Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. , S. 402 |
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Miscellen.
Miscellen.
Das amerikanische Kuppelschiff
„Monadnock.“
Der Moniteur de la flotte gibt nach amerikanischen
Blättern eine Beschreibung des gepanzerten Kuppelschiffs
„Monadnock,“ das auf einer Fahrt von New-York nach
dem stillen Weltmeer einen, resp. 3 Tage früher als die es begleitenden
Schraubenfregatten „Tuscarora“ und
„Powhattan“ in Rio Janeiro eingetroffen ist. Die
durchschnittliche Geschwindigkeit der Fahrt von Bahia nach Rio stellte sich auf 7,02
Faden, der Kohlenverbrauch während einer Heizungszeit von 4 Tagen 9 Stunden 8
Minuten auf 116 Tonnen 6 Ctr. 23 Pfd. (oder 101,920 Kilogramme). Die Maschinen waren
bei der Ankunft in Rio noch in gutem Zustande, müssen aber besichtigt und
stellenweise einer leichten Reparatur, die mit den am Bord befindlichen Hülfsmitteln
vorgenommen werden kann, unterzogen werden. Der Rumpf des
„Monadnock“ ragt nicht über 18 Zoll über das Wasser hervor.
Sobald zum Gefecht klar gemacht wird, verschwinden die Brüstung, die über den
Kuppeln angebrachten Steuerhäuschen, die sie in Verbindung setzende Gallerie, die
Boote, Ketten, Ventilatoren etc. im Innern, die Luken schließen sich, und man sieht
nur noch die zwei Kuppeln über das glatte Deck hervorragen, das mit einer Eisendecke
von 1 und einer Holzwand von 8 Zoll Dicke bekleidet ist. Die Seitenwände des
Schiffes tragen einen Eisenpanzer von 5 Zoll Dicke, der auf einer 36zölligen
Holzwand sitzt. Die beiden Kuppeln bestehen aus 10 1/2zolligen Eisenplatten und sind jede mit
Kanonen im Gewichte von 19,584 Kilogr. versehen, die mit einer Mittelladung von
22,67 Kilogr. Pulver Geschosse von 182 Kilogr. Gewicht schleudern. Der Durchmesser
der Seele beträgt 38 Centim., der Durchmesser der Geschützöffnung mit Inbegriff des
Randes 1 Met. 21 Centim. Ein kleiner Schiffsjunge kriecht in das Geschütz hinein,
wenn es gereinigt werden soll. Zur Lüftung der inneren Räume sind im Ganzen sechs
Ventilationsmaschinen angebracht. Das Licht dringt durch Oeffnungen von der Größe
einer gewöhnlichen Kanonenkugel ein, die während eines Gefechtes mit schweren
eisernen, von innen festzuschraubenden Deckeln geschlossen werden. Sollte die
Enterung versucht werden, so genügt schon ein Schuß mit einer starken Pulverladung,
um durch den gewaltigen Luftdruck das Deck rein zu fegen. Außerdem kann man
vermittelst einer Maschine Handgranaten aus den Luftlöchern schleudern und aus den
beiden Thürmen ein lebhaftes Musketenfeuer unterhalten. Das Schiff hat 15 Officiere
und 160 Mann an Bord. (Berggeist, 1866, Nr. 33.)
Explosion durch spontane Dampfentwickelung.
Gustav Schmidt, Prof. in Prag, erinnert im 11. Bande des
Civilingenieurs (Heft 5, S. 71 des Notizblattes) daran, daß er schon in seiner
„Theorie der Dampf-Maschinen,“ Freiberg, 1861, S.
