Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. , S. 161 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber Speisung der Dampfkessel mit fetthaltigem
Condensationswasser.
In einer Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen sprach
unlängst Hr. Dr. Weber über
die verschiedenen Ursachen der Dampfkessel-Explosionen mit Bezug auf die Erscheinungen des Leidenfrost'schen Phänomens und die Untersuchungen von
Dufoux.Dufour, über das Sieden des Wassers und über die
Dampfkessel-Explosionen, im polytechn. Journal Bd. CLXXIII S. 266.
Derselbe gieng dann auf die Beobachtungen über, welche auf den Borsig'schen Werken in Oberschlesien gemacht wurden. Es wurde daselbst
Condensationswasser, welches Fett enthielt, zur Speisung der Kessel benutzt; unruhiges Sieden, Stoßen des Kessels und Corrosion desselben
waren die Folge. Enthält das Speisewasser kohlensauren Kalk, so wird
derselbe durch das hineingebrachte Fett zu fettsaurem Kalk, welcher dann auf dem
Boden des Kessels sich in Messerrücken-Stärke ablagert, vom Wasser nicht
benetzt wird, die Erwärmung desselben erschwert und die Kesselwand verdirbt.
Außerdem bildet sich durch Ueberschuß von Fettsäure ein feines Pulver, das auf dem
Wasser bleibt und nicht von demselben benetzt wird, aber durch die Wasserdämpfe
fortgeführt und die Abzugsröhren u.s.w. verstopfen und Explosionen herbeiführen
kann. Ein Zusatz von Soda kann dem Uebelstande abhelfen, indem eine Zersetzung des
fettsauren Kalkes stattfindet. Jedenfalls ist Vorsicht bei Speisung des Kessels mit
fetthaltigem Wasser nöthig. Directe Versuche, welche der Vortragende darüber
anstellte, ergaben zur Evidenz die Bestätigung der angeführten Erscheinungen.Man vergleiche: Dr. Bolley, Erfahrungen über die Gefahren, welche durch gewisse
Speisungswässer für Dampfkessel entstehen, im polytechn. Journal (1861) Bd.
CLXII S. 164. (Berggeist, 1865, Nr. 1.)
Küp's
Patent-Gasbrenner.
Derselbe soll bedeutend stärkeres Licht als die gewöhnlichen Brenner geben und zwar
dadurch, daß eine Hülse, der sogenannte Mantel, den unteren Theil der Flamme
umschließt und so verhindert, daß dort mehr als die genau erforderliche Menge
Sauerstoff der Luft in die Flamme tritt. Ist der Mantel niedergeschraubt, so ist der
Küp'sche Brenner ein gewöhnlicher Brenner; schraubt
man aber den Mantel aufwärts, so daß er den unteren Theil der Flamme nach und nach
einschließt, wo die Einströmung der Luft am stärksten und ohne den Mantel zu stark
ist, so wächst das Licht sehr beträchtlich und soll je nach der Qualität und dem
Drucke des Gases die 2- bis 3fache Leuchtkraft der ursprünglichen Flamme
erreichen. Man schraubt den Mantel so lange aufwärts, als das Licht wächst, nicht
länger, weil sonst die schöne Form der Flamme und die Ruhe des Lichtes verlieren
würde.
Prof. Bunsen in Heidelberg sagt über diesen Brenner, der
von Wirth u. Comp. in
Frankfurt a. M. geliefert wird: „Die Vermischung der zur Verbrennung des
Leuchtgases nöthigen Luft geschieht durch Aspiration in das ausströmende Gas und
ist um so größer, je rascher das Gas aus der Brenneröffnung ausströmt. Um das
Maximum der Helligkeit einer Flamme zu erreichen, muß eine bestimmte Aspiration
stattfinden, die weder zu groß noch zu klein seyn darf. Wo das Gas aus dem
Brenner tritt, ist seine Geschwindigkeit, also auch die Luftaspiration, am
größten; durch den Mantel der neuen Brenner wird die Aspiration an dieser Stelle
verhindert. Die Flamme, die ohne Mantel mehr Luft zur Verbrennung erhält als das
Maximum derdee Helligkeit erfordert, empfängt nun die gerade für das Maximum der LichtausgabeLichtausgabr nöthige Luftmenge.“ (Böttger's
polytechnisches Notizblatt, 1865, Nr. 24.)
Ueber den sibirischen Graphit.
