Titel: | Ueber die Anwendung der Heißluftmaschine in den Kleingewerben, sowie beim Bergbau und in der Hüttentechnik; von Conrector G. Delabar. |
Autor: | Gangolf Delabar [GND] |
Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. XCVII., S. 409 |
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XCVII.
Ueber die Anwendung der Heißluftmaschine in den
Kleingewerben, sowie beim Bergbau und in der Hüttentechnik; von Conrector G. Delabar.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Delabar, über die Anwendung der Heißluftmaschine in den
Kleingewerben, beim Bergbau und in der Hüttentechnik.
Die Heißluftmaschine, deren verschiedene Constructionssysteme und Verbesserungen in
diesem Journale von Zeit zu Zeit mitgetheilt worden sind, hat bis jetzt in der
Praxis nicht die Aufnahme gefunden, wie sie in den ersten Jahren nach ihrer
Erfindung erwartet worden ist. Die Täuschung, in welcher anfänglich gar Viele
befangen waren, daß nämlich die Heißluftmaschine bald die Dampfmaschine auf allen
Gebieten der Technik und der Industrie verdrängen werde, mußte nach und nach von
Jedem aufgegeben werden, und zwar aus Gründen, welche wir bei einer früheren
Gelegenheit näher auseinandergesetzt haben.Polytechn. Journal Bd. CLXXI S.
11. Bei den Schiffsmaschinen, den Locomotiven und den größeren stationären
Fabrikmaschinen ist daher in der neuesten Zeit auch gar keine Rede mehr von der
Anwendung der heißen Luft als motorische Kraft. Auf diesen Gebieten finden wir die
Dampfmaschine noch immer fast ausschließlich in Anwendung.
Einige Aufnahme fand die Heißluftmaschine indessen in den Kleingewerben; aber auch da hauptsächlich nur in solchen Fällen, wo sie
bestimmt ist, die noch theurere Betriebskraft des Menschen zu ersetzen, und wo man
sich eben die ihr noch anklebenden Mängel und Uebelstände gerne gefallen läßt, oder
in solchen Fällen, wo eine kleinere stationäre oder locomobile Dampfmaschine schon
wegen der größeren Gefährlichkeit hinsichtlich des benöthigten Dampfkessels nicht
zulässig ist.
Uebrigens hat sich aus den an verschiedenen Orten mit solchen Heißluftmaschinen
vorgenommenen VersuchenMan s. polytechn. Journal Bd. CLXXII S.
81 und a. a. O. in Bezug auf ihren Verbrauch an Brennmaterial herausgestellt, daß sie, wenn auch mehr
als die großen, so doch nicht mehr, sondern eher weniger als die kleinen
Dampfmaschinen an Brennstoff bedürfen. Und auch diesem Umstand, in Verbindung mit
anderen Vortheilen, ist es zuzuschreiben, daß die calorische Maschine in den
Kleingewerben schon da und dort eingeführt worden ist, so z.B. zum Betriebe
verschiedener Werkzeuge und Arbeitsmaschinen in kleineren Werkstätten, oder zum
Betriebe von Schnellpressen in Buchdruckereien und ähnlichen Werken.
Bereits liegen auch schon einige Berichte vor, wornach dieselbe nicht ohne Vortheil
im Berg- und Hüttenbau,
namentlich für Grubenzwecke Verwendung gefunden hat.
So berichtet die preußische Zeitschrift für Berg- , Hütten- und
Salinenwesen in Bd. XI S. 260, über eine zu Dortmund erbaute calorische Maschine von
1 Pferdekraft, die auf der Grube „Zufälligglück“ bei Herdorf im
Revier Daaden bei Siegen (in Rheinpreußen) zur Wasserhaltung aus einem 10 Lachter
tiefen Gesenke unter der Stollensohle verwendet werde. Diese Maschine habe loco Grube 500 Thlr. gekostet, nebst circa 190 Thlr. für die Aufstellung und die dabei
benöthigten Materialien. Die von derselben in Bewegung gesetzte 4 1/2zöllige
Saug- und Hubpumpe mache per Minute 21 Hube von
12 Zoll und hebe 2,15 Kubikfuß Wasser 10 Lachter hoch; jedoch könne der gewöhnliche
Wasserzufluß mit 16 Huben per Minute bewältigt werden.
