Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. , S. 464 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber die Fabrication von Briquettes aus der Kleinkohle von
Fünfkirchen.
Hierüber sprach Hr. C. v. Hauerin der Sitzung der k.k.
geologischen Reichsanstalt vom 12. Oct. d. J. – Die Frage, den Abfall von
Kohlenklein, welcher in den Gruben, Magazinen, beim Transport u.s.w. oft in
bedeutender Quantität entsteht, zu verwerthen, drängt sich immer mehr heran.
Einerseits mehrt sich nämlich successive die Masse des abfallenden Kohlenkleins
durch die im Steigen begriffene Production der Kohle und andererseits ist es
bezüglich der Concurrenzfähigkeit in den Preisen für die Kohlenwerke ein Gebot, alle
Abfälle nutzbringend zu machen, weil dieß gestattet, den Preis der Stückkohle, von
welcher die Abfälle herstammen, zu ermäßigen. Die Verwerthung der Kleinkohle ist auf
zweifache Weise angestrebt worden, erstlich dadurch, daß man Feuerungseinrichtungen
construirte, welche eine Verbrennung des Kohlenkleins zuließen, und zweitens indem man versuchte,
den Abfall der Kohlen durch verschiedene Bindemittel und durch Compression wieder zu
compacten Stücken zu vereinigen. Die Fortschritte in
je einer dieser Richtungen werden niemals die Verwerthung der Kleinkohle nach dem
Principe in der anderen überflüssig machen; je nach localen Verhältnissen werden
vielmehr stets entweder die Fabrication von Briquettes oder die Anwendung von
Heizvorrichtungen für unveränderte Kleinkohle angezeigter erscheinen.
Im vorliegenden Falle handelt es sich um Versuche, welche in neuester Zeit von Hrn.
Unterwalder in Wien durchgeführt wurden, um
Briquettes, und zwar speciell aus Fünfkirchner
Kohlenklein, darzustellen. Während der Abfall von Kohlenklein an den meisten Gruben
nur als ein mehr untergeordnetes Nebenproduct erscheint, besteht die Hauptmasse der bei Fünfkirchen geförderten Kohle aus Gries, da von den dreißig vorhandenen Flötzen nur einige
wenige Stückkohle liefern. Für die Fünfkirchner Kohlenablagerung hat daher die
Darstellung von Kohlensteinen oder Briquettes eine ganz besondere Wichtigkeit. Das
Bindemittel, dessen sich Hr. Unterwalder bedient, besteht
aus Destillationsproducten der Kohle selbst. Ein solches Bindemittel ist in
mehrfacher Beziehung das einzig rationelle, da es erstlich meistens ganz allein an
den betreffenden Localitäten in genügender Menge zu beschaffen ist, ein Umstand,
dessen Wichtigkeit häufig bei Projecten zur Erzeugung von Briquettes, wenn diese
halbwegs größere Dimensionen erreichen soll, nicht genügend gewürdigt worden ist.
Destillationsproducte der Kohle, als Bindemittel angewendet, vermindern ferner nicht
den Brennwerth der Kohle, sondern erhöhen ihn. Das mit dem Bindemittel gehörig
vermengte Kohlenklein wird nach dem Verfahren des Hrn. Unterwalder wie gewöhnlich durch starkes Einpressen in eiserne Formen
comprimirt. Als neu bei der Darstellung dieser Kohlensteine ist zu betrachten, daß
dieselben nur mit einer verhältnißmäßig geringen Menge
von Bindemitteln hergestellt werden. Die Menge beträgt nämlich nur 2–6 Proc.,
je nachdem die erzeugten Stücke zu verschiedenen Zwecken mehr oder weniger
Festigkeit haben, leicht oder schwerer entzündlich, mit mehr oder weniger hoher
Flamme brennen sollen.
Eine Untersuchung dieser Kohlencylinder ergab, daß sie eine beträchtliche Festigkeit
besitzen, daß sie gleich der Stückkohle gut anbrennen, nicht stark in der Hitze
anschwellen und eben so wenig während des Verbrennens zerfallen. Da sich beim
Verbrennen viel schwerer Kohlenwasserstoff aus ihnen entwickelt, so erfordern sie
reichliche Luftzuströmung, in welchem Falle aber ihre Wärmeleistungsfähigkeit eine
vorzügliche ist. Veim Verbrennen verblieb im Mittel mehrerer Proben ein
Aschenrückstand von 19,5 Proc., was nicht Wunder nehmen kann, da für die Versuche
der Darstellung unbewaschenes Kohlenklein verwendet wurde. Durch Glühen mit Bleioxyd
wurde von 1 Theil der Briquettes ein Bleiregulus von dem 26,480 fachen Gewichte der
Kohle erhalten. Es entspricht dieß 5984 Wärmeeinheiten und 8,7 Ctr. sind als das
Aequivalent einer 30zölligen Klafter weichen Holzes zu betrachten. In dem Maaße, wie
mehr gereinigtes Kohlenklein zur Darstellung der Kohlensteine in Verwendung tritt,
wird natürlich der Brennwerth noch entsprechend gesteigert werden können.
