Titel: | Ueber die Wärme-Transmission der Ofenwände; von C. Schinz. |
Autor: | Conrad Schinz |
Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. XXXII., S. 101 |
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XXXII.
Ueber die Wärme-Transmission der
Ofenwände; von C.
Schinz.
Mit einer Abbildung.
Schinz, über die Wärme-Transmission der
Ofenwände.
Die in unseren Oefen für technische und metallurgische Zwecke erzeugte Wärme spaltet
sich bekanntlich in:
a) von der zu erwärmenden Substanz
aufgenommene Wärme (Nutzeffect),
b) von den Ofenwänden an die äußere Luft
transmittirte Wärme,
c) aus dem Ofen evacuirte Wärme.
Kennt man die Temperatur, welche die zu erwärmende Substanz annimmt, und die
specifische Wärme derselben bei der entsprechenden höheren Temperatur, so läßt sich
daraus der Nutzeffect sehr annähernd bestimmen.
Kennt man ferner die mittlere Temperatur, welche im Ofen herrscht, so ergibt sich
daraus auch die evacuirte Wärmemenge, da die Verbrennungsproducte bei ihrer
Abführung aus dem Ofen keine andere Temperatur haben können als die, welche der Ofen
selbst hat.
Die Wärmemenge welche übrig bleibt, wenn man von der producirten die absorbirte und
die evacuirte abzieht, ist diejenige welche durch die Ofenwände an die äußere Luft
transmittirt wird.
Die vorausgesetzte Kenntniß der Ofentemperatur ist aber ohne ein auf die
Thermometer-Scala zurückführbares zuverlässiges Pyrometer unmöglich.
In Ermangelung eines solchen Pyrometers blieb nichts Anderes übrig als einfach die
Bestimmungen anzunehmen, welche durch Metalllegirungen oder durch die specifische
Wärme des Platins von verschiedenen Physikern gemacht wurden und viele Jahre
hindurch allgemeine Geltung behielten.
Obgleich diese Angaben sehr wenig Vertrauen verdienten, so schienen sie doch der
Wahrheit sehr nahe zu kommen, indem man sie durch Berechnung der Transmission nach
der Dulong'schen Formel controllirte, wie dieß in meinen
früheren Aufsätzen:
„pyrometrischer Apparat“ (in diesem Journal Bd. CLXIII S. 321),
„über den Nutzeffect und die Construction von Oefen für metallurgische und
technische Zwecke“ (Bd. CLIX S. 200 u. 282),
„über Schmelzpunkt und Schmelzdauer in Bezug auf
Glasschmelzöfen“ (Bd. CLXIV S. 347)
geschehen ist.
Da aber schon Pouillet's
pyrometrische Versuche und noch mehr diejenigen von Becquerel zeigten, daß alle durch frühere Mittel gemachten
Temperaturbestimmungen für höhere Hitzegrade viel zu hoch sind, so war auch diese
Controlle durch die Dulong'sche Transmissionsformel nicht
mehr als sicherer Anhaltspunkt zu betrachten, um so weniger, da die Ofenwände
bezüglich ihrer Leitungsfähigkeit bei höheren Temperaturen sich anders zu verhalten
schienen als bei der Temperatur von 100° C., bei welcher dieselbe gemessen
und bestimmt wurde.
Diese Unsicherheit in der Bestimmung von Nutzeffect, Transmission und Evacuation
konnte nur durch Herstellung eines zuverlässigen, auf Thermometergrade
zurückführbaren Pyrometers beseitigt werden, daher ich mit vielen Oefen die Lösung
dieser Aufgabe unternahm, welche mir auch schließlich gelungen ist.
Ich fand dabei die Angaben Pouillet's und Becquerel's, daß frühere Temperaturbestimmungen im Allgemeinen viel
zu hoch sind, vollkommen bestätigt. So fand ich z.B. die Temperatur des Glasofens in
Bellelaie, in welchem monatlich 30 Schmelzen und Arbeiten in Fensterglas gemacht
werden, nicht höher als 1218° bis 1245° C., während dieselbe unter der
Controlle der Dulong'schen Transmissionsformel zu
beiläufig 1800° angenommen wurde.
