischem Wege darstellen. Er nimmt ein weites Uförmiges Glasrohr, dessen einen Schenkel er mit einer Lösung von
Eisenvitriol, dessen anderen Schenkel er mit einer Kochsalzlösung füllt. In beide
Schenkel taucht er Platinbleche ein, die er durch Drähte mit dem positiven und dem
negativen Pole einer constanten galvanischen Batterie von 3 Zellen verbindet. Der
Strom wird so regulirt, daß sich kaum eine Spur von Wasserstoff entwickelt. Am
positiven Pole bildet sich dann ein Doppelsalz von Eisenvitriol und Glaubersalz, und
am negativen Pole setzt sich metallisches Eisen ab. Dasselbe ist vollkommen rein und
wird durch den Magnet stärker als irgend ein anderes Eisen angezogen.
Ich glaube, daß man durch Puddeln eines Spiegeleisens mit Bleioxyd wahrscheinlich das
reinste Eisen erhalten dürfte. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1865, Nr. 16.)
Legirung für Zapfenlager von Th. Dunlevie in Dublin und John Jones in
Liverpool.
Diese Legirung wird aus Zink und Zinn, mit dem Zusatze einer geringen Menge Kupfer
und einer kleinen Quantität Antimon dargestellt, und zwar auf folgende Weise:
Zunächst schmilzt man in einem gewöhnlichen Schmelztiegel 4 Unzen Kupfer ein, setzt
dem flüssigen Metalle 16 Unzen Bergzinn und eine geringe Menge Antimon hinzu und
gießt das Ganze, wenn es zusammengeschmolzen ist, in eine Zainform aus. Darauf
bringt man in einem besonderen Tiegel 128 Unzen Zink und 96 Unzen Bergzinn zum
Schmelzen, setzt dann den aus Zinn, Kupfer und Antimon bestehenden Zain der
geschmolzenen Legirung zu und bringt den Tiegel von Neuem in's Feuer. Bei
Beobachtung der angegebenen Mengenverhältnisse und der nöthigen Vorsicht beim
Einschmelzen erhält man eine sehr dauerhafte Legirung, welche sich ganz besonders
dadurch auszeichnet, daß sie sich in Folge der Reibung der Zapfen nur in geringem
Grade erhitzt. – Patentirt in England am 19. Mai 1864. (London Journal of arts, April 1865, S. 205.)
Darstellung des krystallisirten Goldchlorids.
Auf die Dubliner internationale Ausstellung, welche am 9. Mai d. J. eröffnet wurde,
hatten die HHrn. Johnson, Matthey und Comp. in London das Goldchlorid von glänzender
Orangefarbe und in deutlichen Nadeln vollkommen trocken geliefert. Um das
Goldchlorid (das sogenannte saure Goldchlorid, eine
Verbindung von Goldchlorid und Chlorwasserstoffsäure) von diesem Ansehen zu
erhalten, muß man einen besonderen Kunstgriff anwenden. Da das Goldchlorid ein sehr
lösliches und zerfließendes Salz ist, so pflegt man die Goldlösung so weit
abzudampfen, daß sie beim Erkalten zu einer dunkelrothen und krystallinischen Masse
erstarrt. Läßt man aber die Lösung langsam abkühlen, ohne den Punkt abzuwarten, wo
sie wirklich erstarrt und gießt dann von den schon gebildeten Krystallen den noch
flüssigen Theil ab, so erhält man eine Masse von den glänzendsten Farben, welche aus
einem Netzwerk deutlicher Prismen besteht. Das auf diese Weise erhaltene Product ist
weniger hygroskopisch als das gewöhnliche Salz. (Chemical
News, Juni 1865, S. 283.)
Ueber die Anwendung von Zink statt Natrium bei der
Aluminiumerzeugung nach Basset.
In der Versammlung des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im März d. J., erläuterte
Hr. Bergassessor Dr. Wedding
das Verhalten der Erdmetalle zu den Halogenen und die Reductionsfähigkeit der
Haloidsalze durch die Alkalimetalle, wobei er erwähnte, daß die Entdeckung Basset's (mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CLXXIII
S. 359), daß Zink statt Natrium bei der Aluminiumerzeugung angewendet werden könne,
von großer Bedeutung, übrigens durch Versuche von ihm selbst als richtig befunden sey. Es sey hierbei höhere
Temperatur und daher viel Vorsicht nöthig.
