Titel: | Hydraulische Lochmaschinen von Gebrüder Tangye und Price in Birmingham. |
Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. V., S. 14 |
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V.
Hydraulische Lochmaschinen von Gebrüder Tangye und Price in Birmingham.
Aus der Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
Architektenvereins, 1865 S. 118.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Tangye's hydraulische Lochmaschine.
Die große Bedeutung und Wichtigkeit, welche für jede Eisen verarbeitende Werkstätte
Lochmaschinen überhaupt haben, wurde von Hrn. Director C. Karmarsch in seinem trefflichen Aufsatze über Werkstättenökonomie
(Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins) hervorgehoben, und dabei angeführt,
daß Lochmaschinen nicht nur Zeit, sondern auch Material ersparen helfen.
Große und schwere Durchstoßmaschinen, deren Betrieb zumeist von der Betriebskraft,
welche einer Maschinenwerkstätte zur Verfügung steht, mit besorgt wird, fehlen auch
in der That keiner Maschinenwerkstätte oder Kesselschmiede von einiger Bedeutung:
nichts desto weniger sieht man aber in kleineren Werkstätten und auf provisorisch
hergerichteten Montirungsplätzen im Freien immer noch Bohrleiern und Bohrratschen in
großer Zahl in Verwendung, weil bisher keine Lochmaschine bekannt war, welche bei
großer Leistungsfähigkeit auch die zu ihrer Verwendbarkeit nöthige Leichtigkeit und
Transportirbarkeit hat, und für deren Betrieb eines Mannes Kraft ausreichend
ist.
Die hydraulische Lochmaschine von Gebrüder Tangye u. Price in BirminghamMan vergl. Prof. Rühlmann's Abhandlung im
polytechn. Journal Bd. CLXXV S.
100. ist aber ein Werkzeug, welches von jedem Arbeiter ohne Anstrengung dahin gebracht
werden kann, wo es eben gebraucht wird, denn es wiegt nicht mehr als 57 Zollpfund;
und welches auch von einem Knaben in Betrieb gesetzt werden kann und in der Zeit von
circa 20 Secunden ein Loch von 3/4 Wiener Zoll oder
20 Millimeter Durchmesser in ein 1/2 Zoll oder 13 Millimeter dickes Eisenblech
stanzt. Der Raum, den dieses Werkzeug beansprucht, ist der bescheidensten Werkstätte
gewiß nicht zu groß, und sein Anschaffungspreis ein so geringer, daß selbst eine
verhältnißmäßig kleine Zahl von Löchern durch die Zeit und Materialersparniß die
hierfür gemachte Vorauslage bezahlen kann.
Es wird daher gewiß auch Jedermann interessiren, die genaue innere Einrichtung dieser
Maschine kennen zu lernen und auch zu erfahren, wo und zu welchen Preisen man dieses
Werkzeug in Deutschland kaufen kann und in welchen Größen dasselbe
Constructionsprincip noch ferner von dem englischen Erzeuger benutzt wird.
Figur 28 und
29 zeigen
in größerem Maaßstabe zwei verticale Durchschnitte einer solchen hydraulischen
Lochmaschine. a ist der Wasserbehälter, b der Hebel, mit welchem der Pumpenkolben c in Bewegung gebracht wird, d der Pumpencylinder, e der mit einem ganz
seinen Messinggewebe gedeckte Wasserzuführungscanal, f
der Wasserraum hinter dem Druckventil, welcher nach oben und nach unten durch aus
präparirter Kautschukmasse gepreßte Kappen gedichtet wird, g der eingeschraubte Deckel des oberen Wasserbehälters, h der schmiedeeiserne Preßkolben, in welchen die
Lochstanzen eingeschraubt werden, k der Schlüssel zum
Oeffnen des kleinen Schraubenventils, welches nach dem Lochen das Wasser aus dem
Raume f in den oberen Behälter a zurücktreten läßt, l der Hebel, mit dessen
abgebogenem Winkel der Preßkolben und die Stanze wieder in die Höhe gedrückt wird.
Der Arbeiter hat bloß tropfenweise Wasser aus einem Behälter in einen anderen zu
bringen, wodurch das Wasser den Preßkolben immer tiefer drückt und so endlich das
zwischen den stählernen Dorn und den Ring gelegte Eisen zu lochen im Stande ist.
Diese Lochmaschinen sind somit Brahma'sche Pressen
besonderer Form, und wer je gesehen hat, mit welcher geringen Kraftanstrengung eine
hydraulische Presse die staunenswerthesten Wirkungen hervorbringen kann, der wird
auch die Wirksamkeit dieser Lochmaschinen erklärlich finden. Andererseits kann aber
die überraschende Leichtigkeit, mit welcher diese hydraulischen Lochmaschinen
Eisenschienen von 1/2 bis zu einem ganzen Zoll Dicke lochen, dem Laien die große
Kraft versinnlichen, welche das Wasser vermöge seiner Unzusammendrückbarkeit
auszuüben im Stande ist, und es eignen sich daher diese hydraulischen Lochmaschinen
ihrer Leichtigkeit, compendiösen Form und des verhältnißmäßig geringen
Anschaffungspreises wegen
ganz vorzüglich, um in Schulen und physikalischen Cabineten Brahma's wichtige Erfindung zu erläutern.
Diese Lochmaschinen sind mit destillirtem Wasser gefüllt, damit keine
Verunreinigungen zwischen die feinen Theile der Maschine kommen und auch Wasserstein
sich nie abfetzen kann. Der obere Wasserbehälter a, in
welchem die aus Rothguß genau gearbeitete Wasserpumpe eingeschraubt ist, besteht aus
gegossenem Eisen und ist auf den unteren Theil, der aus einem Stücke compacten
Schmiedeeisens gearbeitet ist, aufgeschraubt. Man sieht aus den beiden verticalen
Durchschnitten der Lochmaschine, daß der obere Wasserbehälter erst dann abgeschraubt
werden kann, wenn das mit dem Schlüssel k zu öffnende
Schraubenventil und die Stopfbüchsenschraubenmutter ganz heraus gedreht worden
sind.