Die Betriebskosten sollen sich, einschließlich 3 Scheffel (= 5 1/3 Kubikfuß preuß.)
Kohks zur Feuerung, per 24 Stunden auf 2 Thlr. 2 3/4
Sgr. berechnen.
Eine solche Anwendung calorischer Maschinen findet sich darum auch in mehreren
Fach-Zeitschriften befürwortetSo im Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann pro 1865 und im Berggeist vom 9. Januar 1866., und erhellt der Nutzen derselben zunächst bei der Wasserhaltung in kleinen
Gesenken und Abhauen, welche vielleicht erst später zu vollständigen Schachtanlagen
erweitert werden sollen. Denn während man bei vorfindlichen 1–2 Kubikfuß
Grundwasser derartige Abteufungen mittelst calorischer Maschinen unbehindert und mit
geringen Neben-Unkosten vornehmen und weiterführen kann, wird schon 1
Kubikfuß bei 18–20 Lachter Teufe mit Menschenhänden nicht mehr zu bewältigen
seyn. Für die Folge wird sich aber die Anwendung der calorischen Maschinen auch auf
andere, bisher mehrentheils kostspielig und zeitraubend durch menschliche oder
thierische Kräfte ausgeführte Arbeiten beim Bergwerksbetrieb ausdehnen lassen.
Zu solchen Gebrauchszwecken wird im Berggeist a. a. O. namentlich die Förderung aus
Tage-Schächten gezählt, „die für Haspelförderung bereits zu tief,
auf denen indessen die Anlage größerer Dampfmaschinen localer Schwierigkeiten,
geringer Förderquanta wegen, oder endlich vom finanziellen Standpunkt aus nicht
beliebt seyn dürfte.“
„Da man bei fast allen Erzbergbauen meistens über der
Thal-Horizontale abgebaut hat und doch nur Bausohlen von 10–20
Lachter nach der Tiefe zu anwendet, so wird, gegenüber der bisherigen Benutzung
tonnenlägiger Gesenke im Erzfallen zur Förderung auf die Stollensohle, die
Herrichtung saigererer Schächte bei Einführung der Förderungsmethode mittelst
calorischer Maschinen als vortheilhafter anzustreben seyn, und diese
Förderanlage sowie deren Betriebskosten sich zweckmäßiger und billiger
ausweisen.“
„Es dürfte fernerhin in concentrirten Kohlenbauen, wo aus nicht zu langen
Hauptquerschlägen zum Schachte gefördert wird, eine versuchsweise Anstellung der
calorischen Maschine zur horizontalen Seilförderung von Interesse seyn, so lange
das Quantum der gewonnenen Massen nicht in ein zu ungünstiges Verhältniß zu dem
zur Verfügung stehenden Kraftaufwand der Maschine tritt.“
„Gegenüber der bereits üblichen Pferdeförderung wird sich eine derartige
Fördermethode, d. i. eine Anwendung calorischer Maschinen für diese Zwecke, nur
vortheilhaft ausweisen.“
„Endlich sind die calorischen Maschinen als Motor für kleine, resp.