Von dem Chemiker Hrn. Specht in Berlin gieng bei dem
Verein später ein Schreiben ein, worin er mittheilt, daß er auf Grund vieler
Untersuchungen die Angaben des Hrn. Dr. Wedding bezüglich des Basset'schen Verfahrens nur bestätigen könne, indem er schon im Anfange 1860
bei Versuchen über billigere Herstellung des Aluminiums die Zersetzung des
Chloraluminiums durch Zink aufgefunden und anderen Methoden gegenüber als die beste
und für die Praxis geeignetste festgehalten habe. (Verhandlungen des Vereins zur
Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1865 S. 51.)
Zur Kenntniß des Indiums, von Dr.
Cl. Winkler.
Das in den Freiberger Hütten fabricirte Zink enthält neben geringen Mengen Blei,
Eisen, Arsen, Cadmium, 0,0448 Proc. Indium. Zu seiner Abscheidung daraus löst man
das zweckmäßig granulirte Zink in verdünnter Schwefel- oder Salzsäure und
kocht, bis alle Gasentwickelung aufgehört hat. Der entstandene metallische
Niederschlag enthält
alles Indium neben Blei u.s.w., wenn man die Vorsicht gebraucht hat, etwas Zink
ungelöst zurückzulassen. Hat man indiumhaltige Lösungen oder ein Product, wie z.B.
das Chlorzink, dessen sich die Entdecker zur Darstellung des Indiums bedienten
(polytechn. Journal Bd. CLXX S. 77), so kann man auch essigsaures Natron zur
Abscheidung benutzen. Diese Methode beruht auf der Neigung des Indiumoxyds, basische
Salze zu bilden. Man setzt der indiumhaltigen Lösung wenig Schwefelsäure zu,
neutralisirt mit kohlensaurem Natron so weit, daß nach dem Umrühren eine schwache
Trübung bleibt, fügt sodann essigsaures Natron zu und kocht. Hierdurch fällt
eisenhaltiges basisch-schwefelsaures Indiumoxyd nebst wenig Zinkoxyd
nieder.
Hat man salz- oder salpetersaure Lösungen des Indiums, so kann man zu seiner
Abscheidung auch den kohlensauren Baryt benutzen, durch den das Oxyd schon in der
Kälte vollständig niedergeschlagen wird. Der Niederschlag enthält gewöhnlich daneben
noch etwas Eisenoxyd, aber kein Zinkoxyd.
Zur völligen Reindarstellung des Indiums löst man den dasselbe haltenden Niederschlag
in Salpetersäure auf, entfernt das meiste Blei durch Schwefelsäure und leitet durch
das Filtrat Schwefelwasserstoff, bis Blei, Kupfer, Cadmium, Arsen u.s.w. völlig
ausgefällt sind. Nach Entfernung des Schwefelwasserstoffes durch Aufkochen oxydirt
man die Flüssigkeit durch chlorsaures Kali und fällt mit überschüssigem Ammoniak.
Hierbei geht ein großer Theil des noch vorhandenen Zinks in Lösung, ein geringerer
bleibt bei dem gefällten Eisen- und Indiumoxyd. Man löst nun nach dem
Auswaschen in verdünnter Essigsäure und fällt mit Schwefelwasserstoff alles Indium
nebst etwas Eisen und Zink. Diese beiden Metalle haften sehr fest an dem Indium und
selbst nach 6maligem Wiederholen oben beschriebener Operation wurde noch
zink- und eisenhaltiges Schwefelindium erhalten.
Zur völligen Reindarstellung des Indiums wird dieser Schwefelniederschlag in
verdünnter Salzsäure gelöst, wobei durch die Schwefelwasserstoffentwickelung das
Eisenchlorid zu Chlorür reducirt wird, und mit hinreichendem kohlensaurem Baryt
versetzt. Nach 12–24 Stunden findet sich alles Indium frei von
Verunreinigungen im Niederschlage, der durch Schwefelsäure vom Baryt befreit
wird.
