Titel: | Ueber die Auslegung unterseeischer Telegraphen-Kabel; von Admiral Paris. |
Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. CXXII., S. 433 |
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CXXII.
Ueber die Auslegung unterseeischer
Telegraphen-Kabel; von Admiral Paris.
Aus den Comptes rendus, t. LXII p. 284; Februar
1866.
Paris, über Auslegung unterseeischer
Telegraphen-Kabel.
Die Versenkung von elektrischen Kabeln auf große Tiefen ist durch die einzelnen,
dabei vorkommenden Operationen mit so vielerlei praktischen Schwierigkeiten
verbunden, daß jeder Beitrag, durch welchen der Einfluß einzelner Zufälligkeiten
vermindert werden kann, von Nutzen seyn muß, um nicht noch mehr Millionen in
zweckloser Weise in den Ocean zu versenken. Einer der wesentlichsten Uebelstände
besteht in der Raschheit, womit der Kabeldraht sich bei Versenkung nach bedeutender
Tiefe des Meeres von der Trommel abwickelt. Geringe Verletzungen, welche bei dieser Operation
auftreten, können, ohne wahrgenommen zu werden, ausreichen, um bei der Ankunft auf
dem Meeresboden einen Bruch zu veranlassen, durch welchen die Communication
aufgehoben wird. Es erscheint daher als nothwendig, daß das Kabel das Schiff mit
einer gemäßigten Geschwindigkeit verlasse, und da eine derartige Verringerung der
Geschwindigkeit nur durch Anwendung von mechanischen Hindernissen und
Bremsvorrichtungen erlangt werden kann, so ist auch hierbei die Erzeugung von
gefährlichen Pressungen oder schädlichen Zugbewegungen unvermeidlich. Um den
beabsichtigten Zweck zu erreichen, muß daher schon von vornherein das Kabel so
angeordnet werden, daß es sich während des Auslegens nur langsam abwickelt und
hierzu ist daher erforderlich, daß sein Gewicht bedeutend vermindert werde; kurz
gesagt, das Kabel muß so angeordnet werden, daß es sich fast wie ein im Wasser
schwimmender Körper verhält, um nur langsam auf den Grund des Meeres fallen zu
können. Da aber die Materialien, aus welchen die submarinen Kabel zusammengesetzt
sind, – Gutta-percha, Kupfer- und Eisendrähte, auch
Hanfumwickelungen – theils fast eben so dicht, großentheils aber weit
schwerer sind als Wasser, so läßt sich jener Zweck nur dadurch erreichen, daß man
das Kabel mit einem beträchtlich leichteren Körper verbindet, der seine Bewegung
verzögert.
Dieses Princip ist es nun, welches von dem Marine-Capitän Roux vor einiger Zeit erdacht worden ist, dem bekanntlich
die Marine schon manche interessante Versuche, namentlich bezüglich des Schutzes des
Kupferbeschlags der Schiffe gegen die zerstörenden Wirkungen durch den Rost zu
verdanken hat. Zu dem in Rede stehenden Zwecke nämlich umwickelt der Erfinder das
Kabel mit einer Lage von Tauwerk, welches im südlichen Frankreich, wo es sehr häufig
zur Benutzung kommt, unter dem Namen „sparterie“ (Mattengeflechte) bekannt ist. Diese Art von
Schnur oder Tau schwimmt immer auf dem Wasser, braucht nicht getheert zu werden und
fault im Wasser nur langsam. Um die sehr verzögerte Abwickelung des Kabels zu
bewerkstelligen, umgibt Roux dasselbe mit einer sehr
dicken Schichte jenes Tauwerkes; es könnte daher höchstens der Umstand beanstandet
werden, daß der Transport des Kabels hierdurch etwas erschwert werde, weil die
Volumenzunahme eine beträchtliche ist.
Die sehr einfache Idee von Roux könnte vielleicht Manchem
für die submarine Telegraphie als zu geringfügig erscheinen; die von ihm
angestellten Versuche aber machen es wünschenswerth, daß man von jener Idee in
großem Maaßstabe Anwendung mache, da sich günstige Erfolge von derselben erwarten
lassen.