vereinzelte Erzaufbereitungs-Apparate und ebenso zweckdienlich für
Kohlen-Separations-Trommeln zu empfehlen.“
Was die Verbrennungsproducte der zu solchen Grubenzwecken benutzten calorischen
Maschinen betrifft, so können dieselben, da der Verbrauch an Brennmaterial nur
gering ist, kaum eine belästigende Rauchmenge abgeben. In tieferen Grubenbauen
würden Ableitungsröhren von 140–190 Millimeter lichtem Durchmesser vollkommen
hinreichen, um sowohl die Verbrennungsgase als auch die im Cylinder der Maschine
verbrauchte heiße Luft abzuführen. Sollte man hierbei das zu schnelle Abrosten der
Eisen- oder Zinkblechröhren befürchten, so müßten nöthigenfalls schwache
Thonröhren oder je nach der Oertlichkeit, andere geeignete Hülfsmittel zum Abführen
dieser Gase angewendet werden. Und was die Kosten dieser Anlagen anbelangt, so
werden sie sich nicht höher stellen als bei jeder anderen mechanischen Einrichtung
zum Emporheben der erwähnten Wassermenge. Denn würde man z.B. zu diesem Zwecke
locomobile Dampfmaschinen, die ihrer leichten Handhabung wegen den calorischen
Maschinen am nächsten stehen, verwenden, so müßte man ja zur Abführung des Rauches und
Dampfes gleichfalls Ableitungsröhren anwenden, abgesehen davon, daß die Aufstellung
eines Dampfkessels in der Grube, wie schon bemerkt, immer mit Gefahr verbunden ist,
da die Beaufsichtigung desselben daselbst nicht so leicht ist wie über Tage und sich
auch das Grubenwasser nicht immer gut als Speisewasser verwenden lassen dürfte.
Auch gibt die Bedienung der calorischen Maschinen nicht viel zu schaffen, indem sie
sich lediglich auf die Feuerung und das Einölen der beweglichen Theile wie der
Stopfbüchsen und Lager beschränkt, was so wenig Zeit in Anspruch nimmt, daß man
hierzu keines besonderen Wärters bedarf, sondern diese Arbeiten durch einen mit der
Einrichtung der Maschine einigermaßen bekannten Arbeiter oder Fahrsteiger nebenbei
besorgen lassen kann.
Endlich ist es bei der Benutzung der calorischen Maschinen für Grubenzwecke,
bezüglich des Einbringens wünschenswerth, dieselben so zu construiren, daß sie in
mehrere Theile zerlegt, also leichter transportirt und gehandhabt werden können. Das
Schwungrad, wie der Cylinder, wird deßhalb aus zwei Theilen zusammengesetzt, die an
den Stoßflächen genau abgedreht und zusammengepaßt seyn müssen, damit deren
Zusammenstellen in der Grube ohne Schwierigkeit vor sich gehen kann.
Die Fundamentirung in der Grube betreffend, so würde die ganze Maschine am
zweckmäßigsten auf ein starkes Holzgevierte zu stehen kommen, welches ebenfalls
schon über Tage zugelegt und der Maschine genau angepaßt seyn muß. Die Befestigung
dieses Geviertes in der Grube selbst wird sich dann nach den räumlichen
Verhältnissen und der Bodenbeschaffenheit zu richten haben, indessen wohl ohne
Schwierigkeiten geschehen können.
Nach allem dem darf man also wohl hoffen, daß durch weitere geeignete Verbesserungen
die Heißluftmaschine endlich doch zu einem brauchbaren Motor für die Kleingewerbe,
sowie für den Bergbau und die Hüttentechnik werde umgeschaffen werden können.
Hr. Gustav Schmidt, Professor in Prag, weist in dieser
Beziehung in der Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins, 1865 S. 135, auf
eine solche muthmaßliche Verbesserung hin, welche Hr. Friedrich Arzberger, k. k. Hüttenverwalter zu Vordernberg, in
Vorschlag gebracht habe und welche darin bestehe, „daß der Speisekolben
nicht durch eine gleichförmig rotirende Kurbel, sondern durch eine Kurbel bewegt
werde, welche ihre ungleichförmige Bewegung durch Kombination einer gewöhnlichen
Kurbelschleife und zweier Räderübersetzungen im Verhältniß von 2 : 1 und 1 : 2
erlange.“ Der Mechanismus zur Ausführung dieses Vorschlags findet
sich in Fig. 1
im Aufriß und in Fig. 2 im Grundriß skizzirt.
