| Titel: | Ueber die an Bord der kais. französischen Kriegsschiffe zur Aufbewahrung des Wassers angewendeten Gefäße aus verzinktem Eisenblech; von Roux. | 
| Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. XXXIII., S. 132 | 
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                        XXXIII.
                        Ueber die an Bord der kais. französischen
                           Kriegsschiffe zur Aufbewahrung des Wassers angewendeten Gefäße aus verzinktem
                           Eisenblech; von Roux.
                        Aus den Comptes rendus, 1865, t. LXI p.
                              77.
                        Roux, über Gefäße aus verzinktem Eisenblech zur Aufbewahrung des
                           Wassers auf Kriegsschiffen etc.
                        
                     
                        
                           Die zahlreichen Verwendungen des Zinks in der Technik, der fortwährende Gebrauch
                              dieses Metalls zum sog. Galvanisiren der zu alltäglichem häuslichem Gebrauche
                              dienenden Gefäße und Apparate, die Unsicherheit und Unvollständigkeit unserer
                              Kenntnisse über die Veränderungen, welche es durch die Einwirkung der verschiedenen
                              Substanzen erleidet, mit denen es in Berührung kommt – alle diese Rücksichten
                              verleihen einer näheren Prüfung jeder auf die Eigenschaften und das chemische
                              Verhalten des Zinks bezüglichen Frage ein besonderes Interesse.
                           Vom Viceadmiral und Seepräfecten des vierten Arrondissements wurde mir der Auftrag,
                              im Vereine mit dem Marineingenieur Ancousteaux
                              Untersuchungen über die Einwirkungen des Wassers auf die aus verzinktem Eisenblech
                              angefertigten, auf unseren Kriegsschiffen üblichen Wasserkästen anzustellen und
                              insbesondere zu ermitteln, ob in Folge jener Einwirkungen gesundheitsschädliche
                              Verbindungen sich bilden. Zu diesem Behufe stellte ich mehrere Versuche anDie Details sämmtlicher Versuche des Verfassers enthält seine ausführliche
                                    Abhandlung, welche in den Annales de Chimie et de
                                       Physique, 4. série, t. VII p. 190 (Februar 1866) veröffentlicht wurde.Anm. d. Red., aus denen hervorgeht, daß das Wasser auf den Zinküberzug von sogen. galvanisirtem
                              Eisenblech allerdings in merklicher Weise einwirkt. Diese Einwirkung ist nach der
                              Beschaffenheit des Wassers sehr verschieden; bei destillirtem, nur sehr geringe
                              Mengen von Luft und Kohlensäure enthaltendem Wasser ist sie ziemlich schwach;
                              stärker wirkt aus der Grünsandformation kommendes Quellwasser, und noch stärker
                              destillirtes Wasser, welches Kohlensäure enthält, die durch Zersetzung der
                              Bicarbonate von Kalk und Magnesia geliefert wurde. Den stärksten Einfluß äußerte
                              Flußwasser (aus der Charente, welches eine beträchtliche Menge Luft nebst
                              Chlornatrium in Losung enthält.
                           Wird Zink in destillirtes, frisch ausgekochtes Wasser gebracht, so verändert es sich
                              nicht, wenn die zu dem Versuche angewendete Flasche sorgfältig verschlossen gehalten
                              wird. Bringt man in einem ähnlichen Gefäß frisch ausgekochtes destillirtes Wasser,
                              welches per Liter 0,15 Grm. Chlornatrium enthält, mit
                              Zink zusammen, so zeigt sich letzteres nach einiger Zeit angegriffen. Da nun das an
                              Bord der Schiffe nöthige Wasser allgemein an Quellen, die in der Nähe der Seeküste
                              entspringen, gefaßt wird, und da dasselbe häufig Chlornatrium enthält, so ist leicht
                              vorauszusehen, daß, wenn dasselbe in verzinkten Eisenblechgefäßen aufbewahrt wird,
                              diese letzteren von ihm angegriffen werden müssen.
                           Die Mengen von Zinkoxyd, welche, den Ergebnissen unserer Analysen zufolge das in
                              derartigen Gefäßen aufbewahrte Wasser enthält, sind so bedeutend, daß solches Wasser
                              zu häuslichen Zwecken ungeeignet ist.
                           Nach der Ansicht aller Chemiker muß Trinkwasser vollkommen klar, durchsichtig,
                              geruchlos, ohne Geschmack, hinlänglich lufthaltig, frei von organischen Substanzen
                              seyn und nicht über 0,30 bis 0,40 Gramme Salze per Liter
                              enthalten. Diesen Bedingungen entspricht aber das in Kästen von verzinktem
                              Eisenblech aufbewahrte Wasser nicht; denn es ist trübe und enthält Zinkoxyd nebst
                              kohlensaurem Zinkoxyd suspendirt, deren Einfluß auf den menschlichen Organismus
                              durchaus nicht gleichgültig seyn kann. Das Zinkoxyd und kohlensaure Zinkoxyd bilden,
                              wenn sie von den Säuren im Magen (Milchsäure, Essigsäure, vom Magensafte oder vom
                              Verdauungsprocesse herrührend) aufgelöst werden, Salze, deren Unschädlichkeit
                              mindestens sehr in Frage zu stellen ist, indem die meisten Zinkpräparate
                              adstringirend, brechenerregend oder ätzend wirken.