In der Versammlung der nieder-rheinischen Gesellschaft für Natur- und
Heilkunde, im November v. J., legte Hr. Bergrath Professor Nöggerath ein schönes Exemplar des sibirischen
Graphits vor, welcher in zwei großen Blöcken in der internationalen
landwirthschaftlichen Ausstellung zu Cöln zu schauen war. Der Entdecker dieses
Graphits, Hr. Sidoroff in Petersburg, hatte dieselben auf
Ersuchen des Vortragenden dem naturhistorischen Museum der Rhein-Universität
geschenkt. Dieser Graphit, von vorzüglicher Qualität, wurde in den Jahren 1854, 1861
und 1863 in Sibirien an den Flüssen Tunguska, Bachta und Kucika, welche sich in den
Jenisei ergießen, in dem Gouvernement dieses Namens entdeckt. Man hat bereits sehr
bedeutende Graphitlager aufgefunden und untersucht. Der Graphit streicht längs den
Ufern 280 russische Faden weit fort (der Faden ist etwas über 1 Lachter preuß.), die
Mächtigkeit der Lager beträgt durchschnittlich sechs Arschinen (6 Arschinen = nahezu
15 preuß. Fuß). Ueberall ist der Graphit dem Thonschiefer eingelagert, er ist
ebenfalls schiefrig, aber dabei sind die Schiefer noch säulenförmig abgesondert,
ähnlich dünnen Basaltsäulen, wie dieß auch bei dem ceylonischen Graphit der Fall
ist; die ziemlich regelmäßigen sechsseitigen Säulen sind etwa zwei Zoll dick und
einige Fuß lang. Beim Hochwasser der genannten Flüsse steigt deren Niveau über 80
Fuß und überschwemmt die Ufer bis auf 10 Werst landeinwärts. Wenn das Eis an den
Graphitlagern streicht, entstehen an denselben polirte Flächen. Die chemische
Analyse des Graphits von der unteren Tunguska, zu Petersburg im Laboratorium des
Berg-Departements angestellt, ergab:
Kohlenstoff
94,28
Beimengungen (Eisenoxyd, Thon u.s.w.)
5,72
––––––
100,00
Nach einem vorliegenden technischen Gutachten von Dr. Ziurek eignet sich der dichte sibirische Graphit zu
Tiegelmassen sehr gut und steht in dieser Beziehung in gleichem Werthe mit dem
ceylon'schen, übertrifft den cumberlander und sehr weit den peczorischen und
passauer Graphit. Für die Bleistift-Fabrication steht der sibirische Graphit
wenig dem cumberlander nach und übertrifft den passauer. (Berggeist, 1865, Nr.
94.)
Platinplattirte Schalen für chemische Laboratorien, von Sy und Wagner in
Berlin.
In der Mai-Versammlung (1865) des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen legte Hr.
Dr. Stahlschmidt eine in
der Fabrik von Sy und Wagner
gefertigte Kupferschale vor, welche im Innern mit Platin plattirt war, und die er
von den Genannten namentlich zu dem Zweck erhalten hatte, um festzustellen, wie weit
diese Fabricate zu chemischen und technischen Operationen tauglich seyen. Schon vor
vielen Jahren hat sich die genannte Fabrik mit diesem wichtigen Gegenstande
beschäftigt, ohne jedoch befriedigende Resultate zu erlangen. Stets zeigte sich die
Platindecke so porös, daß beim Abdampfen oder Stehenlassen von Säuren in der Schale
das Kupfer aufgelöst und so bald der Zusammenhang zwischen beiden Metallen
vollständig aufgehoben wurde. Besonders war dieß in erhöhtem Maaße der Fall, wenn
unter gleichen oder ähnlichen Umständen gleichzeitig eine höhere Temperatur
angewendet wurde. Durch kostspielige Versuche ist es nunmehr Sy und Wagner gelungen, platinplattirte Schalen
darzustellen, welche sich durch vorzügliche Arbeit, durch Billigkeit und besonders
durch ihre Brauchbarkeit auszeichnen. Der Preis derselben beträgt etwa ein Sechstel
von dem der massiven Platinschalen und kann noch geringer gestellt werden, wenn die
Platinschicht dünner gearbeitet wird. Wenngleich es bis jetzt nur gelungen ist,
einfache Schalen für chemische Laboratorien anzufertigen, so unterliegt es wohl
keinem Zweifel, daß auch größere Gegenstände, wie Abdampfkessel für
Schwefelsäurefabriken, sich in nicht langer Zeit werden darstellen lassen. In den
gefertigten Schalen können die verschiedensten Säuren in jeder beliebigen
Concentration Wochen lang aufbewahrt werden, ohne daß eine Spur Kupfer aufgelöst
wird. Man kann ferner die Säuren sowohl im Wasserbade, wie auch über freiem Feuer in denselben
erhitzen, ja selbst concentrirte Schwefelsäure darin abdampfen, ohne daß besonders
in letzterem Falle durch die hohe Temperatur das Platin sich ablöst oder das Kupfer
von den Säuren angegriffen wird. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfleißes in Preußen, 1865 S. 90.)
