Titel: | Chemisch-technische Untersuchung der Gerstenmalzkeime; von Dr. Joh. Carl Lermer, Brau Techniker. |
Autor: | Johann Karl Lermer [GND] |
Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. XXII., S. 71 |
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XXII.
Chemisch-technische Untersuchung der
Gerstenmalzkeime; von Dr. Joh. Carl
Lermer, Brau Techniker.
Lermer, Untersuchung der Gerstenmalzkeime.
Die Wurzelkeime, welche bei der Malzbereitung entstehen und nicht in weitere
Verwerthung beim Brauprocesse gezogen werden, weil sie nicht nur dem Biere eine
dunklere Farbe, sondern auch einen herben, kratzenden Geschmack verleihen würden,
finden ihre zweckmäßigste Ausnützung in der Anwendung als Futter- und
zuweilen auch als Dungmittel.
Im Folgenden theile ich die Untersuchung zweier Sorten Wurzelkeime mit, von denen
Sorte a aus ungarischer und Sorte b aus deutscher (niederbayerischer) Gerste herrührt, glaubend, daß
dieselbe vom chemischtechnischen Standpunkte aus beachtenswerth seyn dürfte.
100 Gewichtstheile der Keime enthielten:
stickstofffreie Substanzen
Sorte a)
49,97
Sorte b)
65,71
stickstoffhaltige Substanzen
32,40
18,10
Wasser
10,72
10,00
Aschenbestandtheile
6,91
6,19
Die Untersuchung der Aschen-Bestandtheile gab folgende Resultate:
Kali
Sorte a)
22,53
Sorte b)
35,02
Natron
3,44
1,86
Kalk
4,33
2,75
Magnesia
3,73
3,14
Thonerde
1,06
0,45
Eisenoxyd
1,72
2,25
Chlor
6,82
8,00
Schwefelsäure
2,48
3,33
Phosphorsäure
29,21
30,64
Kieselsäure
24,43
12,30
Kohlensäure
0,91
–
Auffällig in beiden Analysen erscheinen die großen Differenzen an Stickstoffgehalt,
was seinen Grund sowohl in der Verschiedenheit der zum Malzen verwendeten
Materialien, als auch in der der Malzbereitung selbst haben mag. Die Keimdauer der
ungarischen Gerste war nämlich 11 Tage, während die der deutschen, bei viel mehr
Weiche (gegen 45 Proc. Wassergehalt) nur 6 Tage betrug.
Der Wassergehalt von 10 Proc. in beiden Sorten kann noch klein genannt werden, da die
Würzelchen als sehr hygroskopische Substanzen oft gegen 20 Proc. und mehr zeigen.
Der verhältnißmäßig hohe Stickstoffgehalt der Würzelchen macht dieselben zu einem wichtigen
Nahrungsmittel für Arbeitsthiere; und der nicht unbeträchtliche Aschengehalt
hiervon, welcher vorzüglich Alkalien und Phosphorsäure enthält, charakterisirt die
Würzelchen ebenfalls als gutes Dungmittel, welches man gerne auf Wiesen und Felder
mit nassem Grunde verwendet.
In vielen Mälzereien, wo man das Malz oft mehrere Monate lang aufzuspeichern hat,
wird dasselbe gewöhnlich mit einer circa 1/2' hohen
Schicht Wurzelkeime überdeckt, um es gegen das Eindringen von Luft und Feuchtigkeit
zu schützen, da das Malz als solches weit mehr geneigt ist, Wasser in seine, durch
das Mälzen erweiterten Zwischenräume (Poren) aufzunehmen.
Welche Nachtheile das der Luft längere Zeit ausgesetzte Malz durch Einwirkung
genannter Atmosphärilien erleidet, und welch' schädlichen Einfluß hinwiederum
solches Malz auf das aus ihm bereitete Bier bei der Hauptgährung sowohl, als im
fertigen Producte geltend macht, ist wohl hinlänglich jedem aufmerksamen Brauer
bekannt.