Tunner, über die Erfahrungen und
Fortschritte mit dem Bessemern, insbesondere in Innerösterreich mit Schluß von
1864.
Aus den Ländern, welche mit dem Bessemerproceß schon früher begonnen haben, ist nach
der Zeit der letzten Londoner Industrie-Ausstellung über denselben nur sehr
wenig zur Oeffentlichkeit gelangt. Ueber das Bessemern in Schweden ist das Wichtigste in Boman's Schrift
enthalten; neuerdings ist in der Nachbarschaft von Gefle eine neue, die jetzt größte
Anlage in Schweden zu Sandviken, gemacht worden, wo man in Oefen von schwedischer
Bauart Chargen von 120 Ctr. durchführt und das Product zu größeren Maschinentheilen
und Platten umgestaltet. – In England ist die
jährliche Erzeugung von Bessemermetall größer, in Frankreich und Deutschland
wenigstens eben so groß, als in Schweden. Man verwendet die besseren, reineren
Sorten des grauen Kohksroheisens, schmilzt dieselben im Flammofen um, fügt zum
schließlichen Carbonisiren 10–20 Procent Spiegeleisen aber jetzt mit der
Modification zu, daß nach dem Hinzugeben der letzteren der Wind nicht mehr
durchpassirt, sondern das Gemenge sofort ausgegossen wird, wobei die Anwendung eines
beweglichen Ofens eine nothwendige Bedingung ist. – Das englische
Bessemermetall ist von minderer Qualität, als das schwedische, und fast nur in
seinen weicheren, dem Feinkorneisen ähnlichen Varietäten zu verwenden, während man
in Schweden zum Theil wenigstens ein recht gutes, dem Gußstahl gleiches
Bessemermetall erhält. Die englischen Blöcke sind im Ganzen dichter als die
schwedischen, aber doch auch nicht frei von Blasen an Rand und Boden; wegen ihrer größeren
Dichte und minderen Reinheit schweißen englische Blöcke weniger leicht als die
gleich harten Producte der Frischherde und Puddelöfen. Um blasenfreie Güsse zu
erhalten, scheidet man wohl die Unreinigkeiten absichtlich weniger ab; es leidet
dann aber die Schweißbarkeit, namentlich an den mechanisch stark verunreinigten
Kopfenden der Rohgüsse. Ein wesentlicher in England, Frankreich und Schweden
gemachter Fortschritt ist die Anwendung bis 120 Ctr. schwerer Chargen, da die
Flüssigkeit des Bessemermetalls um so leichter zu erreichen ist, mit je größeren
Massen man arbeitet. – Die von Frankreich ausgegangene Bewegung der Birne
durch Dampfkraft bei solchen großen Chargen ist eine sehr förderliche Verbesserung,
dagegen kommt man von der selbstthätigen Windsperre wieder mehr ab (z.B. zu Heft),
weil die Windregulirung durch die Hand des Arbeiters sicherer geschehen kann, auch
die Windsperre vielen Verunreinigungen ausgesetzt ist, so wie auch Reibung und
Windlässigkeit verursacht. – Zur Beurtheilung des Ofenganges möchte die
Beobachtung der Flamme und Funken und am allersichersten eine Schöpf- oder
Spießprobe ein besseres Anhalten geben, als die Spectralanalyse. – Daß ein
gaares graues, aber manganhaltiges, phosphor- und schwefelfreies
Kohksroheisen, wie Wedding angibt, das beste Material
sey, ist ein Irrthum, da die innerösterreichischen grauen und halbirten
Holzkohlenroheisensorten ein ganz vorzügliches Material sind. Nur das ganz weiße
Roheisen zeigte sich schlecht, wird sich aber vielleicht bei Anwendung von heißem
Wind besser machen.
In Innerösterreich lag die erste Schwierigkeit bei
Einführung des Bessemerus in der Ungeübtheit des Arbeiterpersonals, und sie ist zum
Theil noch nicht überwunden. Die ursprüngliche Unhaltbarkeit der Thonformen (Fern)
beim englischen Ofen ist vermindert, seit man aus fettem
Thone gepreßte, gehörig lufttrockne, 18–66 Stunden gebrannte und mehrtägig
abgekühlte Formen herstellt und sie vollkommen dicht in den Boden einsetzt, damit
zwischen Fern und Bodenmasse der Wind nicht durchdringt. Muß eine neue Form
eingezogen werden, so hebt man das Obertheil der Birne ab, schlägt die alte Fern
heraus, so reinigt man die Bodenmasse von Schlackenansätzen, setzt die neue Fern ein
und stampft neue Bodenmasse auf, wozu inclusive Anwärmens 4–6 Stunden Zeit
gehen. Ungleich weniger Anstände hat der schwedische Ofen
in dieser Beziehung verursacht. Die Erhaltung der Ofenwände war bei beiden Oefen
nicht schwierig. Ein zu gaares, seinen Graphit nur schwierig aufnehmendes Roheisen
wird in der ersten Periode vor den Formen zu dickflüssig, verlegt dieselben, die
Schlackenbildungsperiode dauert so lange, es entsteht nicht die hinreichende
Temperatur, um die aufgeworfenen Schlackenperlen flüssig zu erhalten, die Entkohlung
durch die Schlacke bleibt aus und es kann durch Verstopfen der Formen der Proceß
ganz erstickt werden. – Es ist zweckmäßiger, das Hohofenroheisen erst in eine
Pfanne abzustechen, als direct in den Bessemerofen laufen zu lassen, weil man in
ersterer die Unreinigkeiten abziehen und ihren Inhalt bestimmen kann. Auch bildet
sich weniger Schaleneisen in der Pfanne, als in einer Laufrinne. Im schwedischen
Ofen ist die Menge des Auswurfes geringer, als im englischen, in beiden aber die
Windregulirung nach einem Manometer die Hauptsache. – Bei reinerem
Holzkohlenroheisen verdient die schwedische Bessemermethode den Vorzug; sie ist
einfacher und billiger, man kann mit der gleichen Betriebskraft für das Gebläse nahe
das doppelte Quantum an Roheisen per Charge in Arbeit
nehmen, die Formen leiden weniger und das Gießen aus dem Stahlkessel kann in
beliebig kurzer Zeit vorgenommen werden.