Ueber ein sehr wirksames Mittel gegen das Rosten des Eisens
und Stahls; von Prof. Böttger.
Gegenwärtig kommt ein sehr wirksames Schutzmittel gegen das Rosten des Eisens und
Stahls, z.B. der Maschinentheile, Schlösser, Säbelscheiden, Stahlmagnete u. dgl. im
Handel vor, das, unseren Untersuchungen zufolge, aus einer Auflösung von weißem Wachs in Terpenthinöl
besteht, und deßhalb weit unterm Kostenpreise leicht von Jedermann selbst, durch
schwaches Erwärmen von gleichen Gewichtstheilen der genannten Stoffe, dargestellt
werden kann. Die Anwendung dieser salbenartigen Masse besteht einfach darin, daß man
die gegen Rost zu schützenden Gegenstände damit in unendlich dünner Schicht einreibt
und ihnen dann mittelst eines trockenen Leinwandläppchens durch Hin- und
Herwischen eine Art Politur gibt. (Böttger's polytechn.
Notizblatt, 1866, Nr. 1.)
Ueber Stahlvergoldung; von Prof. Th. Haas.
Stahlnadeln, die durch Glühen oxydirt sind, erhalten wieder metallische Oberfläche am
Besten dadurch, daß man sie 2–3 Stunden in schwach saurem Wasser liegen läßt,
das nicht mehr als 1 Procent Schwefelsäure enthalten darf; dadurch wird zu gleicher
Zeit auch der anhaftende Borax entfernt. Die Gegenstände kommen aber aus dem
Sauerwasser nicht so glänzend, wie sie ursprünglich waren, so daß es wohl passend
seyn dürfte, sie frisch zu poliren. Es wird schwerlich eine Beize geben, aus der
geglühter Stahl ganz glänzend herauskommt. Wenn die Gegenstände frisch polirt sind,
kann dann auch das Verkupfern erspart werden, da blanker Stahl in heißen
Vergoldungsflüssigkeiten sich schön und dauerhaft mit Gold überzieht. Vorschriften
zu solchen warmen Vergoldungsflüssigkeiten finden sich in dem „Handbuch
der Galvanoplastik von Roseleur,“ deutsch
von Kaselowsky, das um 2 fl. in jeder Buchhandlung zu
haben ist. Es ist dieß wohl das beste Werk, das über diesen Gegenstand existirt.
Wenn der Stahl vor der Vergoldung überhaupt verkupfert werden soll, so genügt schon
eine ganz schwache Verkupferung, die dadurch glänzender erhalten werden kann, daß
man den verkupferten Gegenstand einige Zeit mit einem pulverförmigen Körper, z.B.
Sägespänen, schüttelt.
Dasselbe Mittel hilft auch dann, wenn die Vergoldung matt statt glänzend ausgefallen
ist.
Die Platten, die sich bei versilberten und vergoldeten Gegenständen zeigen, können
durch eine warme Lösung von Cyankalium entfernt werden. Nach dem Vergolden und
Versilbern werden die Gegenstände einfach in Wasser abgewaschen und durch warme
Sägespäne getrocknet.
Für die Vergoldungsflüssigkeiten werden gleichmäßig Cyankalium und Blutlaugensalz
empfohlen. Bei Anwendung von Cyankalium sind dann die übrigen Zusätze anders als bei
der von Blutlaugensalz. In der Uebersetzung von Roseleur's Werk Seite 67 finden sich verschiedene Vorschriften. Durch
beide Mittel aber läßt sich eine schöne Vergoldung erhalten. (Württembergisches
Gewerbeblatt, 1865, Nr. 51.)
Ueber die Pharao-Schlangen; von Dr. R. Brimmeyr.
Die Bereitung dieses beliebten Spielzeugs unterliegt keiner Schwierigkeit und
erfordert keine große Gewandtheit, um sichere Resultate zu erhalten.
Da das im Handel vorkommende Schwefelcyankalium ziemlich theuer ist, so stellt man
sich dasselbe weit wohlfeiler nach der Vorschrift von Reynolds und Dawson (im polytechn. Journal Bd. CLXIX S. 319) dar. Die von dem
Schwefeleisen getrennte wässerige Lösung kann direct verwendet werden.