Das Malz erleidet nämlich durch die Natur seines eiweißartigen Körpers in solch
feuchtem Zustande eine Art Fäulniß, so wie eine Veränderung seiner Fette, wodurch
dann der Geschmack des Bieres wesentlich beeinträchtigt wird. Ein Vergleich zwischen
Bier aus altem, und Bier aus frisch bereitetem Malze thut dieß auffallend dar.
Wird nun eine Schicht Wurzelkeime als schützende Decke bei Aufbewahrung des Malzes
verwendet, wie dieß in vielen Mälzereien üblich ist, so ist wohl das Malz gegen das
erste Eindringen von Luft und Feuchtigkeit geschützt, weil die Würzelchen zuerst die
Feuchtigkeit absorbiren; nach einiger Zeit jedoch geben sie unter dieser Schutzdecke
immer etwas Feuchtigkeit an das Malz ab, und zwar in dem progressiven Maaße, als
dasselbe lange zu lagern hat, und dann auch nach Art und Weise, wie die Malzspeicher
vor Luftwechsel geschützt sind.
Zweckmäßig wird das Malz aufbewahrt, wenn es von der Darre weg, nach sorgfältiger
Reinigung von den Würzelchen, sogleich in eigens dazu gebaute, große, gut
verschließbare und vor jedem Luftwechsel geschützte, hölzerne Kästen gebracht
wird.
Um einen anschaulichen Begriff von dem Eindringen der Luft und Feuchtigkeit in einen,
nur mit Würzelchen überdeckten Malzhaufen zu geben, theile ich hier folgenden, von
mir angestellten Versuch mit.
Der Malzhaufen war 1/2' hoch mit Würzelchen bedeckt und hatte so bereits 4 Monate
gelegen.
Die Keime an der Oberfläche zeigten
10,73 Proc.
Wasser
das Malz unter denselben
7,83 „
„
1' tiefer
6,20 „
„
2' „
5,66 „
„
4' „
3,97 „
„
7' „
3,44 „
„
In einer Tiefe von 4' in dem Malzhaufen hatte keine Wasser-Absorption mehr
stattgefunden, denn das Malz enthält von der Darre weg gewöhnlich selbst noch
3–3 1/2 Proc. Feuchtigkeit.
––––––––––
Was nun die weitere Erforschung der Constitution der Malzkeime betrifft, so fühlte
ich mich um so mehr dazu aufgefordert, als in dieser Beziehung bis jetzt noch gar
keine Untersuchungen vorliegen; denn was Ritthausen und
Scheven,Journal für praktische Chemie, 1856, Bd. LXVI S. 311. sowie Stein
Polytechnisches Centralblatt, 1860 S. 481. über die Malzkeime veröffentlicht haben, erstreckt sich nicht weiter als auf
die oben im Eingange erörterten allgemeinen Verhältnisse von stickstofffreier und
stickstoffhaltiger Substanz in denselben und auf eine Aschenanalyse.
Die nachfolgenden Arbeiten wurden z. Th. mit bedeutendem Aufwande an Material
ausgeführt und nahmen viel Zeit in Anspruch, wurden dafür aber auch mit einigen
recht interessanten Resultaten belohnt.
a) Destillation der Malzkeime mit Wasser.
Ungefähr 50 Pfund derselben wurden im Beindorf'schen
Apparate mit Wasser einer Dampfdestillation unterworfen und circa 8 Maaß Flüssigkeit abgezogen.
Während der Destillation entwickelte sich ein unangenehmer, durchdringender Geruch
von Fettsäuren, der an denjenigen stickstoffhaltiger, theilweise in Zersetzung
übergegangener Flüssigkeiten erinnerte. Bleipapier, vor die Oeffnung des
Destillations-Rohres gehalten, wurde sogleich schwarzbraun, was Anwesenheit
von Schwefelwasserstoff beweist.
Das Destillat reagirte stark sauer; blaues Lackmus-Papier wurde davon
zwiebelroth gefärbt. Bei der Sättigung des Destillates mit Natron bekam dasselbe
einen Stich in's Gelbliche. Beim Concentriren wurde die Flüssigkeit allmählich
dunkelbraun und es setzte sich daraus nach starkem Einengen in der Kälte eine
dunkelfarbige Salzmasse ab, die nach dem Abfiltriren wieder klar in warmem Wasser
löslich war.
