Titel: | Neue Waage, von J. P. Joule. |
Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. X., S. 15 |
Download: | XML |
X.
Neue Waage, von J. P. Joule.
Aus der Chemical News, April 1866, S.
175.
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Joule's Waage.
In der Sitzung der Philosophical Society zu Manchester
vom 20. März d. J. zeigte Dr. Joule eine Waage vor, die er nach dem Principe von Prof. Thomson construiren ließ, und welcher er sich schon seit
längerer Zeit bei seinen Arbeiten bediente. In Fig. 25 ist die
Einrichtung dieser Waage schematisch dargestellt. Der Waagbalken trägt bei b ein Bleigewicht, das an dem angedeuteten Ende
eingelassen ist und welches dem ganzen Systeme, woraus die Waage besteht, nebst den
zugehörigen Belastungen, das Gleichgewicht zu halten hat. Derselbe wird von einem Drahte a, a getragen, der zu diesem Zwecke längs der Wände des
Kastens, worin die Waage eingeschlossen ist, festgespannt wird und in der Art um den
Waagbalken geführt ist, daß mittelst desselben die Waage a',
a' aufgehängt ist. Mittelst kreuzförmig angeordneter Querstücke, die
einerseits durch Seidenfäden c, c unter sich verbunden
sind, andererseits mittelst Seidenfäden c', c' die
eigentliche Waage tragen, ist ein gleicharmiges Hebel- und
Aufhängungs-System (Gimbal'sches System) gebildet,
das der Waage eine derartige Suspension darbietet, daß durch irgend eine Veränderung
der Lage der Gewichte die Torsion des Drahtsystemes nicht alterirt wird. Unter
gewöhnlichen Umständen, d.h. wenn die Waage nicht benutzt wird, liegt auf der Brücke
d ein Gegengewicht von bekannter Größe, das dem
Gewichte bei b, sowie dem Gewichte des Waagbalkens das
Gleichgewicht zu halten hat, und bei welchem die Waage also einspielt. Soll irgend
ein Gegenstand gewogen werden, so hat man dieses Gegengewicht herauszunehmen, den zu
wiegenden Gegenstand auf die Brücke s zu legen und auf
die Brücke d so viel Gewicht als Tara zu bringen, bis
die Waage wieder einspielt; das Gewicht dieser Tara, von dem vorher genannten und
bekannten Gegengewichte abgezogen, gibt sohin das Gewicht des zu wägenden Körpers.
Die obere Achse des Waagbalkens ist mit einem Zeiger versehen, welcher geringe
Gewichtsunterschiede als Zunge noch anzuzeigen hat. An demselben ist außerdem ein
kleines cylindrisches Gefäß angebracht, in welches Schrotkörner oder Sand gebracht
werden, um je nach Bedürfniß die Empfindlichkeit der Waage zu vergrößern. Mit der
von Joule vorgezeigten Waage konnte man noch Gewichte bis
zu 3000 Grains auf ein Hundertel eines Grain genau bestimmen.
Dasselbe Princip hat Joule zur Construction eines
Galvanometers zur Messung von elektrischen Strömen nach absolutem Maaße benutzt. Bei
diesem Instrumente ist eine flache Spirale mittelst Kupferdrähten so suspendirt, daß
sie zwischen zwei festen ebenen Spiralen penduliren kann, von welchen die eine
anziehend, die andere abstoßend auf dieselbe einwirkt. Diese elektrische Waage soll
eine ungemein große Empfindlichkeit besitzen.