Titel: | Ueber Elektro-Metall-Analyse; von C. Luckow in Deutz. |
Autor: | C. Luckow |
Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. XVI., S. 42 |
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XVI.
Ueber Elektro-Metall-Analyse; von
C. Luckow in
Deutz.
(Fortsetzung von Bd. CLXXVII S. 302.)
Ludow, über Bestimmung des Silbers, Wismuths, Bleies und
Mangans.
III. Die Bestimmung des Silbers,
Wismuths, Bleies und Mangans auf elektrolytischem Wege.
Die genannten Metalle bilden, wenn man das eigenthümliche Verhalten ihrer neutralen,
alkalischen und schwachsauren Lösungen unter dem Einflusse des galvanischen Stromes
in Betracht zieht, eine besondere Gruppe. Unterwirft man nämlich die neutralen oder
schwachsauren salpetersauren, essigsauren und schwefelsauren Lösungen dieser vier
Metalle oder eine alkalische Bleilösung der Elektrolyse, so wird Superoxyd am
positiven Pole, aus den Lösungen der drei erstgenannten Metalle neben Superoxyd
gleichzeitig Metall am negativen Pole abgeschieden.
Es gibt noch eine zweite Gruppe von Superoxyd bildenden Metallen. Dieselbe
unterscheidet sich jedoch von ersterer dadurch, daß eine Ausscheidung von Superoxyd
nur in alkalischen Lösungen eintritt; hierzu gehören
das Kobalt und das Nickel.
Die Neigung der einzelnen zur ersten Gruppe gehörenden Metalle, sich bei der
Elektrolyse ihrer obengenannten Lösungen als Superoxyd auszuscheiden, ist jedoch
sehr verschieden. Während aus den neutralen, chlorfreien Lösungen des Mangans alles
Mangan, aus den neutralen und alkalischen Lösungen des Bleies ein großer Theil
desselben als Superoxyd am positiven Pole ausgeschieden wird, ist die Menge des in
neutralen Silberlösungen entstehenden Superoxyds im Verhältniß zur Menge des
gleichzeitig ausgefällten Metalls nur gering, in Wismuthlösungen nur sehr
gering.
Enthalten die Lösungen eine freie Säure, welche weder zersetzend auf das Superoxyd,
noch lösend auf das abgeschiedene Metall wirkt, so verhalten sich solche Lösungen im
Allgemeinen wie die neutralen.
Zu den in Salpetersäure, Essigsäure und Schwefelsäure sehr beständigen Superoxyden
gehören bekanntlich das Blei- und Mangansuperoxd. Dieselben werden selbst von
den genannten concentrirten Säuren in der Kälte nicht zersetzt, und können sich in
Folge dessen bei der Elektrolyse der, eine dieser Säuren in freiem Zustande
enthaltenden Lösungen der genannten Metalle ungehindert am positiven Pole
abscheiden.
Unterwirft man daher eine neutrale oder saure chlorfreie Lösung des Mangans, oder eine mit viel
Salpetersäure angesäuerte Lösung von salpetersaurem Blei der Elektrolyse, so
scheidet sich alles in der Lösung vorhandene Metall als Superoxyd ab, denn auch aus
der Bleilösung wird in diesem Falle die Abscheidung von metallischem Blei durch die
große Menge der vorhandenen freien Säure verhindert. Dieses Verhalten der genannten
beiden Metalle bietet nicht allein ein Mittel zu ihrer Trennung von anderen, sondern
auch ein Mittel zu ihrer qualitativen und quantitativen Bestimmung. Leitet man durch
eine mit viel Salpetersäure angesäuerte, verdünnte Lösung von salpetersaurem Silber
den von 3 bis 4 Meidinger'schen Elementen entwickelten
galvanischen Strom, so verhindert die freie Salpetersäure auch in dieser Lösung die
Abscheidung von metallischem Silber am negativen Pole.
Am positiven Pole aber bildet sich eine braune, wolkenartig denselben umhüllende
Abscheidung, welche in Form und Farbe gar keine Aehnlichkeit mit dem Silbersuperoxyd
hat. Dieselbe scheint eine Lösung von Superoxyd in Salpetersäure zu seyn, besitzt
jedoch nur eine sehr geringe Beständigkeit, da sie, durch die am positiven Pole sich
ablösenden Sauerstoffgasbläschen fortgeführt, in den den Pol umgebenden Schichten
der Lösung schnell wieder verschwindet. – In noch geringerem Grade als in
neutralen bildet sich in sauren Wismuthlösungen ein brauner Beschlag am positiven
Pole.
