Titel: | Ueber das Verhalten der Metalle in den Apparaten worin Fettsäuren destillirt werden; von L. Danckwerth. |
Autor: | L. Danckwerth |
Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. LXXVII., S. 313 |
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LXXVII.
Ueber das Verhalten der Metalle in den Apparaten
worin Fettsäuren destillirt werden; von L.
Danckwerth.In der früheren Mittheilung des Verfassers „über die destillirten
festen Fettsäuren im Vergleich mit den durch Verseifung der Fette mittelst
Kalk gewonnenen“, im polytechn. Journal Bd. CLXXVII S. 159, ist sein Name
„Danskwerth“ als
Druckfehler zu berichtigen.A. d. Red.
Danckwerth, über die Wirkung der Fettsäuren auf die
Metalle.
An den Apparaten, welche für die Destillation der Fettsäuren (bei Temperaturen von
240 bis 260° Celsius) angewandt werden, habe ich einige Beobachtungen
gemacht, welche die Beachtung der Fachgenossen verdienen und dieselben in analogen
Fällen vor eintretenden Gefahren zu schützen vermögen.
Der Stearinfabrik von A. Heimbürger in Emelianowka bei St.
Petersburg wurde von einem Destillateur für die Destillation der Stearinsäure zur
Erzielung einer möglichst geringen Heizfläche ein Kessel von der Form
vorgeschlagen, von welchem sich der Erfinder neben allen vorzüglichen Eigenschaften
noch außerordentliche Wirkungen versprach, der aber in Folge seiner langen, geraden
Seitenwände dem möglicherweise eintretenden Drucke augenscheinlich nicht gewachsen
seyn konnte. Meine hierüber gemachten Vorstellungen, sowie das eingeholte Gutachten
des Hrn. Prof. M. Rühlmann in Hannover bestätigte die
spätere Probe mehr als genügend und warnend; dennoch mußte der Kessel auf Befehl des
Besitzers dem Betriebe übergeben werden, da derselbe sich von der vermeintlichen
wunderhaften Leistung des Apparates überzeugen wollte. Zur Erzielung einer größeren
Sicherheit wurden jedoch auf mein Verlangen die Seiten des Kessels im Innern der
Länge und Quere nach durch starke messingene Stangen mittelst Stehbolzen
verbunden.
Nachdem der so verstärkte Kessel unter meiner Aufsicht sechs Monate lang in Gebrauch
gewesen war, unterwarf ich denselben einer genauen Untersuchung, wobei sich
herausstellte, daß die messingenen Verbindungsstangen in viel höherem Grade als das
Kupfer angegriffen waren. Da das Kupfer, aus welchem der Kessel bestand,
verhältnißmäßig fast unbeschädigt geblieben war, so warf sich mir zunächst die Frage
auf, ob vielleicht eine der Fettsäuren (Stearin-, Margarin- und
Oleinsäure), welche die Destillation liefert, einige Metalle mehr benachtheiligt als
andere. Ich hieng daher
an der oberen Wölbung im Inneren des Kessels, ziemlich in der Mitte, Stangen von
sechs Zoll Länge aus Stabeisen, Kupfer und Messing auf, welche sämmtlich gleiche
Dicke hatten und polirt waren, worauf ich den Kessel wieder seiner Thätigkeit
übergab. Nach Verlauf von zwei Monaten zeigte sich das Messing am meisten, das
Kupfer weniger und das Eisen am wenigsten angegriffen.
Da ich zu derselben Zeit für die Seifensiederei eine möglichst reine Oleinsäure
herzustellen hatte, so wiederholte ich jenen Versuch in einem Kessel von Eisenblech,
welcher bloß diese Säure destillirte und fand zu meinem Erstaunen, daß das Messing
hier mit ungewöhnlicher Schnelligkeit angegriffen wurde. Ueberdieß machte ich die
Beobachtung, daß die Kühlapparate welche die Oleinsäure verdichten, namentlich die
dort angebrachten Messingtheile, mehr benachtheiligt werden, als diejenigen welche
zur Aufnahme der festeren Fettsäuren dienen.
Am schlagendsten fand ich dieses Verhalten des Messings später an einem anderen
kupfernen Kessel bestätigt, aus welchem im Verlaufe eines Jahres nur Oleinsäure
destillirt wurde. Derselbe hatte eine Schwimmerstange aus dem besten Messing von 8
Millim. Dicke, welche durch Zufall zerbrach, daher zur Wiederherstellung des
Schwimmers auch die beiden, einen halben Zoll dicken, zur Führung dienenden
Eisenstangen aus dem Kessel entfernt werden mußten. Hierbei stellte sich heraus, daß
die Messingstange in eine Kupferstange verwandelt war, welche in ihrem Inneren
eingeschlossen und vom Kupfer getrennt, einen 1 Millimeter starken Messingdraht
enthielt, der äußerst biegsam war; das denselben umgebende frei gewordene Kupfer war
porös, körnig, so zu sagen schwammartig. Es hatte daher die Oleinsäure alles in dem
Messing enthaltene Zink aufgezehrt und nur das Kupfer zurückgelassen, wodurch die
Sprödigkeit und leichte Zerbrechlichkeit der Schwimmerstange eingetreten war. Die
beiden als Führungsstangen dienenden Eisenstäbe, welche ursprünglich gut polirt
waren, sahen einem lose gewundenen Taue ähnlich, ein Beweis, daß auch auf sie die
Oleinsäure gewirkt hatte.
Es ist somit erwiesen, daß die Oleinsäure die Destillirapparate am meisten angreift,
indem sie vorzugsweise auf die Metalle einwirkt, welche die Eigenschaft haben, in
Gegenwart von Säuren das Wasser zu zersetzen.
St. Petersburg, im November 1865.