Titel: | Verbesserte Apparate zur Umwandlung des Roheisens in Stabeisen und Stahl, von Morgan Morgans. |
Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. LXXI., S. 288 |
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LXXI.
Verbesserte Apparate zur Umwandlung des Roheisens
in Stabeisen und Stahl, von Morgan
Morgans.
Aus dem Mechanics' Magazine, September 1865, S.
150.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Morgans, Apparate zur Umwandlung des Roheisens in Stabeisen und
Stahl.
Seit einigen Jahren sahen sich die Hüttenbesitzer in Folge verschiedener Verhältnisse
veranlaßt, möglichst auf Verbesserungen und Vervollkommnungen ihrer Oefen und
anderen Apparate zur Erzeugung von Stabeisen und Stahl zu sinnen. Obgleich aber ein
großer Aufwand von Erfindungsgeist und bedeutende praktische Kenntnisse und
Erfahrungen zu diesem Zwecke verwerthet wurden, so blieben doch noch immer
Einzelheiten genug, in denen weitere Verbesserungen sehr wünschenswerth, zum Theil
dringend nothwendig seyn dürften. Der Ingenieur Morgan Morgans von Brendon Hills in Somersetshire erkannte dieß sehr wohl und
suchte neuerlichst die Gebläseöfen durch Construction eines centralen Kerns von
conischer Form in den letzteren zu verbessern.Polytechn. Journal Bd. CLXXVIII S.
125.
Derselbe hat jetzt wiederum auf Verbesserungen in der Umwandlung des Roh- oder
Gußeisens in Stabeisen und Stahl, sowie auf Vervollkommnungen der dazu dienenden
Apparate ein Patent erhalten. Diese Verbesserungen wollen wir im Nachfolgenden näher
betrachten.
Seine Erfindung besteht zunächst in einem Zusatze von Spiegeleisen oder einem anderen kohlenstoff- und manganhaltigen
Roheisen oder Eisenerze
in festem oder flüssigem Zustande – und in den, dem Kohlenstoff- und
Mangangehalte des Zuschlags, sowie der Absicht, ob Stabeisen oder Stahl erzeugt
werden soll, entsprechenden Verhältnissen – zu dem durch den Puddelproceß
umzuwandelnden oder zu feinenden Roheisen. Der Zuschlag wird dem letzteren zuweilen
schon vor dem Einschmelzen zugesetzt; gewöhnlich aber wird es vorgezogen, das
kohlenstoffhaltige etc. Eisen oder Erz zuzuschlagen, nachdem das in Arbeit genommene
Roheisen bereits flüssig geworden oder in einen plastischen Zustand gerathen ist.
Durch Einführen eines oder mehrerer Ströme von gespanntem Wasserdampf oder
comprimirter Luft in die Esse des Ofens wird der Zug des letzteren außerordentlich
verstärkt und dadurch eine sehr intensive Hitze erzeugt, so daß das zugeschlagene
Roheisen, bezüglich Erz, mit dem in Stabeisen oder Stahl umzuwandelnden oder zu
feinenden Eisen sich aufs Innigste mischen kann.
Die Erfindung besteht ferner in einem verbesserten Puddelapparat, durch welchen die
Feuergase auf das umzuwandelnde Eisen einzuwirken genöthigt sind und eine bedeutende
Ersparniß an Zeit, Arbeit und Brennstoff ermöglicht wird. Zu diesem Zwecke wird ein
aus Gußeisen oder Schmiedeeisen angefertigtes cylindrisches Gehäuse, das sogenannte
Umfassungsgefäß (containing
vessel), von irgend einer entsprechenden Form, vorzugsweise aber von
kreisförmigem oder elliptischem Querschnitte, aus einem einzigen Stücke oder aus
mehreren Theilen so construirt, daß es eine einzige oder mehrere Abtheilungen oder
Kammern zur Aufnahme des zu verpuddelnden Eisens enthält. Dieses Gefäß steht auf
Rollen oder hängt in Lagern, so daß es in eine hin und her schwingende Bewegung
gesetzt oder theilweise gedreht werden kann. An der einen Seite desselben ist ein
gewöhnlich feststehender, zuweilen aber auch gleichzeitig mit dem Gefäße
oscillirender Feuerraum mit Rost angebracht. Enthält das Umfassungsgefäß nur eine
Kammer, so wird das zu feinende oder zu puddelnde Eisen in die letztere eingesetzt
und die heißen Feuergase streichen über dasselbe bis es geschmolzen ist; dann wird
es umgerührt, indem das Gefäß in schwingende Bewegung gesetzt wird, wobei
fortwährend neue Theilchen des Eisens mit den Gasen in Berührung kommen. Diese
Bewegung erhält das Gefäß vorzugsweise durch eine oder mehrere, mit einem
Krummzapfen, einem Excentric oder einer anderen geeigneten Vorrichtung in Verbindung
stehende Stangen. Darauf wird das Spiegeleisen oder das sonst zuzuschlagende Metall
oder Erz zugesetzt und sobald der Umwandlungsproceß vollendet ist, wird die Charge
abgestochen und gezängt, gewalzt und weiter bearbeitet. – Die Feuergase
können, nachdem sie den Puddelraum durchströmt haben, durch einen über- oder
unterhalb oder an einer der beiden Seiten des Gefäßes gelegenen Canal oder eine dort
angebrachte besondere Kammer wieder in den Feuerraum zurückgeleitet werden; dann
wird das zu puddelnde Roheisen in diesen Canal oder diese Kammer gebracht und
daselbst vorgewärmt. Puddelapparate von dieser Einrichtung haben den Vortheil, daß
ihre eine Seite ganz frei bleibt zum Arbeiten sowie zum Entleeren der Charge, was
ohne Umlegen oder Umkippen weder des Feuerraums noch des Umfassungsgefäßes geschehen
kann. Das letztere kann auch in Angeln oder auf Zapfen ruhen, so daß es umgekippt
und die Charge entleert werden kann, ohne daß es von seinem Platze entfernt zu
werden braucht.