Diese Lösung reagirte sehr schwach alkalisch, ließ sich nicht filtriren und erstarrte
zu einer seifenartigen Masse. Beim Erwärmen und Zersetzen derselben mit
Schwefelsäure schied sich eine braune, fette Säure aus, die bei niederer Temperatur
zur Butterconsistenz erstarrte. Zur weiteren Ermittelung ihrer Eigenschaften war die
Quantität zu gering.
Das von der salzigen Masse erhaltene Filtrat wurde mit Schwefelsäure der Destillation
unterworfen; das Destillat war stark sauer und roch eigenthümlich nach Essigsäure
und den ihr nahestehenden, flüchtigen Säuren. Nach dem Sättigen des Filtrates mit
kohlensaurem Baryt und spontanem Verdunsten schieden sich nadelförmige Krystalle
aus, welche mit concentrirter Schwefelsäure behandelt, sehr deutlich den Geruch der
Essigsäure entwickelten.
Zu weiterer Constatirung wurde die krystallisirte Masse getrocknet und lieferte
folgende Werthe:
Barytsalz bei 100° getrocknet
0,625
schwefelsauren Baryt
0,576
in 100 Th. enthaltener Baryt
60,6
Dieser Barytgehalt entspricht dem des essigsauren Baryts.
Die vom essigsauren Baryt abfiltrirte Flüssigkeit lieferte bei weiterer Verdunstung
Krystalle, die mit Schwefelsäure kaum mehr Essigsäure, dagegen entschieden
Ameisensäure und Propionsäure durch den Geruch zu erkennen gaben, und wurde
salpetersaure Quecksilberoxydul-Lösung von der Lösung der zweiten
Krystallisation reducirt.
Die noch geringe Menge Mutterlauge reducirte gleichfalls
Quecksilberoxydul-Lösung, und entwickelte ebenso den an Ameisen- und
Propionsäure erinnernden Geruch.
0,312 Grm. der eingetrockneten Masse gaben mit Schwefelsäure behandelt 0,182 Grm.
Baryt = 58,2 Proc. Die Salzmasse war demnach ein Gemenge von essigsaurem,
ameisensaurem und wahrscheinlich auch von propionsaurem Baryt.
Somit enthielt das wässerige Destillat der Malzkeime 4 Säuren, eine Fettsäure und drei andere Säuren, nämlich: Essig-, Ameisen- und Propionsäure.
b) Malzkeim-Decoct.
Die nach der Destillation im Beindorf'schen Apparate
verbliebene Flüssigkeit besaß eine dunkelbraune Farbe, dickflüssige Beschaffenheit,
und reducirte alkalische Kupferlösung stark; sie wurde mit 95 Proc. Alkohol gefällt.
Der mit Alkohol gefällte Theil war eine sehr dehnbare schwarzbraune, plastische
Masse, zeigte unter dem Mikroskope in der flockigen Ausscheidung vierseitige Säulen
von phosphorsaurem Kalk, und löste sich bis auf einen kleinen Rückstand leicht in Wasser. Die
wässerige Lösung enthielt Kalk, Magnesia, Schwefelsäure, Phosphorsäure und Chlor,
und die durch Alkohol fällbaren, bräunlichen, organischen Substanzen, Gummi etc. Der
in Wasser unlösliche Antheil bestand nur aus dem oben erwähnten krystallinischen
phosphorsauren Kalke. Bei 110° C. getrocknet, hatte die alkoholische
Ausfällung ein dem Bierextracte ähnliches Aussehen; sie hinterließ 25,9 Proc. Asche,
welche alkalisch reagirte, mit Säuren kaum brauste, und außer Spuren von Magnesia,
Schwefelsäure und Chlor, vorzüglich Kalk und Phosphorsäure enthielt.