Als Quecksilbersalz bediene ich mich des salpetersauren Quecksilberoxyds, welches man
sich auch im Moment des Gebrauchs bereitet. Die Lösung desselben theilt man in zwei
gleiche Theile; man fügt zu dem einen Schwefelcyankaliumlösung, bis der entstandene
Niederschlag sich eben wieder gelöst hat, und bringt dann den anderen Theil der
Quecksilberlösung hinein, wodurch eine reichliche und vollkommene Fällung
entsteht.
Als Filter dienen conische Tüten von aufgerolltem Filtrirpapier, als Filtrirgestell
ein mit conischen Löchern in Reihen durchbohrtes und mit Füßen versehenes Bret;
diese Anordnung bietet den Vortheil, durch vorsichtiges Klopfen und Schütteln den
Niederschlag dichter abzusetzen und ohne fernere Berührung zum Trocknen zu
bringen.
Zum Verkauf werden die vom Papier befreiten Kegel in Zinnfolie eingewickelt. Eine
Beimischung von chlorsaurem Kali ist ganz unnöthig, sogar schädlich.
Was die Giftigkeit der bei der Verbrennung sich entwickelnden Producte betrifft, so
kann man sich sehr leicht davon überzeugen, indem es genügt, einen solchen Kegel von
Rhodanquecksilber unter einer Glasglocke zu verbrennen: der Rauch setzt sich als
grauer Beschlag von metallischem Quecksilber an den Wandungen der Glocke ab.
Ueber die Nachweisung von freier Schwefelsäure in
Essig.
Etwa 50 Kubikcentimeter des auf freie Schwefelsäure zu prüfenden Essigs kocht man in
einem Kölbchen mit einigen Körnchen Stärkmehl, bis etwa die Hälfte der Flüssigkeit
verdampft ist, läßt vollkommen erkalten und gibt einen
Tropfen Jodsolution hinzu. Entsteht dadurch eine blaue Färbung, so ist keine Spur
freier Schwefelsäure zugegen und man kann den Essig dann unbedenklich als
unverfälscht passiren lassen. Gibt die Jodsolution aber keine Blaufärbung, so ist freie Schwefelsäure zugegen, welche das
Stärkmehl beim Kochen in Zucker verwandelt hat, welcher durch Jod nicht gefärbt
wird. In diesem Falle liegt ein absichtlicher Zusatz vor und man kann unbedenklich
die Gesammtmenge der Schwefelsäure in einem solchen Essig mit einer Auflösung von
Chlorbaryum bestimmen und den Fabrikanten oder Verkäufer zur Rechenschaft ziehen.
100 Kubikcentimet. des Essigs werden zu dem Ende in's Sieden gebracht, mit etwas
Salzsäure vermischt und Chlorbaryumlösung zugegeben, so lange ein weißer
Niederschlag entsteht. Der abgeschiedene schwefelsaure Baryt wird auf einem kleinen
Filter gesammelt, ausgewaschen und getrocknet. Das Filter mit dem Niederschlage
glüht man in einem Platintiegel, bis alle Kohle verbrannt ist, und wägt dann den
schwefelsauren Baryt. 116,5 Theile schwefelsaurer Baryt entsprechen 49 Theilen
Schwefelsäure. (Böttger's polytechnisches Notizblatt,
1865, Nr. 24.)
Cyanin, das empfindlichste Reagens aus Säuren und alkalische
Basen.
Vor einigen Jahren wurde in der Farbenfabrik des Hrn. Müller in Basel ein prachtvoll blauer Farbstoff zum Behufe der
Seidenfärberei im Großen dargestellt, welcher unter dem Namen Cyanin (oder Chinolinblau) in den Handel gelangte, aber seiner geringen
Haltbarkeit wegen bald außer Gebrauch kam. Man erhält denselben aus einer Verbindung
des Leukolins oder Lepidins oder auch beider Basen mit Jodamyl durch Behandlung mit
Aetznatronlauge.
Bei Versuchen, welche Schönbein über das Verhalten dieses
Farbstoffes gegen Ozon und gegen verschiedene andere Agentien angestellt und deren
Resultate er der mathem.-physik. Classe der Münchener Akademie der
Wissenschaften in der Julisitzung v. Is. mitgetheilt hat, beobachtete derselbe, daß
die alkoholische Lösung des Cyanins durch Säuren, selbst durch die schwächsten,
entbläut wird, weßhalb sich, da das Cyanin ein ganz außerordentliches
Färbungsvermögen besitzt, mit Hülfe seiner alkoholischen Lösung noch so winzige, in
Wasser vorhandene Spuren freier Säure entdecken lassen, daß dieselben durch kein
anderes chemisches Mittel mehr nachgewiesen werden können.
