Titel: | Clément's Wassermesser; Bericht von Tresca. |
Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. XLIX., S. 175 |
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XLIX.
Clément's Wassermesser; Bericht von Tresca.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Juli 1865, S. 389.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Clément's Wassermesser.
Clément's Wassermesser besteht aus einem
prismatischen Körper, dessen sechs Flächen zur Anordnung und Befestigung der
verschiedenen Theile des Apparates benutzt sind.
In jeder der vier Seitenflächen befindet sich eine große Oeffnung mit einer darauf
passenden metallenen Kapsel. Die Manischen dieser letzteren dienen zugleich zum
Befestigen einer zwischen den beiden zusammengeschraubten Theilen befindlichen
Lederplatte, welche einen Balg zu bilden hat. Die auf diese Weise um die senkrechte
Achse des Apparates angeordneten Bälge oder Beutel bilden die Meßräume für das
durchfließende Wasser.
Auf der oberen Fläche ist das Zeigerwerk angebracht, welches durch eine Mittelwelle
bewegt wird, die mit den vier Lederbeuteln durch gegliederte Stangen verbunden
ist.
Endlich befindet sich über der unteren Fläche innen der mit der Hauptwelle verbundene
Wasservertheilungshahn; derselbe hat zwei Oeffnungen in entgegengesetztem Sinne,
durch welche nach und nach alles Wasser gehen muß, welches nach den Bälgen fließt
und von denselben austritt.
Der eine Canal in dem Hahnkegel führt das den Apparat erfüllende Wasser in den einen
Balg oder Beutel, während der andere Canal das im entgegengesetzten Balg enthaltene
Wasser nach außen durch eine unterhalb befindliche, stets mit der betreffenden
Leitung verbundene Oeffnung ausfließen läßt.
Man ersieht schon hieraus, daß das Wasser frei in den Meßapparat tritt, dort die
obere Oeffnung des Hahnes trifft, durch diese in einen der Beutel gelangt, welcher,
indem er sich anfüllt, durch die entsprechende Zugstange auf die Welle des Apparates
wirkt. Bevor noch der Raum des Beutels ganz gefüllt ist, bewirkt die Zugstange daß
die Welle mit dem Hahn so viel wie nöthig gedreht ist, um die Vertheilung nach dem
nächsten Raume schon beginnen zu lassen, wo nun der Hergang derselbe ist, und daß
nach einer weiteren Vierteldrehung dieser Hahn, der nunmehr im Ganzen halb umgedreht
ist, dem Canal des ersten Beutels seine Auslauföffnung darbietet und das darin
enthaltene Wasser jetzt entleert.
In dem Augenblick, wo dieses Wasser ausfließt, füllt sich der gegenüberliegende
Beutel, so daß das anlangende Wasser zur Entleerung des ersten Beutels beitragen
muß.
Dieser Apparat kann daher auch bei nur schwachem Drucke functioniren.
Die Räder des Zählwerkes werden durch die Mittelwelle in Bewegung gesetzt; um aber
die Eintheilung mit größter Genauigkeit reguliren zu können, enthält das Zeigerwerk
eine Uebertragung mittelst Frictionsconus. Die an der Hauptwelle befestigte Scheibe
wirkt nämlich mit ihrem Umfange auf einen kleinen Conus von Gutta-percha, den
sie durch Reibung
mitnimmt; wenn man nun diesen Conus um ein Geringes in der Richtung seiner Achse
verschiebt, so kann man bewirken, daß jede Umdrehung der Scheibe den Conus und die
Zahnräder in der Folge um einen Bruchtheil einer Umdrehung mehr oder weniger
umdreht. Diese Möglichkeit, den Apparat bei der Construction zu reguliren, ist noch
von besonderem Werth, falls die Erfahrung ergeben sollte, daß die durch die
Lederplatten gebildeten Räume nach einem längeren Gebrauche an Volumen zunehmen.
