Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. , S. 80 |
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Miscellen.
Miscellen.
Vorschriften für den Betrieb der Straßenlocomotiven in
England.
Zum Gebrauche für Besitzer und Führer von Straßenlocomotiven in England erschien ein
Heft unter dem Titel: Road Locomotives; an Epitome of the new
Road Locomotive Acts for the use of owners and drivers, by Thomas
Aveling, London 1865.
Dasselbe enthält außer einer Reihe von praktischen Bemerkungen die für den Betrieb
der Straßenlocomotiven in England geltenden Gesetze, welche, wenn sie sich auch
nicht ohne Weiteres auf unsere Verhältnisse übertragen lassen, doch immerhin vieles
Beachtenswerthe enthalten und wohl werth sind, in weiteren Kreisen Verbreitung zu
finden. Wir geben dieselben deßhalb hier im Auszuge wieder, jedoch mit Uebergehung
der Zollvorschriften, welche sich im Wesentlichen nach dem Gewichte der Maschinen
und der Belastung der angehängten Wagen richten.
„Straßenlocomotiven, welche nicht zum Ziehen von Lastwagen bestimmt sind
und ein Gewicht von 60 (engl.) Centnern nicht übersteigen, müssen mit Rädern von
mindestens 3 Zoll Breite versehen seyn, und muß diese Breite für je 20 Centner
des Gewichts der Maschine um 1 Zoll steigen.
Sind die Maschinen dagegen zum Ziehen von Lastwagen bestimmt, so müssen die Räder
eine Breite von mindestens 9 Zoll erhalten.
Straßenlocomotiven, welche eine geringere Breite als 9 Fuß haben, und ein Gewicht
von 240 Centnern nicht übersteigen, dürfen auf allen Chausseen und Landstraßen
fahren; werden diese Abmessungen überschritten, so muß vorher die Erlaubniß der
Districtsbehörde nachgesucht werden.
Die Räder der Straßenlocomotiven müssen cylindrisch und dürfen mit
hervorstehenden Schuhen oder Platten bekleidet seyn, deren Breite jedoch
mindestens 9 Zoll betragen muß.
Brücken, bei welchen angegeben ist, daß sie nur eine bestimmte Belastung tragen
können, welche niedriger ist als die übliche in dem betreffenden Districte,
dürfen erst nach ausdrücklich eingeholter Erlaubniß durch Straßenlocomotiven
befahren werden.
Beschädigungen, welche durch Straßenlocomotiven an Brücken verursacht werden,
müssen von dem Besitzer oder Führer ersetzt werden.
Locomotiven, welche durch Dampf oder andere als thierische Zugkraft auf Chausseen
oder Landstraßen fahren, müssen mit rauchverzehrenden Einrichtungen versehen
seyn.
Zur Führung einer Straßenlocomotive müssen stets drei Personen, und, wenn mehr
als zwei Lastwagen angehängt sind, noch eine vierte Person zur Beaufsichtigung
dieser Wagen angestellt seyn.
Sobald die Locomotive in Bewegung ist, muß ein Mann in einer Entfernung von
mindestens 70 Schritt mit einer rothen Fahne der Maschine vorausgehen und Reiter
und Wagenführer von der Annäherung derselben unterrichten.
Die Maschine muß derartig fahren, daß soviel wie möglich Raum für andere Wagen
bleibt.
Die Dampfpfeife darf niemals benutzt werden.
Die Cylinderausblasehähne dürfen nicht geöffnet werden, wenn sich Reiter oder
Fuhrwerk in der Nähe befinden.
Der Dampf darf keine höhere als die festgesetzte Spannung erhalten, so daß
während der Fahrt kein Abblasen stattfindet.
Die Straßenlocomotive muß auf das Verlangen von Reitern oder Kutschern sofort
angehalten werden, wenn dieselben die Hand zum Zeichen des Anhaltens
erheben.
Auf jeder Seite muß vorn während der Zeit von einer Stunde nach Sonnenuntergang
bis eine Stunde vor Sonnenaufgang eine Laterne angezündet seyn.
Straßenlocomotiven dürfen auf Chausseen und Landwegen mit keiner größeren
Geschwindigkeit als 4 (englische) Meilen in der Stunde fahren, in Städten
dagegen aber nur mit einer Geschwindigkeit von 2 (englischen) Meilen per Stunde; der Führer der Maschine ist übrigens
gehalten, sich in Betreff der Fahrgeschwindigkeit den Vorschriften der
Localbehörden zu fügen.
Das Gewicht der Straßenlocomotive, sowie der Name und Wohnort des Besitzers muß
in deutlicher Weise an der Maschine angegeben seyn.
