Titel: | Ueber die weiteren Verbesserungen an Heißluftmaschinen; von Conrector G. Delabar. |
Autor: | Gangolf Delabar [GND] |
Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. LXI., S. 249 |
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LXI.
Ueber die weiteren Verbesserungen an
Heißluftmaschinen; von Conrector G.
Delabar.
Delabar, über neuere französische Heißluftmaschinen.
In unserem letzten ArtikelPolytechn. Journal Bd. CLXXVIII S.
417. haben wir drei englische Erfindungen, die sich
auf neue Anordnungen, resp. Verbesserungen an Heißluftmaschinen beziehen,
besprochen. Im Folgenden sollen nun ebenso drei französische Erfindungen der Art zur Besprechung kommen. Dieselben
beziehen sich auf die Heißluftmaschine von Burdin und Bourget, auf die Luft- und Gasmaschine von Million und auf die calorische Maschine von Laubereau. Diese Maschinen sollen nach einander nach den
hierüber bekannt gewordenen, in jedem Falle besonders angegebenen Mittheilungen
betrachtet werden.
I. Die Heißluftmaschinen von Burdin und
Bourget.Nachden Comptes rendus, 1865, t. LX p.
710,dem Génie industriel, 1865,
t. XXX p. 103, unddem polytechnischen Centralblatt, 1865 S. 1040.
In verschiedenen Abhandlungen hatten die genannten Erfinder, Burdin und Bourget, schon früher der
französischen Akademie der Wissenschaften die ökonomischen Vortheile
auseinandergesetzt, welche nach ihrem Dafürhalten bei Kraftmaschinen durch Anwendung
von heißer Luft statt Dampf erlangt werden können.
Die weiteren Untersuchungen, welche dieselben über den gleichen Gegenstand gemacht,
haben sie zu Folgerungen geführt, die, wenn sie sich anders bewahrheiten würden,
einen großen Fortschritt auf dem Gebiete der motorischen Kräfte nach sich ziehen
müßten. Sie glauben nämlich, mittelst der Anordnungen, die sie in ihrer neueren
Abhandlung in den Comptes rendus vom 10. April 1865 (t. LX p. 710) beschrieben
haben (von wo dieselben in die anderen, von uns angegebenen Zeitschriften
übergegangen) und die wir sogleich näher besprechen werden, bei Anwendung von heißer
Luft dieselbe mechanische Arbeit mit nur 1/10 des Brennmaterialverbrauchs
erzeugen zu können, der zur gleichen Leistung bei Anwendung von Dampf nöthig sey.
Und reducire sich diese Oekonomie von 9/10 im schlimmsten Falle auch auf die Hälfte,
so sey dieß, behaupten sie, noch immer ein enormer Dienst, der damit der Industrie
und Technik geleistet werde. Diese ziemlich kühne Behauptung stützen die genannten
Erfinder darauf, daß sie aus einer vergleichenden Berechnung ihrer ideellen
Luftmaschine mit einer wirklichen Dampfmaschine zu dem allerdings sehr günstigen
Resultate gelangen, wornach erstere per Stunde und
Pferdekraft bloß 0,2 Kilogr. Kohlen verbrauche, während letztere zu der gleichen
Leistung durchschnittlich 2 Kilogr. consumire. Allein nach Allem was wir über deren
Erfindung erfahren konnten, stützt sich dieses Resultat auf keine wirkliche Maschine und noch viel weniger auf wirklich praktische Versuche mit einer solchen, und eben
deßhalb kann es auch durchaus nicht als eine ausgemachte Wahrheit hingenommen
werden. Wir unsererseits halten uns wenigstens von der Richtigkeit desselben so
lange nicht überzeugt, bis es durch zuverlässige Versuche
sich bestätigt haben wird.
Im Uebrigen bieten indessen ihre Vorschläge in theoretischer wie in praktischer
Hinsicht für jeden Techniker so viel Interesse dar, daß wir nicht anstehen,
dieselben der Hauptsache nach unseren Lesern hiermit zur Kenntniß zu bringen.
Die Erfinder gehen hierbei von der Voraussetzung aus, daß der Rauch und die
Verbrennungsgase von einer gewöhnlichen Feuerung aus, die ähnlich wie eine
Dampfkesselfeuerung eingerichtet sey, durch einen nach abwärts geneigten Canal in
den Schornstein entweiche und daß in diesem Canal der Länge nach einige parallele
Röhren sich befinden, durch welche die Luft, mittelst einer besonderen Vorrichtung
bis zu 2 Atmosphären comprimirt, der Bewegungsrichtung des Rauches entgegengesetzt,
also aufwärts bis zur Feuerung geleitet werde und dabei den Verbrennungsgasen ihre
Wärme allmählich entziehe.
