Titel: | Ueber den von Holland früher gemachten Vorschlag, Geschützrohre nach der von Dr. Woodbridge empfohlenen Methode, und Segment-Granaten nach der von Sir Armstrong adoptirten Manier darzustellen. |
Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. XXXI., S. 122 |
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XXXI.
Ueber den von Holland früher gemachten Vorschlag, Geschützrohre
nach der von Dr. Woodbridge
empfohlenen Methode, und Segment-Granaten nach der von Sir Armstrong adoptirten Manier
darzustellen.
Holland's Verfahren zur Verstärkung der Geschützrohre
etc.
Das Mechanics' Magazine vom 4. August 1865 veröffentlicht bezüglich der am 28. Juli 1865 von ihm mitgetheilten Methode
Dr. Woodbridge's,
– Kanonenrohre dadurch haltbar darzustellen, daß ein dünner
Bronze-Hohlcylinder diagonal, beziehungsweise kreuzweise mit Draht umwickelt
und dann genügend erhitzt in ein Bronzebad eingetaucht wird, – daß diese
Methode, wie man jetzt erfahren habe, keineswegs neu, sondern schon im November 1854
für John Simon Holland, einen Ingenieur von Woolwich,
welcher dem Dampfschiff-Departement der brittischen Admiralität beigegeben
ist, patentirt worden sey. – Holland's damaliger
Vorschlag gieng dahin, die Rohre kleinen Kalibers in abwechselnden Lagen von
rechts- und linksläufigen Spiralen mit dünnem Eisen- oder Stahldraht zu umwickeln und
diese Drahtschicht dann mit dem Rohre durch Messing oder Kanonenmetall zu einem
festen Ganzen zu verlöthen; bei Rohren großer Kaliber aber an die Stelle des dünnen
Drahtes vierkantige Stäbe treten zu lassen, welche, mit ihren Seitenflächen dicht
aneinanderschließend, noch mehr Haltbarkeit darbieten würden, als bloß sich
berührende runde Umwickelungsstäbe. – Vom Gouvernement wurde diesem
Constructionssysteme, welches jetzt in Amerika realisirt zu werden scheint, damals
trotz eindringlicher Vorstellungen des Erfinders kein Gewicht beigelegt.
Dasselbe Schicksal hatte Hr. Holland nach oben
bezeichnetem Artikel mit einem gleichzeitig von ihm vorgeschlagenen Hohlgeschosse,
worauf er, wegen mangelnder Aussicht auf Erfolg, das genommene Patent verfallen
ließ. – Kaum war aber die gesetzliche Verfallzeit von drei Jahren verflossen,
so tauchte die Armstrong-Granate auf, deren
Construction anfangs in tiefes Geheimniß gehüllt war. Vor der Institution of Civil Engineers hielt Sir William Armstrong hiernach einen Vortrag über „Geschütze und
Geschosse“, worin von einer Segment-Granate berichtet wird,
die er „adoptirt“ habe. Diese Granate war aber keine andere,
als dieselbe, welche für Holland, zur nämlichen Zeit, wie
seine Methode Geschützrohre anzufertigen, patentirt wurde, was Jedem, der Armstrong's Segmentgranate kennt, aus der Beschreibung
des im Jahr 1854 für Holland patentirten Geschosses
einleuchten wird. Holland's Bombe oder Granate hat
nämlich „zur Aufnahme von Pulver inwendig eine Höhlung; zwischen dieser
Höhlung und der äußeren Geschoßwand liegt eine Anzahl von Metallstücken dicht
nebeneinander, in einer oder in mehreren Lagen nach einer solchen Anordnung
verpackt, daß dieselben nach dem Crepiren der Granate selbstständige Wurfkörper
werden.“
Schließlich spricht die in Rede stehende Berichtigung sich dahin aus, daß mit
derselben nicht etwa ein in der Geschichte der Erfindungen neues Ereigniß
mitgetheilt werden solle, da dergleichen Vorkommnisse ja leider schon stereotyp
geworden seyen, sondern daß man dadurch lediglich Hrn. Holland wenigstens einigermaßen zu seinem Rechte zu verhelfen
beabsichtige, indem er unzweifelhaft der Autor einer Erfindung sey, welche denen die
sie zur Reife bringen, Ansehen verschaffe, während ihr eigentlicher Urheber sonst
vielleicht ganz unbekannt und unbeachtet geblieben seyn würde.
D......y, Major
im Generalstabe in Cassel.