Gewährt zwar die englische Methode größere Sicherheit, als die schwedische ihrer
Natur nach, so hat man doch in Schweden für die Praxis völlig befriedigende
Resultate erreicht. – Eine Hauptsache für die Praxis bleibt das genaue
Sortiren des erzeugten Stahles, indem man von jeder Charge im Beginn des Gusses eine
Probestange von gleichbleibenden Dimensionen gießt, diese nach dem Erkalten
zerbricht und die Qualität nach dem Verhalten beim Brechen, nach Textur, Farbe und
Glanz des Bruches beurtheilt; ein weniger verläßliches Anhalten gibt die
umständliche Untersuchung auf Schmied- und Schweißbarkeit, sowie die Eggertz'sche Kohlenstoffprobe (polytechn. Journal Bd. CLXX S. 350). Neben diesem Sortiren kommt
es zur Erlangung eines befriedigenden Resultates darauf an, alle Feinheiten beim
Gießen des flüssigen Metalles zu kennen. Eine der besten und vollkommensten
Gußvorrichtungen ist der englische hydraulische Krahn; wegen seiner Kostspieligkeit
hat man ihn jedoch auf den innerösterreichischen Hütten zum Theil durch einfache
gewöhnliche Krahne ersetzt. – Während bei dem Hineinschaffen des flüssigen
Roheisens in den Bessemerofen eine Zeitersparniß von einigen Minuten keinen
besonderen Werth hat, so haben beim Eingießen des flüssigen Stahls in die Formen
schon Bruchtheile einer Minute Einfluß, indem hierdurch die Eingüsse besser gelingen
und weniger Schalen im Kessel zurückbleiben. Die Menge der letzteren hängt überhaupt
noch ab von dem Grad der Gaare des Roheisens, der Menge des zugeführten Windes, der
absoluten Größe der Charge und dem Grad des Anwärmens des Kessels. Durch das Gießen
weniger, dafür großer Blöcke läßt sich eine wesentliche Verminderung der Abfälle
erzielen; je größer ursprünglich der Block, desto besser ist unter übrigens gleichen
Umständen das Endproduct und scheint die Wirkung des Dampfhammers günstiger als die
der Walzen zu seyn. – 6–8 Proc. Abfälle lassen sich ohne große
Schwierigkeiten wieder zu Gute machen. Die Ursache der schwierigen Verwerthung der
Schalen liegt hauptsächlich in ihrem ungleichen Aggregatzustande und theilweise auch
in ihrer Unreinheit. Am besten formt man sie in noch möglichst heißem Zustande unter
einem schweren Hammer zu Masseln, welche in Herden oder Oefen eine Schweißhitze
erhalten und dann unter Hämmern oder Walzen ausgereckt werden. Der nicht schweißende
Abfall hiervon kommt in den Eisenhohofen oder Frischherd.
Die bisherigen Fortschritte beim Bessemern in Innerösterreich sind derartig
befriedigend gewesen, daß man damit umgeht, diesen Proceß auch zu Reschitza im
Banat, zu Witkowitz in Mähren und zu Prävali in Kärnthen einzuführen. (Berg-
und hüttenmännisches Jahrbuch der k.k. Bergakademien Schemnitz und Leoben, und der
k.k. Montan-Lehranstalt Przibram für das Jahr 1864.)
Ueber die Bestimmung der Härte der Quell- und
Flußwässer durch Seifenlösung, von Professor Schneider in
Wien.