Zur Darstellung des metallischen Indiums erhitzt man das Oxyd im Porzellantiegel im
Wasserstoffstrome, wobei man der Flüchtigkeit des Indiums wegen große Verluste
erleiden kann, wenn man nicht anfangs das Gas bloß langsam und bei geringerer Hitze
zutreten läßt. Nach erfolgter Reduction findet man das Indium in kleinen
silberglänzenden Kügelchen am Boden des Tiegels, die man durch Schmelzen unter
Cyankalium zu einem Regulus vereinigen kann.
Das Indium besitzt in der Farbe Aehnlichkeit mit Platin und ist bei Weitem weicher
als das Blei. Es färbt stark auf Papier ab. An der Luft verliert es seinen Glanz,
wie es scheint, nicht; bis zur hellen Rothgluth erhitzt verbrennt es mit
violettblauem Licht zu Oxyd, welches die Wände des Gefäßes gelb beschlägt. Das
specifische Gewicht eines ausgewalzten Bleches fand der Verf. = 7,362.
Das Indiumoxyd IuO scheint das einzige Oxyd dieses
Metalles zu seyn. Es ist strohgelb, färbt sich beim Erhitzen vorübergehend rothbraun
und löst sich leicht in Säuren. Das Hydrat ist ein weißer voluminöser Niederschlag,
der in Ammoniak und fixen Alkalien völlig unlöslich ist. Seine Salze sind, so weit
man sie kennt, weiß. – Kohlensaures Indiumoxyd, weißer gelatinöser
Niederschlag, löslich in kohlensaurem Ammoniak und durch Kochen daraus wieder
abscheidbar. Unlöslich in kohlensaurem Kali und Natron. – Phosphorsaures
Indiumoxyd, weiß und voluminös – Oxalsaures Indiumoxyd krystallinisch
– Schwefelsaures Indiumoxyd bildet undeutliche Krystalle –
Salpetersaures Indiumoxyd krystallisirt aus saurer Lösung leicht in büschelförmig
vereinigten Nadeln. – Schwefel-indium wird durch Schwefelwasserstoff
aus essigsaurer Lösung erhalten. Die Gegenwart starker Säuren verhindert diese
Fällung nicht, aber die durch Schwefelammonium. Der hellgelbe Niederschlag löst sich
leicht beim Erwärmen im Fällungsmittel, scheidet sich aber beim Erkalten wieder ab
und zwar mit weißer Farbe.
Die Bestimmung des Atomgewichtes des Indiums führte der Verf. durch Oxydation des
reinen Metalls mittelst Salpetersäure, Glühen und Wägen des Oxydes aus. Er erhielt
In = 35,918 (H = 1) oder
In = 448,9 (O = 100).
– (Journal für praktische Chemie, 1865, Bd. XCIV S. 1.)
Ueber das Vorkommen von Thallium und Indium in einigen Erzen
und Hüttenproducten des Harzes; von Dr. A. Streng, Professor an der königlichen Bergakademie zu
Clausthal.
Das Thallium gehört zu den in den Harzer Erzen allgemein verbreiteten Stoffen, denn
es läßt sich in vielen Hüttenproducten nachweisen. Im Nachstehenden sollen die
Resultate vorläufiger Versuche mitgetheilt werden über das Vorkommen dieses Metalls,
so wie des Indiums in mehreren Erzen und Hüttenproducten, so weit sie durch
Spectral-Beobachtung theils unmittelbar an den betreffenden Körpern selbst,
theils nach einer vorhergehenden chemischen Concentration nachweisbar sind.
Von Erzen sind nur sehr wenige untersucht. Da das Thallium meist im Selenschlamme der
Bleikammern gefunden wird, so lag die Vermuthung nahe, daß auch die Selenerze
thalliumhaltig seyen; indessen hat sich dieß nur theilweise bestätigt:
Selenquecksilber von Clausthal gab keine Thallium-Reaction;
Selenquecksilberblei von Lerbach dagegen gab starke Thallium-Reaction.
a) Oberharzer Hüttenproducte.
Rauch vom Abtreiben des Silbers auf Clausthaler Hütte
gibt starke Thallium-Reaction.
