Titel: | Ueber Weil's Verfahren zum Verkupfern des Gußeisens; Bericht von A. Payen. |
Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. LXXXIX., S. 372 |
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LXXXIX.
Ueber Weil's Verfahren zum Verkupfern des Gußeisens;
Bericht von A.
Payen.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, November 1865, S. 649.
Payen, über Verkupfern des Gußeisens.
Bekanntlich ist es sehr leicht, das Eisen mit einer dünnen Kupferschicht zu
überziehen. Taucht man einen blanken (gut abgebeizten) Streifen Schmiedeeisen,
Gußeisen oder Stahl in die Lösung eines Kupfersalzes, so setzt sich das Kupfer in
einer, derjenigen des dafür in Lösung gegangenen Eisens äquivalenten Menge auf dem
Streifen ab. Die auf diese Weise erhaltene Verkupferung ist jedoch unvollständig und
haftet nicht fest.
Indessen eignen sich die auf diesem Wege schwach verkupferten guß- und
schmiedeeisernen Gegenstände zum Vermessingen, wenn sie nach Dumas' Verfahren zum Vermessingen von Nägeln in ein Gemenge von
Kohlenpulver und Zinkoxyd verpackt, zum Rothglühen erhitzt werden. Seit etwa zwei
Jahren wird ein von Oudry erfundenes Verfahren zum
Verkupfern vielfach angewendet, namentlich zum Ueberziehen von Statuen, Monumenten
und Ornamenten, welche den Einwirkungen der Atmosphärilien ausgesetzt sind. Dieses
Verfahren besteht darin, die gußeisernen Gegenstände mit einem einigemal
wiederholten Anstriche von Mennige und Leinölfirniß, dann mit einer Schicht von Graphit zu
überziehen, welche die Oberfläche für den elektrischen Strom leitend macht; hierauf
schlägt man mittelst einer Kupfervitriollösung, in welche die Gegenstände
eintauchen, auf galvanoplastischem Wege eine Schicht von metallischem Kupfer nieder.
Aber auch mit diesem Verfahren läßt sich ein unmittelbares Anhaften des Kupfers am
Gußeisen nicht erzielen, da die Adhärenz durch den zwischenliegenden
Oelfarbenanstrich verhindert wird.
Dagegen ist es vor Kurzem F. Weil in Paris (rue des Petites-Écuries, No. 13) gelungen, unmittelbar auf dem Gußeisen eine
ununterbrochene und sehr fest haftende Kupferschicht niederzuschlagen, deren Dicke
er durch die gewöhnlichen Hülfsmittel der Galvanoplastik nach Belieben verstärken
kann.Man s. Weil's Abhandlung über sein Verfahren, im
polytechn. Journal Bd. CLXXVII S.
40. Die Richtigkeit der von Weil angegebenen
Resultate haben bereits Chevallier und Gaultier de Claubry bestätigt. Zur Prüfung seines
Verfahrens in meinem Laboratorium wurden in einem aus Steinzeug bestehenden
GefäßeUebrigens lassen sich zu diesem Zwecke auch Behälter von jeder Größe aus Holz
anwenden, welche mit einer Schicht Gutta-percha vollständig gefüttert
sind. in 4 Liter Wasser 750 Gramme Seignettesalz und 400 Gramme käufliches
Aetznatron gelöst; mit dieser Flüssigkeit wurde dann eine Lösung von 175 Grm.
Kupfervitriol in 1 Liter Wasser vermischt, und auf diese Weise eine klare, blaue
Flüssigkeit, ein alkalisches Kupferbad erhalten, welches bei der Temperatur von +
20° C. am Baumé'schen Aräometer 19° zeigte. Das mittelst dieses
Bades zu verkupfernde Gußeisen wurde in folgender Weise abgebeizt: Die zu
verkupfernden Gegenstände wurden in eine Beize gebracht, welche aus filtrirtem
Seinewasser durch Zusaß von so viel Schwefelsäure bereitet ward, daß die Flüssigkeit
2° Baumé zeigt,Spätere Versuche lehrten, daß das für den Erfolg der Operation so wichtige
Abbeizen des Gußeisens weit besser mit Wasser geschieht, welches mit 8 bis
10 Procent Schwefelsäure versetzt ist; man läßt die zu verkupfernden
Gegenstände eine halbe Stunde lang in diesem Bade, wäscht sie dann in
fließendem Wasser und bringt sie hierauf in das Verkupferungsbad. nach zehn Minuten aus derselben herausgenommen, dann in eine ganz schwache
Aetznatronlauge (von 1° Baumé) gelegt, am anderen Tage aus der
letzteren entfernt, mit einer Kratzbürste aus Eisendraht abgekratzt, hernach mit
einem dünnen Zinkdraht umwickelt, und mittelst desselben in dem alkalischen
Kupferbade aufgehängt. Nach vierundzwanzig, achtundvierzig oder besser nach
zweiundsiebenzigstündiger Eintauchung zeigten sich die Gegenstände sehr schön
verkupfert; sie wurden nun mit Wasser abgespült und mit einer Kratzbürste aus
Messingdraht sehr scharf gebürstet, wobei sich auch nicht das geringste Theilchen
des Kupferüberzugs loslöste.
Die angegebenen Salzmengen entsprechen 2 Aequivalenten Weinsäure auf 1 Aequivalent
Kupferoxyd, da der Kupfervitriol
= CuO, SO³ + 5 HO und das Seignettesalz
= (KO, NaO), C⁸H⁴O¹⁰ + 7 HO.
Unserer Ansicht nach muß bei diesem Verkupferungsprocesse die durch den Contact des
Zinks mit dem Eisen in dem alkalischen Bade erzeugte galvanische Wirkung, so klein
auch die Berührungsfläche beider Metalle seyn mag, eine Rolle spielen. Weil gibt eine solche Wirkung zwar zu, führt indessen
mehrere Thatsachen an, aus denen er schließt, daß gleichzeitig eine speciell
chemische Reaction stattfindet und zu dem erhaltenen günstigen Resultate
beiträgt.
Allerdings geben weder die von uns constatirten Thatsachen, noch die Versuche von Gaultier de Claubry und Chevallier hinlängliche Anhaltspunkte zur Beurtheilung der industriellen
Zukunft dieses Verfahrens; wir sind jedoch überzeugt, daß sich mittelst desselben
eine weit dauerhaftere, fester haftende und vollkommenere Verkupferung des Gußeisens
erzielen läßt, als durch alle übrigen, bisher angewendeten Methoden.