Nach den vielen sorgfältigen und gewissenhaften Controllen, denen ich mein Pyrometer
unterworfen hatte, mußte ich diese Temperaturbestimmung als eine der Wahrheit sehr
nahe kommende betrachten, obgleich die mit Zugrundelegung dieser Temperatur
angestellte Berechnung von Nutzeffect, Transmission und Evacuation ganz ungereimte Resultate gab.
Noch größer wurde die Verlegenheit, über diese Factoren Rechenschaft zu geben,
dadurch, daß ich vermittelst des thermoelektrischen PyrometersPolytechn. Journal Bd. CLXIII S. 321 und Bd. CLXXVII S. 85. auch
die Temperatur der Ofenwandfläche bestimmte und diese Bestimmung darthat, daß die
Leitungsfähigkeit des Ofenwand-Materials keineswegs, wie ich früher
vermuthete, bei höheren Temperaturen sich wesentlich steigert.
Die Unmöglichkeit, die drei Factoren der Wärmeverwendung bei dieser Grundlage in
Uebereinstimmung zu bringen, konnte ihre Ursache nur darin haben, daß die Berechnung
der producirten Wärme eine unrichtige ist, oder darin, daß die Transmissionsformel
von Dulong bei höheren Temperaturen nicht mehr richtig
ist.
Die Berechnung der producirten Wärme beruht auf den von Dulong zuerst bestimmten und dann von Favre und
Silbermann bestätigten Wärme-Aequivalenten,
welche den einfachen und zusammengesetzten brennbaren Körpern zukommen, und diese
Aequivalente stimmen mit ähnlichen Versuchen im Großen, bei denen die gewöhnlichen
Brennstoffe (Holz, Torf, Steinkohlen, Anthracit) zur Anwendung kamen, so nahe
überein, daß die Annahme, die Berechnung sey eine irrige, ganz unstatthaft
erscheint.
Da indeß der Glasofen, dessen Temperatur bestimmt wurde, nicht mit festem, sondern
mit gasförmigem Brennstoff gefeuert wird, so ließe sich der Einwand erheben, daß bei
Gegenwart einer überwiegenden Menge von Kohlenoxyd der vorhandene Wasserstoff
theilweise der Verbrennung entgehen kann, wie man dieß bei eudiometrischen Versuchen
beobachtet. Diesen Einwand können wir aber auf sich beruhen lassen, denn selbst bei
der Annahme, daß aller Wasserstoff der Verbrennung entgehe, würde die
Uebereinstimmung der drei erwähnten Factoren nicht herbeigeführt werden, da in
Bellelaie Holzgas verbrannt wird, dessen Gehalt an Wasserstoff so klein ist, daß die
durch dessen Verbrennung erzeugte Wärme kaum 6 Proc. der entwickelten
Gesammt-Wärmemenge ausmacht.
Ferner ist der Brennstoffconsum der Glasöfen in Bellelaie und die Leistung derselben
überhaupt so bedeutend günstiger als bei Oefen mit directer Feuerung, daß schon
daraus auf eine möglichst vollkommene Verbrennung geschlossen werden muß.
Aus allen diesen Gründen geht hervor, daß die Ursache der Nichtübereinstimmung der drei Factoren durch
Ermittelung der richtigen Ofentemperatur in der Transmission der Ofenwände zu suchen
ist.
Wenn aber die directe Messung der Temperatur der äußeren Ofenwandfläche zeigt, daß
dieselbe mit der Leitungsfähigkeit des Materials und mit der ebenfalls gemessenen
inneren Temperatur sehr nahe übereinstimmt und wir diese
Ofenwandfläche-Temperatur nicht höher als 183° finden, so ist dieselbe
keineswegs höher als diejenige, bei welcher Dulong seine
Versuche anstellte und als diejenige, bei welcher Péclet das Dulong'sche Gesetz bestätigt
fand, denn diese Experimentatoren steigerten die Temperatur, bei der sie operirten,
bis zu 300°. Somit läßt sich nicht annehmen, daß das Dulong'sche Gesetz bei gesteigerter innerer Ofentemperatur nicht mehr
richtig sey.