Ueber die technische Tauglichkeit eines Quell- oder Flußwassers pflegt man nur
die Menge der im Wasser enthaltenen härtemachenden Verbindungen zu bestimmen und
bedient sich dazu einer titrirten Seifenlösung. Eine Reihe von vergleichenden
Versuchen, bei welchen die härtemachenden Bestandtheile – Kalk und Magnesia
– einerseits gewichtsanalytisch, andererseits volumetrisch in denselben
Wässern ermittelt wurden, ergab als Resultat, daß die letztere Probe nur dann genaue
Resultate gibt, wenn in den Wässern neben Kalk nur sehr kleine Mengen Magnesia
enthalten sind und der Kalkgehalt selbst ein mäßiger ist; in allen anderen Fällen
wird der Härtegrad geringer gefunden als er wirklich ist. Die nachstehende
Zusammenstellung einer solchen Versuchsreihe mit Quellwässern aus der Umgegend Wiens
läßt die Richtigkeit des Gesagten erkennen; sie zeigt, daß durch die Seifenlösung
der Kalkgehalt eines Wassers, wenn er überhaupt mäßig ist, ebenso genau wie auf
gewichtsanalytischem Wege bestimmt wird, daß aber bei größerem Kalkgehalte die
Methode an Genauigkeit verliert, und daß die Magnesiasalze des Wassers sich der
Bestimmung durch Seife entziehen.
Namen
der
Wässer
Enthalten in 100000Theilen
Sonach berechnet sichder Härtegrad
auf
DurchSeifenlösunggefundene Härte
Somit zuwenig.
Kalk
Magnesia
Kalk.
Magnesia
Zusammen
Sailerbach
12,23
0,98
12,23
1,37
13,60
12,22
1,38
Kaltes Wasser
11,02
0,84
11,02
1,17
12,19
10,88
1,31
Nixenstein
10,48
1,72
10,48
2,40
12,88
10,94
1,94
Altaquelle
8,86
2,26
8,86
3,16
12,02
8,80
3,22
Sebastianquelle
12,47
1,97
12,47
2,75
15,22
11,44
3,78
Rohrbach
12,04
2,97
12,04
4,15
16,19
12,00
4,19
Urschendorf
15,20
3,56
15,20
4,98
20,18
14,86
5,32
Buchberg
17,69
2,47
17,69
3,45
21,14
17,00
4,14
Kleinhöflein
36,42
7,63
36,42
10,86
47,00
35,69
11,41
(Wittstein's Vierteljahrsschrift, Bd.
XIV S. 258.)
Ueber die Löslichkeit des kohlensauren Kalkes in Wasser; von
C. Weltzien.
Stellt man sich eine Lösung von kohlensaurem Kalt in kohlensäurehaltigem Wasser dar
und kocht diese Lösung selbst sehr lange Zeit, so bleibt stets eine kleine Menge von
kohlensaurem Kalk gelöst. Diese Menge beträgt nach den Versuchen von A. W. Hofmann
Chemical Report on Supply of Water to the Metropolis
Quarterly Journal of the Chemical Society 1852, Nr. XVI p. 381. 0,034 Grm. im Liter Wasser. Wiederholte, von meinem Assistenten Hrn. Cruse ausgeführte Bestimmungen gaben mit diesen Zahlen
sehr übereinstimmende Werthe, welche im Mittel von mehreren Analysen 0,036 Grm.
betrugen.
Es entsteht nun die Frage, ob diese Lösung auf der Löslichkeit des kohlensauren
Kalkes in Wasser beruht, oder darauf, daß eine kleine Menge des
Kalk-Bicarbonats sich der Zersetzung durch die Siedehitze entzieht. Setzt man
zu dem gekochten und vom gefällten kohlensauren Kalk abfiltrirten Wasser eine Lösung
von Kalkhydrat, so entsteht keine Trübung; da nun
letzterer Körper mit einer Lösung von kohlensaurem Kalk in kohlensäurehaltigem
Wasser eine Fällung gibt, so beruht die Lösung hier auf der Löslichkeit des
neutralen kohlensauren Kalkes in Wasser. (Annalen der Chemie und Pharmacie, 1865,
Bd. CXXXVI S. 165.)
Versuche mit Mörtel.
Mit dem von Professor Dr.
Artus in Jena angegebenen Verfahren der Mörtelbereitung
(polytechn. Journal Bd. CLXXIII S. 237) sind
nach der Zeitschrift des Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen neuerdings
Versuche angestellt worden. 1 Th. gut gelöschter Kalk wurde mit 3 Th. Sand
sorgfältig vermischt und dem Gemenge unmittelbar vor dem Gebrauche 3/4 Th. ganz fein
zertheilten ungelöschten Kalkes zugesetzt, sodann das Ganze gut durcheinander
gearbeitet. Der so bereitete, zu einer Fundamentmauer verwendete Mörtel war nach 4
Tagen bereits zu einer so festen Masse erstarrt, daß man ein spitzes Eisen nicht
mehr hineindrücken konnte; auch haftete derselbe mit gleicher Festigkeit an den
Steinen des Mauerwerkes. Nach 2 Monaten hatte der Mörtel Steinhärte erlangt. Es
handelt sich hiernach um eine sehr beachtenswerthe Entdeckung, welche bei den Kosten
des Cements und Mörtels auch unmittelbar ökonomisch in die Wagschale fällt.
Sorby, über Structur von Eisen und
Stahl.