Nach diesen Vorausschickungen erlaube ich mir im Nachstehenden einige Methoden, das
Silber, Wismuth, Blei und Mangan auf elektrolytischem Wege zu bestimmen,
anzuführen.
1. Die Bestimmung des
Silbers.
Das Silber wird theils auf maaßanalytischem Wege, theils als Chlor- oder
Cyansilber, theils als metallisches Silber bestimmt.
Um es in letzterer Form zu bestimmen, genügt für leicht reducirbare Verbindungen
einfaches Glühen derselben. Aus schwerer reducirbaren Verbindungen, z.B.
Chlorsilber, erhält man metallisches Silber durch Schmelzen mit kohlensauren
Alkalien, durch Kochen mit Kali und Traubenzucker, durch Glühen im
Wasserstoffgasstrome, oder durch Contact mit Zink bei Gegenwart von verdünnter
Schwefelsäure oder Salzsäure. Zur Bestimmung des Silbers in seinen Legirungen
mit unedlen Metallen, namentlich in seiner Legirung mit Blei, wendet man auch
das Verfahren durch Cupellation, durch Abtreiben des mit dem Silber legirten
Metalles an. Bleifreie oder bleiarme Legirungen müssen bekanntlich zu diesem
Zwecke mit einer um so größeren Menge Blei vorerst zusammengeschmolzen werden, je ärmer sie
an Silber sind. Die Bestimmung des Silbers durch Kupellation findet noch am
häufigsten auf den Bleihütten zur Ermittelung des Silbergehaltes der Bleierze,
resp. des daraus gewonnenen metallischen Bleies Anwendung.
Auch der galvanische Strom bietet ein einfaches Mittel, das Silber aus seinen
löslichen und unlöslichen Verbindungen in metallischer Form abzuscheiden.
a) Leitet man durch eine neutrale, verdünnte Lösung
von salpetersaurem Silber den von 2 Meidinger'schen
Elementen erzeugten galvanischen Strom, so scheidet sich metallisches Silber in
schwammiger Form auf der den negativen Pol bildenden Platinschale ab,
gleichzeitig überzieht sich der Rand und die untere Fläche der den positiven Pol
bildenden Platinscheibe mit feinen schwarzen Nadeln von Silbersuperoxyd.
Dieselben verschwinden jedoch bei längerer Einwirkung des Stromes fast
vollständig wieder von der Scheibe.
Gießt man, wenn alles Silber aus der Lösung ausgefällt worden ist, die darüber
stehende Flüssigkeit ab, spritzt das abgeschiedene Metall einige Male mit Wasser
ab, trocknet es scharf und wägt die Schale, so gibt das Mehrgewicht derselben
den Gehalt der Lösung an Silber um ein Geringes niedriger an, als er wirklich
beträgt. Dieser geringe Verlust rührt davon her, daß sich auch auf der positiven
Polscheibe etwas Silber durch spätere Reduction des Superoxyds abgeschieden
hat.
b) Unterwirft man die Lösung des Chlorsilbers oder
des Cyansilbers in Cyankalium oder eine mit Cyankalium bis zum Wiederlösen des
gefällten Cyansilbers versetzte Lösung von salpetersaurem Silber der
Elektrolyse, so scheidet sich alles Silber in metallischer Form aus der Lösung
ab. Am zweckmäßigsten wendet man hierzu eine Batterie aus 3 bis 4 Elementen an
und verfährt zur Bestimmung des Silbers in gleicher Weise, wie beim Kupfer
angegeben worden.
c) Sehr leicht läßt sich das Chlorsilber am
negativen Pole in metallisches Silber überführen. Zu diesem Zwecke bringt man
das Chlorsilber in die den genannten Pol bildende Platinschale, übergießt es
darin mit verdünnter Schwefelsäure oder Essigsäure, und taucht, um die Reduction
besser beobachten zu können, an Stelle der Scheibe einen Platindraht als
positiven Pol in die verdünnte Säure.
Mittelst einer Batterie aus 4 Elementen wird auf diese Weise etwa 0,1 Grm.
Chlorsilber in 10 Minuten reducirt. Das so erhaltene Metall bildet eine
schwammartige, zusammenhängende Masse, die nach dem Auswaschen mit Wasser scharf
getrocknet werden muß, um die letzten Spuren anhaftender Feuchtigkeit und Säure
zu entfernen.