                           Zieht man in Erwägung, daß das schwefelsaure Zinkoxyd ein sehr energisches
                              Arzneimittel ist, daß das essigsaure Zinkoxyd adstringirende, das Chlorzink
                              caustische, das salpetersaure Zinkoxyd antiseptische Eigenschaften von seltener
                              Stärke besitzt, so begreift man leicht, daß die gewöhnliche Vorsicht und die Regeln
                              der Gesundheitslehre das Verbot der Verwendung von Wasser, welches den Keim eines Giftes
                              enthalten kann, durchaus nöthig machen.
                           Aus den mit der größten Sorgfalt ausgeführten Versuchen eines Arztes unserer Schule
                              geht hervor, daß die Unschädlichkeit des Zinkes noch keineswegs bewiesen ist. Wenn
                              es an und für sich keine toxische Wirkung erzeugt, was immerhin zweifelhaft ist, so
                              läßt sich dieß doch keineswegs von dem im Handel vorkommenden Zinke sagen, welchem
                              stets in größerer oder geringerer Menge andere Metalle beigemischt sind, zu denen
                              auch Blei und Kupfer gehören,
                              um vom Arsen nicht zu reden, von welchem letzteren das
                              französische Zink nach Schäuffele's Bestimmungen im
                              Kilogrm. 0,0042 Grm. enthält.
                           Nach diesen Thatsachen erscheint es uns der Vorsicht angemessen, an Bord der Schiffe
                              der kais. französischen Marine die Anwendung der aus galvanisirtem Eisen
                              angefertigten Gefäße zur Aufbewahrung des Wassers zu untersagen. Der Marineminister,
                              Graf Chasseloup-Laubat hat diese Beobachtungen
                              durch einen Befehl sanctionirt, kraft dessen die Vorschriften des Circulars vom 16.
                              October 1858 bezüglich der Nichtanwendung der verzinkten Eisenkästen aufrecht
                              erhalten werden sollen.
                           Vom Admiral und Seepräfecten des Hafens von Rochefort beauftragt, Versuche mit dem
                              Entzinken der in den Kriegshäfen vorräthigen Wasserkästen abzuführen, haben wir
                              fernere Untersuchungen angestellt:
                           1) über die Anwendung einer einfachen und leicht ausführbaren Methode, wornach die
                              Arbeiter in den zum Reinigen der verzinkten Wasserkästen zuletzt angewendeten
                              Flüssigkeiten Spuren von Zink zu entdecken im Stande sind;
                           2) über die Wahl einer Säure, mittelst welcher sich der auf den Wandungen der Kästen
                              angebrachte Zinküberzug rasch und mit dem geringsten Kostenaufwande entfernen
                              läßt;
                           3) über die Veränderungen, welche das Wasser in den entzinkten Kästen möglicherweise
                              erleiden kann, sowie über die Wahl eines Metalls, welches wegen seines indifferenten
                              Verhaltens gegen die Flüssigkeiten des menschlichen Organismus anstatt des Zinkes
                              zum Ueberziehen des Eisens angewendet werden könnte.
                           Im Laboratorium der kaiserlichen Marine angestellte Beobachtungen überzeugten uns,
                              daß, nachdem die Wasserkästen durch Behandlung ihrer inneren Wandungen mit
                              käuflicher Salzsäure entzinkt waren, man sich von dem Verschwinden des Zinkes und
                              seiner Salze durch Eingießen neuer Mengen von Salzsäure in die sorgfältig
                              ausgebürsteten und ausgewaschenen Gefäße, und ein mehrminutiges Verweilenlassen der
                              Säure in den letzteren
                              versichern konnte; 3 bis 4 Grm. dieser Flüssigkeit, in einem Probirgläschen mit
                              etwas Salpetersäure, Wasser und überschüssigem Ammoniak versetzt und dann filtrirt,
                              geben eine Flüssigkeit, welche auf Zusatz einer Lösung von Kaliumeisencyanür sich
                              nicht trüben oder schmutzigweiß färben darf, wenn die Kästen vollständig entzinkt
                              waren.