170, auf die in dem ausgekochten Zustande des Wassers liegende Gefahr von
Explosionen aufmerksam gemacht habe, gestützt auf den bei Hofrath Eisenlohr in Carlsruhe gesehenen Versuch, daß
„ein in ein Haarröhrchen endender Glaskolben explodirt, wenn in
demselben vollkommen ausgekochtes Wasser vom kalten Zustande aus bei voller Ruhe
erhitzt wird, indem die Dampfbildung bei vielen Molecülen zugleich erfolgt und
nicht durch Vermittelung von Luftblasen eine successive Dampfentwickelung
bewerkstelligt wird.“
Einen zweiten Versuch hatte Schmidt bei Professor Nauck in Riga gesehen und im Notizblatte des technischen
Vereines zu Riga vom Jahre 1863, S. 94 beschrieben. Zwei Glaskolben A und B, von welchen A Wasser enthielt, waren verkorkt und durch ein doppelt
abgebogenes, bis unter den Kort reichendes Glasrohr mit einander verbunden. An
diesem Rohre war der Apparat mittelst Drähten aufgehangen. Von dem Korke des Kolbens
B gieng ein zweites Glasrohr ab, welches sich in
einem 940 Millimeter langen Schenkel abwärts bog, welcher in ein Gefäß C tauchte. In C wurde,
nachdem, durch Erhitzen des Wassers in A zum Kochen, die
Luft aus dem Apparate durch Wasserdampf verdrängt war, Quecksilber gegossen. Als die
Flamme unter A weggenommen und B in ein Gefäß mit kaltem Wasser getaucht war, erfolgte durch die in dem
Condensator B bewirkte Verdichtung von Wasserdampf und
Abnahme der Spannung in A ein heftiges Aufwallen,
während das Quecksilber aus dem Gefäße C wegen der
geringen Spannung der Dämpfe bis auf wenige Zolle unter dem Barometerstand aufstieg.
Unter diesen Verhältnissen wurde nicht gewagt, den Kolben A von Neuem zu erhitzen, weil nach Professor Nauck's Bemerkung alsdann ohne Zweifel eine Explosion stattfinden würde.
Als der Apparat eine Stunde lang kalt gestanden hatte, tauchte Schmidt durch Emporheben des Kühlgefäßes den Condensator B ohne Erschütterung wieder in Wasser, um zu sehen, ob
hierdurch das Wasser in A noch zum Kochen gebracht
werden könne; es war jedoch in A keine Dampfentwickelung
zu bemerken. Plötzlich aber wurde der Apparat aus dem Aufhängehaken geworfen und
fiel, ohne zerbrochen zu seyn, auf den Rand des Kühlgefäßes nieder. Augenscheinlich
war die dem verminderten Drucke entsprechende Dampfbildung nicht sogleich
eingetreten, sondern es stellte sich unter der in vollkommener Ruhe befindlichen
Flüssigkeitshaut ein bedeutender Ueberdruck her, welcher endlich hinreichte, um ein
beträchtliches Stück der Flüssigkeitshaut mit Heftigkeit in den Dampfraum zu
schleudern.
Schon damals hat Schmidt hieraus den Schluß abgeleitet,
daß, um die Explosion des durch Auskochen luftfrei gewordenen Kesselwassers zu
verhindern, die Dampfbildung auf unregelmäßig vertheilte Molecüle zu localisiren
sey, entweder durch die aus dem Wasser aussteigenden Luftblasen, oder durch Bündel
spitziger Körper (Vorschlag von Professor Nauck), oder
durch mechanische Störung der Flüssigkeit. Schließlich bemerkt Schmidt, daß diese Thatsache durch die bekannten Versuche von Dufour (mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CLXXIII S. 266) erst im wahren Lichte
erscheinen. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1866, Bd. X S. 209.)
Die Anzahl der Locomotiven Großbritanniens im Jahre
1864.
Die Zahl der auf den zwölf Hauptbahnen Großbritanniens im Jahre 1864 thätigen
Locomotiven betrug: Caledonian 262, Great Eastern 376, Great Northern 345, Great
Western 697, Lancashire and Yorkshire 398, London and North Western 1187, London and
South Western 207, London Brighton and South Coast 203, Manchester Sheffield and
Lincolnshire 179, Midland 512, North Eastern 663 und South Eastern 214, zusammen
5243 Stück. Für kleinere Bahnen dürfen etwa noch 800 Stück zugerechnet werden, so
daß Ende 1864 Großbritannien ungefähr 6000 Stück arbeitende Locomotiven besaß. (Nach
dem Practical Mechanic's Journal; aus den Verhandlungen
des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1865 S. 178.)
