Titel: | Rotirender Puddelofen von Menelaus, Ingenieur zu Edinburgh. |
Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. XLII., S. 153 |
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XLII.
Rotirender Puddelofen von Menelaus, Ingenieur zu
Edinburgh.
Aus Armengaud'sGénie industriel, October 1865, S.
194.
Mit einer Abbildung auf Tab. III.
Menelaus' rotirender Puddelofen.
Auf rotirende Puddelöfen sind in England bereits früher verschiedene Patente ertheilt
worden. Das erste derselben, vom 18. Mai
1853 datirt, erhielten die HHrn. Walker und
Warren; das zweite, vom 5. Oct. 1858, bekam Bessemer; das dritte, vom 2. Februar 1860, Tooth; ein viertes
wurde am 11. December 1861
Tooth und Yates bewilligt. Wie
es scheint, sind die Einrichtungen, welche den Gegenstand dieser Patente ausmachten,
praktisch nicht ausgeführt und angewendet worden. Menelaus, Hüttendirector der HHrn. Guest u. Comp. zu Dowlais, nahm vor
einiger Zeit den Gegenstand von Neuem auf; nach vorangegangener Verständigung mit
den ersten Erfindern und nach verschiedenen eigenen Versuchen, welche zu bedeutenden
Verbesserungen führten, gelang es ihm, dieses neue Ofensystem, welches er sich vor
Kurzem in Frankreich patentiren ließ, in regelmäßigen und vortheilhaften Betrieb zu
setzen.Man vergl. Dr. Gurlt's
Bericht über die Anwendung des (von Warren und
Walker erfundenen und von Menelaus verbesserten) selbstthätigen Puddelofens
auf dem Eisenwerke zu Dowlais, im polytechn.
Journal Bd. CLXXVII S. 142.A. d. Red. Die Leitung des Betriebes dieser Oefen ist so leicht, daß derselbe von der
Geschicklichkeit und den praktischen Kenntnissen des damit betrauten Arbeiters nicht
allein unabhängig ist, sondern daß sich in dem Ofen auch Gänze von 300 bis 350
Kilogr. Schwere ebenso leicht behandeln lassen, wie dergleichen von sehr geringem
Gewicht, während ein einziger Mann gleichzeitig zwei Oefen besorgen kann.
Der neue Ofen besteht in einem drehbaren Raume von einer solchen Form des Innern, daß
er zwei, durch einen hohlen Ring oder eine Kehle verbundene Behälter oder
Seitenkammern bildet; der hohle Ring ist zur Achse des Ofens geneigt, so daß das in
Arbeit genommene Metall hin und her bewegt, gewissermaßen geschüttelt werden kann,
ohne daß es nach hinten zu fließen im Stande ist.
Erforderlichen Falles kann der Ofen leicht von seiner Unterlage herabgenommen werden,
so daß das Eisen oder der Stahl sich ausgießen läßt. Seine Einrichtung ergibt sich
aus Fig. 9,
welche ihn im Längendurchschnitt darstellt.
Der eigentliche Ofen, A, liegt zwischen dem beweglichen
Feuerraum F und der Esse C;
sein Inneres hat eine mehr oder weniger concave Form. Um das Metall während der
Arbeit in hin und her gehender Bewegung zu erhalten, und dabei jedes Rutschen nach
hinten zu vermeiden, hat der innere Ofenraum an jedem Ende zwei, durch einen hohlen,
zur Drehungsachse geneigten Ring oder eine Kehle mit einander verbundene Behälter
a und a'. Diese Behälter
oder Hohlräume sichern den Erfolg der Arbeit, und bilden somit den wichtigsten Theil
der von Menelaus eingeführten Verbesserungen. Die
punktirten Linien geben die Bewegung, welche dem zu puddelnden Metalle mitgetheilt werden kann,
hinlänglich deutlich an.
Der Ofen läßt sich, wie man aus der Abbildung ersieht, mittelst der, seinen
Metallmantel umgebenden Ringe g, g auf den Rollen G drehen, indem der Apparat mittelst des helicoidalen
Rades R durch die eingreifende endlose Schraube V in Bewegung gesetzt wird.
Die in der Essenwand der Mündung des Ofens gegenüber angebrachte Thür c ist zur Einführung irgend eines Gezähes bestimmt,
mittelst dessen das Metall, wenn dieß erforderlich, umgerührt wird; gleichzeitig
dient sie als Schauloch zur Beobachtung des Ganges der Arbeit. Der Herd oder
Feuerraum F ruht auf den Rollen oder Rädern f, f, welche auf einer kleinen, vor dem Ofen
befindlichen Eisenbahn laufen, läßt sich also zur Erleichterung des Betriebes nach
beiden Seiten hin bewegen.