Die Vorschrift, daß Locomobilen, welche im Freien arbeiten, in keiner geringeren
Entfernung als 30 Schritt von Chausseen und Landwegen aufgestellt werden dürfen,
findet auf Straßenlocomotiven, welche zum Betriebe der Dampfpflüge dienen, keine
Anwendung; es muß jedoch in diesem Falle ein Mann auf dem Wege aufgestellt seyn,
um Wagenführern ein Zeichen zu geben, unruhige Pferde zu führen und
erforderlichen Falls dem Maschinisten das Zeichen zum Anhalten zu
geben.“
Der Schrift sind in der Einleitung viele interessante Notizen beigefügt, so u.a., daß
die erste Straßenlocomotive von Watt herrührt, welcher im Jahre 1784 ein Patent auf
eine solche nahm; späterhin construirte Trevethick eine
Dampfkutsche, alsdann folgten in der Herstellung der Straßenlocomotiven Hancock, Gurney und Boydell,
welcher bekanntlich die noch heutigen Tages angewendeten Schienenschuhe benutzte.
Ferner ist ein Gutachten des Majors und der Aldermen der Stadt Rochester an das Oberhaus beigegeben, worin bezeugt wird, daß in den
letzten sieben Jähren Straßenlocomotiven zu allen Tageszeiten die Stadt passirten,
in den letzten drei Jahren fast täglich, und daß niemals
durch Scheuen der Pferde oder aus anderen Ursachen ein Unglücksfall dabei passirt
wäre.
Endlich wird die Ansicht widerlegt, daß Straßenlocomotiven den Wegen nachtheilig
seyen und die Behauptung aufgestellt, daß sie die Wege nur verbessern könnten und
daß der Schaden, der an den Wegen durch die Hufe der Pferde verursacht wird, zu dem
durch die Räder erzeugten sich wie 3 zu 1 verhielte. E. Pintus. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1865,
Nr. 51.)
Ueber Heizröhren aus Bessemer-Stahlblech für
Locomotiven-, Locomobilen- und Dampfschiffs-Kessel.
Die Vorzüge der Heizröhren aus Bessemerstahl vor den gewöhnlichen schmiedeeisernen
Röhren sind so bedeutend, daß jene in den Locomotiven die
letzteren mit der Zeit ganz verdrängen werden. Diese Vorzüge bestehen nämlich:
1) In der vorzüglicheren Qualität des Materials an und für sich, indem insbesondere
der Bessemerstahl, nur etwas ausgeglüht, sich an den Enden beliebig umbördeln läßt,
ohne eine Spur von Rißchen oder unganzen Stellen zu zeigen; ferner können mit
Leichtigkeit stärkere Rohrstutzen an den Stellen wo man es wünscht aufgeschweißt
werden, während solche bei den schmiedeeisernen Röhren mit Kupfer gelöthet werden
müssen.
2) Haben die Röhren von Bessemerstahl, obgleich sie nur halb so dick in der Wand zu
seyn brauchen als die schmiedeeisernen, eine viel größere Steifigkeit und erhalten
sich hierdurch in den Kesselwandungen viel dichter, indem bei ihnen nicht so leicht
em Schwanken und Vibriren stattfinden kann wie bei den noch ein Mal so schweren
schmiedeeisernen Röhren, welche letztere sich leichter biegen und daher schneller an
den Wandungen, wo sie gehalten sind, undicht werden. Aus diesem Grunde werden bei
den Röhren von Bessemerstahl viel weniger Reparaturen als bei den schmiedeeisernen
vorkommen.
3) Dadurch, daß die Röhren von Bessemerstahl bei einer halb so großen Wandstärke
einen eben so hohen, wo nicht höheren Druck aushalten als die schmiedeeisernen, wird
bei gleichem äußeren Durchmesser per laufenden Fuß eine
viel größere Heizfläche geboten und hierdurch eine wesentliche Ersparung an
Brennmaterial erzielt.
4) Aus demselben Grunde wird eine viel raschere Dampferzeugung und ein viel
kräftigerer Luftzug erreicht, da der lichte Querschnitt bei gleichem äußeren
Durchmesser viel größer als bei den schmiedeeisernen Röhren sich ergibt, wodurch
auch noch die Reinigung erleichtert wird.
5) Dadurch, daß die Röhren von Bessemerstahl bei gleichem Drucke nur halb so stark in
der Wand zu seyn brauchen als die schmiedeeisernen, wird das Gewicht derselben viel
geringer und deßhalb auch das Gewicht der Locomotiven- und Schiffskessel.
Die Bessemerstahl-Röhren liefert in neuester Zeit die Röhrenfabrik von Joh. Haag in Augsburg in vorzüglicher Güte, da derselben
eine ausgezeichnete Qualität von Bessemer-Stahlblech zur Verarbeitung zu
Gebot steht; die Preise sind im günstigsten Verhältnisse zu den großen Vortheilen
dieser Röhren gegenüber den schmiedeeisernen.
Anwendung von Bessemer-Stahlblech für
Schiffsrümpfe.