Aufgekochtes destillirtes Wasser, durch Cyaninlösung noch deutlich gebläut und von
der Luft vollständig abgeschlossen, verändert seine Färbung nicht; bläst man aber
durch eine Röhre nur wenig Lungenluft in die gebläute Flüssigkeit ein, so entfärbt
sie sich ziemlich rasch in Folge der kleinen Menge eingeführter Kohlensäure.
Alkalien stellen die ursprüngliche blaue Farbe der Flüssigkeit wieder her. Alles
Wasser, welches mit der (kohlensaurehaltigen) atmosphärischen Luft auch nur kurze
Zeit in Berührung gekommen ist, besitzt die Eigenschaft, noch einige Cyaninlösung zu
entbläuen. Man muß deßhalb selbst das ganz frisch destillirte Wasser einige Zeit
aufsieden lassen, wenn es nicht mehr entbläuend auf zugefügte Cyaninlösung wirken
soll, weil schon während der Destillation das Wasser aus der von außen zutretenden
Luft kleine Mengen von Kohlensäure aufnimmt. Daher vermag Wasser, welches so geringe
Spuren Kohlensäure enthält, daß diese weder durch Kalk- noch durch
Barytwasser mehr nachgewiesen werden können, doch noch merklich entbläuend auf die
ihm zugefügte Cyaninlösung einzuwirken. So entfärbt auch Wasser, welches nur ein
Milliontel freier Schwefelsäure enthält, eine Menge von Cyaninlösung, durch welche
ein gleicher Raumtheil säurefreien Wassers noch sehr deutlich gebläut wurde.
Da umgekehrt die Alkalien das durch Säuren entfärbte Cyaninwasser wieder bläuen, so
läßt sich nach Schönbein diese Flüssigkeit auch als
höchst empfindliches Reagens auf die freien alkalischen Basen benutzen. Wasser, das
nur ein Milliontel ätzendes Kali enthält, wird durch einige Tropfen einer durch
Spuren von Schwefelsäure entfärbten Cyaninlösung nach kurzer Zeit noch ganz deutlich
violett gefärbt und auf gleiche Weise lassen sich auch die winzigsten Mengen der
übrigen freien alkalischen Basen erkennen.
Wie die Alkalien verhält sich auch das Thalliumoxyd gegen das durch Säuren entfärbte
Cyaninwasser; Wasser, welches so arm an diesem basischen Oxyde ist, daß letzteres
weder durch Jodkalium noch durch irgend ein anderes chemisches Reagens angezeigt
wird, bläut sich beim Zufügen einiger Tropfen der farblosen Cyaninlösung doch noch
ziemlich stark.
Die Löslichkeit des Bleioxyds in Wasser ist bekanntlich so schwach, daß sie früher
vielfach bezweifelt wurde, aber Schönbein hat gefunden,
daß selbst Wasser, so arm an dieser Basis, daß sie weder durch Schwefelwasserstoff
noch durch sonst ein Reagens sich nachweisen läßt, durch die farblose Cyaninlösung
noch ziemlich stark gebläut wird, wie man sich hiervon leicht an solchem Wasser
überzeugen kann, welches man bei abgeschlossener Luft einige Zeit mit gepulvertem
Massicot hat zusammenstehen lassen. Ebenso wird das mit Magnesia geschüttelte und
abfiltrirte Wasser durch die säurehaltige Cyaninlösung noch deutlich gebläut.
Schönbein erwähnt noch der weiteren Thatsache, daß
aufgekochtes und in luftdicht verschlossenen Gefäßen wieder abgekühltes destillirtes
Wasser die Eigenschaft besitzt, sich beim Vermischen mit einigen Tropfen der
säurehaltigen farblosen Cyaninlösung zwar schwach aber noch deutlichst zu bläuen,
was er dem Vorhandenseyn von Spuren von Ammoniak zuschreibt, welche so schwach sind,
daß die kleinste Menge freier Kohlensäure hinreicht, um dieses Bläuungsvermögen
wieder aufzuheben und daß sie selbst, mittelst Kali- und Sublimatlösung nicht
mehr erkannt werden können, welche doch äußerst kleine Mengen Ammoniaks in Wasser
durch eine weißliche Trübung anzeigen. Destillirt man aber von einem mit
Schwefelsäure angesäuerten destillirten Wasser in einer Retorte den größten Theil
ab, so trübt sich der Rest bei Anwendung des letzteren Reagens wenn auch schwach,
doch noch deutlich. Die von Schönbein in dieser Richtung
angestellten Versuche sprechen dafür, daß das Wasser während seiner Destillation
immer sowohl durch Kohlensäure als auch durch Spuren von Ammoniak verunreinigt
werde, und daß es daher schwierig, wo nicht unmöglich seyn dürfte, vollkommen
chemisch reines Wasser mittelst der gewöhnlichen Destillation zu gewinnen.
