Titel: | Ueber die Erzeugung des Anilinschwarz, und über das chlorsaure Ammoniak als Oxydationsmittel; von Rosenstiel. |
Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. XIX., S. 65 |
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XIX.
Ueber die Erzeugung des Anilinschwarz, und über
das chlorsaure Ammoniak als Oxydationsmittel; von Rosenstiel.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhouse, t. XXXV p. 436; November 1865.
Rosenstiel, über Erzeugung von Anilinschwarz.
Die Gemische, welche man gegenwärtig anwendet um das Anilinschwarz auf Baumwolle zu
erzeugen, enthalten alle außer dem Anilinsalz ein Ammoniaksalz, chlorsaures Kali und
Schwefelkupfer, also ein Gemisch, welches durch eine Reihe doppelter Zersetzungen
chlorsaures Ammoniak zu erzeugen vermag. Nun hat das chlorsaure Ammoniak die
Eigenschaft, beim Austrocknen sich in langsamer und continuirlicher Weise zu
zersetzen in Chlor, Sauerstoff, Wasser und Stickstoff, und es ist sehr
wahrscheinlich, daß dieses Chlor und dieser Sauerstoff, indem sie auf das Anilin
wirken, das Schwarz erzeugen. Nach dieser Anschauungsweise müßte man Anilinschwarz
ohne Kupfersalz erzeugen können. Die interessante Mittheilung von Paraf
Polytechn. Journal Bd. CLXXVIII S.
389. über ein Anilinschwarz, welches durch Einwirkung der Chlorsäure auf das
chlorwasserstoffsaure Anilin erzeugt wird, hat mich nun veranlaßt, bezüglich dieser Frage die folgenden
Versuche anzustellen.
Als Anhaltspunkt stellte ich drei bekannte Anilinschwarz dar, nämlich:
1) eines mit weinsteinsaurem Anilin und Schwefelkupfer;
2) eines mit chlorwasserstoffsaurem Anilin und Schwefelkupfer;
3) eines mit Kieselflußsäure (nach Paraf).
Ferner stellte ich als neue Anilinschwarz dar:
a) eines mit chlorsaurem Ammoniak und
chlorwasserstoffsaurem Anilin;
b) eines bloß mit chlorsaurem Anilin;
c) eines mit chlorsaurem Anilin, in verschiedenen
Verhältnissen mit chlorwasserstoffsaurem Anilin gemischt;
d) eines mit zweifach-schwefelsaurem Ammoniak,
gemischt mit chlorsaurem Kali.
Um diese Proben vergleichbar zu machen, wandte ich für alle dieselbe Quantität von
Anilin und chlorsaurem Kali an, oder äquivalente Mengen der anderen erwähnten
chlorsauren Salze, und brachte alle Gemische auf dasselbe Volum durch Zusatz eines
Verdickungsmittels, welches aus Traganthwasser und in Wasser gelöster gerösteter
Stärke bestand. Die Probestücke wurden gleichzeitig auf der Walzendruckmaschine
gedruckt, 40 Stunden lang der Oxydationskammer ausgesetzt, dann durch kohlensaures
Natron und zweifach-chromsaures Kali passirt, geseift und hernach getrocknet.
Alle hatten ein Schwarz geliefert.
Zur unpartheiischen Beurtheilung der erhaltenen Resultate ersuchte ich die HHrn. Dollfuß und Schäffer, welche
von meinen Gemischen keine Kenntniß hatten, die Proben nach der Schönheit des
Schwarz zu classificiren.
Dieselben fanden äquivalent: das Schwarz mit Schwefelkupfer und dasjenige mit
chlorsaurem Ammoniak; hernach kam das Schwarz mit Kieselflußsäure, welches, obgleich
sehr dunkel, eine weniger schöne Nüance besaß; das zweifach-schwefelsaure
Ammoniak, das chlorsaure Anilin, die Gemische von chlorsaurem und
chlorwasserstoffsaurem Anilin, gaben ebenfalls ein schönes, aber weniger intensives
Schwarz.
Diese Herren schritten hernach zur Untersuchung der Veränderung des Gewebes. Das
Probestück mit chlorsaurem Ammoniak wurde am wenigsten geschwächt gefunden;
diejenigen mit Schwefelkupfer waren etwas mehr geschwächt, sowie auch diejenigen mit
chlorsaurem Anilin; aber das Schwarz mit zweifach-schwefelsaurem Anilin und
dasjenige mit Kieselflußsäure hatten wegen ihres sauren Zustandes den Baumwollenzeug am meisten
geschwächt.
Aus Vorstehendem ergibt sich, daß das chlorsaure Ammoniak mit dem salzsauren Anilin
ein schönes Schwarz liefert, welches wie Paraf's Schwarz
kein Kupfer enthält, vor letzterem aber den Vorzug hat, die Faser des Gewebes nicht
zu schwächen.
Das chlorsaure Ammoniak scheint ein schätzbares Oxydationsmittel zu seyn, welches
wegen seiner langsamen Wirkung nochandere Anwendungen im Zeugdruck gestatten wird,
z.B. zur Oxydation des Catechu etc.; ich beabsichtige auf diesen Gegenstand später
zurückzukommen.