Titel: | Zur colorimetrischen Kupferprobe von Jacquelain und v. Hubert. |
Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. LXIII., S. 217 |
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LXIII.
Zur colorimetrischen Kupferprobe von Jacquelain und v. Hubert.
Aus der österreichischen Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1865, Nr. 34.
Wagmeister, über die colorimetrischen Kupferprobe.
Mit diesem Artikel soll nur bezweckt werden, dasjenige über die colorimetrische
Kupferprobe zu veröffentlichen, worüber der Einsender eigene Beobachtungen als
ehemaliger Probirer in Agordo gemacht hat, nebst den bezüglichen Abänderungen zur
Erlangung der größtmöglichen Genauigkeit für alle Erze und Hüttenproducte.
Einwaage.
Für Proben, deren Halt man erfahrungsgemäß zu beurtheilen vermag oder
annäherungsweise kennt, nimmt man verschiedene Gewichte, und zwar:
Gramme
5
für
die ärmsten Hälte
„
3
„
Hälte
von
1 1/2
bis 2 1/2
Proc.
„
2
„
„
„
2 1/2
„ 25
„
„
1 1/2
„
„
„
25
„ 45
„
„
1
„
„
„
45 bis zu den höchsten Hälten.
Die Probelösungen, die man bei solchen Einwaagen erhält, zeigen sich als entsprechend
in ihrer Farben-Intensität zur Vergleichung mit der Normallösung.
Auflösen.
Man wendet zum Auflösen der Proben wohl einen geringen Ueberschuß von Säure, aber
kein Uebermaaß an, was für die folgenden Operationen nachtheilig wäre.
Bereitung der ammoniakalischen
Probelösung.
Es ist bekannt, daß bei Proben mit viel Eisen- oder Thonerde-Gehalt das
Kupfer aus den sauren Lösungen mit Ammoniak nicht vollständig in die Lösung geht, vielmehr
etwas Kupferoxyd von den gefällten Substanzen zurückgehalten wird, und zwar
erfahrungsgemäß im Verhältnisse zur Menge des Eisenoxyd- oder Thonerdehydrats
und des enthaltenen Kupfers. Bei so beschaffenen Proben erhält man durch einmaliges
Auflösen und Fällen einen zu geringen Kupfergehalt von 0,2 bis zu 1,0 Proc. bei
Proben unter 5 Proc. Kupfer, und von mehreren Procent bei sehr kupferreichen Proben.
Wiederholt man die Operation des Auflösens (in Salzsäure) und die Fällung mit
Ammoniak ein- und nötigenfalls auch zweimal, rührt mit einem Glasstabe sehr
gut um, und erwärmt vor dem Filtriren die Proben gelinde, so können obige Fehler auf
ein Minimum gebracht werden.
Einen zu geringen Kupferhalt erhält man auch, wenn man mit heißem oder kalkhältigem
Wasser das Aussüßen des Niederschlages vornimmt. Das Ammoniak verflüchtigt sich zum
Theil, und es entsteht eine Zersetzung des aufgelösten Kupfersalzes in ein Gemenge
von basischem und Kupferoxydhydrat. Deßhalb ist es gut, gegen Ende mit sehr schwach
ammoniakalischem Wasser auszusüßen. Bei stark eisen- oder thonhaltigen Proben
findet man aber dennoch meistens in dem wiederholt aufgelösten und rein ausgesüßten
Niederschlage durch die Analyse Spuren von Kupfer, und es ist, wo es sich um die
größte Genauigkeit handelt, vorzuziehen, das Kupfer aus den sauren Lösungen früher
mit Schwefelwasserstoff oder Eisen zu fällen.
Hat man zum Auflösen mehr Säure genommen, weßhalb auch der Ammoniakbedarf zur
Uebersättigung ein größerer wird, so geht das Kupfer vollständiger in die
Lösung.
Versetzt man eine Probe mit zu viel Ammoniak, so erhält die Probelösung einen
grünlichen Farbenton; beim Erhitzen derselben fällt braunes Eisenoxydhydrat heraus,
und die Flüssigkeit wird schön lasurblau. Unreine Lösungen entstehen auch beim
Gebrauche von zu lockerem filzartigem Filtrirpapier.