Die Einnahmen und Ausgaben der Eisenbahnen Großbritanniens im
Jahre 1864.
Die Total-Einnahmen für den Verkehr auf den 12,789 englische Meilen langen
Eisenbahnen der vereinigten Königreiche betrugen in dem genannten Jahre 34,015,564
Pfd. Sterl., die Total-Ausgaben für den Betrieb 16,000,308 Pfd. Sterl. oder
47 Proc. Die Netto-Einnahmen betrugen, nach einigen nothwendigen Abzügen,
17,911,239 Pfd. Sterl., was eine Zunahme gegen 1863 von 1,862,308 Pfd. Sterl. ergab.
Von den 12,789 Meilen Bahn kommen auf England und Wales 8890 Meilen, auf Schottland
2105, auf Irland 1794, und betrugen die Uebereinahmen pro Meile resp. 322, 92 und 53 Pfd. Sterl. Die Gesammtzahl der beförderten
Reisenden betrug 229,272,165, wovon 136,301,581 auf die 3. Classe, 65,269,169 auf
die 2. Classe und 27,701,415 auf die erste Classe kommen. Die Total-Einnahme
für die Beförderung von Reisenden betrug 13,915,600 Pfd. Sterl., für Gepäck, Pferde,
Hunde etc. 1,768,440 Pfd. Sterl., für Güter 18,331,524 Pfd. Sterl. In den Ausgaben
treten auf 2,997,121 Pfd. St. oder 18,73 Proc. für Unterhaltung der Bahnen und
Bauten, 4,474,292 Pfd. Sterl. oder 27,96 Proc. für den Betrieb der Locomotiven und
der stehenden Dampfmaschinen, 1,416,341 Pfd. Sterl. oder 8,86 Proc. für
Ausbesserungen und Erneuerung der Fahrzeuge, 4,546,589 Pfd. Sterl. oder 28,42 Proc.
für Straßenfuhrwerk, 633,820 Pfd. St. oder 3,96 Proc. für Taxen, 430,865 Pfd. Sterl.
oder 2,69 Proc. für Regierungs-Abgaben, 165,665 Pfd. Sterl. oder 0,86 Proc.
an Entschädigungen für körperliche Verletzungen, 117,400 Pfd. Sterl. oder 0,73 Proc.
an Entschädigungen für beschädigte und verlorene Güter, 224,959 Pfd. Sterl. oder
1,40 Proc. für Gerichts- und ähnliche Kosten, und endlich 1,023,226 Pfd.
Sterl. oder 6,39 Proc. für kleinere im Vorhergenannten nicht eingeschlossene
Ausgaben, was alles zusammen den oben aufgeführten Betrag von 16,000,308 Pfd. Sterl.
ausmacht. Das Gesammt-Capital für Eisenbahnen betrug am 31. Dezember 1864 für
England und Wales 352,855,395 Pfd. St., für Schottland 47,736,564 Pfd. Sterl., für
Irland 24,891,479 Pfd. Sterl., zusammen 425,483,438 Pfd. Sterl. oder nahe 2,838
Millionen Thaler. (Nach dem Practical Mechanic's
Journal; aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfleißes in Preußen, 1865 S. 177.)
Anwendung der comprimirten Luft zur Förderung in
Bergwerken.
Auf der Grube Sars-Longchamps bei la
Louvière im belgischen Districte Charleroi ist seit Anfang Februar 1865 eine
Förderung mit comprimirter Luft im Betriebe, die als die erste, welche auf den Gruben des Continents eingerichtet ist, einer
besonderen Erwähnung verdient. In der preuß. Zeitschrift für Berg-,
Hütten- und Salinenwesen (XIII. Bd. 4. Liefg.) schreibt Hr. R. Bluhme zu Saarbrücken darüber wie folgt:
Zur Compression der Luft dient eine liegende Dampfmaschine von 0,9 Meter (= 34,4
Zoll) Kolbendurchmesser und 1,5 Meter Kolbenhub, die also bei 3 Atmosphären
Dampfdruck und circa 25 Umgängen einer Nutzleistung von
105 Pferden entspricht.
Dieselbe ist mit verstellbarer Expansion bis auf 4/5 des Kolbenhubes versehen. Auf
der Welle des Krummzapfens sitzt ein starkes Schwungrad und am anderen Ende ein
zweiter Krummzapfen von gleicher Hublänge, welcher den Kolben des Luftcylinders
bewegt. Man hat diese Stellung mit Recht der directen Verbindung des Dampfkolbens
und des Luftkolbens vorgezogen, da bei der starken Expansion, mit der der
Dampfcylinder arbeiten soll, die Krummzapfen so gestellt werden konnten, daß der
größten Leistung des frisch eintretenden Dampfes auch die größte Leistung im
Luftcylinder entspricht, was bei directer Verbindung der Kolben nicht der Fall seyn
würde. Der Luftcylinder hat nur 0,65 Met. (= 25 Zoll) Durchmesser, ist also
bedeutend kleiner, als der Dampfcylinder. Der ganze Cylinder liegt zur Abkühlung in
einem Bassin von Eisenblech, durch welches fortwährend Wasser circulirt. Es ist zu
diesem Zwecke mit dem hinteren Ende der Leitungsstange des Kolbens eine Pumpe in der
Art verbunden, daß sie während des Betriebes Wasser in ein höher gelegenes eisernes
Reservoir pumpt, aus welchem dasselbe jenem Bassin zu- und dann in das untere
abfließt, so daß ein fortwährender Kreislauf stattfindet. Bei dem Gange von 25 bis
30 Umdrehungen per Minute erhitzte sich die Luft im
Compressionscylinder von 0 Grad der äußeren Temperatur bis auf 38 Grad bei einem
erzielten Luftdrucke von 3 1/2 bis 4 Atmosphären. Es hatte hiernach keine Gefahr,
statt der Metallklappen oder Metallventile, wie sie bei den englischen
Compressionsmaschinen angewendet sind, Klappen von Gutta-percha anzuwenden.
Zum Eintritt der Luft enthält jeder Cylinderdeckel 14 nahe zusammenliegende
Oeffnungen von 50 Millim. auf 25 Millim. Querschnitt, die durch eine
gemeinschaftliche Gutta-percha-Klappe von 380 Millim. auf 260 Millim.
bedeckt werden. Der Austritt der Luft in die Windleitung erfolgt oben auf dem
Cylinder durch je 9 schmale Oeffnungen von 100 Millim. auf 25 Millim., die durch
eine Gutta-percha-Klappe von 425 Mill. auf 235 Millim. bedeckt werden.
Die comprimirte Luft geht zunächst in einen Sammler aus Eisenblech und von da durch
gußeiserne Röhren in den Schacht. Die Dichtung der Röhren erfolgt durch Gummiringe
und einfache Flantschenverbindung. Die lichte Weite der Hauptleitung beträgt 120
Millim. (= 4 6/8 Zoll) bei 15 Millim. Eisenstärke. Die Nebenleitungen haben 85
Millim. Röhrenweite bei 13 Millim. Eisenstärke. Die Leitung gieng 240 Met. saiger im
Schachte hinab, und dann noch 812 Met. in söhligen und einfallenden Strecken, so daß
die ganze Länge bis zur ersten Arbeitsmaschine 1052 Met. beträgt. Man schätzte den
Druckhöhenverlust auf diese Länge nur auf 1/4 Atmosphäre; doch hat man hierüber noch
keine Erfahrungen, indem außer dem Verlust an den Dichtungsstellen der
Druckhöhenverlust in dem Reibungsverluste beruht, welcher hier von dem
Luftverbrauche, d.h. von der Geschwindigkeit der Luft in den Röhren abhängen wird.