Die erwähnte blaue Versuchsflüssigkeit stellte Schönbein
dar durch Auflösen eines Theiles krystallisirten Cyanins in 100 Theilen Weingeistes,
was eine bis zur Undurchsichtigkeit tief gebläute Lösung bildet. Die farblose
Flüssigkeit ist ein Gemisch von 1 Volumen der weingeistigen Farbstofflösung und 2
Volumen Wasser, welches ein Tausendstel Schwefelsäure enthält. (Buchner's neues Repertorium für Pharmacie.)
Glanzwachs für Photographien; von J. Wothly in Aachen.
Eine sehr brauchbare Masse zum Glänzendmachen positiver Papierphotographien erhält
man, indem man 6 Loth weißes Wachs und 1 Loth Elemiharz bei möglichst niedriger
Temperatur zusammenschmelzt, dann so viel Lavendelöl unter Umrühren dazu mengt, daß
ein herausgenommener und erstarrter Tropfen der Masse die Consistenz einer Salbe
zeigt und zuletzt noch circa 40 Tropfen einer
alkoholischen concentrirten Schellacklösung in die warme flüssige Masse verrührt.
Die Masse wird dann noch warm durch Leinwand colirt. Mit einem Flanelllappen auf die
Photographien gerieben und nachpolirt, verleiht sie letzteren hohen Glanz und gibt
einen sehr festen Ueberzug. (Jacobsen's
chemisch-technisches Repertorium, 1865.)
Verfahren, Blutalbumin in farblosem Zustande
herzustellen.
In der Mai-Versammlung (1865) des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen
berichtete Hr. Commerzienrath Dr. Kunheim in Beantwortung der Anfrage nach einer sochen Methode, daß das
Verfahren nur im Allgemeinen angegeben werden könne, indem die einzelnen Handgriffe
zur größeren Vervollkommnung eines Präparates den Bestrebungen jedes einzelnen
Fabrikanten überlassen werden müßten. Das Verfahren ist folgendes:
Möglichst frisches Blut wird in ein eisernes, mit hölzernem Deckel verschlossenes
Gefäß gelassen und durch ein Rührwerk bis zur vollständigen Trennung des Blutkuchens
vom Serum geschlagen; demnächst wird aus der in eine Centrifuge gebrachten Masse die
das Albumin enthaltende Flüssigkeit ausgeschleudert und letztere in Vacuumpfannen
bei höchstens 48° R. abgedampft, so lange, bis eine herausgenommene Probe bei
gewöhnlicher Temperatur erstarrt. Die Flüssigkeit läßt man sodann auf dünne und
flache Blechpfannen fließen, die einem trocknenden Luftstrome von 28° R. in
einem Trockenraume bis zum Erstarren ausgesetzt werden. Das getrocknete Albumin ist
durchscheinend, hornartig und je nach der Sauberkeit der Arbeit mehr oder weniger
hell gefärbt. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in
Preußen, 1865 S. 89.)
Verfahren zur Verarbeitung von Kleber und Eiweiß auf flüssige
und feste Hefe, von Brunet und Jais.
Der Techniker Jos. Brunet und Bäckermeister Jos. Jais in München beschreiben ihr Verfahren zu diesem
Zweck, welches sie sich am 3. Juli 1862 für Bayern patentiren ließen,
folgendermaßen:
„Das Wasser, welches sich am Boden der Absetzbottiche über der sogen.
grünen Stärke befindet, bringen wir nach einem Maischbottiche, erwärmen dasselbe
mittelst Dampfeinströmung auf 35° R. und bringen dann in diese
Wassermenge (20 Eimer von 400 Pfd. Weizenmehl) den erhaltenen trockenen Kleber
(circa 100 Pfd. von dem nämlichen Quantum Mehl)
wie er in Portionen von 4–5 Pfd. von den Sieben oder bei Anwendung von
Stärkemaschinen aus den Trommeln oder Chasseurs kommt. Solche Portionen zeigen
erfahrungsgemäß die geeignetsten Volumverhältnisse, und wir lassen dann mittelst
physischer und mechanischer Kräfte so lange durchmaischen, bis sich aller Kleber
in dem Wasser vollkommen gelöst hat.