Die alkoholische, tiefbraune Flüssigkeit wurde zur Entfernung des Alkohols stark
eingeengt und dann wieder mit Wasser auf das vorige Volumen gebracht. Sie röthete
stark das Lackmus-Papier und hatte einen schwach bitteren Geschmack. Mit
Ammoniak entstand darin kein Niederschlag; essigsaures Bleioxyd erzeugte einen sehr
voluminösen, schmutzig gelbweißen Niederschlag, der sich bei der Behandlung mit
Essigsäure nur theilweise löste, der unlösliche Theil ergab sich als ein Gemenge von
humussaurem, schwefelsaurem und phosphorsaurem Bleioxyd.
Die essigsaure Lösung ließ auf Zusatz von Ammoniak einen flockigen, schmutzig
gelbbraunen Niederschlag fallen, welcher nach dem Zersetzen mit Schwefelwasserstoff
eine Flüssigkeit lieferte, die mit Ammoniak keinen, mit Kalkwasser beim Erwärmen
einen gelblich braunen Niederschlag und mit Eisenchlorid eine dunkle Färbung und
graugrünliche Trübung hervorbrachte. Der Rest dieser Flüssigkeit hinterließ beim
Abdampfen ein bräunliches, bitter und zusammenziehend schmeckendes, in Alkohol
leicht lösliches Extract. Der in Essigsäure lösliche Antheil des mit Bleizucker
erhaltenen Niederschlags enthielt mithin wesentlich eisengrünende Gerbsäure (an Bleioxyd gebunden).
Die, von dem durch essigsaures Bleioxyd erhaltenen Niederschlage abfiltrirte,
hellgelbe Flüssigkeit lieferte beim Sättigen mit Ammoniak einen hell bräunlichen
Niederschlag, der sich in Essigsäure vollständig löste. Dieser Niederschlag erwies
sich nach dem Zersetzen mit Schwefelwasserstoff als eisengrünende Gerbsäure und Gummi, denn beim Behandeln des Extractes mit Alkohol
blieb ein Theil ungelöst, der geschmacklos, amorph, zu einer spröden Masse
austrocknete.
Das vom Bleiniederschlage getrennte und mit Ammoniak ausgefällte Filtrat wurde mit
kohlensaurem Ammoniak vom noch darin befindlichen Bleie befreit, zur Syrupconsistenz
abgedampft und mit Wasser verdünnt. Ein Theil dieser Flüssigkeit, mit Hefe versetzt,
kam in Gährung und das entweichende Gas trübte Kalkwasser; sie enthielt somit Zucker. Eine quantitative Bestimmung mittelst Fehling'scher Kupferlösung in einem wässerigen Wurzelkeimdecocte
– (die Keime wurden vorher sorgfältigst von Malzkörnern befreit und
gewaschen) – ergab 1,04 Proc. Zucker in der lufttrockenen Substanz.
Ein anderer Theil der Flüssigkeit mit frisch gefälltem kohlensauren Zinkoxyd digerirt
und abfiltrirt, bildete nach einigen Tagen eine Kruste, welche die Eigenschaften und
Zusammensetzung des milchsauren Zinkoxydes besaß.
Ein Theil des Wurzelkeimdecoctes zur Syrupconsistenz abgedampft, lieferte nach
einigen Tagen eine, an den Glaswänden haftende Kruste, welche unter dem Mikroskope
feine prismatische Krystalle vom Ansehen des Asparagins
zeigte. Nach dem Dialysiren und öfteren Umkrystallisiren wurden dieselben ganz weiß
und in größeren, wasserhellen rhombischen Säulen erhalten; sie waren hart, von
kühlendem Geschmacke, schmolzen in höherer Temperatur unter starker Entwicklung von
Ammoniak, verbrannten vollständig und lösten sich schwer in kaltem Wasser und
wässerigem Weingeist, leicht in heißem Wasser, waren hingegen unlöslich im absoluten
Alkohol, Aether und ätherischen Oelen. Die bei 100° C. getrockneten Krystalle
lieferten 18,56 Proc. Stickstoff – eine weitere Bestätigung der Identität
derselben mit dem Asparagin.
Bei längerem Stehen der syrupdicken Flüssigkeit erhält man kein Asparagin mehr,
sondern asparaginsaure Magnesia.
Eine andere Partie des Malzkeim-Decocts wurde mit basisch-essigsaurem
Blei gefällt, der Niederschlag mit Schwefelwasserstoff zerlegt, das Schwefelblei
abfiltrirt und das Filtrat eingeengt.