Es war jedoch bisher nur eine Arbeitsmaschine von 8 Pferdekräften in Betrieb, so daß
natürlich der Luftverbrauch nur ein sehr geringer war. Die Compressionsmaschine
gieng daher jetzt auch höchstens mit 8 bis 10 Hüben und wurde die Luft auf kaum 2
1/2 Atmosphären comprimirt. Man schlug selbst den ganzen Nutzeffect der Anlage nicht
höher als 0,25 an, doch war die Einrichtung in der Grube so projectirt, daß man, mit
Rücksicht auf die Unterbrechungen im Gange der einzelnen Fördermaschinen, über 30
bis 40 Pferdekräfte verfügen konnte. Es sollen nämlich 4 Fördermaschinen über
einfallenden Strecken aufgestellt werden, die bei circa
18 Grad Einfallen bis auf 150 Met. erlängt werden. Außerdem soll eine horizontale
Seilmaschine die Förderung auf circa 850 Met. Länge bis
zum Förderschachte besorgen.
Bisher ist, wie bereits erwähnt, nur die erste der Fördermaschinen im Gange, welche
zur Förderung beim Abteufen der einfallenden Strecke und zur gleichzeitigen
Wasserhaltung benutzt wurde. Es war eine einfache kleine liegende Maschine mit
Schiebersteuerung, die nichts besonders Erwähnenswerthes darbietet.
Die ganze bisherige Anlage (ohne die Dampfkessel) hat einen Kostenaufwand von 65,000
Fr. (= 17,333 Thlr.) verursacht. Darin sind enthalten die Compressionsmaschine mit
18,000 Fr., 2 kleine Fördermaschinen mit 6000 Fr., so daß bei weitem der größte
Theil der Kosten auf die gußeiserne Luftleitung von 1052 Met. Länge fällt.
Die Luftmaschinen werden immer nur ein unvollkommener Ersatz der directen Dampfkraft
seyn. Bei dem unterirdischen Maschinenbetriebe treten
aber so viele Verhältnisse ein, welche den Dampfmaschinenanlagen entgegenstehen,
daß, so lange keine bessere Auskunft erfunden ist, die Luftmaschinen sehr große
Vorzüge bieten werden. Es wird sich bei dem unterirdischen Maschinenbetriebe für die
Folge viel mehr um Vertheilung geringer Maschinenkräfte auf verschiedene
Stellen, namentlich um leichte Verlegung des Arbeitspunktes, als um eine große Maschinenanlage handeln. Treten namentlich die
kleinen Bohrmaschinen und Schrämmaschinen hinzu, wo also eine tägliche Verschiebung
stattfindet, so sind nur noch diese Luftmaschinen anwendbar. Die gute Ventilation,
welche dadurch am Arbeitspunkte selbst erzielt wird, ist ebenfalls sehr hoch
anzuschlagen. (Berggeist, 1866, Nr. 38.)
Anwendung von Schießbaumwolle in amerikanischen Gruben.
In den Gruben von Californien und Nevada wird jetzt ganz allgemein Schießbaumwolle
aus der Fabrik von Prentice in Stowmarket angewendet und
man ist mit den durch dieselbe erzielten Leistungen sehr zufrieden. In den
Neu-Almadener Quecksilbergruben werden große Massen dieses explosiven
Präparates verbraucht. Nach einer Mittheilung des Oberingenieurs dieser Werke, C. E.
Hawley, besteht das dortige Ganggestein aus sehr
hartem Dolomit oder dolomitischem Kalkstein, in welchem das Auffahren gewöhnlicher
Strecken von 6 Fuß Höhe und 5 Fuß Breite an manchen Stellen auf dreißig Dollars
per laufenden Fuß zu stehen kommt, während an anderen
Abbaupunkten das Gestein theilweise zersetzt und leicht zu bearbeiten ist. Zum
großen Erstaunen des Berichterstatters wendeten die in solchem milden Gestein vor
Ort liegenden Häuer vorzugsweise vor allen ihren anderen Cameraden gern
Schießbaumwolle zur Bohr- und Schießarbeit an. Er ist der Ansicht, daß die
für den Bergmann werthvollste Eigenschaft des Präparates die ist, keinen Rauch zu
erzeugen. Das Streichen der Lagerstätte ist sehr unregelmäßig, und die Baue haben
sehr bedeutende Ausdehnung; eine gute, kräftige Wetterführung ist deßhalb nicht an
allen Abbaupunkten zu erzielen, und gerade an den reichsten derselben findet jetzt
ein solcher Wettermangel statt, daß die Arbeit bei Anwendung von Pulver eingestellt
werden mußte. Die Eigenschaft der Schießbaumwolle, keinen Rauch zu erzeugen, erlaubt
die Anwendung dieser Substanz innerhalb gewisser Schranken, ungeachtet ihres gegen
den des Pulvers sehr bedeutenden Preises. – Im Nevada-City-Districte, sowie in Calveras ist man für das
Pyroxylin gleich günstig gestimmt und Hawley steht nicht
an, die Behauptung auszusprechen, daß die Anwendung dieses Körpers zu bergmännischen
Zwecken in den pacifischen Staaten bald allgemein werden wird. (American Gaslight Journal).
