Titel: | Wilson's hydraulische Preßhämmer. |
Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. CXVI., S. 430 |
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CXVI.
Wilson's hydraulische Preßhämmer.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Wilson's hydraulische Preßhämmer.
Die von Haswell und Anderen angestellten Versuche, gewisse
Schmiedearbeiten statt durch Schlag, durch raschen und kraftvollen Druck
auszuführen, sind zu bekannt, als daß hier besonders darauf eingegangen zu werden
braucht. Wir beschränken uns darauf, einige neue Constructionen vorzuführen, welche
die Bearbeitung der Metalle durch Druck zum Zwecke haben.
Die erste Anordnung besteht in der Verbindung eines Dampfcylinders mit dem Cylinder
einer hydraulischen Presse und ist in Fig. 6 im Querschnitt
dargestellt. Der den Druck ausübende Theil wird hier durch den Cylinder F einer hydraulischen Presse gebildet, deren Kolben E mit dem oberen Querhaupte B des festen Gestelles verbunden ist. Jener bewegliche Cylinder ist von
dem Untersatze F' getragen, welcher den Hammerklotz l aufnimmt und von zwei (in der Zeichnung nicht
sichtbaren) Säulen geführt wird, die den Amboßklotz mit dem Querhaupte B verbinden. Die Höhlung des letzteren dient als
Reservoir für die zum Drucke verwendete Flüssigkeit.
Die Function dieses Preßhammers beginnt mit der Hebung des Körpers F, F', welcher durch die Stangen d und das Querstück T mit der Stange t des im Dampfcylinder C
sich bewegenden Kolbens p verbunden ist, – indem
man Dampf unter den letztern strömen und denselben in die Höhe steigen läßt. Hierbei
strömt das in dem Cylinder F enthaltene Wasser, nachdem
das Ventil s geöffnet worden, durch die Canäle g¹ und g² in
das Reservoir B. Der Cylinder wird durch den Dampfdruck
so lange in der gehobenen Stellung erhalten, als nöthig ist, um das auf den Amboß
a gelegte Arbeitsstück richtig zu stellen. Dann läßt
man den Dampf unter dem Kolben p ausströmen und
nötigenfalls wieder über demselben eintreten, in Folge dessen der Cylinder F mit dem Hammer auf das Arbeitsstück niederfällt und
das Wasser wieder in den Cylinder F zurückfließt. Das
Ventil s wird nunmehr geschlossen, mittelst einer
kräftigen Pumpe Wasser durch das Rohr g⁴ aus dem
Reservoir B gesogen, durch die Röhren g³ und g¹ in
das Innere des Cylinders F getrieben und dadurch eine
nachträgliche Pressung auf das Arbeitsstück ausgeübt, deren Größe durch das am
Belastungshebel des Ventiles s hängende Gewicht regulirt
werden kann.
Eine andere Anordnung zeigen Fig. 7 und 8 im Querschnitt und in
der Vorderansicht. Sie besteht, wie die vorige, aus einem Dampf- und einem
Wassercylinder, welcher letztere aber noch mit zwei kleineren Dampfcylindern und
einem gelenkartigen Hebelsysteme in Verbindung gesetzt ist, so daß eine von der
früheren etwas abweichende Wirkungsweise des Apparates entsteht. Die Druckpumpe der
hydraulischen Presse fällt hier ganz weg und ist durch die erwähnten Gelenkhebel k, m, n ersetzt, welche durch die zwei kleinen
Dampfcylinder M und M' in
Bewegung gebracht werden. Der erste Dampfcylinder c,
welcher zum Heben der Hammer- oder Preßvorrichtung dient, hat dem nämlichen
Zwecke zu genügen, wie in der vorigen Anordnung Fig. 6.
Die beiden Cylinder M und M'
sind an dem beweglichen Querstücke
F befestigt; sie folgen den verticalen Bewegungen
desselben, sowie die Hebel k, m, n und das mit ihnen
verbundene Querstück L mit dem Hammer l. Während des Aufsteigens dieser beweglichen Theile
längs den Säulen b öffnet sich das Ventil s; die Flüssigkeit strömt durch den hohlen Kolben E in den Behälter. Ist das Arbeitsstück auf dem Amboß
a zurechtgelegt, so läßt man den unter dem Kolben
p befindlichen Dampf ausströmen und hebt das Ventil
s, in Folge dessen der Schlagapparat auf das
Arbeitsstück hinunterfällt, und setzt alsdann die Kolben der Dampfcylinder M und M' und dadurch den
Kniehebel k, m, n in Thätigkeit. Die Stangen t' der beiden Kolben p' sind
in einem gemeinschaftlichen Gelenke mit den Doppelhebeln k verbunden, während die Gegenlenker m sich
auf einen festen, am Querstücke F befindlichen Zapfen
stützen und bei e durch einen Bolzen mit den Hebeln k und n zusammengefügt sind,
welche sich unterhalb wiederum in einem Gelenke mit dem Hammerklotze L verbinden.
Es ist leicht einzusehen, daß durch diese Combination bei jedem Hube der Kolben p' eine Vergrößerung und eine Verminderung der
Entfernung zwischen den Querstücken F und L stattfindet; bei letzterer senkt sich der Apparat
immer ein wenig, während die bei der verticalen Stellung der Hebel eintretende
Vergrößerung sich nur unten wirksam zeigen kann, indem die unelastische Flüssigkeit
einen unüberwindlichen Widerstand
darbietet. (Armengaud's
Génie industriel, Juli 1865, S. 33;
schweizerische polytechnische Zeitschrift, Bd. XI S. 123.)