Damit dieser Zweck der Lufterwärmung möglichst vollkommen erreicht werde, sey aber
nöthig:
1) daß die Leitungsröhren in gehöriger Zahl und Längenausdehnung vorhanden seyen, um
dem Rauch und den Verbrennungsgasen eine hinreichend große Heizfläche darzubieten;
und
2) daß der zur Erwärmung dienende Rauch so lange als er die Röhren umspült, eine
höhere Temperatur beibehalte als diese selbst haben.
Nach Péclet nimmt ein Quadratmeter Röhrenheizfläche
in der Secunde 0,14 Wärmeeinheiten auf, wenn ihre Temperatur fortwährend 50° C. niedriger ist als
die der umgebenden Luft. Um daher unter gleichen Umständen eine Wärmeeinheit aufzunehmen, braucht man 1/0,14 = 7,15 Quadratmeter
Heizfläche und, wenn die kupfernen Röhren 1 Millimet. Wandstärke erhalten, so wiegen
sie 7,15 . 0,001 . 8900 = 63,5 Kilogr.
Indem man den Canal mit den Röhren verlängert, könne man es dahin bringen, daß der
Rauch bis auf 111° C. abgekühlt werde. Es sey dieß jedoch die äußerste
zulässige Abkühlung, weil Luft von 2 Atmosphären Spannung unter dem Gebläse, also
schon durch die Comprimirung auf diesen Druck, die Temperatur von 61° annehme
und doch noch mindestens 50° kühler als der Rauch seyn müsse, um die oben
bezeichnete Wärme aufnehmen zu können.
Hat nun die auf 2 Atmosphären comprimirte Luft auf ihrem Wege durch die Röhren bis
zur Feuerung die Temperatur von 700° bis 800° C. erreicht, so gelangt
sie:
1) in den Betriebscylinder, um den Kolben desselben anfänglich mit Volldruck und
nachträglich mit Expansion bis zur Atmosphärenspannung in Bewegung zu setzen, wobei
sie sich um 146° abkühle, und hierauf
2) in den Feuerherd, um sich daselbst in unmittelbarer Berührung mit der glühenden
Kohle von ihrer bis auf 654° erniedrigten Temperatur sofort wieder auf jene
von 800° bis 900° zu erhöhen, womit sie nun den äußeren Umfang der
Heizröhren umspült und ihre Wärme zur Erhitzung der in den Röhren zugeleiteten
frischen comprimirten Luft abgibt.
Man sieht, daß durch diese Anordnung die ganze Wärme des Brennstoffes ausgenutzt
wird, mit Ausnahme jener, welche der Rauch am Ende des Canals noch mit sich in den
Schornstein fortführt, nämlich:
111 . 0,24 . 36 = 960 Wärmeeinheiten
per Kilogramm der verbrauchten Kohle.
Bei dieser Rechnung wurde vorausgesetzt:
1) daß die Menge der Verbrennungsluft dreimal so groß sey als diejenige, welche nach
der gewöhnlichen Annahme nothwendig ist, um den Kohlenstoff in Kohlensäure
umzuwandeln, ohne daß sich hierbei Kohlenoxyd bildeDie Luft, welche zur Verbrennung von 1 Kilogr. Steinkohle nöthig ist, wiegt
nach Redtenbacher 11,6 Kilogr., wofür man
gewöhnlich 12 Kilogr. annimmt., und
2) daß der Stickstoff, die Kohlensäure und der Sauerstoff bei ihrem Entweichen aus
der Feuerung in den Schornstein durchschnittlich eine spec. Wärme von 0,24 besitzen,
was indessen die äußerste Grenze seyn dürfte, indem die der Kohlensäure und des
Sauerstoffs jedenfalls geringer ist.Nach den Versuchen von de la Roche und Berard ist die specifische Wärmebei gleichem Druck,jene des Wassers= 1 gesetzt,für Stickstoff= 0,275 „ Kohlensäure= 0,221 „ Sauerstoff= 0,236–––––––––die der Mischung also im Mittel= 0,244.