Um nachzuweisen, daß hierdurch wirklich der Effect der Maschine erhöht und somit
vielleicht der Nachtheil eines absichtlich angewandten größeren Spielraumes zwischen
dem Blechmantel des Verdrängers und dem Cylinder ausgeglichen wird, erlauben wir
uns, die kurze Auseinandersetzung, welche Hr. Schmidt zu
diesem Behufe in dem erwähnten Artikel gibt, hier wörtlich aufzunehmen. Er sagt:
„Die Vorgänge, welche mit der Luft in einer geschlossenen calorischen
Maschine stattfinden, können am besten graphisch dargestellt werden, indem man
das Volumen als Abscisse und die Spannung als Ordinate aufträgt. Das vom
Arbeitskolben durchlaufene Volumen ist dem Kolbenweg, also bei Vernachlässigung
der Kurbelstangenlänge dem Sinus versus des
Stellungswinkels ω der Arbeitskurbel
proportional. Wir tragen also vom Anfangspunkt O der
Coordinaten, Fig. 3, nach links den Cosinus
OP des Stellungswinkels AOM = ω
auf. Für den ersten todten Punkt A der Kurbel des
Arbeitskolbens ist ω = 0, cos. w = 1, also OA = 1 nach links aufzutragen; für den zweiten todten Punkt ist ω = 180°, cos.
ω = 1, also OB = 1 nach rechts
aufzutragen. AB stellt dann das ganze vom
Arbeitskolben durchlaufene Volumen vor. Sey nun, nach demselben Maaßstab
aufgetragen, AC das Volumen im Speisecylinder
und im schädlichen Raum der Maschine, so wechselt das gesammte Volumen der in
der Maschine eingeschlossenen Luft von CA bis
CB. Diese Luft hat in jedem Augenblick in
allen Räumen der Maschine die gleiche, von der Stellung der Kurbel abhängige
Spannung, weil alle Räume beständig mit einander communiciren, jedoch die
Temperatur der in den verschiedenen Räumen befindlichen Luft ist eine
verschiedene, und durch diese Verschiedenheiten wird die Spannung der gesammten
Luftmasse bedingt. Wenn der Speisekolben oder Verdränger von der warmen Seite
gegen die kalte hingeht, so verdrängt er die vor ihm befindliche kalte Luft und
treibt sie auf die heiße Seite, es vermindert sich das Volumen der kalten und
vermehrt sich das Volumen der heißen Luft. Steht also der Arbeitskolben gerade
im ersten todten Punkt, während der Speisekolben die Luft auf die heiße Seite
treibt, so findet eine Erwärmung bei constantem Volumen statt, somit eine rasche
Steigerung der Spannung. In dem Maaße aber als die Geschwindigkeit des Kolbens
wächst, wird der erhitzten Luft ein immer größer werdender Raum geboten, die
Spannung steigt nicht mehr so rasch wie bei der Erhitzung unter constantem
Volumen, bleibt dann vorübergehend constant, wobei die Erwärmung unter
constantem Druck erfolgt, und beginnt sodann wieder abzunehmen, d.h. es erfolgt
Expansion. Würde der Speisekolben in den todten Lagen der Arbeitskurbel seine
Bewegung momentan vollenden und dann stehen bleiben, so ergäbe sich das Diagramm
der Fig.
4.“
Darin bedeutet:
CA das Anfangsvolum mit der Temperatur t₁,
AM die Anfangsspannung,
AN die Spannung nach der Erhitzung auf t₂ bei constantem Volumen,
NP die Curve der Spannung während der Expansion
auf das Volumen CB, wobei die Temperatur von t₂ auf t₃
sinkt, ohne daß von außen Wärme hinzu- oder wegkommt,
BP die Spannung am Ende des Kolbenweges bei der
Temperatur t₃,
BQ die Spannung nach plötzlicher Abkühlung auf die
Temperatur t₄ bei constantem Volumen,
QM die Curve der Spannung während der Compression
auf das Anfangsvolumen CA, wobei ohne Zu-
oder Abführung von Wärme die Temperatur wieder von t₄ auf die Anfangstemperatur t₁
steigt,
MNPQ die Diagrammsfläche, welche die von der
Maschine während einer Umdrehung entwickelte Roharbeit mißt.