H.
Ueber die Schädlichkeit des Nitroglycerins (Nobel'schen Sprengöls).
In der Zeitschrift für praktische Heilkunde und Medicinalwesen von Dr. B. Schuchardt, 1866, Heft
1 (Hannover bei Carl Rümpler), findet sich ein Artikel
über die schädlichen Wirkungen, welche das Nitroglycerin auf Menschen und Thiere
ausübt. Bei höheren Thieren wirkte dasselbe vorzugsweise auf die Hirnthätigkeit und
führte je nach der Größe der Gabe deren Tod herbei. Um die Wirkung des Stoffes an
sich zu studieren, nahm der Verfasser Vormittags 10 Uhr 1 Tropfen; 5 Minuten später
stellte sich ein ziemlich starker Schwindel mit Schwäche im Sehvermögen, darauf
Kopfschmerz in der Stirngegend mit Klopfen in den Schläfen, Mattigkeit und
Schläfrigkeit, stark aromatischer Geschmack im Munde mit brennendem Gefühl im
Schlunde und Schmerz in der Cardia ein. Eine Stunde nachher bekam derselbe aus
Unvorsichtigkeit, indem er mittelst eines kleinen Rohres Nitroglycerin aus einer
Flasche herausnehmen wollte, eine nicht unbedeutende Menge in den Schlund. Obgleich
dasselbe ausgespieen und der Mund mit Alkohol ausgespült wurde, so empfand der
Verfasser dennoch bald darauf eine Zunahme der oben angegebenen Symptome, so daß er
sich in's Bett legen mußte. Hier fiel er in einen halb bewußtlosen Zustand, der
einige Stunden dauerte, und einen sehr heftigen klopfenden Kopfschmerz mit
Empfindlichkeit gegen Licht, Schwindel und Zittern im ganzen Körper hinterließ. Die
Temperatur war anfangs erhöht, es war ein Gefühl von Wärme über den ganzen Körper
nebst vermehrter Pulsfrequenz, später ein Kältegefühl bemerkbar; ferner war eine
brennende Empfindung in der Cardialgegend, Uebelkeit, aber kein Erbrechen vorhanden.
Am folgenden Tage war jedes Vergiftungssymptom verschwunden. Keine Spur von Krämpfen
zeigte sich.
Durch directe Application bewirkt das Nitroglycerin keine Symptome, es muß absorbirt
werden und in's Blut übergehen, um zu wirken, was darauf deutet, daß seine giftige
Wirkung durch ein Zersetzungsproduct desselben bedingt werde. Vielleicht wird daraus
im Blute Stickstoffoxydul frei gemacht. Da das Sprengöl eine bedeutende Fähigkeit
hat, das organische Gewebe zu durchdringen, so erklärt sich der Umstand, daß mit
diesem Stoffe umgehende Arbeiter leicht Kopfschmerzen bekommen, durch eine
Resorption von der Haut, da das Nitroglycerin nicht verdampft, also eine Einwirkung
durch die Lungen nicht stattfinden kann.