Unter diesen Voraussetzungen und unter der weiteren Annahme des mechanischen
Wärmeäquivalents zu 425 Kilogr.-Met. liefert die von Burdin und Bourget projectirte Maschine eine
mechanische Arbeit von:
7000 . 425 – 960 . 425 = 2'567'000 Kilogr.-Met.
per Kilogramm Kohle.
Da nun die besten Dampfmaschinen per Stunde und
Pferdekraft mindestens 1 Kilogr. Kohle gebrauchen, also mit einem Kil. Kohle nur 75
. 3600 = 270'000 Kil.-Met. leisten, so ergibt sich hiernach für die neue
Maschine eine Leistung, welche
2'567'000/270'000 = 9 1/2 mal
so groß ist als die der besten Dampfmaschine, oder umgekehrt,
die neue Maschine verbraucht per Stunde und Pferdekraft
nur 1/(9 1/2) = 2/19 = 0,105, also bereits nur 1/10 Kilogr. Kohle.
Nehmen wir aber den Kohlenverbrauch per Stunde und
Pferdekraft für die Dampfmaschine, wie oben, zu 2 Kilogr. an, so stellt sich diese
Rechnung für die neue Maschine noch günstiger, was kaum wahrscheinlich ist, deßhalb
die Leistung der neuen Maschine jedenfalls kleiner, d.h. der Verlust größer, als
oben berechnet, angenommen werden muß.
Würde die Luft auf 3, 4, 5 oder mehr Atmosphären, statt nur auf 2 Atmosphären
comprimirt, so würde zwar der Betriebscylinder noch kleinere Durchmesser erhalten;
allein der Vortheil dieser Volumensverminderung würde anderseits wieder durch den
Nachtheil eines größeren Wärmeverlustes ausgeglichen, und zwar vorzüglich aus dem
Grunde, weil der Rauch, um an diese stärker comprimirte, also wärmere Luft, noch
Wärme abgeben zu können, mit einer höheren Temperatur als mit 111° im
Schornstein entweichen müßte.
Uebrigens läßt sich zeigen, daß ein Betriebscylinder, der mit Luft von 2 Atmosphären
Spannung eine eben so große mechanische Arbeit verrichtet als wenn er mit Dampf gespeist würde, keine
übermäßig großen Dimensionen erhält. Denn in einem Cylinder von 1,2 Met. Durchmesser
und 0,6 Met. Länge, also einem Fassungsraum von 0,678 Kubikmet., liefert der Kolben
beim Volldruck der Luft per Hub eine mechanische Arbeit
von
10334 . 0,678 = 7000 Kil.-Met.,
wobei der Luftverbrauch 0,678 Kubikmeter von circa 800° Temperatur und 2 Atmosphären Spannung,
oder 0,346 Kubikmet. gewöhnliche Luft von 0° Temperatur und 1 Atm. Spannung
beträgt.
Die Expansion der heißen Luft liefert überdieß nach den Untersuchungen der Erfinder
1795 Kilogr.-Met., während dagegen die vorhergehende Compression 565
Kil.-Met. und das Zurücktreiben 2187 Kil.-Met. erfordern, so daß sich
die theoretische verfügbare Arbeit per Hub herausstellt
auf:
7000 + 1795 – 565 – 2187 = 6043
Kil.-Met.
Arbeitet man mit höherem Druck, so erzeugt derselbe Cylinder allerdings eine
beträchtlichere Arbeit, allein der Cylinder verlangt dann, wegen der stärkeren
Expansion, auch, eine größere Länge; ferner wird der Rauch mit höherer Temperatur
entweichen, wodurch der Wärmeverlust vergrößert wird; sodann müssen die Leitröhren,
um den stärkeren Druck aushalten zu können, selbst stärker werden, wodurch aber ihre
Fähigkeit, die Wärme aufzunehmen, ungeachtet der größeren Dichtigkeit der Luft,
vermindert wird; zudem wachsen die Undichtheiten und die Reibung des Betriebskolbens
mit der Spannung in höherem Maaße als die Reibungsfläche kleiner wird, und endlich
wird die Maschine, obschon kleiner, doch ein größeres Gewicht verlangen, eben weil
sie größere Wandstärken nöthig macht.
Aus allen diesen Gründen folgt aber, daß es rathsam ist, die Luft von keiner höheren
Spannung als auf 2 Atmosphären comprimirt, anzuwenden.