                           Da eine nähere Untersuchung der Veränderungen, welche das Wasser bei seiner
                              Aufbewahrung in entzinkten Kästen erleidet, von Wichtigkeit zu seyn schien, so
                              schritten wir zur Lösung dieser Frage. Zunächst ließen wir im Laboratorium der
                              Schule drei entzinkte Wasserkästen aufstellen, den ersten mit destillirtem Wasser
                              gefüllt, den zweiten mit Wasser aus einer im Gebiete des Grünsandes entspringenden
                              Quelle, welches 0,097 Grm. Chlornatrium per Liter
                              enthielt und 28 Hydrotimetergrade (Härtegrade nach Clark's Methode) zeigte, den dritten mit Flußwasser aus der Charente,
                              welches 1,244 Grm. Chlornatrium per Liter enthielt und
                              am Hydrotimeter 18° zeigte. Diese Versuche wurden mit einer Reihe anderer
                              verknüpft, die eine nähere Bestimmung der Einwirkung des Wassers auf gewöhnliches
                              und auf verzinntes Eisen zum Zweck hatten.
                           Vier Monate nach dem Beginne dieser Untersuchungen erkannten wir, daß das Eisen der
                              mit Flußwasser und mit destillirtem Wasser gefüllten Kästen weit stärker oxydirt
                              war, als dasjenige der Quellwasser enthaltenden. Diese Erscheinung, durch welche die
                              von uns bei unseren Versuchen mit den innerlich und äußerlich verzinkten Kästen
                              beobachtete Thatsache bestätigt wird, rührt, was den ersteren Fall betrifft, von der
                              Gegenwart der im Flußwasser in Lösung vorhandenen Salze her, im zweiten Falle von
                              dem Kohlensäuregehalte des destillirten Wassers, welches mit dem an Kalkbicarbonat
                              reichen Wasser der aus dem Grünsande kommenden Quelle dargestellt war. Das in den
                              entzinkten Kästen aufbewahrte Wasser hatte einen solchen Gehalt an Eisenoxyd, daß
                              seine Durchsichtigkeit und Klarheit dadurch beeinträchtigt waren.
                           Da die Verwendung eines solchen Wassers an Bord von Staatsschiffen zu Klagen Anlaß
                              geben kann, so würde nach unserem Dafürhalten die Aufbewahrung des Wassers in
                              eisernen, außen verzinkten, innen aber verzinnten Gefäßen zu empfehlen seyn. Das
                              Verzinnen dieser Kästen müßte, wie dasjenige der zur Conservirung von
                              Nahrungsmitteln bestimmten Blechbüchsen, in unseren Seehäfen selbst geschehen; Zinn
                              von untadelhafter Reinheit kommt im Handel vor- und mittelst desselben lassen
                              sich die inneren Wandungen der gegenwärtig in unseren Arsenalen vorräthigen
                              Wasserkästen, welche freilich vorher erst entzinkt werden müßten, leicht
                              verzinnen.
                           Wir haben uns durch Versuche überzeugt, daß Wasser, welches über drei Monatelang in eisernen, außen verzinkten, innen verzinnten Kästen
                              aufbewahrt worden war, nur kaum wägbare Spuren von Eisenoxyd enthielt.
                           Im Verlaufe unserer Untersuchungen haben wir auch die Ueberzeugung gewonnen, daß
                              zwischen der Menge des Eisenoxyds, das in den mit keinem Metallüberzuge versehenen
                              eisernen Kästen sich bildet, und der Menge desselben, welche sich in den äußerlich
                              verzinkten Gefäßen bildet, ein sehr großer Unterschied besteht.
                           Die letzteren waren aller Wahrscheinlichkeit nach in Folge einer durch das positivere
                              Metall hervorgerufenen elektrochemischen Thätigkeit bedeutend geschützt worden. Nach
                              diesen Beobachtungen scheint es räthlich, die äußerliche
                                 Verzinkung der zum Aufbewahren der Wasservorräthe dienenden eisernen Kästen
                              bei der Marine beizubehalten. Indem nämlich das Zink die Polarität des Eisens
                              modificirt, vermindert es dessen Oxydation. Aeußerlich verzinkte Wasserkästen,
                              welche über ein Jahr lang an einem feuchten Orte in Berührung mit verschiedenartigen
                              Dämpfen aufbewahrt worden waren, hatten keine Veränderung erlitten.
                           Die Anwendung des Zinks ist in jeder Hinsicht derjenigen der Mennige vorzuziehen, mit welcher in mehreren Seehäfen die zur Aufbewahrung
                              des Wassers dienenden Kästen außen angestrichen werden. Das Vorhandenseyn dieses
                              gefährlichen Giftes an den Rändern der Oeffnungen jener Kästen, sowie der durch
                              Abreiben entstehende Farbenstaub bilden eine wirkliche Gefahr für die Gesundheit der
                              Bemannung. Kurz zusammengefaßt, sind wir der Ansicht, daß durch Verzinken der
                              äußeren Oberfläche der Wasserkästen und durch Verzinnen ihres Inneren dem Staate
                              eine hinreichende Garantie für die Reinheit und Conservirung der Wasservorräthe an
                              Bord der Schiffe geboten würde.