Von Hrn. Bessemer selbst wird in London (East Greenwich)
ein Etablissement angelegt, das sich speciell mit der Darstellung von Stahlblechen
für Schiffsrümpfe befassen soll. Als ein Beweis für die Vortheilhaftigkeit der
Anwendung von Bessemer-Stahlblechen für Schiffsbau wird der Clipper
„Klytemnestra“ angeführt, der von Jones Quiggin und Comp. in Liverpool
in jüngerer Zeit gebaut worden ist. Das Schiff (1250 Tonnengehalt), dessen Rumpf
ganz aus Stahlblech von 3/8 Zoll Stärke besteht, verdankt der Festigkeit dieses
Materials, daß es dem fürchterlichen Sturme, der im October vorigen Jahres Calcutta
verheerte, widerstehen konnte. Ueber ein Dutzend Mal wurde der Clipper von anderen
durch den Sturm hin und her geschleuderten Schiffen angeraunt, seine Masten zerbrachen, aber ein Leck
zeigte sich nicht, da der Stahlblech-Rumpf unter den Stößen nachgab, ohne zu
brechen. Die „Klytemnestra“ liegt gegenwärtig vor Anker in
Liverpool, wo sie die Aufmerksamkeit der Fachleute in hohem Grade auf sich zieht.
(Berggeist, 1865, Nr. 102.)
Verbesserung der Hebewerke zum Aus- und Einladen der
Schiffe.
Das Bedürfniß, die Schifffahrt auch darin zu unterstützen, daß eine schnellere
Aus- und Einladung stattfindet, hat sich schon vielfach geltend gemacht. Wir
sind nun im Falle mitzutheilen, daß es dem Ingenieur Hrn. Carl Schultz, Theilhaber der Maschinenfabrik Gebrüder
Schultz in Mainz, gelungen ist, aus einer von
dem Handelsverein in Cöln ausgeschriebenen Preisconcurrenz auf den zweckmäßigsten
Plan zur Verbesserung der Hebewerke im Hafen zu Cöln als Sieger hervorzugehen. Die
Cölner Zeitung berichtet darüber Folgendes:
„Der dießfälligen Prüfungs-Jury, welche aus dem Director der
Provincial-Gewerbschule in Cöln, Hrn. Dr. Backes, dem Ober-Maschinenmeister der
rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft, Hrn. Nohl,
und dem Civilingenieur Hrn. Moll von Cöln bestand,
und welcher von Seiten der Cölner Stadtverordneten-Versammlung noch Hr.
Carl Joest und seitens der Handelskammer Hr. W. Meurer beigeordnet wurde, lagen zehn eingegangene
Concurrenz-Projecte vor, von denen einzelne mehrere verschiedenartige
Plane enthielten. Die mit der vorgenommenen Prüfung verbundene Arbeit war
ziemlich umfangreich und endete damit, daß die Commission einstimmig einem Plane
den Preis zuerkannte, als dessen Einsender Hr. Carl Schultz aus Mainz genannt wurde. Das preisgekrönte Project enthält
eine Abänderung der in Cöln gebräuchlichen Krahne, welche es ermöglicht,
dieselben durch eine Dampfmaschine in Bewegung zu setzen. Bei Benutzung einer
Locomobile würde die ganze Einrichtung keinen erheblichen Kostenaufwand
erheischen, und es dürfte sonach der Cölner Handelsstand nunmehr einer baldigen
Abhülfe der über das langsame Löschen der Schiffe oftmals geführten Klagen
entgegensehen können.“
Ueber die Verwerthung von Weißblechabfällen.
Die in den Klempnerwerkstätten, den Knopffabriken und bei vielen anderen Gewerben
abfallenden Weißblechabschnitzel wurden bis jetzt und werden noch gegenwärtig als
werthlos betrachtet, obwohl bereits seit mehreren Jahren verschiedene technische
Zeitschriften einige Vorschläge zur Nutzbarmachung dieser Abfälle
veröffentlichten.
Einsender dieses hatte Gelegenheit, die bisher vorgeschlagenen Methoden einer
eingehenden Prüfung zu unterwerfen, deren Resultat jedoch ein durchaus negatives
genannt werden muß, indem einerseits die betreffenden Methoden in der Praxis große
Schwierigkeiten darboten, andererseits aber bei der auf die erhaltenen Resultate
gestützten Calculation jede Rentabilität in Frage stellten. Die von mir angestellten
Versuche zur Auffindung eines praktischen Verfahrens in dieser Richtung waren
insofern von günstigem Erfolge, als es mir gelang, eine Methode zu finden, die
sowohl was die Einfachheit der dabei nöthigen Manipulationen und die Sicherheit der
vorkommenden Reactionen, als auch die Rentabilität des Verfahrens anbelangt, allen
billigen Ansprüchen genügen dürfte.
Das betreffende Verfahren gründet sich auf die Eigenschaft des metallischen Eisens,
bei Gegenwart von Zinn mit Salzsäure behandelt, nicht eher angegriffen zu werden,
bis alles Zinn aufgelöst ist.
