Titel: | Ueber den Feuerlöschapparat von Courtines und Monnet. |
Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. XLIX., S. 198 |
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XLIX.
Ueber den Feuerlöschapparat von Courtines und Monnet.
Aus den Annales du Génie civil, December 1865, S.
849.
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
Ueber den Courtines-Monnet'schen Löschapparat.
Seit einiger Zeit ist viel die Rede von einem Apparate zum Löschen von
Feuersbrünsten, einer Erfindung der HHrn. Courtines und
Monnet. Die in dem zur Empfehlung und Verbreitung
dieser Erfindung bestimmten Prospecte gegebenen Versprechungen waren allerdings
glänzend; allein die Erfahrung hat uns gelehrt, wie viel wir auf derartige Prospecte
und Ankündigungen zu geben haben. Jetzt indessen veranlaßt uns eine auf den
erwähnten Löschapparat bezügliche Thatsache unsere Zurückhaltung aufzugeben;
belgische Blätter bringen nämlich die Nachricht, daß ein in Lüttich ausgebrochener
Brand mittelst des Courtines-Monnet'schen
Apparates fast augenblicklich gelöscht worden sey. Gleichzeitig erfahren wir, daß
derselbe auch in London mit bedeutendem Erfolge angewendet worden, und daß in Folge
dessen einige englische Feuerversicherung-Gesellschaften die
Assecuranzprämien für Häuser, welche mit einem solchen Löschapparate versehen sind,
herabgesetzt haben. Wir nehmen daher die nachfolgende, uns von Hrn. C. Tronquoy zugegangene Mittheilung auf:
„Der Feuerlöschapparat von Courtines und Monnet besteht aus einem, an beiden Enden mit einem
gewölbten Boden von Stahlblech verschlossenen Eisenblechcylinder, der auf einen
Druck von 15 Atmosphären probirt (und auf einen solchen von 20 Atmosphären
berechnet) ist. Der obere Boden ist mit einem kurzen Aufsatzrohre versehen,
welches dazu dient, das cylindrische Gefäß mit Wasser zu füllen und dann
zweifach-kohlensaures Natron (Natron-Bicarbonat), hernach aber
Weinsteinsäure in dasselbe einzuführen, welche letztere aus dem Bicarbonate
Kohlensäure entwickelt.
Diese Kohlensäure wird vom Wasser absorbirt und übt, indem sie beim Oeffnen des
Hahnes sich entbindet, auf das Wasser einen mehr oder weniger bedeutenden Druck
aus. Durch einen am unteren Theile des Apparates angebrachten Hahn kann man das
Wasser unter diesem Drucke entweichen lassen; an der Mündung dieses Hahnes ist
ein Kautschukschlauch befestigt, dessen freies Ende mit einem Mundstück von 3
bis 4 Millimeter innerem Durchmesser versehen ist.
Eine sinnreiche Einrichtung gestattet die Weinsteinsäure in das Gefäß
einzuführen, ohne daß die Entwicklung der Kohlensäure vor dem Schließen des
Gefäßes beginnen kann.
Die Oeffnung im oberen Boden oder Deckel des Gefäßes ist nämlich mit einem kurzen
Ansatzrohre (mit Schraubengewinde) versehen, welches mittelst eines
Schraubenpfropfes verschlossen wird. Dieser Pfropf trägt oben einen Ring,
welcher dazu dient, mittelst eines als Hebel wirkenden Eisen- oder
Holzstückchens einen kräftigen Schluß der Schraube zu bewirken; unten ist an ihm
ein eisernes Rohr befestigt, welches in den Apparat fast bis zur halben Tiefe
desselben hinabreicht. Nachdem dieses Rohr an seiner unteren Oeffnung mittelst
eines, mit einem dünnen Korkplättchen umwickelten cylindrischen Stückchens
Zucker verschlossen worden, wird die Weinsteinsäure hineingefüllt.