Immerhin wiege indessen die ganze neue Maschine mit ihren Röhren und allem ihrem
Zubehör nicht so viel als die meisten Dampfmaschinen mit ihren großen und
explosibeln Kesseln, welche höchstens 1/10 der der Kohle innewohnenden Wärme nutzbar
machen.Diese bei der besten Dampfmaschine in nützliche Arbeit übergetragene Wärme
beträgt sogar nur, wie ich in einer früheren Abhandlung (s. polytechn.
Journal Bd. CLXXI S. 7) näher
angegeben, 1/20 der im Brennstoff enthaltenen Wärme.
Um die Betriebsmaschine und das Gebläse oder die Luftpumpe möglichst compendiös in
einem und demselben Organe zu vereinigen und um ohne Nachtheil mit hoher Temperatur arbeiten zu können,
haben die Erfinder ihrem Motor folgende Haupttheile und Einrichtung gegeben:Leider haben sie ihrer Beschreibung keine Zeichnungen beigegeben und sind wir
daher auch nicht im Falle, unseren Bericht mit solchen begleiten zu
können.
1) Der Hauptkolben ist ein oben offener Cylinder aus Gußeisen von 0,015 Meter
Wandstärke und 1,20 Met. Durchmesser, der oben mit einem vorstehenden Rand versehen
ist, so daß er einem umgekehrten Hut gleicht.
2) In diesen ersten gußeisernen Kolben ist ein zweiter irdener Kolben eingesetzt, der
aus einem ähnlichen Cylinder ohne Rand aus einem feuerfesten, die Wärme nicht
leitenden und mit Eisen verankerten Material besteht.
3) Diese beiden Kolben sind ihrerseits in einen dritten irdenen Cylinder eingesetzt,
der, dem zweiten gleichend, ebenfalls aus einem feuerfesten Stoff zusammengesetzt
ist und oben vom horizontalen Rand des ersten gußeisernen Kolbens um beinahe 0,01
Meter überragt wird.
4) Alle drei Stücke können sich unabhängig von einander bewegen, und zwar erhält das
Mittelstück oder der Hauptkolben seine Bewegung von einer Kolbenstange wie bei einem
gewöhnlichen Kolben, während die beiden anderen Kolben ihre mit gewissen
Beschleunigungen vor sich gehenden Bewegungen mittelst geeigneter Excentriken
erlangen.
5) Diese drei Kolben befinden sich in einem ausgebohrten Cylinder, welcher selbst
wieder von einem Cylinder aus feuerfestem Material umgeben, unten durch einen
gewöhnlichen Boden, oben aber durch einen Deckel in Form eines umgestürzten, den
drei beschriebenen Kolben angepaßten Hutes geschlossen ist.
Dieser Cylinder ist ungefähr 2,20 Meter lang, weil er den Hauptkolben auch noch nach
der Expansion der Luft aufzunehmen hat, und ist derselbe als der eigentliche
Betriebscylinder zu betrachten.
Damit der äußere Rand des Hauptkolbens gegen die Wand desselben dicht anschließe, ist
er mit einem Dichtungs- oder Liderungsring versehen.
6) Alle Theile, welche der heißen Luft ausgesetzt sind, sind mit einem feuerfesten
Material ausgefüttert.
Was nun im Weiteren die Wirkungsweise der neuen Maschine betrifft, so bemerken die
Erfinder hierüber Folgendes:
Angenommen, der Apparat befinde sich in verticaler Lage und alle beweglichen Theile
seyen am oberen Ende des Betriebscylinders ineinandergeschoben, so gehen alle drei
Kolben, wenn man die comprimirte heiße Luft auf den inneren oberen Kolbentreten läßt,
gleichzeitig niederwärts; allein das Excentric des äußeren unteren Kolbens ertheilt
diesem eine beschleunigte Bewegung und in Folge dessen wird gewöhnliche frische Luft
angesogen. Inzwischen setzt der Hauptkolben seinen Lauf weiter fort, schließt die
Saugventile, comprimirt die angesogene Luft und treibt sie in die Heizröhren. Dabei
münden diese in ein besonderes Reservoir mit einem als Druckregulator dienenden
beweglichen Kolben, welcher verhindert, daß die Spannung der Luft in der Maschine
zwei Atmosphären übersteigen kann.