Ist ein Vorwärmer nicht erforderlich, so kann der Feuerraum an dem einen und die Esse
am anderen Ende des Umfassungsgefäßes angebracht werden; der oben erwähnte Canal
oder Zug fällt dann auch weg.
Die in Rede stehende Erfindung besteht ferner darin, daß der Umfassungscylinder mit
zwei oder mehreren zum Puddeln dienenden Kammern in einem und demselben oder in
mehreren, unter einander befestigten Mänteln oder Gehäusen eingerichtet wird. Die
Feuergase strömen dann durch die eine Kammer, welche das zu puddelnde Roheisen
enthält, hindurch; ist das letztere geschmolzen, so wird es, wie bereits angegeben,
umgerührt; ist, wenn erforderlich, das Spiegeleisen oder Erz etc. zugesetzt und der
Umwandlungsproceß vollendet, so wird die Charge durch dazu bestimmte Oeffnungen oder
durch Umkippen des Umfassungscylinders ausgeleert und dann auf die gewöhnliche Weise
weiter behandelt. Die heißen Gase treten indessen nicht direct aus der ersten Kammer
oder dem Puddelraume in die Esse, sondern sie werden zunächst in eine andere Kammer
geleitet, um hier eine neue Roheisencharge vorzuwärmen; dann erst treten sie in die
Esse oder werden noch anderweitig benutzt. Ist nun der Puddelproceß in der einen
Kammer vollendet und die Charge ausgeleert, so erhält das Gefäß eine halbe
Umdrehung, so daß die Kammern eine umgekehrte Stellung bekommen: der vorher zum
Vorwärmen benutzte Raum wird jetzt zur Umwandlungs- oder Puddelkammer, indem
die in ihm enthaltene Charge bereits bedeutend erhitzt, wenn nicht gar schon in Fluß
gerathen ist. Die Kammer, welche vorher als Puddelraum diente, jetzt aber als
Vorwärmraum benutzt wird, wird mit einer neuen Roheisencharge beschickt; ist nun der
Puddelproceß in dem vorher zum Vorwärmen benutzten Raume vollendet, so erhält das
Gefäß wiederum eine halbe Drehung, und in dieser Weise wird fortgefahren, so daß
jedes Gefäß abwechselnd als Vorwärmer und als Puddelofen dient. Die Chargen können
aus der oberen oder der unteren Kammer entleert werden, ohne daß das Umfassungsgefäß
oder der Ofen weggenommen zu werden braucht; auf diese Weise wird die Hitze regelmäßig
zusammengehalten und jede plötzliche Abkühlung und dadurch bewirkte Zusammenziehung
der feuerfesten Steine oder des Charmottefutters in Folge des Zutrittes von kalter
Luft vermieden.
Fig. 1 stellt
den Längendurchschnitt und Fig. 2 die Seitenansicht
eines Morgans'schen Puddelapparates dar. A, A ist das Umfassungsgefäß, welches hier nur eine, aus
feuerfesten Steinen, aus Masse oder aus anderem feuerfestem Material in einem
cylindrischen Eisenmantel hergestellte Kammer b hat. F ist der Ofen, d die
Ofenthür. Die heißen Ofengase ziehen durch den Umwandlungs- oder Puddelraum
b, dann durch den Canal g in die Esse h, welche auf den unter den
Bindebalken t, t stehenden Pfeilern j ruht, so daß die Theile v,
v, wenn es nöthig ist, ausgebessert oder erneuert werden können. Das
Umwandlungsgefäß A, A ruht auf Rädern oder Rollen und
der Achse l, so daß es in schwingende Bewegung gesetzt
werden kann. Das zu puddelnde Eisen kann in dem Canale g
vorgewärmt und dann in den Puddelraum b hinein gedrückt
werden, so daß es zum Puddeln fertig vorbereitet in den letzteren gelangt; darauf
wird dem Gefäße b mittelst der Kuppelstange m und des Hebels n eine
oscillirende Bewegung mitgetheilt, so daß das Metall umgeschüttelt und durcheinander
gerührt und dadurch ein vollkommenes Puddeln desselben erzielt wird. Ist der Proceß
vollendet, so wird die Charge durch die Oeffnung c
ausgeleert oder sie kann nach dem Oeffnen des Schiebers o durch p auf einen Wagen und dann zum Hammer
oder zu den Walzen gebracht werden. – Das Umfassungsgefäß kann auch eine
solche Einrichtung erhalten, daß es um den Stützpunkt q
umgekippt werden kann: in diesem Falle müssen natürlich die Räder oder Rollen sich
niedersenken lassen.