In thönernen Säure-Gefäßen, wie solche von mehreren Thonwaaren-Fabriken
(u.a. von E. March in Charlottenburg) bis zu 200 Quart
Inhalt zu einem Preise von 8 bis 12 Thlrn. geliefert werden, und welche am Boden mit
eingeschliffenen, vollkommen dicht schließenden Thon-Hähnen versehen sind,
werden die betreffenden Weißblechabschnitzel mit einer Mischung von gleichen Theilen
käuflicher roher Salzsäure und Wasser unter Zusatz von circa
6 Procent Salpetersäure übergossen. Nach circa
12stündiger Einwirkung überzeugt man sich, ob die Blechabfälle von ihrem
Zinnüberzuge vollständig befreit sind, indem man eine herausgenommene Probe nach dem
Abwaschen entweder in der Spiritusflamme oder im Holzkohlenfeuer ausglüht und
beobachtet, ob solche die bekannte Farbe des Schwarzblechs zeigt und von weißen von
zurückgebliebenem Zinn herrührenden Flecken frei ist. Je nach der Temperatur des
Locals, in welchem die Arbeit vorgenommen wurde, wird die Ablösung des Zinnes
schneller oder langsamer vor sich gehen. Sobald solche vollendet, wird die
Flüssigkeit vermittelst des unten angebrachten Hahnes abgelassen und damit ein
zweites vorher mit Blechabfällen beschicktes Thongefäß gefüllt. Das in dem ersten
Gefäße befindliche, von Zinn befreite Material wird sofort nach dem Abfüllen der
Säure mit Wasser übergossen und wiederholt ausgewaschen, bis jede saure Reaction
verschwunden ist. Durch rasches Trocknen der ausgewaschenen Abschnitzel, wo möglich
durch Ausglühen im Holzkohlenfeuer, werden dieselben zum Verkauf als
Schwarzblechabfälle hergerichtet. Die in dem zweiten Gefäße aufgefüllte Säure wird
so lange mit den darin befindlichen Weißblechabfällen in Berührung gelassen, bis
letztere ebenfalls vom Zinn befreit sind, oder aber die Säure vollständig erschöpft
ist, eventuell keine Einwirkung mehr zeigt und in letzterem Falle in einem passenden
Holzgefäße mit Zink in Berührung gebracht, welches das aufgelöste Zinn in längstens
24 Stunden vollständig als schwarze schwammartige Masse niederschlägt.
Letztere wird nach wiederholtem Auswaschen auf ein Tuch zum Abtropfen gebracht und,
mit etwas Oel oder Fett versetzt, in einem eisernen Gefäße zusammengeschmolzen. Die
letzte von dem Zinnüberzuge noch nicht vollständig befreite Partie Abfälle wird nach
dem Ablassen der gesättigten Säure mit einer neuen Mischung in oben angegebener
Weise behandelt, und ergibt sich das weitere Verfahren aus Vorstehendem von
selbst.
Bei mehrfach angestellten größeren Versuchen waren die Resultate folgende:
200 Pfd.
Weißblechabfälle à 20 Sgr.
per Ctr.absorbirten
=
Thlr.
1.
10.
–
38 „
Salzsäure à 1 Thlr. per Ctr.
=
„
–
11.
5.
6
„
Salpetersäure à 2 1/2
Sgr
=
„
–
15.
–
6
„
Zink à 2 Sgr
=
„
–
12.
–
––––––––––––––––
Thlr.
2.
18.
5.
und ergaben:
180 Pfd. Schwarzblech im Werthe von 1 Thlr.
per
Ctr.
=
„
1.
24.
–
10 „
Zinn im Werthe v. 10 Sgr. per Pfd.
=
„
3.
10.
–
––––––––––––––––
Thlr.
5.
4.
–
und wurde somit bei 200 Pfd. Abfällen ein Bruttogewinn von 2
Thlrn. 16 Sgr. 7 Pf. oder 1 Thlr. 8 Sgr. 3 Pf. per Ctr.
Weißblechabfall erzielt. Justus Fuchs. (Breslauer
Gewerbeblatt, 1865, Nr. 25.)
J. Burgholzer's Wittwe
Steinbruchsunternehmung und Mühlsteinfabrik zu Perg im Mühlkreise in
Oberösterreich
verarbeitet zwei Materialien zu Mühlsteinen, und zwar
Quarzsandstein und Granit. Der Quarzsandstein besteht aus einem Aggregat von
Quarzkörnern, die durch einen krystallinischen Cement von Calcit verbunden sind,
durch welche Textur eine Art natürlicher Schärfung beim Behauen der Steine entsteht.