Noch sind folgende Theile hervorzuheben:
Wir haben gesagt, daß die durch die Lederbeutel gebildeten Räume, abwechselnd schlaff
und gespannt, in gewissen Zeitpunkten durch den Canal im Hahnkegel mit dem Innern
des Meßapparates in Verbindung stehen. Der Erfinder hat noch eine andere, viel
kleinere Verbindung hergestellt, welche durch Ventile verschlossen ist, damit die
Luft welche sich etwa in den Beuteln entwickelt, in den Körper des Apparates
zurücktreten kann. Dieser Theil ist wesentlich, um die Luft entfernen zu können,
aber wir wissen nicht, ob die Ventile die gewünschte automatische Wirkung
zuverlässig ausüben.
Unter der Austrittsöffnung hat der Boden des Apparates ein großes durch ein
Lederstück geschlossenes Loch, unter welchem eine Kammer, die sogenannte
Gegendruck-Kammer, angebracht ist, welche stets mit dem Inneren in Verbindung
steht. Da der unter dem Leder ausgeübte Druck sich auf den Hahnkegel überträgt, so
wird hierdurch vermieden, daß dieser sich zu fest in seiner Büchse eindrehen und
dann den Zugstangen nicht mehr folgen kann.
Aus dem Protokoll über die Proben, welchen wir diesen Wassermesser unterzogen haben,
ergeben sich folgende Schlüsse:
1) Während man den Druck des Wasserzuflusses von 3,84 bis 14 Meter wechseln ließ,
fand man niemals einen Unterschied von 1 Liter per
Hektoliter zwischen der directen Messung und der Ablesung am Apparate, obwohl dabei
die Oeffnung des Hahnes vielfach abgeändert und der Abfluß während des Versuches
häufig absichtlich unterbrochen wurde.
2) Der Druckverlust in Folge des Durchganges des Wassers durch den Apparat veranlaßte
niemals eine größere Druckdifferenz als 0,017 Atmosphäre, und diese Eigenschaft ist
ein erheblicher Vorzug des neuen Wassermessers vor den meisten anderen.
3) Das Zählwerk zeigt den Durchfluß auch noch an, wenn das Wasser nur tropfenweise
ausfließt.
Diese Andeutungen beweisen, daß der uns zur Prüfung vorgelegte Apparat den Bedingungen, welche
man an ein solches Instrument stellen kann, entspricht. Er mißt jedenfalls die
abgegebenen Wassermengen mit größerer Sicherheit, als es bei den Gasuhren geschieht,
welche doch bei Streitigkeiten zwischen Käufer und Verkäufer des Leuchtgases
maßgebend sind. Allerdings gestattet bei letzteren Meßapparaten der gasförmige
Zustand des Productes nicht das Mitreißen von fremden, die einzelnen Theile des
Instrumentes störenden Substanzen. Dieß ist dagegen bei dem Wasser größerer
Wasserwerke nicht der Fall; dasselbe enthält stets mehr oder weniger Schlamm,
verschiedene Niederschläge aus den Canälen, kleine Thierchen und selbst größere
Fische. Es scheint uns, daß man den Wassermessern den Vorwurf nicht machen darf, daß
sie vor solchen Zufällen nicht geschützt sind; die gesuchte mechanische Construction
kann natürlich nicht alle Unvollkommenheiten des Wassers selbst verbessern; man kann
zwar deren nachtheiligen Einfluß durch stromaufwärts in den Leitungen angebrachte
Seihvorrichtungen vermindern, aber so lange das Wasser Niederschläge bilden kann,
wird es auch unmöglich seyn zu verhindern, daß diese den Apparat verunreinigen und
seine Wirksamkeit beeinträchtigen. Noch weit weniger kann man eine befriedigende
Lösung in Bezug auf die thierischen oder pflanzlichen Erzeugnisse erwarten, welche
in der Leitung selbst entstehen.
Der neue Wassermesser entspricht eben so gut, wie jeder andere, den Bedingungen des
laufenden Dienstes; man wird ihn eben so gut wie jeden anderen nach längerem
Gebrauche reinigen müssen, was bei der Einfachheit seiner Einrichtung sehr leicht
geschehen kann.
So lange der Verkauf des Wassers für häusliche Zwecke ausschließlich durch die
städtischen Behörden geschieht, wird kaum ein Wassermesser allen Anforderungen
entsprechen können. Die Anwendung dieser Apparate bedingt eine unbequeme Controle,
eine in's Kleinliche gehende Berechnung; der Verkauf muß nach den kleinsten und
verschiedensten Bruchtheilen geschehen und erfordert eine fast vollkommene Reinigung
und Klärung des Wassers. Es ist also nicht zu verwundern, wenn bei so vielerlei mit
der Allmacht der Verwaltung wenig verträglichen Ansprüchen noch kein Wassermesser
als vollkommen brauchbar befunden wurde.