Polirte, mit schwachen Säuren geätzte und mit Hülfe des Mikroskops in den Details
vervollständigte Flächen wurden photographirt. Es zeigte Meteoreisen eine äußerst krystallinische Structur; graues Roheisen Graphitkrystalle, auf der buntscheckigen Oberfläche des
Metalles losgelöst; Feineisen, lange Linien harter
Metalltheile sind zu Zonen geordnet; Walzeisen zeigt sich
im Gegensatz zu Luppeneisen frei von Schlacke und von eigenthümlicher Textur,
während schwedisches Eisen sich dem Stahl nähert; Cementstahl läßt deutlich den Vorgang des Cementirens erkennen; Gußstahl, gleichförmige Anordnung der Krystalle. (Quarterly-Journal of Science.)
Ueber die Darstellung eines auf Stein, Metallen, Holz etc.
anwendbaren Emails oder Schmelzüberzugs auf kaltem Wege, von Miller.
Die Darstellung dieses Emails besteht im Wesentlichen darin: 1) Mineralsalze oder
Oxyde, welche mit Kieselsäure Silicate zu bilden fähig sind, in einer syrupdicken
Lösung von Natron-Wasserglas mit einer bestimmten Menge Kieselsäure
anzurühren; 2) diese
Silicate mittelst eines Fixirungsmittels niederzuschlagen, welches aus einem durch
doppelte Zersetzung wirkenden Salze besteht.
Das künstlich dargestellte kieselsaure Natron (Natron-Wasserglas) wird in
Wasser gelöst und die Lösung zur Syrupsconsistenz concentrirt; dann wird das
anzuwendende feingeriebene Mineral, mit Kieselsäure (feingeriebenem Quarz) gemengt,
der Wasserglaslösung zugesetzt und durch sorgfältiges Zusammenreiben mit der
letzteren zu einer hinlänglich homogenen Paste oder einem breiartigen Teige
verwandelt.
Dieser letztere wird mittelst eines Pinsels auf den Gegenstand, den er nicht allein
ecoriren, sondern auch gegen die Einwirkung der Atmosphäre schützen soll,
aufgetragen; ist die aufgetragene Schicht trocken geworden, so wird mit einem
anderen Pinsel das flüssige Fixirungsmittel oder Reagens, welches aus der mehr oder
weniger klaren Lösung eines Salzes besteht, durch das die Silicate niedergeschlagen
werden sollen, darüber gestrichen.
Dieser Niederschlag entsteht erst nach einiger, Zeit und nachdem die aufgetragenen
Substanzen völlig erhärtet sind, erhält der mit dem Email überzogene Gegenstand, der
auf mehrere Millimeter Dicke gewissermaßen eine ganz neue Structur erhalten hat, in
Folge der vollständigeren Cohärenz seiner Oberfläche, eine weit größere
Dauerhaftigkeit, und zeigt ein ganz verschiedenes Ansehen, welches sich innerhalb
gewisser Grenzen dadurch nach Belieben abändern läßt, daß man 1) den
Kieselsäurezusatz verstärkt, wenn man ein Email von größerer Strengflüssigkeit
besonders zum Formen etc. haben will, in welchem Falle man 2/3 bis 3/4 Kieselsäure
(fein gemahlenen Quarzsand) nimmt; 2) daß man die Menge des Natron- oder auch
Kali-Wasserglases vermehrt, und zwar um so stärker, ein je leichter
verglasbares Product man zu erzielen beabsichtigt. (Armengaud's Génie industriel, August
1865, S. 86.)
Die sogenannte Pharao-Schlange.
Bezüglich des unter diesem Namen jetzt im Handel vorkommenden, aus
Schwefelcyanquecksilber (Rhodanquecksilber) bestehenden Spielzeugs (welches S. 325
in diesem Bande des polytechn. Journals besprochen winde)
erwähnte Professor Böttger in der am 4. November
stattgefundenen Sitzung des „physikalischen Vereins“ zu
Frankfurt a. M. einer neuen Entstehungsweise von Rhodanquecksilber und Mellon.
Mische man auf's Innigste zu Staub zerriebenes Cyanquecksilber mit einer
entsprechenden Menge von Schwefelblume, so lasse sich dieses Gemisch (ähnlich dem
reinen Rhodanquecksilber) entzünden und brenne dann mit Hinterlassung einer
schlangenähnlichen, aus Mellon und schwarzem Schwefelquecksilber bestehenden Masse
ab.
In einer Sitzung der „pharmaceutischen Gesellschaft für
Großbritinnien“ in Edinburgh wurde sehr vor den jetzt so beliebten
Pharao-Schlangen gewarnt, als welche mit den Schlangen auch die Giftigkeit
gemein haben; namentlich möge man Kinder vor diesem tödtlichen Spielzeug
bewahren.
Vorsichtsmaßregeln bei Benutzung des Nitroglycerins.
Die kürzlich in Bochum und Hirschberg stattgehabten Unglücksfälle mit meinem
Patent-Sprengöl, von denen ersterer durch einen Terpenthinölbrand, der zweite
durch Beilschläge auf einen Klumpen gefrorenen Sprengöls herbeigeführt war,
veranlassen mich, die bei Benutzung des Sprengöls erforderlichen Vorsichtsmaßregeln
in Kürze mitzutheilen, bei deren Befolgung irgend ein
Unfall kaum möglich ist.