Durch die Verschiedenartigkeit der Structurverhältnisse, welche die Sandsteingebilde
der Tertiärformation von Perg auszeichnet, ist die Möglichkeit gegeben, für jeden
Mahlzweck die entsprechenden Steine zusammenzusetzen und die Mühlsteine in jeder
Größe aus einem Stück von gleichartiger Textur anzufertigen. Es eignet sich dieses
Gestein sowohl für Getreidemahlmühlen, als auch zum Vermahlen von Cement, Gyps,
Knoppern, Farbmaterialien, Knochen etc. Granit, ausgezeichnet durch Härte,
Festigkeit, Gleichförmigkeit der Structur und Indifferenz gegen eine Reihe chemischer
Agentien, wird vorzüglich empfohlen zur Weizenmüllerei, wozu nur selten vorkommende
feinkörnige, krystallinische Varietäten geeignet sind, für Cement- und
Oelmühlen, für Fabriken chemischer Producte, für Walzen, Mühlen und Platten in
Chocoladefabriken. Diese Mühlsteine, welche gepaart mit französischen Mühlsteinen
ein ausgezeichnetes Mahlresultat geben, werden aus einem Stück von ganz
gleichartiger Textur angefertigt und dauern bedeutend länger als französische
Quarzmühlsteine, da sie bei nahezu gleicher Härte der ganzen Höhe nach aus zur
Mahlung tauglichem Gestein bestehen. Ueberdieß sind sie auch billiger; es kostet
beispielsweise ein Stein von 36 Zoll österr. 32 Thlr., von 42 Zoll 42 Thlr., von 48
Zoll 60 Thlr. Zu beachten ist, daß nur krystallinische, feinkörnige Granite mit
vorherrschendem Quarz und einer eigenthümlichen Form des Quarzes zu Mühlsteinen
taugen. Die Granit-Mühlsteine für Cementmühlen sind billiger (36 Zoll 30
Thlr., 42 Zoll 40 Thlr., 48 Zoll 52 Thlr.) und wurden bisher in zweierlei Art
ausgeführt, nämlich als Quetschsteine zu Kollergängen zur ersten Zerkleinerung der
Rohmaterialien welche bei 60 Zoll Durchmesser in 24 Stunden 500 bis 600 Centner
gebrannter Kalksteine quetschen, und als Steine zu Mahlgängen für Cemente. Bei der
Vermahlung von Cement muß man Steine von verschiedener Härte verwenden; es wird
dadurch ein günstigerer Effect in der Arbeit herbeigeführt und das Vermahlen kommt
viel billiger zu stehen, da im Wesentlichen nur ein Stein der Abnutzung ausgesetzt
ist. Die oben genannte Firma verwendet zumeist Granit als Bodenstein und
Quarzsandstein als Läufer und hat damit stets die befriedigendsten Erfolge erzielt.
Nur muß die Schärfung für diesen Zweck bedeutend tiefer und weiter seyn als
gewöhnlich. Die Mühlsteine aus Quarzsandstein kosten bei 1 Fuß Höhe und 40 bis 52
Zoll Durchmesser 64 bis 116 Thlr.
Auch für Porzellanfabriken eignen sich die Producte der genannten Firma, da ihr
einige Lagerstätten zu Gebote stehen, welche nur ganz geringe Mengen von
Eisenverbindungen enthalten. Zum Mahlen der Porzellanmassen und Glasuren eignen sich
sowohl Quarzsandsteine als Granit, zum Vermahlen von Feldspath und Quarz, sowie zu
Kollergängen für dir Chamotte-Vermahlung Granit. (Polytechnisches
Centralblatt, 1865 S. 1508.)
Ueber die Pharao-Schlangen; von Dr. J. Schnauß.
Ich selbst erhielt solche Feuerschlangen direct aus Paris, in einer Pappschachtel
voll Watte verpackt und mit gedrucktem Zettel versehen: Cette
composition est dangereuse comme poison. Wirklich sind diese Dinger sowohl
an und für sich als beim Anzünden sehr giftig und daher am allerwenigsten zu einem
Spielzeug für Kinder geeignet. Ihr Verkauf ist daher schon in mehreren Städten
polizeilich verboten worden, was dem Consum indessen keinen Nachtheil gebracht zu
haben schnitt.
Die Pharaoschlange besteht aus einer kleinen Tüte von Staniol, die mit ganz trockenem
Schwefelcyanquecksilber gefüllt, fest verschlossen und beim Gebrauch auf die breite
Basis gestellt wird. Die Spitze öffnet man ein wenig und hält ein brennendes
Zündholz an die weiße Masse. Bald fängt sie an zu glimmen und treibt eine halb
geschmolzene, hellbraune, schwammig aufgeblähte Masse vermöge starker
Gasentwickelung in Form einer sich windenden Schlange unter schwachbläulichen
Flammen heraus. Gewöhnlich sind nur wenig Dämpfe sichtbar. Dagegen riecht man die
sich entbindenden, meist unverbrannten Gase sehr deutlich, besonders Cyan und
Schwefelkohlenstoff; sie erfüllen das ganze Zimmer und können der Gesundheit sehr
schaden, besonders deßhalb, weil man sich gewöhnlich nahe über die brennende
Schlange beugt und so viele Gase einathmet, wobei auch das sich verflüchtigende
metallische Quecksilber eine böse Rolle spielt. Man sollte daher das Experiment nie in geschlossenen Zimmern vornehmen, sondern nur an
Orten wo Luftzug herrscht.