Abzug oder Abstrich vom Abtreiben des Silbers enthält
wenig Thallium.
Rauch vom Schliechschmelzen enthielt wenig
Thallium.
Reichblei vom Pattinsoniren des Lautenthaler Werkbleies enthält nachweisbare Spuren von Thallium.
In allen diesen Oberharzer Erz- und Hüttenproducten war keine Spur von
Indium nachzuweisen.
b) Unterharzer Hüttenproducte vom Verschmelzen der Rammelsberger
Erze.
Mutterlauge von der Verarbeitung der Röstesohlen auf Vitriole enthält viel Thallium und
ist auch verhältnißmäßig reich an Indium.
In der Mutterlauge aus der Zinkvitriol-Siederei zu Juliushütte hat schon
Bunsen das Thallium nachgewiesen (polytechn.
Journal Bd. CLXXV S. 244); dieselbe gibt aber keine Indium-Reaction.
Mutterlauge von der Kupfervitriolsiederei zu Oker (durch Auflösen von Kupfer in
verdünnter Schwefelsäure (polytechn. Journal Bd. CLIV S. 423) gibt sehr starke
Thallium- und Indium-Reaction.
Der bei dieser Auflösung von Kupfer in verdünnter Schwefelsäure sich abscheidende
gold- und silberhaltige Schlamm, in welchem
auch viele andere Verunreinigungen des Kupfers, wie Blei, Arsen, Antimon,
Kobalt, Nickel etc. vorhanden sind, gibt ebenfalls eine sehr starke
Thallium- und Indium-Reaction.
Es ergibt sich hieraus, daß diese genannten Unterharzer Hüttenproducte so reich
sind an den beiden bis jetzt noch so seltenen Metallen, daß man hoffen kann,
diese daraus in größerer Menge darzustellen. Ich bin deßhalb gegenwärtig in
Verbindung mit meinem Assistenten, Hrn. Dr. Hilgenberg, beschäftigt, diese Producte auf Thallium
und Indium zu verarbeiten. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1865, Nr.
23.)
Die Production mineralischer Oele aus Braunkohlentheer in der
Provinz Sachsen.
Bei der großen und trotz dem Sinken der Preise immer noch steigenden Bedeutung der
Mineralöl-Fabricate aus Braunkohlen in der Provinz Sachsen dürfte folgende
Uebersicht über die auf der Thüringer Eisenbahn transportirten Quantitäten derselben
willkommen seyn. Sie betrugen an:
1862
1863
1864
unverarbeitetem Braunkohlentheer
15234
13101
26776
Ctr.
Solaröl
34125
70937
91325
„
Photogen
9946
13140
13933
„
Paraffinöl
1811
7058
8836
„
Paraffin in Platten
4038
7001
8551
„
„
„ Kerzen
8226
10964
12701
„
Kreosot
964
3270
805
„
Kohks
3640
1707
1992
„
––––––––––––––––––––––––––
77972
127178
164919
Ctr.
Hiervon kommen allein auf die Versendungsstation
Weißenfels:
1862
1863
1864
62,069
100,658
126,083
Ctr.
Diese ist also bei Weitem die wichtigste für obigen Artikel; nächst derselben kommt
Zeitz, während Merseburg und Teuchern nur mit geringen Versendungsmengen in Betracht
kommen.
Das Vorkommen der sogenannten Schwelkohle, d.h. der zur Theerbereitung geeigneten,
hellfarbigen Braunkohle, ist bekanntlich in der Gegend zwischen Weißenfels und Zeitz
am reichlichsten und besten, und in dieser baut man noch immerfort Schwelereien und
Paraffinfabriken und erweitert die bestehenden, während in den übrigen
Braunkohlenrevieren, wo die gute Schwelkohle sparsamer auftritt, die Schwelereien
zum Theil kalt liegen und die Solaröl- und Paraffinfabrication noch nicht
recht hat aufkommen wollen.
Die ganze Production mineralischer Oele aus Braunkohlentheer hat im Jahr 1864 gegen
157,500 Centner betragen, wovon also nach obiger Uebersicht stark zwei Drittel auf
der Thüring'schen Eisenbahn versandt sind. An festem Paraffin erzeugte man 34,650
Ctr., davon knapp zwei Drittel zum Eisenbahnversandt.