Die mit den unter b und c
beschriebenen Methoden erhaltenen Resultate sind sehr genau. Aus 10
Kubikcentimetern 1/10 Normal-Silberlösung wurden im Mittel erhalten:
0,108 Grm. metallisches Silber.
2. Die Bestimmung des
Wismuths.
Neutralisirt man eine verdünnte Lösung von salpetersaurem Wismuth in
Salpetersäure mit Kalilösung und leitet durch die neutrale oder fast neutrale
Lösung einen galvanischen Strom, so wird alles Metall daraus am negativen Pole
abgeschieden. Die Menge des am positiven Pole abgeschiedenen Superoxyds ist so
gering, daß sie vernachlässigt werden kann.
Das hohe Aequivalent des Wismuths begünstigt die schnelle Ausfällung sehr;
letztere ist aber die Ursache, daß sich das Metall meist schwammartig oder
pulverförmig mit tiefschwarzer Farbe ausscheidet.
Auch aus seinen unlöslichen Verbindungen läßt sich das Wismuth durch den
galvanischen Strom abscheiden, wenn man damit in ähnlicher Weise wie mit dem
Chlorsilber verfährt. Ganz besonders eignet sich dieses Verfahren zur Reduction
des Wismuths aus dem basischen Chlorwismuth.
Ein Gemenge aus basisch-schwefelsaurem und
salpetersaurem Wismuth lieferte in angegebener Weise behandelt 0,869 Grm.
metallisches Wismuth. Dasselbe wurde in Salpetersäure gelöst, aus der Lösung als
basisches Chlorwismuth wieder gefällt und dieses in gleicher Weise reducirt. Es
wurden erhalten: 0,866 Grm. metallisches Wismuth.
Aus 0,600 Grm. bei 1000 C. getrocknetem 2 BiO³,
BiCl³ wurden erhalten: 0,480 Grm. metallisches Wismuth; nach der
Berechnung enthalten 0,600 Grm. Chlorwismuth 0,4809 Grm. metallisches
Wismuth.
3. Die Bestimmung des
Bleies.
Das Blei läßt sich aus seiner neutralen salpetersauren oder essigsauren Lösung
nicht vollständig als Metall am negativen Pole
ausfällen, weil stets eine gewisse Menge des gelösten Bleies als Superoxyd am positiven
Pole abgeschieden wird. Auch durch Zusatz von Alkohol, Milchzucker oder
Oxalsäure zu der etwas freie Salpetersäure enthaltenden Lösung gelang es mir
nicht, die Abscheidung des Superoxyds in der Kälte vollständig zu verhindern.
Aus den unlöslichen Bleisalzen gelingt es jedoch, alles Blei als Metall
abzuscheiden, wenn man dieselben in gleicher Weise wie das Chlorsilber
behandelt. Die Reduction des schwefelsauren und chromsauren Bleies erfordert
jedoch bedeutend mehr Zeit, als die des Chlorsilbers.
Leicht und vollständig wird das Blei als Superoxyd ausgefällt, wenn man seine stark mit
Salpetersäure angesäuerten Lösungen der Elektrolyse unterwirft.
Bringt man eine solche Lösung in die mit dem positiven Pole einer Batterie aus 3
bis 4 Elementen in Verbindung gebrachte Platinschale, während man die in die
Lösung eingestellte Scheibe den negativen Pol bilden läßt, so scheidet sich
Superoxyd, anfangs mit dem bekannten Farbenspiel, auf der Schale ab. Gießt man,
sobald die Lösung bleifrei geworden ist, dieselbe vorsichtig ab, wäscht das
ziemlich fest auf der Schale haftende Superoxyd einige Male mit Wasser aus,
indem man das Wasser an den oberen blanken Rand der Schale anspritzt, trocknet
die Schale und wägt sie, so gibt ihr Mehrgewicht, mit 0,8662 multiplicirt, den
Gehalt der Lösung an Blei sehr genau an.
Ob alles Silber, Wismuth oder Blei aus der Lösung ausgefällt worden ist, kann man
in gleicher Weise, wie beim Kupfer angegeben worden ist, erkennen; man kann sich
hierzu aber auch eines blanken Kupferdrahtes oder für Wismuth und Bei eines
Platindrahtes bedienen, den man in Berührung mit der Platinschale kurze Zeit in
die Lösung eintaucht. Enthält die Lösung noch Metall, so überzieht sich der
Draht mit einem dünnen Häutchen von metallischem Silber, Wismuth, Blei oder
Bleisuperoxyd. Diese Reaction auf die genannten Metalle ist ebenso scharf und
einfach, als die mit Schwefelwasserstoff.