Zur Bereitung der Pharao-Schlangen ist zunächst ein Quecksilberoxydulsalz
erforderlich, man nimmt am besten das salpetersaure. Durch Auflösen von ein wenig
metallischem Quecksilber in reiner Salpetersäure bei gelinder Wärme, unter
Vermeidung eines Ueberschusses von letzterer, läßt es sich leicht darstellen.
Anderntheils benöthigt man eines löslichen Rhodansalzes, des Schwefelcyankaliums
oder -Ammoniums. Man löst davon eine Portion in Wasser und gießt sie unter
Umrühren in die Quecksilberlösung, so lange noch ein weißer Niederschlag von
Schwefelcyanquecksilber entsteht. Letzteren wäscht man durch Decantiren aus, d.h.
durch öfteres Auf- und Abgießen von Wasser, wobei zuerst der Niederschlag mit
aufgerührt wird, den man nachher sich erst wieder ganz zu Boden setzen läßt, bevor
man die überstehende klare Flüssigkeit abgießt. Schließlich filtrirt man den
Niederschlag ab und trocknet ihn bei gelinder Wärme vollständig. Das Trocknen geht
sehr langsam von statten wegen des voluminösen Niederschlags und weil, namentlich
zuletzt, keine starke Wärme angewandt werden darf. Wenn noch eine Spur von
Feuchtigkeit zurückbleibt, so mißlingt der ganze Versuch. Das Verbrennen und die
Bildung einer recht schönen voluminösen Schlange wird durch Zusatz von einer
geringen Spur chlorsauren Kalis befördert. Dieses Salz löst man vorher in etwas
warmem Wasser und reibt den noch feuchten Quecksilberniederschlag damit tüchtig
durcheinander. Im trockenen Zustand dürfen beide Körper nicht
zusammen gerieben werden, ohne eine sehr gefährliche Explosion zu erzeugen.
Deßhalb muß auch das schließliche Trocknen dieses Niederschlages sehr vorsichtig
geschehen. (Photographisches Archiv, December 1865, S. 450.)
Mittel gegen das Zerspringen der Glascylinder an
Petroleumlampen.
Die überall gemachte Erfahrung bei der Petroleumbeleuchtung lautet dahin, daß die
Beleuchtung durch das häufige Zerspringen der Glascylinder ziemlich vertheuert
wird.
Man hat vergebens versucht durch andere Zusätze Glas herzustellen, das besser
widersteht. Das einfachste Mittel das Zerspringen der Glascylinder sicher zu
verhüten, besteht darin, den Glascylinder mit einem anderen von 7–10 Linien
größerem Durchmesser zu umgeben. Selbstverständlich muß der größere Glascylinder auf
einem Boden aufstehen, so daß von untenher kein bemerkenswerther Luftstrom im
Zwischenraum beider Cylinder entsteht.
Die Petroleumflamme strahlt nämlich, weil sie hellleuchtender ist als andere Flammen,
auch eine stärkere Hitze aus, welcher der Glascylinder nur unter der Bedingung
widersteht, daß von Außen keine rasche und ungleiche Abkühlung erfolgt. Den Beweis
sehen wir bei jedem Glas und hier in diesem Fall darin, daß bei der Studier-
und Zimmerlampe der Glascylinder so lang aushält wie bei der Oellampe. Ueberall
jedoch, wo Luftzug herrscht, in Sälen, Hausfluren, Straßen, auf den Bahnhöfen etc.
zerspringen so viele Cylinder, daß Manche lieber wieder zur Oel- oder
Gasbeleuchtung zurückkehren möchten.
Selbst Laternen schützen nicht – einestheils, weil sie ungenügend schließen
und anderntheils weil selbst die bestschließende Laterne behufs Auslöschen der
Flamme geöffnet werden muß, wobei jedenfalls rasche, ungleiche Abkühlung
erfolgt.
Offenbar ist dem Uebelstand auf die angegebene Weise abgeholfen. Die in dem Raum
zwischen beiden Cylindern befindliche Luft erwärmt sich ebenfalls, vermindert die
auf den inneren Glascylinder wirkende Temperatur-Differenz seiner
Außen- und Innenfläche, und schützt den inneren Glascylinder sicher gegen
schnelle einseitige Abkühlung. Es kann keine Rede davon seyn, daß nun der äußere
Cylinder zerspringen muß, weil er jetzt ungleicher Abkühlung ausgesetzt ist; denn
die Temperatur seiner Innenfläche ist offenbar zu gering. Sch.
(Ein ebenfalls bewährtes Mittel gegen das Zerspringen der Lampengläser, welches darin
besteht, die Glascylinder der Länge nach mit einer Sprengkohle aufzusprengen, wurde
im polytechn. Journal Bd. CLXXVI S. 245
mitgetheilt. Die Redact.)
Verfahren, um die Oberfläche von Gutta-percha-,
Wachs- und Gypsformen behufs der galvanoplastischen Vervielfältigung leitend
zu machen; von Dr. M. Heeren.