Der rohe Braunkohlentheer gelangt nur ausnahmsweise auf die Bahn, meistens wird er
durch Landfuhren in Fäßern den Paraffinfabriken zugeführt. Von diesen sind viele mit
Schwelereien verbunden, ohne jedoch den Ankauf von Theer aus anderen Schwelereien
auszuschließen. Da die gesammte Theerproduction auf mehr denn 1/3 Million Centner zu
veranschlagen ist, so erscheint das oben angeführte auf der Thüringer Eisenbahn
versandte Quantum geringfügig.
Was die übrigen Eisenbahnen der Provinz an Mineralproducten transportirt haben, ist
nicht von Bedeutung.
Sehr zu bedauern und dem Aufschwunge dieser wichtigen Industrie nachtheilig ist der
Umstand, daß das Gebiet, worin die Schwelkohle am reichlichsten, ja in größerer
Verbreitung fast ausschließlich aufsetzt, zu den Landestheilen gehört, in welchen
die Kohle nicht zum Regal gehört. Während ringsherum in den altpreußischen
Landestheilen, wo die Kohle dem Bergregal unterworfen ist, der Kohlenbergbau von
allen Lasten befreit und nur der geringen Besteuerung von 2 Procent unterworfen ist,
sind in den vormals sächsischen Landestheilen die Kohlengruben von schweren Abgaben
an den Bodeneigenthümer bedrückt und, was noch schlimmer ist, in der Abgrenzung der
Baufelder von den zufälligen Grenzen des Oberflächen-Eigenthums und den
Launen seiner Besitzer abhängig. Nur selten treiben diese den Bergbau selbst,
sondern sie verkaufen die Bergbauberechtigung an Unternehmer und führen dadurch die
Trennung des unterirdischen Besitzes vom Oberflächeneigenthum, die der Gesetzgeber
sich leider scheute einzuführen, selbst ein. (Berggeist, Juli 1865.)
Die Krankheit der Seidenraupen in Frankreich.
Im französischen Senat kam im Juni d. J., gelegentlich
einer Petition, die Krankheit der Seidenraupen zur Sprache, und es fand über diese
den Ackerbau wie die Industrie so tief berührende Frage eine eingehende Discussion
statt. Dumas, der gelehre Chemiker, erstattete einen
ausführlichen Bericht, in dem er nachzuweisen bemüht war, daß diese Krankheit nicht
von einer Entartung der Maulbeerbäume herrührte, sondern unabhängig von der Nahrung
in dem Körper dieser nützlichen Thiere sich ausbilde. Er kann deßhalb nicht genug
vor dem Umhauen der Maulbeerbäume warnen, zu dem man sich schon an verschiedenen
Punkten Frankreichs voreilig entschlossen hat. Von 1688 bis 1710 hatte in Frankreich
eine ähnliche Krankheit ihre Verheerungen unter den Seidenraupen angerichtet. Auch
damals hatte man beinahe überall, das vorsichtige Languedoc ausgenommen, die
Maulbeerbäume, als nunmehr unnütz, umgehauen und es später bitter bereut. Nach der
Versicherung des Hrn. Dumas beschränkt sich diese
Krankheit nicht auf die französischen Seidenraupen allein. Man hat von überall her,
aus Italien, dem Orient, Indien, China und Japan Eier kommen lassen; allein auch
diese Raupen erkrankten und kamen um, mit Ausnahme der aus japanischen Eiern
herstammenden, die, unter den gleichen Bedingungen der Pflege und Ernährung,
fortwährend gesund blieben. Es handelt sich also nur darum, sich Eier aus Japan in
hinreichender Menge und billig genug zu verschaffen, um damit überall eine neue
Generation von Seidenraupen heranzuziehen. General d'Hautpoul, der selber eine bedeutende Seidenraupenzucht hat, bestätigt
aus eigener Beobachtung und Erfahrung die Ansichten seines gelehrten Collegen. Er
klagt nur darüber, daß die Eier, welche die Regierung aus Japan holen ließ, allzu
theuer kommen, die Unze 20 Fr., und daß dabei noch die Italiener sich eine Menge
davon durch die Gefälligkeit der französischen Zwischenhändler zu verschaffen
wußten. General d'Hautpoul seinerseits gedenkt den ihm