Da die Vorzüglichkeit dieses Stoffes als Sprengmittel hinreichend bewiesen ist, so
wird es wohl in kurzer Zeit eine ausgebreitete Anwendung finden. Dann wird die Frage
entstehen, ob nicht die giftigen Eigenschaften so bedeutend sind, um seine Benutzung
zu verbieten. Der Verfasser glaubt, daß nach seinen Untersuchungen kein Grund
vorhanden ist, dagegen einzuschreiten. Versuche an Thieren haben bewiesen, daß erst
in verhältnißmäßig großen Dosen der Tod erfolgt; bei Menschen bringt es zwar selbst
in geringen Mengen deutliche Vergiftungssymptome hervor, aber selbst nach
einigermaßen großen Gaben treten diese doch in keinem beunruhigenden Grade auf,
jedenfalls nicht in solcher Weise, daß das Leben gefährdet wird. Der Verfasser hat
an 100 Tropfen in den Mund bekommen und mindestens 10 Tropfen etwa hinabgeschluckt.
Die Symptome traten allerdings heftig auf, jedoch war derselbe keinen Augenblick für
sein Leben besorgt. Wir wenden zum technischen Gebrauch Gifte an, die weit
gefährlicher sind, z.B. Phosphor, Cyankalium, Sublimat etc. Jedoch müssen beim
Verkaufe und bei der Bereitung Vorsichtsmaßregeln in Betreff der Schädlichkeit des
Stoffes angewandt werden. Der Verkauf des Sprengöls muß controlirt, nur
zuverlässigen Leuten anvertraut werden, welche verpflichtet sind, die Käufer zu
controliren. Ferner müssen die Arbeiter über die Gefährlichkeit des Stoffes belehrt
werden, so daß sie nicht durch fahrlässigen Umgang mit demselben sich selbst Schaden
zufügen. Auf diese Weise würde sich das Sprengöl wohl kaum schädlicher zeigen, als
alle anderen zu technischem Gebrauche angewandten Gifte.
Verfahren zur Darstellung von chlorfreiem
einfach-chromsaurem Kali; von V. Kletzinsky.
Schmilzt man 125 Theile reines chlorfreies doppelt-chromsaures Kali mit 100
Theilen chlorfreiem Kalisalpeter bei allmählich gesteigerter Hitze bis zum klaren
ruhigen Feuerflusse zusammen, so erhält man 170 Theile einer citronengelben
Salzschlacke, welche reines einfach-chromsaures Kali ohne Spur von
Salpetersäure darstellt; bei dem Umstande, daß für die Mohr'sche Titrirung des Chlors das chlorfreie einfach-chromsaure
Kali als Indicator unentbehrlich ist, bei dem Umstande ferner, daß der Bezug
chlorfreier doppelt-chromsaurer und salpetersaurer Kalisalze aus dem
Materialhandel ebenso leicht als der Bezug chlorfreier ätzender oder kohlensaurer
Alkalien schwierig ist, dürfte diese einfache Bereitung des chlorfreien
einfach-chromsauren Kalis um so erwünschter seyn, als sie ein völlig
neutrales Product liefert, das keine überschüssigen kohlensauren Alkalien enthält.
(Aus des Verfassers: „Mittheilungen aus dem Gebiete der reinen und
angewandten Chemie.“ Wien 1865.)
Ueber krystallisirte Chromsäure.
Die auf bekannte Art dargestellte krystallisirte Chromsäure gilt meist als Anhydrid,
nach Pelouze und Fremy aber
ist sie wasserhaltig und Naquet glaubt das Anhydrid der
Chromsäure sey unbekannt.
C. Rammelsberg (Poggendorff's
Annalen, 1866, Bd. CXXVII S. 492) hat die Frage durch die Analyse entschieden und
gefunden, daß die gewöhnliche Chromsäure das Anhydrid CrO³ ist.
Ueber die Bestimmung des Schwefels in Mineralwässern, von F.
Maxwell Lyte.