In der Dulong'schen Formel Smaφ (at – 1) + Lntb ist
bekanntlich φ = der Temperatur der Luft, welche
die Ofenwand bespült, und t = der Differenz dieser
Luft-Temperatur gegen die äußere Ofenwandfläche-Temperatur.
Diese Werthe konnten bei den Versuchen Dulong's genau bestimmt werden, bei einem Ofen aber ist die Annahme
dieser beiden Werthe eine ganz willkürliche.
Die Temperatur der die Ofenwände umgebenden Luft kann gar nicht bestimmt werden, denn
die Schicht welche wirklich mit der Ofenwand in Contact steht, kann eine bedeutend
höhere Temperatur haben als im weiter entfernten Raume herrscht.
Wenn wir aber die Hand in den Luftstrom bringen, der an einer selbst sehr heißen
verticalen Ofenwand emporsteigt, so finden wir, daß die Temperatur dieses Stromes
immerhin noch weit unter 100° ist nehmen wir daher, wie wir früher gethan,
den Werth φ = 20° und dann, als kaum
erreichbares Maximum, zu 100° an, so wird der Werth von t, die Ofenwandfläche zu 183° angenommen, im
einen Falle = 163° und im anderen Falle = 83°; L = 2,21 und S = 3,62 angenommen, wird die
stündlich transmittirte Wärmemenge im ersten Falle = 751,8 Wärme-Einheiten
und im zweiten Falle = 3071,5 W. E. Bei Annahme des zweiten Falles würde also die
Transmission um sehr nahe das Vierfache gesteigert.
Da aber die Kenntniß der wirklichen Ofentemperatur auf eine Transmission führt,
welche zehnmal so groß ist als die für φ =
20° sich berechnende, und da ferner φ in
der Wirklichkeit bedeutend unter 100° ist, so liefert auch diese Bestimmung
der Werthe φ und t
kein Mittel, um eine Uebereinstimmung der drei Factoren der Verwendung der
producirten Wärme herbeizuführen.
Der Umstand, daß bei den Dulong'schen Versuchen die den
erwärmten Körper umgebende Luft an der freien Abströmung gehindert war –
theils dadurch daß jener in einem großen Cylinder eingeschlossen war, der wenigstens
theilweise die Erneuerung der Luft hemmte, theils dadurch daß dieser Cylinder aus
hohlen mit Wasser gefüllten Wänden bestand, welche einen Theil der transmittirten
Wärme aufnahmen – veranlaßte mich schon vor 20 Jahren, durch Versuche den
Einfluß einer an dem Wärme transmittirenden Körper künstlich hervorgebrachten
Luftströmung zu ermitteln; die betreffenden Versuche und deren Resultate habe ich in
meiner „Wärme-Meßkunst“ Seite 223 mitgetheilt. Da aber
diese Versuche zeigten, daß bei niedrigen Temperaturen durch künstliche Luftströmung
die Transmission verhältnißmäßig größer wird als bei höheren Temperaturen, so gab
auch dieses Verhalten keinen Anhaltspunkt, um eine um das Zehnfache gesteigerte
Transmission zu erklären.
Es mußte jedoch eine Lösung dieses eben so unerwarteten als schwierigen Problemes
gesucht werden, denn so lange ein Zusammenstimmen der verschiedenen Factoren nicht
zu erreichen ist, kann man auch der Richtigkeit des Werthes, den man jedem einzelnen
gibt, nicht versichert seyn.
