Titel: | Brown's rotirender Dampfkessel. |
Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. I., S. 1 |
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I.
Brown's rotirender Dampfkessel.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, October 1865, S.
202.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Brown's rotirender Dampfkessel.
Der Erfinder des in Fig. 29–31 abgebildeten
sinnreichen rotirenden Dampfkessels, welcher bereits in England patentirt wurde, ist
Henry Brown, Ingenieur der Emelianofka-Gießerei in
St. Petersburg. Derselbe bezweckte durch diesen Kessel hauptsächlich eine
Vergrößerung der Heizfläche, Ersparniß an Brennstoff, sowie ein Ueberhitzen und
Trocknen des Dampfes. Der Kessel hat keine inneren Verankerungen, da diese in Folge
seiner eigenthümlichen Construction nicht erforderlich sind; er besitzt vielleicht
die stärkste Form, die einem Kessel gegeben werden kann und nimmt im Vergleich mit
den Kesseln von anderen Constructionen, aber von gleicher Kraft, nur einen kleinen
Raum ein.
Fig. 29
stellt den Längendurchschnitt durch die Mitte des Kessels dar;
Fig. 30 ist
die Vorderansicht und
Fig. 31 ein
verticaler Querdurchschnitt desselben.
Der Kessel A ist von cylindrischer Form mit sphärischen
Enden. Derselbe ist mit einem Mauerwerk aus feuerfesten Backsteinen umgeben und
dieses mit einem Eisenmantel B eingefaßt. Unter dem
Kessel befinden sich zwei Feuerungen und die vier Feuerthüren C, C sind auf der einen Seite des Mantels angebracht. Zwischen dem Kessel
und dem Backsteinmauerwerk ist ein leerer Raum gelassen, damit die Flammen und die
von den Feuerungen ausgestrahlte Hitze den Kessel ganz umspielen können.
Der Kessel ist mittelst zweier gußeiserner hohler Zapfen D,
D aufgehängt, die in ausgedrehten Ringen E, E
stecken, in welchen sie sich mit dem Kessel umdrehen. Die Ringe E, E sind in Lager F, F
eingelassen, welche auf Trägern G, G ruhen, die zu
beiden Seiten des Kessels neben dem Mantel B angebracht
sind. An den Ring E, welcher sich an dem Ende befindet
wo der Kessel in rotirende Bewegung gesetzt wird, ist ein gezahnter Kranz E' angegossen, der über das Lager vorragt und in welchen die endlose Schraube
F' eingreift. Die Welle dieser Schraube, welche in
Lagern am oberen Theile des Lagers E liegt, wird durch
eine kleine Dampfmaschine getrieben, die zur Speisung des Kessels erforderlich
ist.
Durch den hinteren Zapfen geht die Röhre H, durch welche
die Feuerungsgase nach dem Schornsteine I entweichen.
Durch den vorderen Zapfen ist mittelst einer Stopfbüchse die Dampfröhre J geführt, die beim Durchgang durch die Stopfbüchse
erweitert ist, so daß unter dem excentrisch liegenden Dampfcanal Platz für die
Speiseröhre K bleibt. Im Kessel ist das Dampfrohr nach
oben, die Speiseröhre nach unten geführt. Durch die Mitte der Dampfröhre geht in der
Stopfbüchse die Stange a, die innen mittelst eines
Hebels b einen Metallschwimmer c, außen aber einen Handgriff d mit Zeiger
trägt; letzterer zeigt den Stand des Schwimmers, also den Wasserstand im Kessel, auf
der Theilung e an. Klemmt die Stange etwa in der
Stopfbüchse, so wird der Schwimmer durch Drehen des Handgriffes in das Wasser
gedrückt, so daß der Feuermann den Wasserstand fühlen kann. Das Dampfrohr ist
außerhalb des Kessels mit einer verticalen Röhre L
verbunden, die in der Mitte ihrer Länge mit einem genau ausgebohrten Ringe das
abgedrehte Ende der Dampfröhre J umgibt. Der Ring ist
auf der einen Seite durchschnitten wie bei m (Fig. 30) und
wird durch zwei darüber gelegte Backen mittelst vier Schrauben auf das Dampfrohr
festgeklemmt. Da die Röhre L unten an eine Flantsche des
Lagers F festgebolzt ist, so wird sie verhindert, sich
mit dem Kessel zu drehen; oben ist sie mit zwei Sicherheitsventilen M, M versehen, sowie mit einem Röhrenansatze N, von dem aus der Dampf nach der Maschine geführt wird;
auf ihr können auch die Manometer angebracht werden. Die Lager F, in denen sich der Kessel dreht, sind mit angegossenen
Flantschen an den Mantel B angelegt, so daß keine kalte
Luft durch den freien Raum um die Zapfen D eintreten
kann. Die Lager sind hohl gegossen und werden durch Wasser, das durch die Röhren d', d' eingeführt wird, kühl erhalten. Am hinteren Ende
des Kessels liegt zwischen dem Lager E und dem
Schornstein der Schieber O, dessen Rahmen sowohl an dem
Lager wie an dem Schornsteine befestigt ist.