Der untere schmiedeeiserne Wasserbehälter, in welchem der stählerne Preßkolben mit
der unteren Dichtungskappe auf und nieder bewegt wird, ist noch mit einem dünnen
Messingcylinder gefüttert, damit das Wasser das Eisen nicht angreifen kann. Die aus
Flacheisen gebogenen Füße sind besonders an dem schmiedeeisernen Untertheile
angeschraubt und können beim Transport abgeschraubt werden.
Eine solche Lochmaschine kann in jeder beliebigen Stellung gebraucht werden, und man
kann sie auch an der Kette eines Differentialflaschenzuges hängend in Verwendung
bringen.
Gebrüder Tangye und Price in
Birmingham erzeugen diese Lochmaschinen in drei Größen, und bei allen in Vorrath
gemachten Lochmaschinen ist die Entfernung von dem Mittelpunkte der Lochstanze bis
an den schmiedeeisernen Bügel nicht größer als 1 3/4 Zoll oder 46 Millimeter;
braucht man für specielle Zwecke einen größeren und höheren Zwischenraum, so muß das
besonders der Fabrik bestellt werden, es unterliegt aber gar keinem Anstande, daß
dieser Zwischenraum nach Bedarf beliebig groß gemacht werde. Für jeden Zoll oder für
je 27 Millimeter Mehrzwischenraum werden 10 Proc. des Anschaffungspreises der
Lochmaschine mehr begehrt.
Hat man ein Loch zu stanzen, so bringt man das zu lochende Eisen zwischen Ring und
Stanze, schließt das mit dem Schlüssel k zu bewegende
Schraubenventil vollständig und bewegt den Hebel b auf
und nieder. Je schneller dieser Hebel bewegt wird, desto schneller wird Wasser aus
dem oberen Raume in den unteren gebracht und der Kolben mit der Stanze wird um so
eher in den stählernen Ring gedrückt und das zu pressende Loch ist daher auch um so
schneller gestanzt. Nachdem das Loch durchgestoßen ist, wird das Schraubenventil mit
dem Schlüssel k geöffnet und der Hebel l einigemal hinunter gedrückt, wodurch das Wasser in den oberen Behälter
zurücktritt und der Preßkolben sammt der Stanze gehoben wird. Die ganze Manipulation
nimmt so wenig Zeit in Anspruch, daß zwei Arbeiter mit der kleinen Lochmaschine
leicht fünf Löcher von 3/4 Zoll Durchmesser in ein 1/2 Zoll dickes Blech in einer
Minute stanzen können.
In Deutschland wird der Verkauf dieser hydraulischen Lochmaschinen durch J. und G.
Winiwarter in Wien (Riemergasse Nr. 16) vermittelt
und in den größeren Städten werden solche Lochmaschinen stets vorräthig gehalten, so
daß in sehr kurzer Zeit jedem Auftrage entsprochen werden kann. Die Preise, um
welche die drei Größen in Deutschland verkauft werden können, sind folgende:
Lochmaschine Nr. 1 (57 Zollpfd. schwer) locht in 1/2 Zoll oder 13 Millimeter dickes
Eisen Löcher von 3/4 Zoll oder 20 Millimeter Durchmesser und kostet 145 fl. österr.
Währ. Silber oder 96 Thlr. preußisch Courant.
Lochmaschine Nr. 2 (119 Zollpfd. schwer) locht in 3/4 Zoll oder 20 Millim. dickes
Eisen Löcher von 1 Zoll oder 27 Millimeter Durchmesser und kostet 190 fl. österr.
Währ. Silber oder 127 Thlr. preuß. Courant.
Lochmaschine Nr. 3 (256 Zollpfd. schwer) locht in 1 Zoll oder 27 Millimeter dickes
Eisen Löcher von 1 1/4 Zoll oder 34 Millimeter Durchmesser und kostet 290 fl.
österr. Währ. Silber oder 193 Thlr. preuß. Courant.
Jeder Lochmaschine sind eine Stanze und ein Lochring beigegeben; werden weiter noch
Stanzen und Matrizen von verschiedenem oder gleichem Durchmesser verlangt, so kostet
jedes Paar 7,50 fl. österr. Währ. oder 5 Thlr. preuß. Courant.
Gebrüder Tangye und Price
erzeugen auch nach demselben System, wie diese hydraulischen Lochmaschinen
construirt sind, hydraulische Hebewinden, welche entweder mit einem einfachen Fuß
versehen sind, oder auch auf einem eigenen Support mit einer eisernen
Schraubenspindel horizontal seitwärts verschiebbar gemacht werden.
Letztere Form ist bei Maschinenaufstellungen und beim Aufheben von entgleisten
Maschinen besonders praktisch verwendbar.
Die ganze Höhe dieser Winden ist 23 bis 26 Zoll engl. und die Höhe, auf welche jede
Winde vergrößert werden kann, beträgt 10 oder 12 Zoll mehr. Die Preise, um welche
diese Hebewinden von J. und G. Winiwarter bezogen werden
können, sind nach der zu hebenden Last verschieden und folgende:
Eine Winde, welche 4 Tonnen oder 80 Zollctr. heben kann, kostet in Deutschland 85 fl.
österr. Währ. Silber.
Tonnen
Centner Gulden österr. Währ.
Eine Winde für
6
oder
120
105
„ „ „
8
„
160
120
„ „ „
12
„
240
165