Hat man das zweifach-kohlensaure Natron in den mit Wasser gefüllten
Apparat eingeschüttet, so steckt man, ohne zu warten bis das Salz sich ganz
gelöst hat, das Rohr ein, und zieht die Schraube, welche auf eine elastische
Scheibe drückt, fest an, so daß der Apparat an dieser Stelle gasdicht
schließt.
Das Wasser löst dann den kleinen Zuckercylinder, hernach die Weinsteinsäure auf,
und von diesem Augenblicke an beginnt die Entwickelung der Kohlensäure. Nach
Verlauf von etwa zehn Minuten ist dieselbe beendigt und der Löschapparat
verwendbar. Er scheint, so beschickt, mehrere Monate in brauchbarem Zustande zu
bleiben.
Nach der Angabe der Erfinder ist es räthlich, das Gefäß mit Wasser ganz voll zu füllen, so daß
letzteres beim Hineinstecken des Rohres überläuft, damit keine freie, d.h. vom
Wasser nicht absorbirte Kohlensäure zugegen seyn kann; denn dieselbe würde in
Folge ihrer großen Spannkraft beim Oeffnen des Hahnes anfänglich einen zu
starken Druckausüben, derselbe aber sehr bald aufhören, so daß der Wasserstrahl
zuletzt ein matter würde.
Bei gehöriger Beschickung des Apparates findet im Inneren desselben ein Druck von
vier bis sieben Atmosphären statt; es werden dann 35 Liter Wasser binnen 6 bis 8
Minuten, also 4 bis 6 Liter per Minute, 10 bis 12
Meter weit getrieben.
Nach der Angabe des Prospects wird dieser Löschapparat in fünf Modellen angefertigt, deren jedes von einem Manne mittelst
Tragbändern leicht auf den Achseln getragen werden kann. Der Hahn wird mit der
linken Hand regiert, und mit der rechten Hand dem Strahl die erforderliche
Richtung ertheilt. (Fig. 21.)
Nachstehende Tabelle gibt eine Uebersicht über die Dimensionen und Kosten der
Apparate:
Textabbildung Bd. 180, S. 200
Nummer der Apparate; Rauminhalt der
Apparate in Litern; Gewicht der beschickten Apparate in Kilogr.; Durchmesser der
Apparate in Centimet.; Höhe der Apparate im Centimet.; Zusammensetzung der
Beschickung; Weinsteinsäure; Natron-Bicarbonat; Preis der Beschickung;
Preis der Apparate; Grm.; Fr.
Nach den Resultaten der mit dem Apparate in dieser Richtung abgeführten Versuche
zu urtheilen, dürfte es zu empfehlen seyn, die Lösungen bei möglichst niedriger
Temperatur vor sich gehen zu lassen. Bei Anwendung von lauwarmem Wasser wird die
Entwickelung der Kohlensäure zu rasch und der Druck im Apparate kann bis auf 12
Atmosphären steigen, wodurch derselbe unnöthiger Weise angestrengt würde.
Anders ist es, wenn die Lösung bei niedrigen Wärmegraden erfolgt, da eine
Temperaturerhöhung von 30° C. (von 15° bis 45°) den Druck
nur um 1/2 Atmosphäre steigert.
Nach den Ergebnissen der Versuche, bei welchen ich persönlich zugegen gewesen
bin, sind die Angaben des Prospectes richtig. Doch muß ich hervorheben, daß ein
Brand rascher gelöscht wird, wenn man den Herd desselben in der Richtung von
unten nach oben, als wenn man ihn von oben nach unten in Angriff nimmt.
Im Ganzen bin ich der Ansicht, daß es sehr zu empfehlen ist, die zur Aufbewahrung
sehr brennbarer und leicht entzündlicher Stoffe dienenden Magazine und Speicher,
sowie die zum Transporte solcher Waaren bestimmten Bahnzüge mit dem Courtines-Monnet'schen Löschapparate zu versehen, da derselbe beim ersten Ausbruche
von Bränden wahrhafte Dienste zu leisten vermag.“