Zu diesem Zweck kann man auf folgende höchst einfache Weise verfahren:
Man bestreicht die Formen mittelst eines weichen Pinsels mit einer fast gesättigten
Lösung von salpetersaurem Silberoxyd in Weingeist von 85° Tralles (auf 100
Theile Weingeist 9 Theile
salpetersaures Silberoxyd). Eine Lösung des Silbersalzes in Wasser kann man deßhalb
nicht anwenden, weil diese an der Form nicht haftet, sondern immer wieder zu kleinen
Tröpfchen zusammenfließt. Man muß darauf achten, daß keine überflüssige Silberlösung
in den Vertiefungen der Form stehen bleibt, was man leicht dadurch erreicht, daß man
mit einem anderen weniger feuchten Pinsel die zu nassen Stellen betupft. Ist die
Form auf diese Weise gleichmäßig mit Silberlösung befeuchtet, so bringt man sie, ehe
sie trocken geworden ist, in ein Gefäß, welches Schwefelwasserstoffgas enthält. Bei
kleineren Gegenständen genügt es, das Modell einige Secunden in ein Becherglas zu
halten, auf dessen Boden man, durch Uebergießen von Schwefeleisen mit verdünnter
Schwefelsäure, Schwefelwasserstoffgas entwickelt. Ist die Form indessen so groß, daß
sie sich nicht leicht bewegen läßt, so kann man auch das Schwefelwasserstoffgas
durch einen Kautschukschlauch gegen die feuchte Form ausströmen lassen, wodurch sich
dieselbe sogleich mit einer unendlich dünnen Haut von Schwefelsilber bekleidet.
Nachdem nun die Form trocken geworden, was, da der Alkohol rasch verdunstet, schon
nach wenigen Minuten der Fall ist, kann man sie sogleich in das Kupferbad einhängen,
ohne befürchten zu müssen, daß sich die sehr feine Schicht Schwefelsilber von der
Form ablöst. Die Leitungsfähigkeit des Schwefelsilbers steht der des Graphits nicht
nach. Als ich auf die beschriebene Weise einen ziemlich großen Apfel damit
bekleidete und ihn, an der Kathode eines Daniell'schen
Elementes hängend, in eine gesättigte Lösung von Kupfervitriol brachte, bedeckte er
sich nach kurzer Zeit gleichmäßig mit einer festen Schicht von metallischem Kupfer.
Die erhaltenen Copien sind durchaus getreu und lassen sich selbst mit bewaffnetem
Auge keine Ungenauigkeiten entdecken. Anstatt der Silberlösung kann man auch die
Lösung des essigsauren Kupferoxydes in Weingeist anwenden, indessen gelingt es nicht
so leicht, eine scharfe Copie zu erhalten, weil Schwefelkupfer ein viel schlechteres
Leitungsvermögen besitzt als Schwefelsilber.
Der Vortheil dieser Methode besteht zum Theil darin, daß die so lästige zeitraubende
Arbeit, welche das Einreiben der Formen mit Graphit erfordert, umgangen wird;
hauptsächlich aber darin, daß man auch die Theile der
Form leicht mit einer leitenden Oberfläche versehen kann, wo ein Einreiben von
Graphit sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich ist.
Formen von Stearinsäure kann man auf diese Weise nicht mit einer leitenden Oberfläche
versehen, weil die Stearinsäure von Alkohol gelöst wird; es gelingt indessen
ausgezeichnet, Früchte aller Art, sowie Weichthiere, mit Schwefelsilber zu überziehen.
(Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1865 S. 221.)
Das Vulcanisiren des Kautschuks
wird nach Seely's Beobachtungen
durch Licht eben so gut bewirkt als durch Wärme. Mengt
man Kautschuk mit Schwefel sehr innig und exponirt das Ganze dem Licht, so verbindet
sich der Schwefel mit dem Kautschuk, während im Dunkeln das Gemenge unverändert
bleibt. (American Journal of Photography.)
Rübenzuckerfabrication des Zollvereins 1864/65.
Wir haben früher (im polytechn. Journal Bd. CLXXVI
S. 327) ausführlicher über die Rübenzuckerfabrication des Zollvereins
während der Periode 1850/64 berichtet, und damals angeführt, daß die in dem
Betriebsjahr 1863/64 thätig gewesenen 253 Zuckerfabriken zusammen 39,911,520 Ctr.
roher Rüben verarbeitet haben. Im letztverflossenen Jahr 1864/65 nun haben 270
Fabriken im ganzen Zollverein gearbeitet, und dieselben 41,641,204 Ctr. Rüben zur
Zuckerfabrication verwendet, mithin um 1,729,684 Ctr. mehr als im J. 1863/64. Im J.