Bei der Untersuchung eines Mineralwassers, welches die seltene Mischung von
schwefelsaurem Eisenoxydul mit Schwefelwasserstoffgas enthält, stieß ich bei
Anwendung der gewöhnlichen Methoden zur Bestimmung des Schwefelwasserstoffes auf
große Schwierigkeiten. Die Bestimmung mit Silber konnte
wegen der reducirenden Wirkung des schwefelsauren Eisenoxyduls nicht angewendet
werden; Dupasquier's Verfahren war aus demselben Grunde
unsicher; überdieß nahm die Flüssigkeit bei gelindem Erhitzen die störende rothe
Färbung an, welche aufzutreten pflegt, sobald man Wärme anwenden muß und die zu
prüfende Lösung sauer ist. Arsen war wegen der
vorhandenen geringen Schwefelmenge nicht anwendbar. Endlich gelang es mir, die
nachstehende einfache Bestimmungsmethode aufzufinden.
Ich stellte schwefelsaures Bleioxyd durch Fällung der kochenden Lösung eines
Bleisalzes dar, wusch es sorgfältig mit kochendem destillirtem Wasser aus und setzte
von dem frischen, noch feuchten Präparat nach und nach kleine Portionen dem zu
untersuchenden Mineralwasser zu, bis sich die anfänglich bräunlich schwarze Farbe
des Niederschlages in ein entschiedenes Grau umgewandelt hatte, ein Beweis, daß
sämmtlicher Schwefelwasserstoff aus der Lösung entfernt und noch überschüssiges
unzersetztes Bleisalz zugegen war. Die Flüssigkeit wurde nun von dem sich leicht
absetzenden Niederschlage decantirt, und letzterer rasch auf einem Filtrum mit
kochendem destillirtem Wasser, dann mit einer heißen Lösung von essigsaurem Ammoniak
ausgewaschen, bis das Waschwasser durch Zusatz einer Schwefelkalilösung oder durch
Schwefelwasserstoff sich nicht mehr färbte. Dann ward das Filter vorsichtig
verbrannt und das Schwefelblei durch etwas Salpetersäure oxydirt; hernach wurde
letzteres mit etwas Schwefelsäure eingedampft, bis sich dicke Dämpfe der letzteren
zu entwickeln anfiengen. Als nun mit Wasser verdünnt ward, schied sich ein weißer
Niederschlag von schwefelsaurem Bleioxyd aus, welcher durch Decantiren abgeschieden
und gewogen wurde; aus dem Gewichte desselben konnte der Schwefelwasserstoffgehalt
des untersuchten Wassers berechnet werden. (Chemical News,
vol. XII p. 308; December 1865.)
Darstellung der Apfelessenz, nach S. Piesse.
Die Apfelessenz oder das Apfelöl ist die alkoholische Lösung von valeriansaurem
Amyloxyd. Zuweilen wird dieses Präparat durch Destillation von Kartoffelfuselöl mit
Schwefelsäure und zweifach-chromsaurem Kali dargestellt; auf diesem Wege
erhält man jedoch nur ein Gemisch von sehr wenig Apfelöl und sehr viel
Amylalkohol.
Man verfährt besser, wenn man zuerst Valeriansäure darstellt, und zwar auf folgende
Weise: Man vermische 1 Th. Kartoffelfuselöl ganz allmählich mit 3 Th. Schwefelsäure
und 1 Th. Wasser; dann setze man zu 2 1/2 Th. fein geriebenem
zweifach-chromsaurem Kali 4 1/2 Th. Wasser, vermische beide Flüssigkeiten und
destillire sie so, daß das Kochen in der Retorte nicht unterbrochen wird. Das
erhaltene Destillat neutralisire man mit reinem kohlensaurem Natron und bringe das
erhaltene valeriansaure Natron zum Krystallisiren.
Alsdann vermische und 1 Gewichtstheil Kartoffelfuselöl auf das Sorgfältigste mit dem
gleichen Gewichte Schwefelsäure, setze 1 1/2 Gewth. von dem gut getrockneten
valeriansauren Natron hinzu und erwärme das Ganze gelinde im Wasserbade. Auf Zusatz
von Wasser scheidet sich der entstandene Aether ab und kann hernach nochmals
gereinigt werden. Dieser Valeroamyläther gibt, mit seinem fünf- bis
sechsfachen Volum Alkohol versetzt, die so angenehm duftende Apfelessenz. (Septimus
Pièsse, des Odeurs,
des Parfums et des Cosmétiques).
H.