Zu diesem Ende ließ ich folgenden Apparat construiren:
Textabbildung Bd. 182, S. 105
A ist ein cylindrisches Gefäß von Zinkblech, oben
offen und unten geschlossen. In dieses Gefäß werden 15 Röhren von Messingblech
b, b versenkt, welche, wie in der Figur
angegeben, mit einander verbunden sind.
Das cylindrische Gefäß aus Kupfer C, mit der unter
demselben befestigten kupfernen Röhre D, ist durch
die Dille e mit dem Röhrensysteme b, b verbunden. Neben diesem Röhrensysteme enthält
das Gefäß A eine kleine Pumpe mit Spitzbeutel F, welche den Zweck hat, das in A enthaltene Wasser in lebhafte Circulation zu
bringen.
In dem kupfernen Gefäße C ist ein Rost angebracht und
unter demselben eine Scheibe, welche das Herabfallen von Asche in das Röhrensystem
hindert.
Die Dille G ist durch einen Kautschukschlauch mit einem
großen Aspirator (von 100 Liter Inhalt) verbunden und vor dieser Dille G ist ein sehr genaues, in 1/10 Grade getheiltes Thermometer
eingelassen. Auch die Temperatur des Wassers in A wird
durch ein Thermometer bestimmt.
Ueber dem Gefäße C ist ein Deckel angebracht, welcher aus
zwei runden Scheiben besteht, deren untere in der Mitte eine Oeffnung von 3
Centimetern Durchmesser hat, während die obere ganz ist; die Luft dringt beim
Gebrauch des Apparates durch kleine Oeffnungen ein, welche an dem 1 Centimeter hohen
Reife angebracht sind, der die zwei runden Scheiben verbindet. Der so construirte
Deckel hat den Zweck, die vom Brennstoffe auf dem Roste ausströmende Wärme
zusammenzuhalten.
Wird nun der Raum über dem Roste in C mit glühenden
Holzkohlen gefüllt und dann der Aspirator in Wirksamkeit gesetzt, so wird eine
lebhafte Verbrennung unterhalten. Die Verbrennungsproducte durchströmen nacheinander
C, D und das Röhrensystem b,
b, wornach sie in den Aspirator treten.
Die im Gefäße C entwickelte Wärme spaltet sich nun in
drei Theile:
a die Wärmemenge, welche von C und D transmittirt wird;
b diejenige welche vom Wasser in A, A durch
die Röhren b, b hindurch absorbirt wird;
c diejenige welche noch in den Verbrennungsproducten enthalten ist, wenn
sie durch die Dille G strömen.
Kennt man daher das Gewicht des Wassers in A, ferner das
Gewicht und die Wärmecapacität des Gefäßes A, sowie
diejenige des Röhrensystemes b, b und der Pumpe F, so erhält man durch Multiplication der
Gesammt-Wärmecapacität mit den Temperaturgraden, um welche das Wasser und der
ganze Apparat während des Versuches wärmer geworden sind, die von diesem Apparate
absorbirte Wärmemenge.
Kennt man ferner die specifische Wärme der Verbrennungsproducte und die Temperatur
derselben, welche das Thermometer bei G angibt, so
erhält man durch Multiplication dieser zwei Werthe die Wärmemenge, welche durch G evacuirt wurde.
Die im Gefäße C entwickelte Wärmemenge läßt sich
ebenfalls mit sehr annähernder Genauigkeit bestimmen, indem man die im Aspirator
gesammelten Verbrennungsproducte analysirt.
Zieht man von dieser producirten Wärme die Mengen b und
c ab, so ergibt der Nest die Wärmemenge, welche an
der Oberfläche von C und D
transmittirt wurde.
Eine Abänderung des Apparates bestand darin, daß das Gefäß C und die Röhre D aus Kupfer, durch einen
feuerfesten Thoncylinder ersetzt wurden, der 44 Millimeter inneren und 62 Millimeter
äußeren Durchmesser hatte und bei 300 Millimeter Länge bis auf die Dille e
hinunter reichte; in
demselben war ebenfalls ein Rost angebracht, auf welchem die brennende Holzkohle
ruhte.