Die Vorsichtsmaßregeln bestehen darin:
1) den Arbeitern jedes Experimentiren zu untersagen;
2) die Packflaschen mit Sprengöl in feuerfesten Räumen, oder, wo solche nicht
vorhanden, unter Wasser aufzubewahren;
3) wenn das Sprengöl gefroren ist, die Packflaschen in lauwarmes Wasser einzusetzen,
um es für den Gebrauch aufzuthauen. – In Gruben mit gemäßigter Temperatur
gefriert es nie.
4) Beim Laden nur losen Besatz aus Sand oder Letten zu gebrauchen.
5) Den Besatz, wenn ein Schuß versagt hat, nur zur Hälfte vorsichtig auszukratzen,
und in dem leeren Theile des Bohrloches eine kleine neue Sprengölladung anzubringen,
bei deren Entzündung beide Ladungen explodiren.
6) Weder gefrorenes noch flüssiges Sprengöl mit Hammer- oder Beilschlägen zu
behandeln.
Es liegt in der Natur eines Sprengmittels, daß es unter Umständen gefährlich werden
kann, besonders bevor die Arbeiter damit vertraut sind. Daß mein
Patent-Sprengöl aber als das ungefährlichste anzusehen, geht wohl aus dem
untenstehenden Attest hervor. – Beim Gebrauch des Pulvers fallen täglich
Unglücksfälle vor, die jedoch so gewöhnlich sind, daß denselben keine Aufmerksamkeit
geschenkt wird (auf 7 Grubenarbeiter rechnet man, daß nur 4 ohne mehr oder weniger
erhebliche Verletzungen davon kommen). Wir müssen deßhalb die Opfer durch Sprengöl
nur im comparativen, nicht im absoluten Sinne betrachten, und brauchen nicht einmal
auf die Zeit der Einführung des Pulvers hinzuweisen, da die Gegenwart davon
Beispiele genug aufzuweisen hat.
Vor Gefahren scheut die Industrie nie zurück – das Wasser in den Dampfkesseln,
Petroleum, Gas etc. etc. fordern täglich ihre Opfer. – Die gefahrbringenden
Stoffe müssen nicht verbannt, ihren Gefahren muß vorgebeugt werden, und es ist nicht
der geringste Vorzug des Sprengöls, daß dieß bei ihm leicht zu bewerkstelligen
ist.
Leider ist es meistens der Fall, wenn die Arbeiter sehen, daß das Sprengöl nicht
durch Entzündung explodirt, daß sie es wie Wasser behandeln, weßhalb es auch u.a.
vorgekommen ist, daß undichte, mit Sprengöl gefüllte Blechflaschen verlöthet wurden;
daß mit Wasser versetztes Sprengöl in einem Kessel auf einem mit Blasebalg
angefachten Schmiedefeuer „getrocknet“ werden sollte; daß gefrorenes Sprengöl zum
Aufthauen in Trockenöfen und auf Hochdruck-Dampfkessel gesetzt worden; daß
Patronen in einem Breterschuppen, wo Stroh und Pulver auf dem Fußboden herumlag, bei
Beleuchtung eines an der Breterwand angeklebten Talglichtes vollständig geladen und
mit Zündschnüren versetzt wurden; daß Sprengöl seines süßen Geschmackes wegen
schluckweise getrunken wurde etc. etc., weßhalb es wirklich ein Wunder ist, daß bei
alledem bis jetzt noch so wenige Unglücksfälle durch dasselbe hervorgerufen worden
sind.
Bei jeder Neuerung übertreibt man die Nachtheile und läugnet die Vortheile am
längsten – die riesige Kraft und die großen Vortheile des Sprengöls in der
Verwendung lassen sich aber nicht mehr läugnen; es handelt sich demnach nur darum,
dasselbe mit Vernunft und Vorsicht zu gebrauchen, und so weit es an mir liegt, soll
Alles geschehen, um Gefahr abzuwenden, und zwar:
durch Einführung von elastischen, mit Sicherheitsplatten versehenen
Packflaschen, worin das Sprengöl auch durch den stärksten Stoß nicht explodiren
kann, und wo bei 100° Cels. (Kochpunkt des Wassers) die Metallplatte
schmilzt, so daß das Sprengöl nie im geschlossenen Räume
bis zum Explosionsgrade erhitzt werden kann, sondern bei einer Feuersbrunst ausläuft
und harmlos verbrennt, wie es stets im Freien thut.
Ich mache mich anheischig, einer Commission von Fachmännern den Beweis zu liefern,
daß bei Befolgung der vorgeschlagenen Vorsichtsmaßregeln irgend welches Unglück beim
Transport, bei der Aufbewahrung und bei Benutzung meines Patent-Sprengöls
nicht entstehen könne, halte mich vielmehr überzeugt, daß mein Sprengöl die vielen
durch Benutzung des Pulvers entstandenen Unglücksfälle vermindern wird. Hamburg, den 21. November 1865.
Alfred Nobel.
