Titel: | Das Wasserbarometer von Alfred Bird, Chemiker in Birmingham. |
Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. LIV., S. 209 |
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LIV.
Das Wasserbarometer von Alfred Bird, Chemiker in
Birmingham.
Nach der Chemical News, December 1865, S.
268.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Bird's Wasserbarometer.
In unserer Quelle wird ein Wasserbarometer beschrieben, welches unter der Leitung von
Bird construirt, schon sechs Jahre lang befriedigende
Leistungen zeigte,
als dasselbe, dem Wunsche der British Association
entsprechend, der Veröffentlichung übergeben wurde.
Seinen Erfahrungen gemäß bemerkt Bird, daß wenn ein
Wasserbarometer brauchbar seyn soll, es ausreichend und nothwendig sey, daß bei der
Construction desselben die folgenden Bedingungen erfüllt werden: 1) muß das dazu
verwendete Wasser luftfrei gemacht werden; 2) darf während seiner Thätigkeit keine
Luft in das Wasser eindringen; 3) bei der Veränderung des Standes der Wassersäule
muß die directe Communication mit der atmosphärischen Luft vollständig abgeschlossen
bleiben; es muh daher das ganze Instrument an jeder Stelle vollkommen luftdicht
schließen, und das im Gefäße befindliche Wasser muß mit einer luftfreien Flüssigkeit
bedeckt seyn, welche die directe Communication mit der Atmosphäre abschließt.
Die Barometerröhre ist der Hauptsache nach an ihrem oberen und unteren Ende aus
Bleiröhren (die unter dem Namen „Compositions-Röhren“
bei Gasleitungen benutzt und aus einer Legirung von Blei und Zink angefertigt
werden) zusammengesetzt, während der mittlere Theil, der in Bleiröhren an beiden
Enden ausgeht, eine Glasröhre ist; letztere ist 6 engl. Fuß lang und hat 1 Zoll
Durchmesser, die Metallröhren haben bloß 1/2 Zoll inneren Durchmesser und sind, wie
wir nachher sehen werden, an verschiedenen Stellen mit Hähnen versehen, deren
Bohrung dieselbe Weite hat. Die Zusammensetzung des ganzen Barometers ist
schematisch in Fig.
3 dargestellt. Auf der festen Grundplatte U, U
aus Holz ist das mittelst einer Fassung W, W umgebene
und mit seinem beweglichen Boden auf dem Sockel S
aufsitzende Barometergefäß R unverrückbar angebracht;
der bewegliche Boden kann mittelst einer durch die Grundplatte gehenden Schraube
(ähnlich wie bei dem Fortin'schen Gefäßbarometer) gehoben
und gesenkt werden, um das als Index dienende Oelniveau bei der Anfertigung und
Correction des Barometers auf den Nullpunkt des Barometermaaßstabes einzustellen.
Dieses Barometergefäß R. faßt einen Gallon Wasser und
wird während des Füllens mit Wasser mit einer Oeldecke versehen. Das ganze Barometer
ist an ein Bret befestigt, das an einer Wand in dem Stiegenhause des Wohngebäudes
angebracht wurde. Die untere Metallröhre, mit den Hähnen N und P versehen, ragt mit ihrem abgebogenen
Ende in das Barometergefäß fast bis auf den Boden des letzteren; die Glasröhre C, C ist mit den Metallröhren A,
A mittelst erweiterten Fassungen aus Messing, in welche die Enden der
Röhren mittelst eines Kittes aus 2 Theilen Gutta-percha und 1 Theil
gewöhnlichem schwarzen Pech eingesetzt werden, luftdicht verbunden; die obere
Fortsetzung der Bleiröhre A geht durch ein cylindrisches
Gefäß K aus Zink, in das sie nahe am Boden eintritt, und
schlangenförmig dasselbe durchziehend, am oberen Ende von K wieder austritt, um an ihrem freien, nach aufwärts gehenden und dann
abgebogenen Ende an irgend einer Stelle mittelst eines Hahnes L abgeschlossen werden zu können. Dieser obere Theil des Barometers bildet
mit einem Theile der Glasröhre C das Vacuum; die an
derselben Wand angebrachte Scala F, welche noch die Höhe
einer Wassersäule von 422 engl. Zoll über dem Nullpunkte E abzulesen gestattet, ist in Zolle und Zehntel eines Zolles abgetheilt,
und man kann mittelst des an dem Stabe B, B
verschiebbaren Vernier g noch Unterabtheilungen ablesen;
der an dem Stabe h angebrachte Schieber g bildet einen Einstellungsindex für gewisse
Beobachtungsstunden.