Mit jedem dieser Apparate wurden drei Versuche gemacht, welche wir für den Apparat
mit Gefäß C und Röhre D aus
Kupfer mit A, B, C, und für den Apparat mit Thoncylinder
mit D, E, F bezeichnen.
Resultate dieser
Versuche:
A
B
C
D
E
F
Temperatur des Wassers in A vor dem VersucheTemperatur
des Wassers in A nach dem VersucheTemperatur
d. Luft im VersuchslocalTemperatur der
Verbrennungsproducte bei G Differenz der
Wasser-TemperaturDifferenz der Temperatur der
Luft und der
Verbrennungsproducte bei G Dauer der Versuche in Minuten
30° 31,5° 21° 30,6° 1,5° 9,6° 6
33°
35° 21° 37,6° 2° 16,6° 3
36,5° 38° 21°
40,4° 1,5° 19,4° 3,5
21° 23° 23°
21,8° 2°– 1,2° 8
27° 29° 23°
26,6° 2° 3,6° 12
30° 32° 23° 30° 2° 7° 9
Zusammensetzungder Verbrennungsproducte:
A
B
C
D
E
F
Volumina
Kohlensäure „ Kohlenoxyd „ Sauerstoff „ Stickstoff
0,16880,03200,12651,4824
0,13120,04780,18111,2648
0,23490,03460,13981,4747
0,13730,24370,08601,2982
0,10720,02090,04120,5976
0,04680,02540,02790,3240
der Analyse unterworfenes Volumen
1,8097
1,6249
1,8840
1,7652
0,7669
0,4241
=======
=======
=======
=======
=======
=======
Gesammt-Menge der Producte in
Litern:
Kohlensäure
Kohlenoxyd
Sauerstoff
Stickstoff
9,32 1,77 6,99 81,92
8,07 2,94 11,15 77,84
12,47 1,84 7,42 78,27
7,78 13,81 4,87 73,54
13,99 2,72 5,37 77,92
11,03 5,99 6,58 76,40
100
100
100
100
100
100
=======
=======
=======
=======
=======
=======
Kohlenstoffgehalt der Kohlensäure in
LiternKohlenstoffgehalt des Kohlenoxyds in Litern
4,66 0,885
4,035 1,470
6,235 0,920
3,89 6,905
6,995 1,360
5,515 2,995
Totaler Kohlenstoffgehalt in Litern
5,545
5,505
7,155
10,795
8,355
8,510
=======
=======
=======
=======
=======
=======
Producirte Wärme:
1000 Liter = 1 Kubikmeter à 8581
W.E. 1000 Liter = 1 Kubikmeter à 2574 W.E.
42,9 2,3
37,1 3,8
57,4 2,3
35,8 17,8
64,4 3,5
50,7 7,7
im Ganzen, für oben angegebene
Zeitdauer geltend
45,2
40,9
59,7
53,6
67,9
58,4
=======
=======
=======
=======
=======
=======
Zusammensetzungder Verbrennungsproducte:
A
B
C
D
E
F
W.E.
W.E.
W.E.
W.E.
W.E.
W.E.
Wärmeproduction per Stunde
452
818
1023
402
339
389
Die Verbrennungsproducte
betragen per
Stunde: Kohlensäure Kubikmeter Kohlenoxyd „ Sauerstoff
„ Stickstoff „ deren
specifische Wärme: 1 Kub. Met. Kohlensäure à
0,425561
„ Kohlenoxyd
à
0,310241
„ Sauerstoff à
0,312081
„ Stickstoff
à 0,30660
0,09320,01770,06990,81920,0396620,0054910,0218140,251170
0,16140,05880,22301,55680,0686850,0182420,0695940,477310
0,21370,03140,04331,34180,0909710,0097850,0135080,411380
0,058350,103570,036520,551550,0248320,0032130,0180660,169100
0,069950,013600,026850,389600,0297680,0042190,0132810,119450
0,073530,039930,043860,509340,0312930,0123890,0216970,156160
in Summa
0,318137
0,633831
0,525644
0,215211
0,166718
0,221539
=======
=======
=======
=======
=======
=======
Daraus berechnen sich die
Anfangs- TemperaturenWärmecapacität
d. Kühlgefäßes A = 5,82
Kil. Wasser, hat per Stunde absorbirt W.E. durch Düse G evacuirte W.E.