Diese Flüssigkeit gab mit Alkalien keinen Niederschlag, mit Alkohol eine schwache
Ausscheidung, mit Ammoniak, Chlorammonium und schwefelsaurer Magnesia sehr
bedeutende krystallinische Ausscheidung, mit Chlorbaryum geringe Ausscheidung.
Eisenchlorid verdunkelte die Flüssigkeit in's Grünliche (eisengrünende Gerbsäure),
Kalkwasser bis zur alkalischen Reaction zugesetzt bewirkte einen sehr starken
Niederschlag, größtentheils wieder löslich in Essigsäure (Spur Oxalsäure).
Eine größere Menge dieser Flüssigkeit wurde mit Aether extrahirt. Die dadurch
erhaltene gelbliche, ätherische Lösung hinterließ nach dem Abdestilliren und
spontanen Verdunsten in der gelblichen Flüssigkeit körnige Krystalle; diese lösten
sich leicht und klar im Wasser, die Lösung reagirte stark sauer, enthielt eine
organische Säure, reagirte aber auch schwach auf Phosphorsäure. Die Phosphorsäure
wurde mittelst Baryt entfernt und das Filtrat mit essigsaurem Blei gefällt. Der
dadurch erhaltene, gewaschene und getrocknete Niederschlag war von weißlich gelber
Farbe, löste sich nicht in kochendem Wasser und entwickelte, in einer Glasröhre erhitzt, unter
gleichzeitiger Schwärzung, saure Dämpfe. Bei 110° getrocknet enthielt
derselbe 66,52 Proc. Bleioxyd, was der Zusammensetzung des
dreibasisch-citronensauren Bleioxyds am nächsten kommt. Mit
Schwefelwasserstoff zersetzt, gab das erhaltene Filtrat mit Kalkwasser in der Wärme
eine starke Trübung, die aber in der Kälte wieder verschwand. Die Flüssigkeit
enthielt somit Citronensäure.
Der mit Aether behandelte, noch sehr saure Syrup schied beim Schütteln mit Alkohol
nur wenige tiefbraune Flocken ab. Die abfiltrirte Flüssigkeit gab mit Kalkwasser
einen Niederschlag; derselbe bestand wesentlich aus phosphorsaurem Kalk.
Das Filtrat gab mit essigsaurem Bleioxyd einen weißlich gelben Niederschlag; dieser
bei 110° getrocknet enthielt 50 Proc. Bleioxyd. Eine Probe des
Bleiniederschlages mit Schwefelwasserstoff zersetzt, filtrirt und eingeengt, zeigte
das Filtrat bei spontanem Verdunsten kleine, rhombische Krystalle. Diese blähten
sich beim Erhitzen stark auf unter Entwickelung eines hornartigen Geruches, was auf
Asparaginsäure deutet und womit auch die Krystallform
übereinstimmt.
Die Prüfung auf andere Bestandtheile, respective Säuren, ergab negative
Resultate.
Die vom essigsauren Bleioxyd-Niederschlage abfiltrirte Flüssigkeit, mittelst
Schwefelwasserstoff vom Blei befreit und eingeengt, zeigte schwach saure Reaction,
mit reinen und kohlensauren Alkalien keine sichtbare Reaction;
Phosphor-Molybdänsäure erzeugte nur schwache Trübung, die aber sowohl durch
Säuren als Alkalien wieder verschwand.
Eine größere Probe dieser Flüssigkeit wurde eingeengt und mit Aether extrahirt, der
Auszug enthielt nur ein amorphes Harz.
Diese wässerige Flüssigkeit gab mit Phosphor-Molybdänsäure abermals einen
Niederschlag, der wiederum in Säuren, selbst Essigsäure und in Alkalien sich löste.
Eine Probe dieses Niederschlags mit kohlensaurem Baryt zusammengerieben, getrocknet,
gepulvert, dann mit Alkohol extrahirt und verdunstet, blieb ein ganz geringer,
schwach salzig schmeckender krystallinischer Rückstand, der also jedenfalls nicht
alkaloidischer Natur war.