In den Agordoer Cement-Kupferschlichen findet man einen bedeutenden Gehalt an
Mangan, welcher von dem zur Cementation verwendeten Primärer Roheisen herrührt,
daher die Probelösungen jener Cement-Schliche stets mehr oder minder eine
grünliche und schmutzige Farbe zeigen. Für solche Proben, oder wenn Chrom, Nickel
oder Kobalt in denselben enthalten sind, fand man es am zweckmäßigsten, das Kupfer
zuvor als Schwefelkupfer zu fällen. Der Kobalthalt in den Agordoer Lechen und in
manchen Kiesen ist so gering, daß die Farbe der ammoniakalischen Probelösung dadurch
nicht gestört wird. Ein Nickel- oder Chromgehalt wurde in diesen Lechen nicht
gefunden.
Das Volumen einer Probeflüssigkeit hängt ab von der Einwaage, von dem Kupferhalte und
von dem Umstande, ob das Kupfer durch Schwefelwasserstoffgas oder Eisen gefällt
wurde oder nicht, nämlich bei sehr eisen- oder thonerdehaltigen Proben; man
kann daher Lösungen von 30 bis 300 Kub. Centim. Volumen erhalten. – Sind die
Probeflüssigkeiten sehr intensiv gefärbt, so ist es besser, dieselben durch Zugabe
von destillirtem Wasser auf ein größeres Volumen zu bringen, z.B. bei einem
Kupferhalte von über 50 Procent die Einwaage von 1 Gramm auf 1/2 Liter; das
specifische Gewicht von etwa 1° Baumé variirt dann unbedeutend mit dem
der Normallösung, und die zur Vergleichung genommenen 5 Kub. Centim. Probelösung
werden durch Zugabe von wenig Wasser auf die gleiche Intensität mit der Normallösung
gebracht. Dieß ist auch bei minder reichen Proben, wenn man ein sehr geringes
Volumen und zu concentrirte Flüssigkeit erhält, zu beobachten.
Vergleichung der Probelösung mit der
normalen.
Für Probelösungen, welche dunkler gefärbt sind, als die Normallösung (zu 0,5 Gramm
Kupfer auf 1 Liter gemessen), läßt sich die Vergleichung in runden Röhren von dünnem
Glase und 6–7 Millimeter innerer Lichte ganz gut vornehmen. – Mit
Vergleichungsröhren von dünnem Glase und 12–15 Millimeter Weite, wie die
gewöhnlichen Eprouvetten, vermag man die lichtesten Lösungen mit Sicherheit zu
bestimmen, ohne dieselben durch Abdampfen concentriren zu müssen, was immer gut zu
vermeiden ist. Für weniger scharfe Augen und zur Controle ist es gut, mehrere
Röhrenpaare von engeren und weiteren Durchmessern, sowie von dünnerem und stärkerem
Glase zu benutzen. Bei richtiger Haltung der Röhren gegen das einfallende Licht
stört die runde Form der Röhren wenig oder gar nicht die genaue Bestimmung, obwohl
das Vergleichen in oblongen Röhren, wie selbes in Bodemann's Probirkunst vorgeschlagen ist, leichter und bequemer seyn
dürfte.
Muß man beim Vergleichen einer intensiver gefärbten Probelösung die 5 Kub. Centim.
auf das Doppelte und mehr, wie bei Kupferhälten von über 50 Proc., mit Wasser
verdünnen, so verliert dieselbe gewöhnlich etwas ihren Glanz, und wird auch manchmal
grünlich in Folge einer geringen Zersetzung des ammoniakalischen Kupfersalzes durch
Wasser; durch Zusetzen von ein paar Tropfen Ammoniak wird die Farbe wieder feurig,
rein lasurblau und etwas dunkler. Von dieser Reaction kann man sich überzeugen, wenn
man eine intensiv gefärbte Kupferlösung, die auch mit Ammoniak hinreichend gesättigt
ist, mit viel destillirtem Wasser verdünnt, wodurch ein Theil des in der Lösung
enthaltenen Kupfers als Kupferoxydhydrat oder basisch gefällt wird. Im geringeren Maaße geschieht dieß
auch beim stärkeren Verdünnen der 5 Kub. Centim. Normallösung für Bestimmung armer
Proben, und man hat sich immer durch Zugabe von ein paar Tropfen Ammoniak hiervon zu
überzeugen. Gibt man zu viel Ammoniak zu, so werden die Lösungen grünlich, aber
nicht dunkler. Bei Vernachlässigung des Ebengesagten kann man häufig nicht gut
vergleichen, und man erhält dann bei allen Proben, bei denen die Probe- oder
Normallösung mehr verdünnt werden muß, bis sie stimmen, zu geringe Hälte, und zwar
um einige Procente bei reichen Geschicken.