1421° 87,3 3,0
1290° 232,8 10,5
1946° 149,6 10,2
1868° 87,3 0,2
2033°
58,2 0,6
1756° 77,6 1,5
Summa
90
243
160
87
59
79
=======
=======
=======
=======
=======
=======
Differenz gegen Production =
transmittirten Wärme-Einheiten
362
575
863
315
280
310
Nun ist die Gesammt-Oberfläche des Gefäßes C, der
Röhre D und des Deckels über C = 0,10366 Quadratmeter und diejenige der Röhre von feuerfestem Thone =
0,0086 Quadratmeter, daher die Transmission per 1
Quadratmeter
A
B
C
D
3492 W. E.
5547 W. E.
8325 W. E.
36628 W. E.
E
F
32558 W. E.
36046 W. E.
Natürlich ist die Temperatur der Flächen, welche diese Gefäße der äußeren Luft
darbieten, an jedem Punkte derselben eine andere, und letztere Zahlen drücken die
mittlere Transmission aller dieser Punkte zusammengenommen aus.
Zu meinem Privatgebrauch habe ich eine Tabelle, welche die Werthe für Smaφ (at – 1) + Lntb für successiv wachsende Werthe von t angibt, und in welcher S =
3,62, φ = 10°, L = 3,406 gesetzt ist.
Sucht man in dieser Tabelle die Werthe t für obige
gefundene Transmissionen, so sind diese:
t = 216°; 278°;
336°; 530°; 528°; 530°.
Diese drücken also die mittleren Temperaturen der Wandflächen aus, wenn man jedesmal
φ = 10° zuzählt, da t = t' – φ ist.
Bei den Versuchen mit dem Thoncylinder mußten daher die mittleren
Wand-Temperaturen t' = 540°; 538°
und 540° gewesen seyn. Bekanntlich zeigen alle Körper bei der Temperatur t' = 525° ein Leuchten oder Glühen; wenn daher
diese Temperaturen in Wirklichkeit so hoch gewesen wären, so hätte die Thonröhre bis
in ihre mittlere Höhe die Erscheinung des Glühens zeigen müssen, und selbst das
kupferne Gefäß (in welchem die Anfangstemperatur 1421°, 1290° und
1946° war) hätte in seinem oberen Theile glühen müssen, um so mehr, da die
Leitungsfähigkeit der dünnen Kupferwand so groß ist, daß die innere Temperatur T und die Wand-Temperatur t' beinahe gleich hätten seyn müssen. Beide Transmissionsgefäße zeigten
aber die Erscheinung des Glühens auf keine Weise.
Daraus folgt, daß selbst an den obersten Punkten der beiden Transmissionsgefäße die
Wand-Temperatur t' unter 525° war. Wir
sind also völlig berechtigt anzunehmen, daß die Temperaturen t' am obersten Rande der beiden Transmissionsgefäße nicht höher als
500° waren.
Dividiren wir nun diesen Werth t' = 500° in die
Anfangstemperaturen, so erhalten wir:
1421/500 = 2,8; 1290/500 = 2,6; 1946/500 = 3,9;
1868/500 = 3,8; 2033/500 = 4,0; 1756/500 = 3,5.
