Titel: | Historische und praktische Untersuchungen über die Natur des Goldpurpurs; von J. C. Fischer. |
Autor: | J. C. Fischer |
Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. XXXVII., S. 129 |
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XXXVII.
Historische und praktische Untersuchungen über
die Natur des Goldpurpurs; von J. C.
Fischer.
(Schluß von S.
40 des vorhergehenden Heftes.)
Fischer, über die Natur des Goldpurpurs.
C. Eigene
Untersuchungen.
Bei Betrachtung der bisher mitgetheilten Untersuchungen über den Goldpurpur wird man
unschwer die Ueberzeugung gewinnen, daß derselbe einer endgültigen Entscheidung über
seine Constitution noch entgegensieht. Dieß bewog mich zu der im Folgenden
mitgetheilten Arbeit.Ausgeführt im
Laboratorium von Dr. G. C. Wittstein in München.
Vorerst schritt ich zur genauen Anfertigung der nöthigen Metallsolutionen von
bestimmtem Gehalte, nämlich einer Goldchloridlösung, einer Zinnchlorürlösung und
einer Zinnchloridlösung. Letztere glaubte ich nämlich ebenfalls nöthig zu haben, was
sich aber später als irrig erwies.
Goldchloridlösung. 3,410 Gramme Ducatengold wurden in
einer Mischung von 25 Grm. Salzsäure von 1,13 specifischem Gewicht und 8 Grm.
Salpetersäure von 1,33 gelöst, die Lösung so lange erwärmt, bis die Entwickelung
salpetriger Dämpfe ganz aufgehört hatte, hierauf mit dem fünffachen Volum Wasser
verdünnt, die dadurch ausgeschiedene höchst geringe Menge Chlorsilber (worin 0,010
Grm. Silber) abfiltrirt und das Filtrat so weit mit Wasser verdünnt, daß es 340
Kubikcentimeter betrug. Jeder Kub. Cent. dieser Goldlösung enthielt mithin 0,010
Grm. (10 Milligramme) Metall.
Zinnchlorürlösung. 10 Grm. reines Zinn wurden mit 50
Salzsäure von 1,13 so lange warm digerirt, bis keine Einwirkung mehr wahrzunehmen
war, dann mit dem doppelten Volum Wasser vermischt, das nicht gelöste Metall
ausgewaschen, getrocknet und gewogen. Es betrug 1,850 Grm., folglich hatten sich
8,150 Grm. aufgelöst. Die Lösung wurde durch Verdünnen mit Wasser auf 407,5 K. C.
gebracht, so daß nun jeder K. C. derselben 0,020 Grm. (20 Milligramme) Metall
enthielt.
Zinnchloridlösung. 5 Grm. Zinn wurden mit so viel
Salzsäure von 1,13 heiß behandelt, bis alles Metall verschwunden war; man bedurfte
30 Grm. Nun fügte man neuerdings 30 Grm. Salzsäure, sowie 10 Grm. Salpetersäure von
1,33 hinzu, setzte die Digestion fort, bis eine herausgenommene Probe sich gegen
Goldchlorid indifferent verhielt, und brachte schließlich das Ganze durch Verdünnen
mit Wasser auf 500 K. C. 1 Kub. Cent. dieser Lösung enthielt demnach 0,010 Grm. (10
Milligramme) Metall.
I.
Unter der Annahme, daß, wie Figuier angibt, im reinen
Goldpurpur auf 1 Aeq. Gold 3 Aeq. Zinn zugegen sind, würden auf 100
Gewichtstheile Gold fast 90 Gewichtstheile Zinn kommen, denn das Aequivalent des
Goldes ist 197, das des Zinnes 58, und 197 verhalten sich zu 3 × 58 = 174
nahezu wie 100 zu 90.
Es wurden daher zunächst 10 Kub. Cent. Goldlösung (worin 100 Milligrm. Gold) mit
10 K. C. Wasser verdünnt, und mit einem Gemisch von 4,5 K. C. Zinnchlorürlösung
(worin 90 Milligrm. Zinn) und 4,5 K. C. Wasser versetzt. Es entstand sofort eine
tief und rein purpurrothe Färbung, aber von einer Ausscheidung war nicht das
Mindeste wahrzunehmen.
Eine Probe der Mischung wurde erst mit dem fünffachen, dann mit dem zehnfachen
Volum Wasser verdünnt, blieb aber klar.
Eine zweite Probe zum Kochen erhitzt, ließ einen tief purpurnen flockigen
Niederschlag fallen, blieb aber noch hellroth.
Eine dritte Probe verdünnte man erst mit dem Zehnfachen Wasser und erhitzte sie
dann zum Kochen; sie entfärbte sich jetzt unter Abscheidung eines purpurfarbigen
Niederschlags ziemlich vollständig.
a) Jetzt wurde die ganze Mischung mit dem zehnfachen
Volum Wasser verdünnt und eine Viertelstunde lang gekocht. Es erfolgte eine sehr
reichliche Ausscheidung, und nachdem man Alles einer eintägigen Ruhe überlassen
hatte, erschien die überstehende Flüssigkeit vollständig farblos. Die
Ausscheidung sammelte man auf einem gewogenen Filter, wusch sie so lange mit
Wasser aus, bis dieses keine saure Reaction mehr annahm, und ließ sie dann an
einem dunkeln Orte bei gewöhnlicher (Sommer-) Temperatur trocknen.