Findet die Bewegung des Speisekolbens nur theilweise plötzlich, theilweise aber
derart statt, daß sowohl in der Erhitzungs- als Abkühlungsperiode die
Spannung während eines gewissen Kolbenweges constant bleibt, so entsteht ein
Diagramm MRSPTU. Und unter der Voraussetzung, daß
die Speisekurbel der Arbeitskurbel um 90° vorauseiltMan s. die Schlußanmerkung meiner Abhandlung im vorhergehenden Hefte dieses
Journals S. 343., gestaltet sich dann das wirkliche, von einem Indicator aufgenommene
Diagramm als eine, innerhalb der Fläche MRSPTU
liegende, die Begrenzungslinien derselben tangirende Curve. Die Anwendung des Arzberger'schen Mechanismus würde dagegen ein Diagramm
liefern, welches an die Linien MNPQ tangirend
erschiene, folglich das gewöhnliche Diagramm in allen vier Ecken überragen würde,
und nach einer von Hrn. Schmidt und Hrn. Arzberger gemeinschaftlich gemachten Untersuchung um 15
Proc. größer wäre als bei der gewöhnlichen Kurbelbewegung.
In einer besonderen Abhandlung (in derselben Zeitschrift, 1865 S. 137) macht Hr. Arzberger den weiteren Vorschlag, die Heißluftmaschine in
der Hüttentechnik als Heißluftgebläse zu verwenden.
Da uns diese Art der Nutzanwendung der heißen Luft von ganz besonderem Interesse zu
seyn scheint, so erlauben wir uns, den Hauptinhalt der erwähnten Abhandlung hier
ebenfalls folgen zu lassen.
Das von Hrn. Arzberger vorgeschlagene Gebläse ist nun aber
nichts Anderes als Laubereau's Verdränger mit einem
Saug- und Druckventil. Die Anordnung ist aus Fig. 5 ersichtlich,
worin:
f der Feuerungsraum,
e der Essencanal,
k, k' der Zu- und Abfluß des Kühlwassers,
K der Kolben mit Blechmantel b, welcher letztere wie bei Laubereau's
Verdränger an K festgenietet ist,
s das Saugventil,
d das Druckventil und
w eine Welle, die durch eine ganz geringe Betriebskraft
in Bewegung gesetzt wird, um den Kolben K auf-
und abzuziehen. Da der Druck auf beiden Seiten des Kolbens gleich groß ist, so hat
diese Kraft bloß Reibungswiderstände zu überwinden.
Das Spiel dieses Gebläses ist einfach Folgendes: Steht der Kolben K oben, so wird die eingeschlossene Luft nach unten in
den heißen Theil getrieben, wo sie selbst erhitzt und ausgedehnt wird; steht der
Kolben K aber unten, so wird die eingeschlossene Luft in
den oberen kalten Theil getrieben, wo sie sich wieder abkühlt und zusammenzieht. In
Folge dieses abwechselnden Erwärmens und Abkühlens und des damit zusammenhängenden
Ausdehnens und Zusammenziehens öffnen sich auch abwechselnd die Ventile und zwar
wird bei jedem Hub durch das Ventil s Luft angesogen und
durch das Ventil d eine entsprechende Menge der
erwärmten Luft wieder in die Windleitung gepreßt.