angehörenden Vorrath bestens zu verwenden, und alle dießjährigen Raupen wiederum nur
zur Producirung von Eiern zu benützen. Auf diese Weise hofft er im Stande zu seyn,
den Preis von 20 Fr., der früher 4 bis 5 Fr. und häufig weniger betrug, bedeutend
herabdrücken zu können. Wenn alle großen Seidenraupenzüchter dem generösen Vorgehen
des Generals d'Hautpoul folgen würden, so könnte dadurch
einer Calamität ein Ende gemacht werden, die mit jedem Jahr für Frankreich
beunruhigender wird. Beinahe 39 Departements im Becken der Rhone und der Garonne
sind mehr oder weniger schwer davon heimgesucht. Das Land verschuldet mehr und mehr,
und viele große mit Maulbeerbäumen bepflanzte Liegenschaften liefern keinen Ertrag
und finden kaum einen Käufer, da, wie Dumas hervorhebt,
der Crédit agricole und der Crédit foncier auf solche Maulbeerbaumpflanzungen
kein Geld mehr herleihen. Der Senat beschloß einstimmig, die betreffende Petition
dem Finanz- und dem Ackerbau-Ministerium zu überweisen.
Der Moniteur vom 20. Juli d. J. veröffentlicht einen
Bericht des Ackerbau- und Handelsministers Béhic über die zweckmäßigste Abhülfe gegen die schweren Nachtheile,
welche die immer mehr um sich greifende Epidemie der Seidenraupen dem Ackerbau und
der Industrie Frankreichs zufügt. Der Normalertrag der Cocons belief sich früher in
Frankreich auf 100 Millionen Francs, und ist von 1863 auf 1864 auf 34 Millionen oder
eigentlich nur auf 24 Millionen herabgesunken, da 10 Millionen für den Ankauf von
Eiern nach dem Ausland wanderten. Bereits 1858 und 1859 hatte eine von der Akademie
der Wissenschaften ernannte Specialcommission die Symptome des Uebels, an allen
Stellen wo sie besonders hervortraten, einer eingehenden Untersuchung unterzogen,
und Hr. v. Quatrefages im Namen dieser Commission über
deren Arbeiten sehr gründliche Berichte erstattet; 1860 wurde ein Commissär nach
China geschickt; außerdem setzte sich die Regierung mit einem Italiener, Hrn. Onesti, in Verbindung, der ein untrügliches Mittel gegen
diese Krankheit gefunden haben wollte, und versprach ihm, für den Fall daß sein
Mittel sich bewähre, eine Belohnung von 500,000 Francs. Allein das Verfahren des
Hrn. Onesti erwies sich nach sämmtlichen in 12
verschiedenen Departements angestellten Erfahrungen als völlig unwirksam. Die aus
Japan eingeführten Eier, welche 1864 so gut geriethen, haben 1865 ebenfalls eine
schlechte Ernte gegeben, und der Minister sieht sich auf Grund der vom Senat ihm
überwiesenen Petition veranlaßt, neuerdings sich an die Wissenschaft und an die
Sachverständigen zu wenden, um neue Untersuchungen durch dieselben anstellen zu
lassen. Die Commission, welche sich nochmals mit dieser hochwichtigen Frage befassen
soll, besteht aus den Akademikern Dumas, v. Quatrefages, Péligot, Pasteur, Claude Bernard und Tulasne, dem
Director des Ackerbaues, Monny de Mornay, sechs
Seidenzüchtern aus den am meisten interessirten Departements, und zwei Mitgliedern
welche der Seidenindustrie und dem Seidenhandel von Paris und Lyon angehören und von
den Handelskammern der beiden Plätze ernannt werden, endlich aus zwei höheren
Beamten des Ackerbauministeriums, den HHrn. Porlier und
Monnier. Der Kaiser hat die Vorschläge des Hrn. Béhic genehmigt. (Die kaiserliche
Acclimatisationsgesellschaft macht bekannt, daß sie keine neuen Schachteln mit
Seidenraupeneiern mehr
verkauft, da man sich den Betrug erlaubt hat die früher von ihr mit japanischen
Eiern angefüllten Schachteln auf's Neue mit europäischen Eiern anzufüllen, und als
von ihr importirte japanische zum zweitenmal zu verkaufen.)