Das mit Aether behandelte Extract wurde noch mit Alkohol ausgezogen, und die
erhaltene braungelbe Flüssigkeit durch Destillation vom Alkohol befreit. Der
Destillationsrückstand enthielt Zucker, welcher durch
Gährung und Verdampfen der gegohrenen Flüssigkeit beseitigt wurde. Eine Probe dieser
eingeengten Flüssigkeit gab mit neutralem Zinkchlorid selbst nach dem Einengen und
längerem Stehen keine krystallinische Abscheidung; folglich Abwesenheit von
Milchsäure. Der Rest der Flüssigkeit zeigte auf Zusatz von
Phosphor-Molybdänsäure keine sichtbare Reaction; er wurde zur Trockene gebracht und mit
Chloroform behandelt. Dieses nahm eine gelbliche Farbe an und hinterließ beim
Verdunsten einen äußerst geringen Rückstand von schmieriger Beschaffenheit und sehr
bitterem Geschmack.
c) Aetherischer Auszug der Malzkeime.
Ungefähr 6 Pfund Malzkeime wurden wiederholt mit Aether digerirt. Die nach dem
Abdestilliren der vereinigten ätherischen Auszüge zurückgebliebene Flüssigkeit war
braungelb und zeigte starke Fluorescenz. Es hatten sich darin eine Menge kleiner
mikroskopischer Krystalle ausgeschieden, welche beim Bewegen der Flüssigkeit einen
hübschen schillernden Glanz gaben. Zur Entfernung der letzten Spuren Aether wurde
diese Flüssigkeit weiter verdunstet, der Rückstand mit Wasser digerirt und
filtrirt.
Auf dem Filter blieb eine dunkelbraune Masse von teigiger Consistenz. Weingeist von
80 Proc. löste dieselbe in der Kälte zum Theil auf.
Das alkoholische Filtrat war von dunkelbrauner Farbe, saurer Reaction und sehr
bitterem Geschmacke. Beim Verdunsten des Alkohols hinterblieb ein harziger
Rückstand, der aber zu wenig betrug, um eine weitere Untersuchung mit demselben
anzustellen.
Der vom kalten 80procentigen Weingeist ungelöst gebliebene Theil des braunen Teiges
wurde mit 94procentigem heißen Weingeist digerirt, welcher bis auf wenig fettes Oel
Alles vollständig löste.
Aus der filtrirten, alkoholischen, braunen Lösung schieden sich nach längerem Stehen,
nebst Wachs, zahlreiche glänzende Flitter aus, die bei
nochmaliger Umkrystallisirung aus Alkohol kleine, weiße, perlmutterglänzende
Blättchen darstellten, welche bei 137° schmolzen, in einer unten
geschlossenen Röhre unverändert sublimirten, an der Luft wie Fett verbrannten, sich
leicht in Alkohol lösten und von ätzenden Alkalien nicht angegriffen wurden. Dieses
Verhalten, sowie auch die mikroskopische Untersuchung stimmt mit dem des Cholesterins überein.
Aus dem Alkohol, woraus das Cholesterin zunächst krystallisirt war, schieden sich bei
längerem Stehen noch einige Flimmerchen derselben Substanz, und durch Verdunsten
erhielt man eine weiche, ziemlich braune Masse, Gemenge von fettem Oel, Harz, Cholesterin und grünem
Farbstoff.
Die durch Behandeln des ätherischen Extractes der Malzkeime mit Wasser erhaltene
Flüssigkeit war tief gelbbraun, roch eigenthümlich, wie keimende Gerste auf der
Malztenne, reagirte stark sauer und schmeckte sauer und bitter. Weiter eingeengt,
setzten sich noch eine geringe Menge Harz und sehr kleine mikroskopische
nadelförmige Krystalle daraus ab, welche, in einer unten geschlossenen Röhre sublimirt,
sauer reagirten und wie Bernsteinsäure schmeckten.
Von Reagentien bewirkten Ammoniak nach einiger Zeit eine flockige Abscheidung,
Eisenchlorid eine dunkle Färbung und Bleizucker einen starken gelbweißen
Niederschlag.