Diese calorische Maschine, welche ohne alle Kolbendichtung die Arbeit direct in Form
von heißem Wind abgibt, hat vor den bestehenden Maschinen dieser Art in der That
Manches voraus, nämlich:
1) daß jede Kolbendichtung in heißer und trockener Luft bei ihr, wie gesagt, ganz
wegfällt;
2) daß mit dieser Dichtung auch viel an Bewegungshindernissen wegfällt, welche bei
den geringen wirksamen Pressungen auf die Flächeneinheit bei den sonstigen
calorischen Maschinen immer beträchtlich groß sind;
3) daß das Gebläse, wenn man nicht hohe Pressungen, wie bei Bessemer's Proceß verlangt, z.B. für Holzkohlen-Hohöfen mit
25–30''' (österr. Maaß) Pressung auch noch geht, wenn der schädliche Raum ziemlich groß ist,
– ein Umstand von der größten Wichtigkeit, da dann die Maschine noch lange
gehen kann, wenn auch der Blechmantel b, b (Fig. 5) durch
die Wärme schon stark verzogen ist.
Als Gebläse hat die Maschine aber noch die weiteren Vortheile geringer Windverluste,
leichter Fundirung und Aufstellung, und da die eigentliche Arbeit direct an die Luft
und an keine Maschinenbestandtheile übertragen wird, sehr geringer Betriebskraft.
Ueberdieß kann dabei ein besonderer Winderhitzungsapparat erspart werden.
Der bedeutendste Nachtheil dieses Gebläses besteht dagegen darin, daß ein großer
Theil der heißen Luft wieder gekühlt werden muß, wodurch natürlich viel Wärme
verloren geht. Es ließe sich zwar ein Heißluftgebläse construiren, bei welchem man
alle erwärmte Luft als Gebläseluft erhielte; allein dieses würde wieder die
Einfachheit und damit viele der erwähnten Vortheile einbüßen. Durch eine
theoretische Entwicklung, die wir des beschränkten Raumes wegen hier jedoch
übergehen müssen, auf die wir aber unsere Leser verweisen, sucht der Verfasser das
Gesagte nicht nur zu bestätigen, sondern aus derselben zugleich noch einige andere
wichtige Schlüsse über das Wesen dieser neuen Gebläsemaschine zu ziehen. So zeigt er
in ersterer Beziehung durch eine wirkliche Berechnung, daß dieselbe in der That
einen sehr großen schädlichen Raum verträgt, ohne dadurch in der Windlieferung viel
ungünstiger, oder gar unbrauchbar zu werden. Denn wird der schädliche Raum gleich
dem ganzen Verdrängervolumen angenommen, so wird dadurch das Volumen der während
einem Spiele ausgeblasenen Luft erst um 12 Procent vermindert, und dann wäre die
Maschine des schädlichen Raumes wegen noch keineswegs zu verwerfen. Nimmt man den
schädlichen Raum aber nur zu 1/5 des Verdrängervolumens an, so wird die während
einem Spiele ausgeblasene Luftmenge erst um 2,4 Proc., also verhältnißmäßig nur sehr
unbedeutend verringert.
In letzterer Beziehung ergibt sich dagegen aus seinen Rechnungen das Resultat, daß
der Volumenseffect des Gebläses ein sehr schlechter wird, wenn man das Maximum an
dynamischer Arbeit erhalten will, woraus folgt, daß dieses Gebläse eben nur dann
brauchbar ist, wenn man wirklich sehr heißen Wind nöthig hat, und wenn ein großer
Theil der Wärme nicht in Form von dynamischer Arbeit, sondern in Form von hoher
Windtemperatur seine Nutzanwendung findet.
Wenn deßhalb auf diese Weise die Aufgabe der Heißluftmaschine auch nur sehr einseitig
gelöst werden kann, so geht aus dem Mitgetheilten doch so viel hervor, daß diese
neue Art der Wärmebenutzung voraussichtlich mehr Erfolg als die meisten übrigen bis
jetzt bekanntgewordenen calorischen Maschinen haben wird und daß dieselbe darum auch alle Beachtung
verdient.