Hierauf schütten wir 5 Maaß abgerahmte Milch, halten die Temperatur auf
35° R., um durch die eingetretene Milchsäure uns die Lösung der
Proteinstoffe und dadurch ein reichliches Hefe bildendes Material zu
sichern.
Als zuckerbildendes Material nehmen wir vorzüglich den Mais wegen seines großen Stärkegehaltes und wegen seiner bekannten
Eigenschaft, eine sehr haltbare Hefe zu liefern, und zwar nehmen wir auf
besagtes Quantum des Auswasch- und Absüßwassers von 20 Eimer und circa 100 Pfd. trockenen Kleber, 200 Pfd. fein
gemahlenen und gebeutelten Mais.
Wir lassen den Mais in einem zweiten Maischbottich bei 70° R. kochen, um
eine vollständige Lostrennung der Schale von dem Mehlkörper, sowie die nöthige
Verkleisterung zu erlangen, und dadurch auch die Spritausbeute zu erhöhen.
Zum Einmaischen dieses Maismehles nehmen wir 600 Pfd. = 300 Maaß Wasser, ziehen
dann aus dem zuerst erwähnten Bottich, in welchem sich der gelöste Kleber
befindet, so viel herüber, bis wir auf 60° R. herabkommen und geben dann
75 Pfd. frisch gequetschtes Grünmalz in gebrochenen Antheilen zu, sowie dann die
Gesammtmenge des gelösten Klebers unter Einströmen des Dampfes und unter
kräftigem Aufmaischen, so daß das Thermometer eine endliche Temperatur von
56° R. nachweist.
Die Maische bleibt dann 2 Stunden bedeckt auf der Ruhe stehen.
Die Abkühlung geschieht unter Aufkühlen auf einer eisernen Kühle bis auf
20° R., die Anstellung mit 6 Pfd. in warmer Milch zerrührter Oberhefe,
meist eigenes Product.
Wir erhalten regelmäßige Gährungen gewöhnlich mit steigender und fallender oder
sich wälzender Decke, die Maischen attenuiren fast vollständig. Die auf der
Decke erscheinende Hefe wird im Stadium der Hefenbildungsperiode abgenommen,
durch Gazebeutel und mittelst einmaligen Auswässerns in einem Sedimentirgefäße
gereinigt, und kann dann entweder mit etwas Würze zerrührt als flüssige, oder
nach Auspressen in Säcken als sogenannte Preßhefe in den Handel gebracht
werden.
Das aus dem Sedimentirgefäße abfließende Wasser wird zur reifen Maische in den
Sumpf oder Grant gegeben und mit abdestillirt.
Die Ausbeute aus den angegebenen Rohmaterialien beträgt nach den mehrmals
gemachten Versuchen 40–50 Maaß flüssiger Hefe (Germ von dicker
Consistenz) oder circa 40 Pfd. trockener reiner,
d.h. gepreßter Hefe (Preßhefe ohne Zusatz von Stärkmehl).
Es treffen auf 100 Pfd. trockenen Kleber sammt dessen Auswaschwasser aus 400 Pfd.
Weizenmehl oder circa 600 Pfd. Teig, circa 20 Pfd. reine kräftige Hefe.
Die vergohrene Maische liefert noch circa
60–70 Maaß Branntwein von 50° Tr., welcher sich durch besonders
reinen Geschmack und angenehmes Aroma auszeichnet, weil fast alle
Hefenbestandtheile vor der Destillation ausgeschieden sind, indem die in der
Maische suspendirte Hefe sich während der Nachgährung auf den Trebern am Boden
ablagert und nach Abfließen der Maische in den Sumpf von den Trebern abgenommen
und eigens sedimentirt und gereinigt werden kann.
Die Schlempe sammt den Trebern dient zur Fütterung von Mastvieh.“
(Bayerisches Kunst- und Gewerbeblatt, 1865 S. 612.)
Der sogenannte „Wiener Meerschaum.“
Dieser, dem W. Holdmann patentirte Meerschaum besteht nach
einer Mittheilung in Stamm's illustrirter Zeitschrift aus
100 Gewichtstheilen concentrirten 35grädigen Wasserglases, 60 Gewichtstheilen
kohlensaurer Magnesia und 80 Gewichtstheilen pulverisirter echter Meerschaumabfälle
oder weißer reiner Thonerde. Diese Bestandtheile werden im reinsten Zustande auf
einer Eisenplatte oder einer Mühle zur höchsten Feinheit gerieben oder gemahlen.