Ist nun die Wand-Temperatur der Transmissionsgefäße selbst am obersten Rande
derselben um so viel niedriger gewesen, so muß natürlich auch die mittlere
Temperatur t' proportional kleiner gewesen seyn; wir
berechnen diese, indem wir t + φ = t' durch die eben erhaltenen
Quotienten dividiren:
(216 +10)/2,8 = 88°; (278 + 10)/2,6 = 111°; (336 +
10)/3,9 = 89°;
(530 + 10)/3,8 = 142°; (528 + 10)/4 = 134°; (530
+10)/3,5 = 154°,
woraus t = 78°; 101°;
79°; 132°; 124°; 144°.
Suchen wir nun in der erwähnten Tabelle die Werthe
Smaφ (at – 1) + Lntb auf, welche diesen Werthen von t entsprechen, so finden wir:
804 W. E.; 1126 W. E.; 817 W. E.; 1628 W. E.; 1491 W. E.;
1843 W. E.
Es entsteht nun die Frage: was ist die Ursache dieser 4,3 bis 22,5 Mal größeren
Transmission?
Die Ursache liegt erstlich, wie wir schon angedeutet haben, darin, daß die Temperatur
φ der mit der Transmissionsfläche in
Berührung befindlichen Luft viel höher ist als wir angenommen haben, nämlich φ = 10°. Da aber, wie schon gezeigt,
dieser Werth 100° nicht erreichen konnte, so muß nothwendig noch eine andere
Ursache mitwirken, und diese ist sicherlich die rasche Erneuerung der an der warmen
Transmissionsfläche aufsteigenden Luft, welche sich um so schneller erneuert als die
Fläche selbst heißer ist.
Die früheren Versuche (in meiner „Wärme-Meßkunst“ S. 223)
führten deßhalb zu einer irrigen Ansicht, weil das im transmittirenden Gefäße
eingeschlossene Wasser seine Wärme nicht so schnell abgeben konnte als die Luft an
der Fläche sie aufzunehmen bereit gewesen wäre. Hier ist es nun die an der
Oberfläche angehäufte Wärme, welche die Luft in Bewegung setzt und deßhalb nimmt sie
auch eine entsprechend größere Wärmemenge auf.
Auf Genauigkeit können natürlich diese Versuche und Berechnungen keinen Anspruch
machen, und daher läßt sich auch aus denselben auf keine Weise ein
Transmissionsgesetz ableiten, welches dieser raschen Lufterneuerung Rechnung trüge.
Doch zeigen sie immerhin, daß bei zunehmender innerer Ofentemperatur die effective
Transmission sogar in einer höheren Progression zunimmt als die theoretische.
Handelt es sich nun darum, die Transmission an einem Wärmapparat a priori zu bestimmen, so bleibt einstweilen wohl kein
anderes Mittel, als dieselbe nach der bisherigen Methode zu berechnen und den so
gefundenen Werth nach Urtheil und Erfahrung mit einer Zahl, welche zwischen 4 und 20
wechseln kann, zu multipliciren.
Dazu werden gute Anhaltspunkte geboten seyn, wenn man bei bestehenden Apparaten die
effective Transmission dadurch bestimmt, daß man den Nutzeffect plus der evacuirten Wärmemenge von der producirten
Wärmemenge in Abzug bringt.
Das Resultat, zu welchem wir mittelst des pyrometrischen Apparats gelangt sind, daß
die Wärme-Transmission durch die Ofenwände in Wirklichkeit um ein Vielfaches
größer ist als früher angenommen wurde, ist eine neue Aufforderung, bei der
Construction unserer Oefen alle Mittel anzuwenden, welche diese Transmission
herabziehen können. Dahin gehört insbesondere die möglichste Beschränkung der
Ausdehnung der Ofenwände selbst, da diese Transmission hauptsächlich von der Größe
der Transmissionsfläche abhängt; aber auch die Leitungsfähigkeit und Dicke der
Ofenwände sind von beträchtlichem Einfluß, und namentlich in dieser Beziehung ist
bei der Construction Spielraum gegeben, wie ich in meiner früheren Mittheilung
„über den Nutzeffect und die Construction von Oefen für metallurgische
und technische Zwecke“ dargethan habe.
Straßburg, im September 1866.