Nach der entgegengesetzten Richtung findet derselbe Vorgang statt. Die heiße Luft
tritt von unten gegen den äußeren Kolben ein. Dadurch werden alle drei Kolben
gemeinschaftlich aufwärts getrieben; allein während der Hauptkolben und der untere
äußere Kolben regelmäßig aufsteigen, bewegt sich der obere innere Kolben mit einer
beschleunigten Geschwindigkeit aufwärts, in Folge dessen wieder in dem Raum über dem
Metallrand des Hauptkolbens frische Luft angesogen, comprimirt und durch den oben
erwähnten Regulator in die Heizröhren getrieben wird, von wo sie, gehörig erhitzt,
in die Maschine zum Betriebe des Hauptkolbens zurückgelangt.
Die Betriebsmaschine und die Luftpumpe sind also bei der neuen Anordnung, wie man
sieht, in einen Apparat vereinigt, und man braucht
deßhalb bei ihr nicht, wie dieß bei solchen Maschinen sonst meistens der Fall ist,
zwei getrennt arbeitende Maschinen anzuwenden. Dadurch fällt denn auch ein
Hauptvorwurf weg, der den mit comprimirter Luft arbeitenden Maschinen gemacht worden
ist.
Ein weiterer Vortheil besteht darin, daß der obere ausgebohrte Theil des die Kolben
umhüllenden Cylinders immer nur mit der frischen Luft in Berührung ist, wogegen die
heiße Luft stets nur mit dem feuerfesten Material in Berührung kommt. Bei der
Bewegung von oben nach unten wirkt nämlich die heiße Luft auf den oberen feuerfesten
Kolben, dessen Seitenwand an derjenigen des gußeisernen Hauptkolbens sich reibt, und
während dem kühlt die aus der Atmosphäre angesogene frische Luft den Rand des
Hauptkolbens und die Wand des ausgebohrten Umhüllungscylinders ab, indem sie in den
von diesen Flächen abgeschlossenen Raum eindringt. Ebenso schützt auch bei der
umgekehrten Bewegung von unten nach oben der untere irdene Kolben den metallenen
Theil des ausgebohrten Betriebscylinders.
Endlich sind auch die schädlichen Räume stets durch comprimirte oder gewöhnliche Luft
ausgefüllt und restituiren durch deren Expansion immer wieder diejenige Arbeit,
welche sie bei der Compression consumiren, so daß ihre nachtheilige Wirkung so viel
als aufgehoben wird.
Dafür aber verlangt die Maschine und namentlich der oben beschriebene dreifache
Kolben eine um so complicirtere Einrichtung, die wieder andere Uebelstände mit sich
bringt.
In dieser Beziehung geht aus den Untersuchungen der Erfinder selbst hervor, daß die
Arbeitsverluste bei ihrer Maschine größer sind, als bei einer Dampfmaschine von
gleicher Leistungsfähigkeit.
Nehmen wir, um dieses nachzuweisen, zwei Cylinder von gleicher Länge an, den einen
für comprimirte heiße Luft, den anderen für Dampf, so werden nach der Angabe der
Erfinder beide bei vereinigter Wirkung von Volldruck und Expansion einer gleichen
Leistung fähig seyn, wenn der Querschnitt des Dampfcylinders ungefähr 2/3mal so groß
ist, als der des Heißluftcylinders. Dann aber braucht der Durchmesser des ersteren
nur 0,98 Met. statt 1,2 Met. groß zu seyn. Die Kolbenreibung im Heißluftcylinder
verhält sich also zu der im Dampfcylinder wie 1 : √2/3 oder wie √3 :
√2, und dieses Verhältniß wird durch die Verbindung der Gebläsemaschine mit
der Betriebsmaschine nicht geändert. Noch ungünstiger für die Heißluftmaschine ist
jener Verlust, welcher aus der Uebertragung der Kolbenkraft auf die Schwungradwelle,
auf die Schiffsschraubenwelle, oder auf die Locomotivenachse durch Kurbeln dadurch
entsteht, daß bei ihr der Durchmesser der Kurbelwarze im Verhältniß von 1 :
∛2/3 oder ∛ : ∛2 größer werden muß als bei der Dampfmaschine
und wodurch die Reibung theils des längeren Weges, theils des stärkeren Druckes
wegen, also aus doppeltem Grunde, vergrößert wird.
Die Erfinder schließen hieraus, daß der Arbeitsverlust bei ihrer neuen
Heißluftmaschine 3/2mal so groß sey als bei der Dampfmaschine.
Nimmt man daher den Effectverlust bei letzterer zu 1/4 = 0,25 des totalen Effectes
an, so stellt sich derselbe bei der ersteren auf 3/2 . 1/4 = 3/8 oder 0,375 und
folglich der Wirkungsgrad auf (1 – 0,375) = 0,625. Um sicher zu gehen, nehmen
sie diesen aber nur zu 0,5 an, wobei der Kohlenverbrauch sich höchstens auf 0,2
Kilogramme per Stunde und Pferdekraft belaufe.