2,008 Grm. metallisches Blei wurden in Salpetersäure gelöst
und die Lösung auf 200 Kubikcentimeter verdünnt.
10 Kub. Cent. davon, enthaltend 0,100 Grm. Blei, wurden in die
gewogene Platinschale abgezogen, mit etwas concentrirter Schwefelsäure versetzt
und erhitzt bis zur vollständigen Verjagung der Salpetersäure. Das auf diese
Weise erhaltene, mit concentrirter Schwefelsäure noch angefeuchtete
schwefelsaure Blei wurde mit Wasser übergossen und das Blei daraus in oben
angegebener Weise abgeschieden. Es wurden erhalten 0,0995 Grm. metallisches
Blei.
Aus 10 Kub. Cent. der Lösung wurde das Blei als chromsaures
Salz abgeschieden und dieses ebenso wie das schwefelsaure Salz behandelt. Es
wurden erhalten 0,099 Grm. metallisches Blei.
Zu 10 Kub. Cent. der Lösung wurden 5 K. C. gewöhnliche, reine
Salpetersäure gesetzt, die Lösung mit etwas Wasser verdünnt und das Blei daraus
als Superoxyd abgeschieden. Es wurden erhalten 0,115 Grm. Superoxyd, woraus sich
der Bleigehalt der Lösung zu 0,0996 Grm. berechnet.
Dieser Versuch gab bei zweimaliger Wiederholung dasselbe
Resultat.
4. Die Bestimmung des
Mangans.
Aus den neutralen und sauren, chlorfreien Lösungen des salpetersauren,
schwefelsauren und essigsauren Manganoxyduls scheidet der galvanische Strom nur
Superoxyd am positiven Pole ab. Die Abscheidung erfolgt in ähnlicher Weise
wie die des Bleisuperoxyds leicht und vollständig, jedoch haftet das ausgefällte
Mangansuperoxyd nicht so fest auf der Schale, wie jenes, so daß man beim
Abgießen der darüber stehenden Flüssigkeit und beim Abspritzen etwas vorsichtig
zu Werke gehen muß.
Am günstigsten erfolgt die Ausfällung durch eine Batterie aus 3 bis 4 Elementen,
wenn die Lösung verdünnt ist und nur wenig freie Säure enthält.
Aus dem Gewichte des auf diese Weise erhaltenen Mangansuperoxyds läßt sich zwar
der Mangangehalt der Lösung berechnen, indem unter den angegebenen Bedingungen
MnO², HO abgeschieden wird. Genauer bestimmt man denselben jedoch aus dem
Gewichte des durch Glühen des Superoxyds erhaltenen Oxyduloxyds, weil je nach
der Concentration der Lösung und der Menge der vorhandenen freien Säure
verschiedene Hydrate des Superoxyds mit schwarzer oder brauner Farbe
ausgeschieden werden können. Ob die Lösung manganfrei geworden ist, erkennt man
leicht durch Eintauchen eines mit der Platinschale in Berührung befindlichen
Platindrahtes in dieselbe. Selbst wenn nur noch Spuren von Mangan gelöst sind,
überzieht sich der Draht bei einigem Verweilen in der Lösung mit einem hellbraunen Häutchen von Mangansuperoxyd.
1,215 Grm. geglühtes, schwefelsaures Manganoxydul wurden in
100 Kub. Cent. Wasser gelöst.
10 K. C. von dieser Lösung wurden in die Platinschale gebracht
und darin mit Wasser, dem einige Tropfen verdünnter Schwefelsäure zugesetzt
worden waren, auf etwa 30 K. C. verdünnt. Die Lösung wurde in oben angegebener
Weise der Elektrolyse unterworfen und lieferte 0,083 Grm. bei 120° C.
getrocknetes Mangansuperoxyd und dieses nach dem Glühen 0,062 Grm.
Manganoxyduloxyd. Nach der Berechnung müssen 0,1215 Grm. MnO, SO³ 0,0845
Grm. Mn O², HO und 0,0614 Grm. MnO, Mn²O³ liefern.
Derselbe Versuch wurde wiederholt unter Zusatz von einigelt
Tropfen Essigsäure zur verdünnten Manganlösung. Es wurden genau dieselben
Resultate erhalten.