––––––––––
In Gegenwart der Unterzeichneten wurden am 28. d. M. folgende Versuche bei Stora Ahlby ausgeführt, theils um die Schwierigkeit
nachzuweisen, auf andere Weise, als durch die vom Ingenieur Alfred Nobel patentirten Arten, das Nitroglycerin zur Explosion zu bringen, und theils um die Ungefährlichkeit
des Nitroglycerins in mehreren Beziehungen im Vergleich
zum gewöhnlichen Pulver nachzuweisen.
I. Versuch. – Eine Quantität Nitroglycerin wurde
auf einen flach behauenen Stein ausgegossen. Eine roth glühende Eisenstange wurde
längs der Oberfläche des Nitroglycerins geführt ohne daß dasselbe sich entzündete,
und wurde schließlich in das auf dem Stein ausgebreitete Sprengöl gelegt, welches, nachdem es erwärmt
worden war, sich theilweise entzündete, und mit einer Flamme, jedoch ohne zu
explodiren, verbrannte. Nachdem die Eisenstange weggenommen war, befand sich auf dem
Steine noch unzersetztes Oel.
II. Versuch. – Die Vertiefung in einem Steine wurde
mit Nitroglycerin ausgefüllt; ein brennender Holzspan wurde eingetaucht und beim
Umrühren damit verbrannte das, Nitroglycerin mit Flamme, jedoch ohne Explosion. Das
Verbrennungs-Phänomen hörte auf, sobald der Holzspan verbrannt war.
III. Versuch. – Verschiedene Glasflaschen wurden
mit Nitroglycerin gefüllt, diese Flaschen wurden mit aller Kraft von einer Höhe
gegen einen unten belegenen Felsen geschleudert. Die Flaschen wurden gewaltsam
zerschmettert, jedoch ohne daß das Nitroglycerin explodirte.
IV. Versuch. – Nachdem einige der Gegenwärtigen den
Wunsch geäußert hatten, den vorhergehenden Versuch mit Nitroglycerin zu erneuern,
welches auf mehr als gewöhnliche Temperatur erwärmt wäre, so wurden in warmem Wasser
drei mit Nitroglycerin gefüllte Flaschen auf 50°C. erhitzt. Auch diese
Flaschen, mit Gewalt gegen einen Stein geworfen, wurden zerschmettert, ohne daß das
Sprengöl explodirte.
V. Versuch. – Eine mit Nitroglycerin gefüllte
Patrone von Weißblech wurde in einen Kessel mit kochendem Wasser ohne irgend weitere
Folgen gelegt.
VI. Versuch. – Zwei mit Nitroglycerin gefüllte
Weißblech-Flaschen, solcher Art wie die
Nitroglycerin-Actien-Gesellschaft solche benutzt, wurden auf die bei
der Versendung übliche Weise in einer Holzkiste verpackt. Nachdem der Deckel
zugeschroben worden, wurde die Kiste von einer Höhe von 9–10 Fuß und auf den
unterhalb liegenden Felsen, ohne weitere Folge, gestürzt.
Um die Beschaffenheit des Stoffes, mit welchem experimentirt worden war, zu
constatiren, wurde ein 10 Fuß tiefes Bohrloch mit 3 Pfund von demselben Sprengöl
geladen. Die Wirkung des Schusses war erstaunend groß. Das Laden des Schusses
geschah folgendermaßen: Nachdem das Sprengöl eingegossen war, wurde ein
Papierpfropfen in das Bohrloch hineingeschoben, ohne jedoch das Oel zu berühren. Auf
diesen wurde eine Hand voll Pulver, und nachdem die Zündschnur applicirt war,
wiederum eine kleine Quantität Pulver geschüttet und das Bohrloch mit Sand
gefüllt.
Stockholm, den 30. September 1865.
(gez. A. AdlersparreCommandeur-Capitain
(gez.) Er. Edlund,Professor an der Akademie der Wissenschaftenin
Stockholm.
(gez.) A. E. Nordenskiöld,Professor und Intendant am Reichsmuseum.
(gez.) Hj. Holmgren,Professor am technologischen Institut.
(gez.) Clemens Ullgren,Professor am königl. technologischen Institut.
Armenischer oder Diamantkitt.
Dieser in England und Nordamerika zum Kitten von Glas, Porzellan, Edelsteinen etc.,
sowie zur Befestigung von allerhand Verzierungen etc. an Uhrgehäusen und anderen
derartigen Ornamenten sehr geschätzte Artikel (der übrigens auch bei uns sehr
mannichfaltige Verwendung findet) wird auf die Art bereitet, daß man Hausenblase in
Wasser bis zum völligen Aufquellen einweicht und die so behandelte Gelatine mit
Weingeist vermischt, in welchem etwas Mastix und Ammoniakgummi aufgelöst worden
sind.