Bezüglich der Anfertigungsweise dieses Wasserbarometers, die von dem Verfasser sehr
umständlich beschrieben und wobei unter Anderem gezeigt wird wie selbst beim
Verlöthen der einzelnen Röhrenstücke und Verkitten des Glasrohres in die Fassungen
das Auftreten von Luftblasen vermieden werden kann, mag bloß der Theil in Erwähnung
kommen, welcher sich auf das Füllen des Barometers bezieht. Zu dem Ende werden vor
Allem 4 Gallons destillirten Wassers in einer reinen zinnernen Kanne X, die mit einer engen Oeffnung versehen ist, über
starkem Feuer erhitzt und eine Stunde lang im Sieden erhalten. Hierauf wurden 2
Quart reines Olivenöl zugegossen, und das Sieden so lange unterhalten, bis kein
Luftaustritt aus dem Wasser mehr wahrgenommen werden konnte; in diesem Zustande ließ
man das Wasser erkalten, nachdem man das Gefäß X (Fig. 4) über
dem zu construirenden Barometer aufgestellt hatte. Beim Füllen wurde in die enge
Oeffnung dieses Gefäßes der kurze Schenkel einer langen heberförmigen
Gutta-percha-Röhre Y, Y (Fig. 4) von 3/8 Zoll
innerem Durchmesser hermetisch und so eingesetzt, daß das Ende desselben den Boden
des Gefäßes berührte; das untere Ende der Gutta-percha-Röhre Y, Y war durch eine Fassung mit dem Hahne Z (Fig. 3) von derselben
Bohrung wie die Röhre versehen. Die von dem untersten Theile der Röhre A ausgehende kurze Röhre ist mit einem Hahne N und an ihrem freien Ende mit der Schraube o versehen, über welche der schraubenförmige Ansatz von
Z befestigt werden und wodurch eine vollkommen
luftdichte Verbindung zwischen dem Gutta-percha-Rohre Y und dem Rohre A
hergestellt werden kann. Nachdem nun das Barometergefäß R mit Olivenöl ganz und gar angefüllt und einstweilen von dem Barometer
getrennt worden war, brachte man das Wasser aus dem Gefäße X zum Ausfließen, setzte die Gutta-percha-Röhre Y in genannter Weise mit dem Rohre o in Verbindung, öffnete nun die sämmtlichen Hähne und ließ so lange an dem
untersten Ende der Barometerröhre das Wasser ausfließen, bis die Luft aus diesem
Theile entfernt war und verschloß sodann dieses Ende mit dem Daumen, während man
dasselbe gleichzeitig in das Barometergefäß R
hineinschlüpfen ließ; der Hahn bei L wurde geschlossen,
und man ließ nunmehr so lange das Wasser in das Barometergefäß einfliehen, bis von
dem darin befindlichen Oele nur mehr eine Schichte von etwa 3 Zoll Höhe zurückblieb,
deren Niveau beiläufig mit dem Nullpunkte E der Scala
coincidirte. Der Hahn P wurde hierauf geschlossen, und
nachdem wieder der Hahn Z zur Fortsetzung des Füllens
geöffnet worden war, wurde auch der Hahn L geöffnet, und
man ließ so lange das Wasser durch den längeren Theil der Barometerröhre gehen und
bei M abfließen, bis keine Luftblasen mehr in dem
Barometer wahrgenommen werden konnten. Die Hähne L, N
und Z wurden nunmehr geschlossen, die Communication
zwischen der Barometerröhre und dem Gefäße R durch
Drehen des Hahnes P hergestellt, und das Barometer war
so vollendet. Bei dem erstmaligen Processe den auf diese Weise Bird durchführte, fiel die Wassersäule im Barometer so weit, daß sie
nunmehr einen Wasserbarometerstand von 400 engl. Zoll angab, während gleichzeitig
ein Quecksilberbarometer bei einer Temperatur von 20° C. 30,4 Zoll zeigte.
Bei viermaliger Prüfung während mehrerer Wochen dadurch, daß man mit dem gleichen
Apparate durch den längeren Schenkel des Barometers das Wasser aus dem Gefäße X durch die Röhre Y, Y in
der genannten Weise laufen ließ, zeigte jedesmal, wenn man die Hähne Z, N, L verschloß und den Hahn P öffnete die Wassersäule in dem Barometer eine Höhe, welche dem Stande
des Quecksilberbarometers äquivalent war. – Die Prüfung der Dichtheit der
ganzen Röhre wurde durch Wasserdruck mittelst eines Pumpwerkes vorgenommen: bei
einem Drucke von 40–50 Pfd. auf den Quadratzoll, unter welchem das Barometer
durch 10 Stunden erhalten wurde, konnten keine Mängel wahrgenommen werden.