Dabei hat man nicht zu vergessen, daß die vollständige Lösung des Problems bei weitem
nicht so wichtig ist, wie die Erfinder solcher Apparate annehmen. Wenn das zu
messende Product einen Werth von 10–20 Centimes per Kubikmeter hat und der Ueberfluß an sich ein Uebelstand ist, so
braucht man sich nicht immer um eine sehr genaue Messung zu bemühen. Die
(französische) Verwaltung zieht es mit Recht vor, die Concessionen nach dem
wahrscheinlichen Verbrauche zu ertheilen und dabei alle nöthigen Vorkehrungen zu
treffen, um in jedem Falle mehr Wasser abgeben zu können, ohne doch unnöthigem
Verbrauche oder Betrügereien Vorschub zu leisten.
Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, bietet das Messen des Wassers nur noch für
die industriellen Anwendungen wirkliches Interesse, und es scheint uns, daß zu
diesem Zwecke die meisten Apparate hinreichend genau sind.
Ebenso wie die besseren von uns geprüften Apparate scheint uns der Apparat von Clément sichere Gewähr für gute Wirksamkeit zu
bieten und in seinen Einzelheiten mit richtigem Verständniß construirt zu seyn.
Beschreibung der
Abbildungen.
Figur 9 ist
ein senkrechter Durchschnitt durch die Achse des Apparates.
Fig. 10 ist
ein horizontaler Durchschnitt durch die Mitte des Zapfens der verticalen Welle des
Vertheilungshahnes.
Das Wasser tritt durch das Rohr A in den inneren Raum B des Apparates, erfüllt denselben ganz und gelangt zur
Oeffnung c des Vertheilungshahnes C, welcher zwei Wege oder Canäle hat; bei der Stellung Fig. 9 läßt er einerseits
das Wasser aus dem Raume B nach einem der Beutel oder
Bälge D durch eines der Verbindungsrohre d gehen, und leitet andererseits das Wasser des
gegenüber liegenden Beutels D' durch den Canal der
Oeffnung c' des Hahnkegels und die Oeffnung Y nach dem Austrittsrohre Z.
Der Hahn besteht aus der am Gestell festsitzenden Büchse C und dem Kegel C', welcher sich gleichzeitig
mit der Hauptwelle E des Apparates umdreht.
Diese Welle trägt einen mehrtheiligen Krummzapfen e,
wodurch sie mit den vier Lederbälgen des Meßapparates mittelst der vier kleinen
Zugstangen F, F', F'', F''' in Verbindung steht, welche
die Beutel öffnen und schließen.
G, G', G'', G''' sind die vier Lederbälge, welche
einerseits an den vier Seitenflächen des Gestelles, andererseits mittelst Bolzen g an den Enden der Zugstangen F festsitzen.
K ist die Gegendruck-Kammer, welche mittelst der
darin vorhandenen Haut k und der daran befestigten
Platte den Hahnkegel C' hindert, sich zu fest in die
Büchse einzudrehen. Zu diesem Zwecke ist die Kammer K
stets durch das Rohr l mit dem inneren Raume des
Meßapparates in Verbindung.
M Oeffnung für den Austritt der in den Bälgen
angesammelten Luft, mit
den Ventilen m zur automatischen Rückkehr dieser Luft in
den Körper des Apparates.
Die übrigen Organe dienen zum Zählen der Umdrehungen der Mittelwelle.
p Scheibe mit abgerundeten Rändern, welche mittelst der
durch die Stopfbüchse q hindurchgehenden Hülse an der
Bewegung der Hauptwelle Theil nimmt.
p' Conus von Gutta-percha, welcher auf seinem
Sitz verschiebbar ist und an einem höheren oder tieferen Punkt mit der Scheibe p in Berührung kommen kann.
r, s Zwischenräder des Zählwerkes, t Zeigernadel, t'
Zifferblatt, V Glasscheibe zum Verschluß der das
Zählwerk enthaltenden besonderen Büchse.