In dem Mantel B sind oben mehrere Oeffnungen angebracht,
die durch Deckel verschlossen werden können; letztere hängen an Hebeln, die um die
Welle R drehbar sind und durch eine Kette oder Zugstange
am langen Hebelarm gehoben werden können. Diese Oeffnungen sind bestimmt, eine zu
große Erhitzung des oberen Theiles des Kessels bei etwaiger Unterbrechung der
Drehung zu verhindern, da, wenn die Deckel geöffnet werden, kalte Luft einströmt,
also der Kessel abgekühlt und der Zug gedämpft wird. Bei Betrieb des Kessels werden
die Deckel mit Sand abgedichtet. Soll der Kessel untersucht werden, so kann der
obere Theil des Mantels abgenommen werden, da die beiden Mantelhälften durch einen
sie umgebenden Rahmen von Winkeleisen zusammengeschraubt sind.
Der cylindrische Theil des Kessels ist im Inneren auf den größten Theil seiner Länge
durch radiale Uförmig gebogene Platten in beliebig viel
Abtheilungen, in der Abbildung sieben, geschieden. Zwischen jedem Arme des U bleibt ein schmaler Raum h,
h, dem entsprechend der Kessel im Umfang ausgeschnitten ist, so daß
Schlitze längs des cylindrischen Theiles des Kessels gebildet werden.
In dem Mittel des Kessels lassen die Uförmig gebogenen
Platten einen Raum frei, der in Verbindung mit den schmalen Canälen h die Züge bildet, durch welche die Feuergase nach dem
Schornsteine gehen. Oben und an den seitlichen Enden sind die Platten durch
Manischen mit dem Kessel vernietet; an die Endflantschen sind Platten angenietet,
welche die Zwischenräume h zwischen den Armen der
Platten schließen. Der hohle Theil in der Mitte der Röhre ist einerseits durch eine
Platte geschlossen, andererseits durch das Rohr II mit dem Schornsteine in
Verbindung. In die U-Platten sind Vertiefungen,
und zwar je zwei in radialer und fünf in der Längenrichtung eingebogen, auf eine
Tiefe, welche dem halben Querschnitt des Raumes h gleich
ist, und zwar so, daß je zwei einander gegenüberliegende dieser Vertiefungen sich
mit den Böden berühren. Diese Vertiefungen dienen als Stehbolzen, indem sie dem
Dampfdrucke Widerstand zu leisten ermöglichen. Die Räume i,
i zwischen den Platten werden von Dampf und Wasser eingenommen, welches
letztere nicht höher stehen soll als bis zur Mitte des Kessels. Da die Platten an
den Enden geflanscht sind, so werden sie beim Heraustauchen aus dem Wasser eine der
Höhe der Flantsche entsprechende Menge Wasser mit empornehmen, das, wenn die Platten
in die verticale Lage gelangen, von der einen Platte zur gegenüberliegenden ablaufen
wird. Dadurch wird verhindert, daß die Platten verbrannt werden, wenn sie außer
Wasser sind und das auf ihnen befindliche Wasser wird in Dampf verwandelt, der bei
Berührung mit den heißen Platten getrocknet und überhitzt wird.