Fig. 3 stellt
den Längendurchschnitt eines anderen einkammerigen Umfassungscylinders ohne
Vorwärmcanal dar; Fig. 4 ist die Seitenansicht desselben. a ist
der Aschenfall; F der Ofen, C der Puddelraum, d die Oeffnung zum Eintragen
der Charge, f der zur Esse g
führende Canal. Beim Erneuern der Charge kann die Stellung des Umfassungsgefäßes so
verändert werden, daß das Gewölbe des Puddelraumes oder der Puddelkammer zur
Herdsohle wird, indem es eine halbe Umdrehung erhält, was durch Adjustiren der
Schieber h, h bewerkstelligt wird. Der
Umfassungscylinder wird durch eine Kuppelstange und die Warze k in schwingende Bewegung gesetzt. Nachdem die Charge in die Kammer C gebracht worden, und der Puddelproceß vollendet ist,
wird das Gefäß bei l mittelst des Excentrics M gehoben, bis es die in der Zeichnung durch punktirte
Linien angedeutete Stellung erhalten hat, worauf die Charge durch die Oeffnungen f ausgeleert wird. Die Esse g ruht auf den durch die Säulen p, p
getragenen Balken o, o, so daß die über dem Anker s befindlichen Theile des Mauerwerks erforderlichen
Falles leicht erneuert werden können. – Wird es für nöthig befunden, daß
beide Enden des Umfassungsgefäßes zum Arbeiten frei bleiben, so wird der Ofen, wie
in Fig. 1 und
2, unter
dem Gefäße angebracht. w, w sind mit Thüren versehene
Oeffnungen im Feuerraum und Aschenfalle; x, x sind Räder
oder Rollen, auf denen das Umfassungsgefäß beweglich ist.
Fig. 5 stellt
eine Seitenansicht und Fig. 6 den
Längendurchschnitt eines zweikammerigen Umfassungsgefäßes dar. a ist der Aschenfall, d der
Ofen; C, C sind die beiden Kammern oder Puddelräume, d, d' Thüren zum Einsetzen der Chargen, f, f Canäle, s ist die auf
den von den Pfeilern p, p getragenen Balken o, o ruhende Esse. Das Umfassungsgefäß hängt in den
Zapfen z, z. Nachdem die Charge in die untere Kammer C eingesetzt und genügend erhitzt worden ist, wird der
Umfassungscylinder mittelst einer auf den Zapfen u
wirkenden Kuppelstange in oscillirende Bewegung gesetzt; während dessen wird die
obere Kammer C mit einer zweiten Charge beschickt, so
daß die letztere durch die Ueberhitze oder die aus dem unteren Puddelraume
abziehenden Feuergase vorgewärmt wird. Ist die Charge der unteren Kammer vollständig
umgewandelt, so wird sie durch die Oeffnung T entfernt,
oder das Umfassungsgefäß erhält durch die Zahnstange und Rad y eine halbe Umdrehung; in diesem Falle sammelt sich das Eisen in dem
mittleren Theile w, w des Umfassungscylinders und wird
durch die Arbeitsöffnung d ausgetragen. Die vorher
obere, die zweite Charge enthaltende Kammer wird nun mit ihrem inzwischen zum
Puddeln vorbereiteten Inhalte zur unteren; der jetzt zum oberen gewordene Puddelraum
wird mit einer dritten Charge beschickt, welche letztere jetzt vorgewärmt und zum
Puddeln vorbereitet wird, worauf wiederum eine halbe Umdrehung des
Umfassungscylinders erfolgt. – Ist es in Folge der Beschaffenheit des
feuerfesten Materials, aus welchem die Puddelkammern hergestellt sind, – um
eine Zerstörung derselben zu vermeiden – nicht räthlich, das Gefäß
umzudrehen, so wird die untere Kammer gänzlich zum Puddeln und die obere zum
Vorwärmen der Charge benutzt, welche letztere dann nach hinlänglicher Vorbereitung
durch den Canal a' aus dem Vorwärmeraume in die
Puddelkammer gebracht wird. Ein Umfassungsgefäß von dieser Einrichtung läßt sich
nicht gut kippen, doch ist die Charge durch Neigung und das Mittelstück w, w verhältnißmäßig leicht aus dem Apparate zu
entfernen.