Titel: | Dampfhammer von Nillus und Söhnen, Maschinenbauern zu Havre. |
Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. XXV., S. 81 |
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XXV.
Dampfhammer von Nillus und Söhnen,
Maschinenbauern zu Havre.
Aus Armengaud's Génie industriel Juli 1865, S.
7.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Dampfhammer von Nillus und Söhnen.
Durch die Maschinenbauer Nillus und Söhne sind die Schmieden wieder mit einem neuen Dampfhammer bereichert
worden, auf den die Erfinder in Frankreich ein Patent genommen haben und welcher
folgende sehr bemerkenswerthe Eigenthümlichkeiten besitzt:
1) die Gesammthöhe des Hammers ist im Verhältniß zur Hubhöhe des Kolbens sehr
klein;
2) zwischen dem Amboß und dem Untertheile des Gestelles bleibt eine bedeutende Höhe
und zwischen den beiden unteren Backen des Gestelles eine große Breite, daher die
Arbeitsstücke beim Schmieden sehr bequem zu handhaben sind;
3) der Hammer, welcher den Cylinder umgibt, verfolgt bei seinem Falle eine ganz
verticale Richtung, da er auf seine ganze Hubhöhe bis unten hin an dem Gestelle eine
Führung erhält;
4) zwischen dem Cylinderboden und der hohlen Hammerführung kann man ein Luftkissen
bilden, daher das plötzliche Aufschlagen des Hammers abgeschwächt und die Spannkraft
der eingeschlossenen comprimirten Luft dazu benutzt wird, um dem Hammer einen Impuls
für seine Bewegung nach oben zu geben.
Die Figuren 1
bis 8 zeigen
die Construction eines Hammers von 8000 Kilogrammen nach
diesem neuen System.
Fig. 1 stellt
die vordere Ansicht desselben dar;
Fig. 2 ist ein
Querschnitt nach der Linie 1–2 in Fig. 1.
Fig. 3 zeigt
einen Horizontaldurchschnitt der Hammerführung nach der Linie 3–4 in Fig. 1.
Fig. 4 ist ein
Horizontaldurchschnitt des Dampfcylinders.
Fig. 5 ist zur
Hälfte eine obere Ansicht des Dampfcylinders und zur Hälfte ein
Horizontaldurchschnitt desselben nach der Linie 5–6 in Fig. 1, um seine
Befestigung an den oberen Theil des Gestelles zu zeigen.
Der Dampfcylinder C, dessen Kolben den Hammer hebt, ist
nämlich an den oberen Theil des Gestelles B durch eine
Anzahl starker Schraubenbolzen b befestigt; an denselben
sind Rippen c angegossen, welche ihm in verticaler
Richtung eine große Steifigkeit verleihen.
Die beiden Theile B des Gestelles sind durch starke Ringe
E und F verbunden,
welche einerseits den Abstand derselben von einander sichern, andererseits die
nöthige Widerstandsfähigkeit gewähren.
Der an die Kolbenstange p angehängte Hammer P ist so gegossen, daß er die Gestalt eines Rohres oder
Holfters hat, welches beim Aufsteigen den Dampfcylinder ringsum umschließt; der Raum
im Innern dieses Holfters steht mit der äußeren Luft in Verbindung, welche durch
zwei oder mehrere Oeffnungen o eintritt, die ungefähr in
der halben Hubhöhe angebracht sind.
Wie man schon eingesehen haben wird, ist es das Holfter P, durch dessen Anordnung es möglich wird, die Gesammthöhe des Hammers zu
beschränken und ein Luftkissen zwischen der Unterseite des Cylinderbodens und dem
Boden des Holfters zu bilden; die Compression der Luft beginnt natürlich erst, wenn
die Oeffnungen o sich über den unteren Theil des
Cylinders erhoben haben.
Sobald die comprimirte Luft sich beim Niedergang des Hammers ausgedehnt hat, dringt
die äußere Luft schleunigst durch die Oeffnungen o in
das Holfter ein und verhindert, daß eine Verdünnung bis unter den Atmosphärendruck
entsteht.
Versieht man den unteren Theil des Cylinders c mit einer
Liderung aus Hanf oder Metall, wie aus Fig. 6 zu ersehen ist, so
kann man die Luft vollständig comprimiren und dann ihre Ausdehnung dazu benutzen,
den Hammer wieder in die Höhe zu heben; diese Einrichtung dürfte namentlich bei
Dampframmen sehr vortheilhaft seyn.
Das in Figur 2
angegebene Rohr t dient zum Abführen des Wassers,
welches sich am Boden des Holfters ansammeln könnte und zwar zwingt die Luftschicht
dasselbe zum Austritt ehe der Boden des Holfters seinen Weg nach oben ganz
zurückgelegt hat.
In dem Falle, wo man die comprimirte Luft in der angegebenen Weise benutzen will,
bringt man ein Ventil an, welches so eingerichtet ist, daß es den Druck der Luft
nicht größer werden läßt als den Druck des Dampfes im Cylinder; dieß ist dadurch zu
erreichen, daß man dasselbe entweder direct am Holfter P
oder außerhalb desselben (am Gestelle) anbringt, um die Schwingungen zu vermeiden;
im letzteren Falle hat man zwischen dem Ventile und dem Holfter eine Communication
mittelst eines
biegsamen Schlauches aus Kautschuk mit oder ohne eine Umwickelung von Metalldraht
herzustellen.
Das Holfter ist an zwei Seiten stärker gegossen, um Falze zur Aufnahme der
verticalen, an die inneren Seiten der Gestelltheile B
befestigten Führungen in demselben anbringen zu können, wodurch das Niedergehen des
Hammers in vollkommen verticaler Richtung gesichert ist. Das Holfter kann aber
äußerlich auch cylindrisch gegossen werden; in diesem Falle ist es stellenweise mit
heiß umzulegenden Ringen zu versehen, wie Fig. 7 zeigt, von welcher
Fig. 8 der
Grundriß ist; die schmiedeeisernen Ringe f erhalten
Ohren s, welche die Führungen G des Gestelles umfassen. Das Holfter kann auch aus Schmiedeeisen, Stahl
oder Messing bestehen.
Die Construction des Dampfschiebers d und der Ventile e macht es möglich, den Dampf, welcher den Hammer in die
Höhe gehoben hat, hierauf auch über dem Kolben eintreten zu lassen und die Wirkung
der Schwere des letzteren durch die Kraft dieses Dampfes zu verstärken. In diesem
Falle ist es zweckmäßiger, eine dickere und hohle Kolbenstange anzuwenden, um die
Druckfläche beim Anheben zu verkleinern.