Titel: | Moses' Löthrohr. |
Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. CIII., S. 377 |
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CIII.
Moses'
Löthrohr.
Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1865,
Nr. 41.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Moses' Löthrohr.
In neuester Zeit war man vielseitig bemüht, den ziemlich anstrengenden Gebrauch des
gewöhnlichen Löthrohres, der besonders dem Anfänger große Schwierigkeiten bietet, zu
erleichtern und Apparate zu construiren, die in ihrer Wirkung der des gewöhnlichen
Löthrohres gleichkommen, jedoch weniger Uebung und Kraftaufwand voraussetzen. Der
vollständigste in dieser Beziehung war bis jetzt das von Osius verbesserte KautschukgebläseBeschrieben in der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1862 S.
109., doch ist der Gebrauch desselben etwas zu umständlich, erfordert zu viel
Aufmerksamkeit und ist die Erzeugung einer richtigen Reductionsflamme mit demselben
nicht gut ausführbar, weßhalb er sich auch zu qualitativen Proben nicht eignet.
Dem Amerikaner, Herrn Moses, Bergakademiker in Freiberg,
ist es gelungen, einen
Löthrohrapparat zu construiren, der sowohl als gewöhnliches Löthrohr, wie als
Gebläse benutzt werden kann. Nebst großer Einfachheit des Mechanismus besitzt er den
großen Vorzug, daß man ohne die geringste Aufmerksamkeit daran zu wenden, durch
schwaches Drücken an einem Hebel die Oxydation in eine Reductionsflamme und
umgekehrt, Reduction in Oxydation verändern kann. Dabei ist die Einrichtung
getroffen, daß das Zurückziehen und wieder Vorschieben der Löthrohrspitze nach
Bedürfniß vergrößert oder verkleinert werden kann, was bei verschiedener Größe der
Flamme und Stärke des Lampendochtes mitunter wünschenswerth ist.
Durch das Zurückziehen kommt die Spitze, ihre ursprüngliche Neigung beibehaltend,
außerhalb der Flamme und in eine etwas größere Entfernung über dem Dochte zu stehen,
wodurch nach Plattner die beste Reductionsflamme erzeugt
wird.
Vorgenommene qualitative Proben sind sehr gut gelungen und Oxydation und Reduction
der Probe in viel kürzerer Zeit vor sich gegangen, als dieß mit dem gewöhnlichen
Löthrohr der Fall ist.
In Fig. 11 und
12 ist
der Apparat in halber Größe perspectivisch dargestellt, und zwar Fig. 11
Oxydations- und Fig. 12 Reductionsflamme
erzeugend. A ist eine Messingplatte (durch die
Klemmschraube f an die Unterlage befestigt), die einen
Spalt von der Form, wie aus der Figur ersichtlich ist, besitzt, in dessen oberem
geneigten Theile sich der Windkasten a hin- und
herbewegen läßt und zugleich eine Drehung gestattet, so daß man der Löthrohrspitze
k jede beliebige Neigung zu geben im Stande ist. Das
Drehen erfolgt mit der Schraubenmutter b, während die
auf der entgegengesetzten Seite befindliche g zur
Befestigung der gegebenen Neigung dient. Mit der kleinen Röhre c, die unmittelbar in den Windkasten a mündet, wird entweder das Kautschuk-Gebläse in
Verbindung gebracht oder ein ungefähr 1 1/2 Fuß langer Kautschukschlauch, an dessen
Ende sich ein Mundstück befindet, in welches ein zweites (Kernmundstück) eingesetzt
ist und das man beim Blasen im Mund halten kann, wodurch beide Hände zur Arbeit frei
erhalten werden. Auf diese Weise wird das Blasen sehr erleichtert, da bei der
Erzeugung eines starken Luftstromes das feste Anpressen des Mundstückes an die
Lippen nicht erforderlich ist. Ferner gestattet das Kautschukrohr eine freie
Bewegung mit dem Kopfe und ermöglicht dadurch ein schärferes Beobachten der Probe.
Durch schnelles Zusammenquetschen und wieder Freilassen des Schlauches kann man das
Flattern ganz vorzüglich hervorbringen.
Die Neigung des oberen Theiles des Spaltes ist jener der Dille der Lampe parallel.
e ist der Hebel, mittelst welchem man das
Vor- und
Rückwärtsbewegen des Windkastens a bewerkstelligt. Der
kleinere Hebel h dient zur Bestimmung der Größe dieser
Bewegung und kann durch die Schraubenmutter d im Schlitz
i in der gegebenen Stellung festgeklemmt werden.
Will man den Apparat zum Glasblasen benutzen, so wird a
sammt allem daran Befestigten in dem verticalen Theil des Spaltes herabgeschoben,
und kann daselbst in beliebiger Höhe festgehalten und der Spitze die erforderliche
Neigung gegeben werden. Zu diesem Behufe muß früher die Schraubenmutter d gelüftet und der kleine Hebel h so weit als möglich unter den größeren e
gebracht werden.
Ist der Apparat richtig eingestellt, so erfordert er weiterhin nicht die geringste
Aufmerksamkeit des Löthrohrbläsers.
Hr. Bergmechanicus Lingke in Freiberg fertigt derlei
Apparate in seiner bekannten exacten und eleganten Weise um einen sehr mäßigen
Betrag an.
O. Hoffmann, Bergakademiker
in Freiberg.