Titel: | Saug- und Druckpumpe von Ed. Antonissen. |
Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. XCII., S. 336 |
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XCII.
Saug- und Druckpumpe von Ed. Antonissen.
Aus Armengaud's Génie industriel, März 1866, S.
135.
Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
Antonissen's Saug- und Druckpumpe.
Bei Antonissen's Pumpe steht der Pumpenstiefel mit zwei
Windkesseln in Verbindung, von denen der eine sich senkrecht über demselben, der
andere ebenso unter demselben befindet. Dieses Pumpensystem ist für Brunnen von
großer Tiefe, welche nämlich über zehn Meter beträgt, bestimmt, aber auch bei
Saug- und Druckpumpen anwendbar.
Fig. 1 zeigt
den Apparat, welcher in dem Brunnen in einer gewissen Höhe über dem mittleren
Wasserstande angebracht wird. Derselbe besteht aus drei Hauptbestandtheilen,
nämlich: dem unteren oder Saug-Windkessel A, dem
oberen oder Druck-Windkessel B und dem
Pumpenstiefel C, in welchem sich der Kolben bewegt. Die
beiden Windkessel sind in ihrem Inneren mit Rohren versehen, die in das Wasser
eintauchen.
Der untere Windkessel A ist ein Saugbehälter, weil die
Luft, nachdem sie durch die Einwirkung des Pumpenkolbens verdünnt worden ist, ihr
Gleichgewicht wieder zu gewinnen sucht und das Wasser anzieht, so daß dasselbe
ebenso wie in Folge der ansaugenden Wirkung eines Kolbens in die Höhe steigt. Der
obere Windkessel B ist ein Druckbehälter, weil das in
ihm befindliche Wasser, welches von dem durch den Kolben gehobenen Wasser comprimirt
wird, auf letzteres drückt und es zwingt, in dem eintauchenden Rohre E und dem Steigrohre F in
die Höhe zu steigen, sobald der Kolben wieder niedergeht.
Durch die combinirte Wirkung der beiden Windkessel steigt, so lange der Kolben in
Bewegung ist, die zu hebende Wassersäule sowohl in dem Saug- als in dem
Druckrohre ununterbrochen in die Höhe.
Der untere Windkessel A verhütet vermöge der Elasticität
der in ihm enthaltenen und auf die Wassersäule drückenden Luft den Stoß des Wassers
in dem Saugrohre, welcher gewöhnlich durch das plötzliche Schließen des Ventils
verursacht wird, wenn die zu hebende Wassersäule zu groß oder das Saugrohr nicht
weit genug ist.
Am Eingange in den Druck-Windkessel B ist ein
Ventil D angebracht, welches an der Kolbenstange
auf- und niedergeht und je nach der Bewegung des Kolbens verhindert, daß die comprimirte
Luft und das Gewicht der Wassersäule den Kolben belasten; damit dieses Ventil nicht
zu weit in die Höhe steigen und so die Mündung des mit dem Steigrohr F verbundenen Rohres E
schließen kann, wird zur Begrenzung seiner Hubhöhe ein nach innen vorspringender
Ring O auf drei oder vier Stützchen S befestigt.
Das von dem Kolben P aus dem Pumpenstiefel in den oberen
Windkessel B gedrückte Wasser comprimirt die in dem
oberen Theile dieses Kessels befindliche Luft; sobald nun der Kolben wieder
niedergeht, schließt sich das Ventil D und die
comprimirte Luft, welche auf das Wasser drückt, zwingt dasselbe zum Aufsteigen in
das Rohr E und aus diesem in das Steigrohr F.
In Brunnen von sehr großer Tiefe bringt der Erfinder in Entfernungen von 5 bis 6
Meter über einander Pumpenstiefel mit je einem Saug-Windkessel an; da nun die
Kolbenstange nothwendiger Weise bis zu dem Kolben im untersten Pumpenstiefel
herabreichen muß, so geht sie durch die oberen Kolben und durch die an den oberen
Enden der Pumpenstiefel angebrachten Ventile hindurch, und zwar bei letzteren ganz
in derselben Weise wie es bei dem Druck-Windkessel (in der Figur bei D) der Fall ist; die Ventile der Kolben sind dagegen nur
ringförmige Scheiben.
Dieses System läßt sich, wie erwähnt, auch auf Saug- und Druckpumpen anwenden.
Zu diesem Zwecke schließt man die obere Oeffnung des Rohres E in dem Druck-Windkessel durch eine Stopfbüchse, durch welche die
Kolbenstange hindurchgeht und in dem unteren Ende bringt man eine Oeffnung an, in
die man das Steigrohr mittelst eines Verbindungsrohres befestigt. Die so construirte
Pumpe kann zu dreierlei Zwecken benutzt werden, nämlich: 1) als Druckpumpe, um das
Wasser in einen Behälter zu pumpen; 2) als Pumpe zum Bespritzen oder als
feststehende Feuerspritze; in diesem Falle ersetzt man das Steigrohr durch einen
biegsamen Schlauch mit Mundstück; 3) als einfache Saugpumpe, wobei es sich dann
empfiehlt, in dem unteren Theile des Windkessels A
mittelst eines Verbindungsstückes eine Abflußöffnung anzubringen, um den Druck der
Luft in dem Windkessel zu beseitigen.