1864/65 waren in Preußen 234 Fabriken thätig (mit 35,823,805 Ctrn. Rübenverbrauch),
in Bayern 6 (Verbrauch 363,071 Ctr.), in Sachsen 1 (mit 84,400 Ctrn.), ferner 1
Zuckerfabrik in Hannover (126,020 Ctr.), 6 in Württemberg (1,104,408 Ctr.), 1 in
Baden (mit 1,085,371 Ctrn.), 1 in Kurhessen (mit 29,376 Ctrn.), 2 in Thüringen (mit
211,055 Ctrn.), endlich 18 in Braunschweig (mit 2,813,698 Ctrn.). Obige Mehrung von 17 Fabriken im J.
1864/65 vertheilt sich auf Preußen, wo im letzten Jahr 13 Fabriken mehr arbeiteten,
und auf Braunschweig, mit 4 Fabriken mehr. Im J. 1863/64 hatte durchschnittlich je
eine Fabrik im Zollverein 157,792 Ctr. rohe Runkelrüben verarbeitet, während dagegen
im J. 1864/65 auf eine Fabrik nur 154,227 Ctr. treffen. Aus den im J. 1864/65
verwendeten 41,641,204 Ctrn. Runkelrüben wurden, da man rechnet daß 11 1/2 Ctr.
Rüben einen Ctr. Rohzucker oder 82 Pfd. Raffinade geben, in runder Zahl 2,969,200
Ctr. Raffinade erzeugt, welche einen Werth von etwa 89,076,000 fl. im Fabrikpreis
darstellen. (Allgemeine Zeitung vom 22. November 1865.)
Oelproduction in Pennsylvanien.
Nach der Philadelphia Press wird die
Petroleum-Production Pennsylvania's für das Jahr 1865 auf 3 1/2 Millionen Faß
rohes Oel geschätzt, welche an den Brunnen 34 Millionen Dollars werth sind. Durch
das Raffiniren wird dieser Werth auf mehr als 60 Millionen, oder die Hälfte des
Werthes der Weizenernte gebracht. Der Verbrauch zu Beleuchtungs- und zu
Maschinenzwecken ist in rascher Zunahme begriffen, sowohl im In- als im
Auslande. Im J. 1862 consumirte Europa 10 Millionen Gallons, im J. 1864 hatte der
Import um 300 Procent zugenommen, indem 30 Millionen dort consumirt wurden, und im
J. 1866 wird sich diese Quantität auf 90 Millionen vermehren. Die besten Autoritäten
berechnen die Dauer der Ergiebigkeit eines Oelbrunnens auf 18 Monate. Einige halten
länger aus, aber die große Mehrzahl nicht einmal so lange. Die Erfahrung lehrt aber,
daß ergiebige Oelbrunnen in der nächsten Nähe von erschöpften gefunden werden.
Manche Brunnen, welche trotz dem stärksten Pumpen kein Faß mehr ergeben wollen,
werden wieder productiv, wenn man sie tiefer ausbohrt. Die tiefsten im Betrieb
befindlichen Brunnen sind nur 5–600 Fuß tief. Sachverständige behaupten, die
größten Oellager befinden sich 1000–1200 Fuß unter der Erde.
Der Ozokerit (Erdwachs) und dessen Verwendung.
Aus den Gegenden Galiziens, in welchen die bekannten Erdöle, Naphta und Petroleum
vorkommen, wird seit einiger Zeit ein wachsartiges, sehr paraffinreiches Product
unter dem Namen Ozokerit oder Erdwachs in den Handel gebracht. Dasselbe ist von
dunkler grünschwarzer Farbe, schmilzt bei 50 bis 60 Grad und eignet sich seiner
wachsartigen Beschaffenheit wegen in vielen Fällen als Surrogat für Wachs und
ähnliche Stoffe. Da es sowohl von wasserhaltenden Säuren wie auch von wässerigen
Alkalien fast gar nicht angegriffen wird, verdient es selbst in vielen Fällen den
Vorzug vor den betreffenden Fettstoffen und hat sich u.a. zum Ueberziehen von Papier
und Leinwand (Wachspapier und Wachsleinen) sehr geeignet gezeigt.
Schwarzblech, welches vorher erwärmt, damit bestrichen und sodann abgebrannt, d.h.
bis zum Verbrennen des Erdwachses erhitzt wurde, zeigte sich nachher mit einem
festen firnißartigen Ueberzuge versehen, der das Blech gegen Einfluß der feuchten
Luft, selbst gegen saure Dämpfe andauernd schützte, und wäre auf diese Weise ein
einfaches und billiges Mittel zum Schutze des Eisens gegen Rost, u.a. besonders des
neuerdings vielfach zum Dachdecken verwendeten Eisenblechs geboten. Inwieweit das
Erdwachs geeignet seyn dürfte zur Herstellung von Isolirschichten, gegen feuchte
Wände, zur Darstellung von Asphaltpapier etc. Anwendung zu finden, müßten
einschlägige Versuche der betreffenden Gewerbe ergeben, wobei noch zu bemerken ist,
daß der Preis desselben circa 7 Thaler per Cntr. beträgt. Justus Fuchs. (Breslauer Gewerbeblatt, 1865, Nr. 25.)