Ueber die Ursachen der Seidenwürmerkrankheit.
Bekanntlich herrschen hierüber zwei verschiedene Meinungen. Wäre es nicht möglich,
daß beide Unrecht hätten und die Wahrheit zwischen ihnen läge; daß nicht der Baum
und nicht die Raupe, sondern die Nahrung die Krankheit veranlasse? Das heißt die Art
und Weise der Nahrung, nicht sowohl das Blatt selbst. Ich habe im vorigen Jahr,
freilich nur vom Standpunkt und mit den Kenntnissen des Dilettanten, aufmerksame
Studien der türkischen Seidenraupenzucht in Brussa gemacht, und dabei das folgende
Resultat gefunden. Alle Raupen, und es waren wirklich im Versuchshofe des Franzosen
Dufour von allen existirenden Gattungen je zwei
Etablissements neben einander aufgestellt, die nach europäischer Weise gefüttert
wurden, waren krank, alle nach türkischer Art gezüchteten gesund. Der Türke gibt
sich nicht die Mühe, seinen Thieren die Blätter des Maulbeerbaums einzusammeln, er
setzt ihnen, sobald sie nur über die allererste unbehülfliche Jugend hinaus sind,
die Zweige selbst vor. Auf den Speichern der Bauernhäuser – viel weniger
sorgsam als man das bei uns nothwendig glaubt – schichtet er die belaubten
Zweige in Vierecken auf. Die Raupen krabbeln in den Stößen lustig aufwärts. Je mehr
sie unten die Blätter auffressen, so daß zuletzt nur noch die Ruthen übrig sind,
desto mehr legt ihnen der Züchter oben neue Zweige zu; die unteren werden dann
herausgezogen, ohne daß dem empfindlichen Thier dadurch die leiseste Belästigung
zugefügt wird. Auf diese Weise wird das Thier gezwungen Bewegung zu machen, die
genossene Nahrung zu verdauen und den Appetit zu neuer zu sammeln. Es wird aber
überdieß vermieden, daß die Blätter, wie das bei der bloßen Blätterfütterung
geschieht, in eine Art von Gährung übergehen, und der Wurm die Nahrung nicht nur auf
eine üble, seiner Natur widerwärtige Weise, sondern auch geradezu vergiftet genießt.
Was unsere Seidenraupen zu Grunde richtet, ist nichts als eine Indigestion des
Magens. Hr. Dufour, der dieses Studium seit Jahren zu
seinem Vergnügen und mit großen Geldopfern betreibt, hat auch beobachtet, daß die
einmal verdorbene Seidenraupenzucht auch krank in ihrer Nachkommenschaft werde. Die
Krankheit ist erblich, aber nicht ansteckend. Mit beitragen zu derselben mag
übrigens wirklich auch das europäische Maulbeerblatt, und insofern mag Hr. v. Liebig zum Theil Recht haben. Der Türke verwendet nicht
den gezähmten, sondern den wilden Maulbeerbaum, und diesen läßt er nicht zum Baum,
sondern nur, schon weil er ihm fortwährend die Zweige abbricht, zum Strauch
aufwachsen. So hätte denn der Türke, den wir verächtlich ob seiner Faulheit
schelten, in seiner Einfalt das Richtige getroffen, weil er, wie dieß die edle Art
des Orientalen ist, sich der Natur näher gehalten hat. Denn daß es der
ursprünglichen Lebensweise der Raupen mehr entspricht auf Zweigen herumzukrabbeln,
statt zwischen Blätterlagen gepappt zu seyn, ist doch einleuchtend. Man versuche
einmal was immer für eine Raupengattung auf so unnatürliche Art zu erziehen, wie das
bei uns mit den Seidenwürmern geschieht, und man sehe wie viele Jahre man auf die
Verderbtheit seiner Zucht warten muß. Gratz, 14. Juli
1865. (Beilage zu Nr. 201 der Allg. Zeitung.)