α) Die ganze wässerige Flüssigkeit wurde mit
essigsaurem Bleioxyd gefällt und der Niederschlag mit concentrirter Essigsäure
behandelt, wobei ein Theil ungelöst blieb, welcher aus phosphorsaurem und
schwefelsaurem Bleioxyd bestand.
Das essigsaure Filtrat ließ beim Sättigen mit Ammoniak einen hellgelben Niederschlag
fallen, der gewaschen und mit Schwefelwasserstoff zerlegt wurde. Das vom
Schwefelblei getrennte Filtrat reagirte schwach auf eisengrünende Gerbsäure und hinterließ beim Verdunsten einen gelblichen
Syrup, der sehr sauer und schwach zusammenziehend schmeckte, und durch Kalkwasser
auch beim Erwärmen sich nicht trübte, was auf Anwesenheit von Aepfelsäure deutet.
β) Die von dem in α) erhaltenen Bleiniederschlage getrennte, schmutzig gelbe
Flüssigkeit gab beim Sättigen mit Natron einen bräunlich gelben Niederschlag,
welcher ebenfalls eisengrünende Gerbsäure und Aepfelsäure enthielt.
γ) Das in β)
erhaltene Filtrat wurde von dem noch darin befindlichen Bleie durch Zusatz von
verdünnter Schwefelsäure befreit.
Eine Probe dieser Flüssigkeit gab mit alkalischer Kupfervitriol-Lösung die Traubenzucker-Reaction.
Ein anderer Theil der Flüssigkeit, mit frisch gefälltem, kohlensaurem Zink behandelt,
gab beim Einengen und längerem Stehen der Flüssigkeit eine Salzkruste aus
mikroskopischen Krystallen vom Habitus des milchsauren Zinkoxyds. Durch Fällen der
umkrystallisirten Salzmasse mit kohlensaurem Natron in der Siedhitze wurden 27,26
Proc. Zinkoxyd erhalten, welcher Zinkgehalt dem des milchsauren Zinkoxydes mit 3
Atomen Wasser entspricht, wodurch die Gegenwart von Milchsäure erwiesen ist.
–––––––––
Durch die vorstehende Untersuchung ist in den Malzkeimen die Gegenwart einer
bedeutenden Anzahl von organischen Bestandtheilen constatirt worden, nämlich nicht
weniger als elf Säuren und neun sogenannte indifferente Stoffe:
Säuren.
Indifferente Stoffe.
Aepfelsäure
Asparagin
Ameisensäure
Bitterstoff
(Asparaginsäure)
Cholesterin
Bernsteinsäure
grüner Farbstoff
Citronensäure
fettes Oel
Essigsäure
Gummi
eine fette Säure
Harz
eisengrünende Gerbsäure
Wachs
Milchsäure
Zucker.
Oxalsäure
Propionsäure
Unter diesen konnten einige schon im Voraus vermuthet werden und nehmen daher kein
besonderes Interesse in Anspruch; andere dagegen erscheinen unerwartet und verdienen
aus diesem Grunde Beachtung.
Mit Ausnahme der Asparaginsäure glaube ich alle übrigen in den Malzkeimen gefundenen
Stoffe als darin präexistirend annehmen zu dürfen. Die Asparaginsäure, ein
Umwandlungsproduct des Asparagins, wurde wahrscheinlich erst in den Auszügen
erzeugt, denn sie kommt nicht früher als mit dem Verschwinden des Asparagins zum
Vorschein, und zwar als Magnesiasalz, letzteres offenbar dadurch erzeugt, daß das
aus dem Asparagin zunächst hervorgegangene asparaginsaure Ammoniak sich mit irgend
einem leichtlöslichen Magnesiasalze umsetzte.
Einige Stoffe konnten, wegen ihrer geringen Menge und wegen ihres wenig
charakteristischen Verhaltens, vorläufig nur als vorhanden bezeichnet werden, wie
z.B. der Bitterstoff, der grüne Farbstoff, das Harz. Sie werden aber bei meinen
fortgesetzten Studien über die Materialien und Producte des
Bierbrauerei-Betriebes nicht außer Acht bleiben.