Nachdem die vermischte Masse durch feine Seiden- oder Haarsiebe getrieben
wurde, wird dieselbe mit einer hinreichenden Menge Wasser beiläufig 10 Minuten in
Sud erhalten und dann sogleich in Formen gegossen, welche das Wasser ablaufen
lassen.
Mineralisirte Distelkarden.
Die seit undenklicher Zeit zum Rauhen des Tuches verwendeten Kardendistel, sagt Alcan im Bulletin de la
Société d'Encouragement, October 1865, S. 594, hat
eigenthümliche Vorzüge, die nie ganz durch künstliche, oft versuchte Mittel haben
ersetzt werden können. Das einzige Surrogat, das einigen Erfolg gehabt hat, sind die
Metallkardenbeschläge von Kupferdraht (Eisendraht), die aber trotz der Dienste, die
sie in gewissen Fällen und für bestimmte Arten Zeuge leisten, keine allgemeine
Anwendung haben finden können. Die Kardendisteln werden aber leider durch die beim
Kardiren unvermeidliche
Feuchtigkeit, wenn sie auch öfters getrocknet werden, schnell unbrauchbar. Um dieß
nun zu vermeiden und um die Dauer der Karden zu vergrößern, ohne daß selbst ein
Trocknen nöthig ist, hat Gohin in Caudebec-lès-Elbeuf für die Karden dieselben
Präservirungsmittel angewendet, die für Holz im Allgemeinen ein so günstiges
Resultat ergeben haben, indem er dieselben mehr oder weniger lange in der Kälte oder
in der Wärme der Einwirkung einer Kupfervitriollösung unterwirft. (Dieses Verfahren
wurde schon im Jahr 1862 in England auf den Namen R. A. Brooman patentirtPolytechn. Journal Bd. CLXVI S.
400. wobei als passende Lösung 5 Pfund Kupfervitriol auf 250 Pfd. Wasser
angegeben wurde.) Die Distel verliert dadurch nichts an ihrer Elasticität, fault
aber nicht mehr, und kann unmittelbar von der Pflanze weg sowohl trocken als naß
verwendet werden; die damit gerauhten Tücher zeigen eine auffallende Regelmäßigkeit.
Alle diese Resultate sind durch die Praxis constatirt, in der das Verfahren als ein
Fortschritt aufgenommen ist, der zu einer immer allgemeineren Verbreitung bestimmt
ist. (Deutsche Industriezeitung, 1866, Nr. 1.)
Färbung lebender Körper durch Anilin.
Im lebenden Körper wird das Nitrobenzol in Anilin umgewandelt, und ein Theil des so
erzeugten Anilins wird oxydirt, und ertheilt dem Gesicht eine Bleifarbe, indem es
zugleich die Lippen und Nägel lebhaft violett färbt. – Das Anilin ist das
einzige Beispiel einer giftigen Base, deren Salze nicht ebenfalls giftig sind. Die
Anilinsalze sind ganz unschädlich; Dr. Letheby verordnete in der letzten Zeit einem Kranken im
Londoner Hospital eine Unze schwefelsaures Anilin, im Verlaufe weniger Tage, ohne
anderes wahrnehmbares Resultat, als daß es die Haut, das Zahnfleisch und die Nägel
röthlichviolett färbte. Die Färbung des lebenden Körpers durch Anilin verschwindet
jedoch bald. (Mechanics' Magazine vom 24. November
1865.)
Waldwollfabricate.
Die als „Waldwollfabricate“ gegen Rheumatismus und Gicht
empfohlenen, in Thüringen angeblich aus Fichtennadeln gefertigten Artikel aller Art,
wie rohe Waldwolle zum Polstern, Flanell, Unterkleider, Strümpfe, Handschuhe etc.
erregten auf der Merseburger Ausstellung Aufmerksamkeit, da hier die Rohproducte,
d.h. das spinn- und webbare Material von den Kiefernadeln an bis zu den
feinsten Wattenstoffen ausgestellt waren. Nach der Untersuchung von Dr. Carl Müller in Halle
bestehen aber die Fabricate aus einem Gemisch von Schafwolle, Baumwolle und zum
allerkleinsten Theil aus sogenannter Waldwolle, getränkt mit den aromatischen
Extracten der Kiefernadeln; sie werden daher gegen Rheumatismen etc. gerade so
specifisch wirksam seyn, wie andere halbwollene Zeuge. (Gemeinnützige
Wochenschrift.)