Der Verfasser erwähnt bei dieser Gelegenheit, daß er nach mehrjährigen Beobachtungen
an seinem Wasserbarometer dieselben Erfahrungen zu machen Gelegenheit hatte, welche
seiner Zeit von Daniell durch ein im Local der Royal Society zu Somersethouse aufgestelltes und während
zweier Jahre von 1830–1832 beobachtetes Wasserbarometer constatirt
wurden.Polytechn. Journal Bd. XLVII S.
242. Die hohe Empfindlichkeit zeige sich unter Anderem dadurch, daß die
Wassersäule im Barometer selbst bei ruhigem Luftzustande fortwährend und zwar von 4
1/3–4 1/3 Minuten oscillire, welche Oscillationen übrigens nur mittelst einer Loupe deutlich
wahrgenommen werden können, da sie höchstens 1/30–1/20 eines Zolles betragen;
hingegen sind die Schwankungen des Wasserbarometers während eines Gewitters den
einzelnen Phasen des letzteren entsprechend, namentlich wenn dasselbe von starken
Niederschlägen begleitet ist, von sehr beträchtlicher Größe. Den Gang seines
Wasserbarometers während eines starken Gewitters mit Hagel, das am 20. Juli 1859 zu
Birmingham ausbrach und von 3 3/4–4 3/4 Uhr Abends andauerte, hat Bird in seiner Abhandlung graphisch dargestellt. Während
die Curve des Quecksilberbarometers innerhalb dieser Zeit nur sehr geringe
Veränderungen erkennen läßt, zeigt die Curve des Wasserbarometers dabei etwa 6
Wendepunkte, denen Barometerdifferenzen von beiläufig 1 Zoll, 0,9, 0,6, 1,1, 1,3
Zoll etc. entsprechen.
Das hier beschriebene Wasserbarometer unterscheidet sich jedenfalls sehr vortheilhaft
von anderen Instrumenten dieser Art; namentlich sind es die bei der Construction
beobachteten Umstände, welche den Apparat wieder in den gehörigen Zustand zu
versetzen gestatten, wenn derselbe – ohne jedoch dabei eine Beschädigung zu
erfahren – durch irgend welche Einflüsse in Unordnung gerathen sollte. Da der
obere Theil der Vacuum-Röhre gleichsam wie ein Kühlgefäß angeordnet ist, so
ist man im Stande, den Stand des Wasserbarometers unter gewissen Umständen sogar mit
dem Quecksilberbarometer genau zu vergleichen. Wird nämlich in das Zinkgefäß K schmelzendes Eis oder Schnee gebracht, so wird der im
Vacuum enthaltene Wasserdampf condensirt und in Wasser, welches die Temperatur des
Thaupunktes hat, verwandelt; unter diesen Umständen wird also der Barometerstand mit
dem des Quecksilberbarometers vergleichbar seyn. Exacte Correctionen aber läßt auch
das Bird'sche Wasserbarometer nicht zu, da es mit großen
Schwierigkeiten verbunden ist, den Einfluß der Capillarität, der sehr
ungleichartigen Ausdehnung des Wassers bei verschiedenen Temperaturen u.s.w. genau
in Rechnung zu bringen. Es kann aber nicht in Abrede gestellt werden, daß wenn man
einen passenden Raum zur Aufstellung eines derartigen Wasserbarometers zur Verfügung
hat, in welchem dasselbe gegen alle nachtheiligen Einflüsse und namentlich gegen das
Gefrieren des Wassers geschützt bleibt, ein Apparat dieser Art für die Zwecke der
praktischen Meteorologie große Wichtigkeit erlangen kann. – Ob es nicht als
vortheilhaft erscheint, anstatt des reinen Wassers für ein Wasserbarometer verdünnte
Schwefelsäure in Anwendung zu bringen, wie dieß bei einem von Henry im Jahre 1857 construirten Barometer der Fall war (siehe
Fortschritte der Physik, Bd. XIII S. 503) kann hier nicht entschieden werden, da über die
Brauchbarkeit des Henry'schen Wasserbarometers keine
weiteren Erfahrungen bekannt geworden sind.