Bereitung der
Normallösungen.
Mit einer Normallösung zu 0,5 Gramm Kupfer auf 1 Liter gemessen kann man wohl die
ärmsten und reichsten Proben gut bestimmen. Zur Controle und für sehr arme Proben
dient eine Normallösung von nur 0,3 Gramm Kupfer auf 1 Liter sehr vortheilhaft.
Zur Darstellung der Normallösungen darf man sich nur chemisch reiner Agentien
bedienen; speciell beim Gebrauche von ordinärem Ammoniak zeigt sich die Lösung
meistens etwas grünlich gefärbt. Die volle und rein lasurblaue Farbe beruht aber
auch auf dem richtigen Maaße des zugegebenen Ammoniaks. Zu viel Ammoniak verursacht
gleichfalls einen grünlichen Farbeton, welcher durch Zugabe von einigen Tropfen
Salpetersäure wieder zerstört wird und der lasurblauen Farbe weicht. Daß diese
Erscheinung übrigens nicht allein von geringerer Reinheit der Agentien abhängt, ließ
sich dadurch nachweisen, indem man aus einer Auflösung von 2–3 Grammen
galvanischen Kupfers in chemisch reiner Salpetersäure durch Zusatz eines Uebermaaßes
von chemisch reinem Ammoniak eine stark grünliche Färbung erhielt, und es fällte
sich daraus nach längerem Erhitzen in einem offenen Gefäße Eisenoxydhydrat, während
die grünliche Farbe verschwand.
Gebraucht man eine Normallösung tagtäglich, so muß dieselbe alle acht Tage frisch
bereitet werden, weil in der Wärme und durch das häufige Oeffnen des Gefäßes
Ammoniak verflüchtigt und die Farbe wechselt.
Ob man zum Auflösen verschiedene Säuren nimmt, ist ohne Einfluß auf die Farbe, da
nach wiederholten Versuchen durch Auflösen von galvanischem Kupfer in Salpetersäure,
Königswasser oder Schwefelsäure die verschiedenen ammoniakalischen Lösungen nicht
den geringsten Unterschied in dem Farbentone erkennen ließen.
Versucht man von einem sehr kupferreichen Producte, von etwa 70–80 Proc. Halt,
1 oder 2 Gramme zur Probe einzuwägen, die erhaltenen ammoniakalischen Lösungen auf
verschiedenes Volumen von 200 bis 500 und 1000 Kub. Centim. zu bringen, und nimmt
man Normallösungen von verschiedener Farben-Intensität, so wird man
nichtsdestoweniger übereinstimmende Resultate erhalten; und bei etwaigen geringen
Differenzen wird man sich überzeugen, daß dieselben nur auf Beobachtungsfehlern
beruhen, und mithin, daß das Princip der Colorimetrie für ammoniakalische
Kupferlösungen als ein richtiges und constantes anzunehmen sey.
Es ist aber immerhin einige Uebung erforderlich, um möglichst genau und scharf das
Uebereinstimmen der Probe- und Normallösungen zu erkennen. Nachstehend wird
nur noch eine Uebersicht beigefügt, bis zu welcher Genauigkeit man den Kupferhalt
von den ärmsten und reichsten Proben mit Sicherheit dann zu bestimmen vermag, wenn
man Alles berücksichtigt, was ich mit diesen Zeilen als noch nicht allgemein bekannt
voraussetzend, und auf vielen Versuchen beruhend, zu veröffentlichen unternahm.
Für Hälte von:
zu bestimmen auf:
den
ärmsten
bis
1
Procent
0,01
Proc.
1 „
„
2
„
0,03
„
3 „
„
5
„
0,04
„
5 „
„
10
„
0,06
„
20 „
„
30
„
0,15
„
40 „
„
50
„
0,30
„
50 bis zu den höchsten
0,3 bis 0,50
„
Die hier fehlenden Hälte kommen selbstverständlich zwischen den nächststehendsn
einzureihen.
Brixlegg, 31. Juli 1865.
Johann
Wagmeister, k. k.
Hüttenmeister.