Eine kleine Probe der Ausscheidung hatte man aber gleich nach dem Waschen noch
feucht in 10procentigen Ammoniakliquor gebracht und damit geschüttelt.
Anscheinend erfolgte Lösung, denn die Flüssigkeit erschien bald purpurroth und
klar; allein es mußte doch nur eine feine Suspension seyn, denn bei längerem
(über 8 Tage dauerndem) Stehen lagerte sich eine purpurrothe Masse ab, und in
demselben Maaße verringerte sich die Farbe der Flüssigkeit, bis sie endlich ganz
verschwunden war.
Der auf dem Filter befindliche Purpur betrug, nachdem er (bei gewöhnlicher
Temperatur) keinen Gewichtsverlust mehr erlitt, 226 Milligrm. Befanden sich
darin beide angewandte Metalle vollständig (100 + 90 Milligrm.), so machte die
Gewichtszunahme an Sauerstoff und Wasser 36 Milligrm. aus. Er sah nun in Masse
schwärzlich-purpurn aus, bildete ziemlich harte Stücke, wurde beim
Zerreiben im Achatmörser merklich heller, und nahm, wenn man ein ganz kleines
Partikelchen anhaltend und stark drückte, einen deutlichen Goldglanz an. Mit dem
Pulver stellte man noch folgende qualitative Versuche an:
Ammoniakliquor damit geschüttelt, blieb ohne alle sichtbare Einwirkung.
Salpetersäure von 1,17 veränderte bei gewöhnlicher Temperatur die Farbe des
Purpurs um ein Geringes in's Hellere.
Salzsäure von 1,13 wandelte langsam schon bei gewöhnlicher Temperatur, schneller
in gelinder Wärme, die Farbe des Purpurs in eine zimmtbraune um, so daß derselbe
nunmehr gerade so aussah wie mit Eisenvitriol präcipitirtes Gold. Die abfiltrirte
salzsaure Flüssigkeit gab mit Ammoniak einen starken weißen, mit
Schwefelwasserstoff einen starken rein gelben Niederschlag. Der zimmtbraune,
gewaschene und getrocknete Absatz nahm beim Drücken sofort den schönsten
Goldglanz an. – Die Salzsäure hatte folglich dem Purpur Zinnoxyd
entzogen, und der ungelöst gebliebene Antheil des Purpurs bestand aus
metallischem Golde.
In Königswasser löste sich der Purpur ziemlich rasch und vollständig mit
goldgelber Farbe auf.
b) Die bei dem Sammeln des Purpurs zuerst erhaltene
saure Flüssigkeit wurde in drei Theile getheilt, der eine mit
Schwefelwasserstoffwasser, der andere mit Eisenvitriollösung und der dritte mit
Quecksilberchloridlösung versetzt, aber in keinem Falle eine sichtbare
Veränderung wahrgenommen. Sie enthielt also nichts Metallisches mehr, alles
angewandte Gold und Zinn befanden sich in dem Purpur.
II.
10 Kub. Centim. Goldlösung wurden mit Wasser auf 100 K. C., andererseits 4,5 K.
C. Zinnchlorürlösung mit Wasser auf 45 K. C. verdünnt, und beide rasch mit
einander vermischt. Es entstand bald eine schwärzlich-purpurne flockige
Ausscheidung; nach einer halben Stunde hatte sie sich bereits gut abgelagert,
die darüber stehende Flüssigkeit besaß aber noch eine dunkel weinrothe Farbe.
Nach weiteren zwölf Stunden war die Farbe der Flüssigkeit schon bedeutend
blasser geworden, und man schritt nun zur Filtration.
a) Der Niederschlag wurde nach sorgfältigem
Auswaschen probweise unter dem Mikroskope bei 300maliger Vergrößerung beobachtet
und zeigte sich da als amorphe, verschieden gestaltete, meist birnförmige,
gleichartig blaß purpurne, durchscheinende, 0,0045 Millimeter dicke Körner.
Lufttrocken wog der Niederschlag dießmal 260 Milligrm. Von dem Präparate I war er
äußerlich kaum zu unterscheiden, wurde auch beim Zerreiben heller, nahm beim
Drücken Metallglanz an, und stimmte nicht minder in seinem Verhalten zu
Ammoniakliquor, Salpetersäure, Salzsäure und Königswasser mit jenem überein.
b) Die von dem Niederschlage getrennte, noch schwach
röthliche Flüssigkeit konnte durch kurzes Sieden völlig farblos erhalten werden,
indem sich die letzte Spur Purpur ausschied und durch Filtriren trennen ließ.
Das Filtrat verhielt sich, wie in I, gegen Schwefelwasserstoff, Eisenvitriol und
Quecksilberchlorid indifferent.
III.