Dieses Resultat wäre daher immer noch für die neue Luftmaschine außerordentlich
günstig. Allein da es, wie schon Eingangs bemerkt worden ist, auf einer Menge zum
Theil sehr problematischer Hypothesen beruht und keineswegs aus wirklichen Versuchen
mit einer praktisch ausgeführten Maschine dieser Art abgeleitet wurde, so ist
dasselbe jedenfalls noch der weiteren Berichtigung zu unterstellen, und wir
fürchten, daß die etwas
starken sanguinischen Hoffnungen, welche die Erfinder von der Leistungsfähigkeit
ihrer neuen Maschine zu haben scheinen, noch bedeutend werden herabgestimmt werden,
wenn sie zur wirklichen Ausführung und praktischen Anwendung der Maschine schreiten
und deren Leistungsfähigkeit alsdann durch unparteiische Sachverständige untersuchen
und prüfen lassen.
Die Erfinder mögen dieß indessen selbst gefühlt haben, indem sie schließlich in ihrer
Abhandlung einige der wichtigsten Schwierigkeiten, welche sich bei der praktischen
Ausführung und Anwendung zeigen dürften, noch ganz besonders hervorheben.
Es sind folgende:
1) Der gußeiserne Kolben ist, wie wir gesehen haben, beständig mit frischer Luft in
Berührung und gegen die Wärme der heißen Luft durch die beiden anderen, aus einer 4
Centimeter dicken irdenen und mit Eisen verankerten Masse bestehenden Kolben
geschützt. Wenn nun diese Stärke des schlechten Wärmeleiters zu gering wäre, so
würde die Speiseluft eine höhere Temperatur annehmen und daher mit mehr als
61° C. in den Regulator gelangen, und demnach müßte auch der Rauch, um auf
dieselbe die gewünschte Erwärmung ausüben zu können, mit mehr als 111° C.,
wie oben vorausgesetzt worden, in den Schornstein entweichen. Dieß würde aber nicht
nur einen größeren Wärmeverlust, sondern auch einen größeren Verlust an verfügbarer
mechanischer Arbeit, als früher berechnet wurde, bedingen. Beide Verluste könnten
nur dadurch vermindert werden, daß man die Stärke oder Dicke der die Wärme nicht
leitenden Thonmassen vergrößert und die kupfernen Leitungsröhren verlängert, wodurch
aber die Anlage natürlich kostspieliger würde.
2) Die Construction der Vertheilungsschieber erfordert ganz besondere Sorgfalt. Um
sie gegen die Einwirkung der heißen Luft zu schützen, schlagen die Erfinder vor,
dieselben mit Porzellankästchen zu umgeben und überdieß in den Zwischenraum durch
die Schieberstange einen kleinen, dem Regulator entnommenen Luftstrahl (von 2
Atmosphären Spannung und 61° Temperatur) zu führen. Diese Luft, welche
ebenfalls zur Abkühlung der Vertheilungsschieber dient, kehrt in der Hauptsache in
den Regulator zurück und nur ein kleiner Theil davon gelangt in den Betriebscylinder
und mischt sich darin mit der bis auf 800 oder noch mehr Grade erhitzten
Betriebsluft. Dabei können die bei der Bewegung der Steuerungsschieber bloßgelegten
polirten Metallflächen durch andere Deckschieber aus Porzellan oder einem anderen
geeigneten Stoff mit entsprechender hin- und hergehender Bewegung geschützt
werden.
Diese Schutzmittel führen aber zu neuen Complicationen der Construction und vermehren, wie sich Jeder
leicht denken kann, die Schwierigkeiten, welche die neue Maschine der praktischen
Ausführung entgegensetzt, nur noch mehr.
3) Die Feuerung wird nur durch Betriebsluft, nachdem sie ihre Wirkung ausgeübt,
gespeist, und durch ein geeignetes Register wird zugleich die ihr entsprechende
Kohlenmenge regulirt. Allein man begreift, daß auch dieses schneller gesagt ist, als
gethan, und daß daher die Schwierigkeiten, welche die Construction dieser neuen
Heißluftmaschine mit sich bringt, so schnell noch nicht alle beseitigt seyn
werden.
(Der Schluß folgt im nächsten Heft.)