Die türkischen Juweliere, zum größten Theile Armenier, haben eine eigenthümliche
Methode, Uhrgehäuse etc. mit Diamanten und anderen Edelsteinen zu verzieren, indem
sie die letzteren einfach aufleimen oder aufkitten. Der Stein wird in Silber oder
Gold gefaßt; der untere Theil der Fassung erhält eine ebene oder der Form des
Theils, an welchem er befestigt werden soll, entsprechend gestaltete Fläche; dann
wird der Stein mit der Fassung erwärmt und die letztere wird mit dem Kitte
bestrichen, der so fest hält, daß sich die mittelst desselben verbundenen Theile an
der Verbindungsstelle nur gewaltsam trennen lassen. Dieser Kitt, welcher selbst
Glasstücke mit glatten Flächen, ja sogar polirte Stahlflächen zusammenhält und sich zu einer Menge
nützlicher Zwecke verwenden läßt, wird in der Türkei auf folgende Weise
bereitet:
Fünf bis sechs erbsengroße Stückchen Mastix werden in so viel Weingeist gelöst, daß
sie mit demselben eine dicke Flüssigkeit bilden. In einem anderen Gefäße wird so
viel vorher in Wasser aufgeweichte Hausenblase, von der das Wasser vollständig
abgegossen worden, in gutem Franzbranntwein oder Rum gelöst, daß die Lösung zwei
Unzenmaaße eines dicken Leimes bildet. Der letztere, wird dann mit zwei kleinen
Stückchen Galbanum oder Ammoniakgummi sorgfältig zusammengerieben und darauf unter
genügendem Erwärmen mit der Mastixlösung auf's Innigste vermischt. Der fertige Kitt
muß in einer gut verschließbaren Flasche aufbewahrt werden, die man beim Gebrauche
in heißes Wasser stellt, um den Kitt flüssig zu machen. – In England wird
unter der Benennung „armenischer Kitt“ häufig ein ähnliches
Präparat verkauft, welches aber schlecht ist; es ist viel zu dünn und enthält zu
wenig Mastix.
Folgende Verhältnisse geben einen guten Diamantkitt: 2 Unzen guter Hausenblase werden
in Wasser aufgeweicht und dann in der genügenden Menge von starkem Weingeist zu
einer dicken Flüssigkeit gelöst, in welcher man 10 Gran recht blasses Ammoniakgummi
(in Körnern) durch inniges Zusammenreiben löst, worauf man sechs große Körner Mastix
in der möglich geringsten Menge von rectificirtem Weingeist gelöst, sorgfältig damit
vermischt.
Oder man mischt 3 Unzen wie oben in Weingeist von 85 bis 90 Proc. gelöster
Hausenblase mit 1 1/2 Unzen des Bodensatzes von Mastixfirniß, welcher dick aber
dabei klar seyn muß, durch Zusammenreiben unter Erwärmen auf das Junigste.
Bei sorgfältiger Zubereitung widersteht dieser Kitt der Feuchtigkeit sehr gut und
erscheint nach dem Trocknen farblos. So, wie er gewöhnlich im Handel vorkommt, ist
er nicht allein meistens recht schlecht, sondern auch übertrieben theuer. (Tinman's
Manual. – Scientific American vom 16. September
1865.)
Schellack für Hutmacher.
Die Hutmacher bedienen sich einer spirituösen Lösung von Schellack, um den kleinen
runden Filzhütchen Festigkeit zu geben; sie tauchen den Filz in die Schellacklösung,
drücken denselben auf die schwach erwärmte Form und tauchen dann den geformten Hut
in Wasser. Das Letztere geschieht wohl auch, bevor die Form gegeben wird. Durch das
Eintauchen in Wasser wird der Schellack pulverförmig durch die ganze Masse des
Filzes ausgeschieden, und gibt Festigkeit, ohne hart und spröde zu seyn, wie
geschmolzener Schellack. Die spirituöse Auflosung leistet sehr gute Dienste, aber
sie ist etwas theuer, da der Alkohol ganz verloren geht. Billiger ist es und eben so
gut, man lost den Schellack in Salmiakgeist auf; diese Lösung verhält sich ebenso
wie die spirituöse, d.h. wenn der darin getränkte Filz in Wasser getaucht wird, so
scheidet sich der Schellack auch pulverförmig aus. Der Salmiakgeist geht hierbei
zwar auch verloren, aber derselbe ist nur halb so theuer als Spiritus und leistet
dasselbe. Bei schwarzen Hüten kann man ihn unbedenklich anwenden, bei farbigen
hingegen, die gefärbt sind, bevor die Schellacklösung angewendet wird, thut man gut,
erst zu prüfen, ob der Salmiakgeist nicht eine nachtheilige Einwirkung auf die
Farben ausübt. Die Auflösung des Schellacks in Salmiakgeist geht in der Kälte ganz
leicht von statten, und man thut gut, so viel Schellack zu lösen, als sich noch
lösen will. Diese concentrirte Lösung kann man dann mit so viel Wasser verdünnen,
bis Schellack anfängt sich auszuscheiden. Die Auflösung sieht zwar dunkelroth aus,
indessen braucht man sich hierdurch nicht beirren zu lassen. Wird der Schellack aus
der Lösung ausgeschieden, so verschwindet die rothe Farbe, und er fällt mit der ihm
eigenthümlichen gelblich weißen Farbe. Daß diese Schellacklösung ebenso wie die
spirituöse gefärbt werden muß, wenn sie für schwarze Hüte Anwendung findet, versteht
sich von selbst. Man nimmt entweder Kienruß oder besser schwarzes Anilin.
(Illustrirte Gewerbezeitung, 1865 S. 239.)