100 Kub. Centim. Goldlösung verdünnte man mit Wasser auf 500 K. C., ferner 45 K.
C. Zinnchlorürlösung auf 225 K. C., und vermischte beide rasch. Es erfolgte
allerdings gleich eine Trübung, aber erst nach Verlauf von 5 Stunden war ein
geringer Absatz zu bemerken; da jedoch selbst nach 12 Stunden noch keine Klärung
eingetreten war, erhitzte man das Ganze zum Kochen, was auch rasch zu dem
gewünschten Ziele führte. Der Niederschlag war tief und schön purpurroth, die
überstehende Flüssigkeit farblos; lufttrocken wog er 2064 Milligrm., und beim
Drücken nahm er Metallglanz an.
a) 500 Milligrm. des lufttrockenen Purpurs verloren
durch Aussetzen einer Temperatur von 100° C. 41 Milligrm.; bis zu
120° C. gieng nur noch 1 Milligrm. fort, und als man hierauf Glühhitze
einwirken ließ, entstand ein abermaliger Verlust von 26 Milligrm. Im Ganzen
hatte sich also das Gewicht um 68 oder 13,6 Proc. vermindert.
Farbe und sonstiges Ansehen des Präparates hatten sich durch dieses Erhitzen
nicht verändert. Unter dem Mikroskope gab sich aber ein merklicher Unterschied
von dem lufttrockenen Präparate kund, denn es erschien nicht mehr homogen,
sondern als ein Gemenge von theils einzelnen, theils zu zwei bis drei oder
mehreren zusammenhängenden, ziemlich runden durchscheinenden Kügelchen von
graugrünlich-weißer Farbe und von schwarzvioletten, unförmlichen
Theilchen.
b) 500 Milligrm. wurden mit Salzsäure von 1,13
übergossen. Schon nach einigen Minuten erschien die Farbe des Präparats nicht
mehr purpurn, sondern zimmtartig. Nach eintägigem Stehen bei gewöhnlicher
Temperatur wurde mit Wasser verdünnt und filtrirt.
Das saure Filtrat erlitt durch Eisenvitriol, Quecksilberchlorid und Goldchlorid
keine Veränderung, aber durch Schwefelwasserstoff eine starke gelbe Trübung.
Der von der Salzsäure nicht gelöste Antheil des Präparates sah nach dem
Auswaschen und Trocknen schon deutlich goldfarbig aus und wurde beim Drücken
vollständig goldglänzend. Geglüht wog er 196,4 Milligrm. Verdünntes Königswasser
löste ihn sofort bis auf ein wenig eines gelbweißen Pulvers von Zinnoxyd; die
Solution lieferte durch Fällen mit Eisenvitriol 188,5 Milligrm. metallisches
Gold. Folglich waren dem von der kalten Salzsäure nicht gelösten Antheile des
Präparates noch 7,9 Milligrm. Zinnoxyd beigemengt gewesen.
c) 200 Milligrm. wurden mit Salpetersäure von 1,17
einen Tag lang kalt digerirt und dann filtrirt.
Das Filtrat erlitt weder durch Quecksilberchlorid, noch durch Schwefelwasserstoff
eine Veränderung, aber beim Verdunsten hinterließ es doch einen höchst geringen
gelblichweißen Rückstand, zwischen welchem ein schwach violetter Ueberzug der
Schale durchschimmerte. Die obwohl klar und (fast) farblos aussehende
Flüssigkeit mußte also wohl ein wenig Purpur mit durch das Papier geführt haben,
der nun beim Verjagen der Säure zum Theil in seine Bestandtheile –
Zinnoxyd und Gold – zerfiel.
Heiße Salpetersäure entzog dem mit der kalten Säure behandelten Purpur nichts
mehr.
Der nunmehrige Rückstand wog nach dem Trocknen bei 100° C. 171 Milligrm.
Man extrahirte ihn heiß mit Salzsäure, und erhielt durch Fällen dieser Lösung
mit Ammoniak, Auswaschen und Trocknen des dadurch entstandenen weißen
Niederschlags, 72 Milligrm. Zinnoxyd. Das Ammoniak hatte aber eine Spur Zinnoxyd
gelöst gelassen, denn als man die ammoniakalische Flüssigkeit mit Salzsäure
wieder ansäuerte und Schwefelwasserstoff hinzufügte, bildeten sich allmählich
einige gelbe Flocken von Zinnsulfid, welche noch 0,75 Milligrm. Zinnoxyd
lieferten. Das Zinnoxyd betrug also zusammen 72,75 Milligrm.
Der mit Salzsäure extrahirte Antheil obiger 171 Milligrm. wog 80,5 Milligrm. und
wurde als metallisches Gold in Rechnung gebracht. Der Rest = 17,75 Milligrm. muß
daher Wasser seyn.
Die erhaltenen Zahlen von Gold, Zinnoxyd und Wasser stehen ungefähr in dem
stöchiometrischen Verhältnisse von 2 Aeq., 5 Aeq. und 10 Aeq.; allein die
vorhergegangene Behandlung des Präparates mit Salpetersäure, wodurch das
ursprüngliche Verhältniß gestört worden war, macht jenes unannehmbar, und dann
kommt noch hinzu, daß, wie erst spätere Versuche ergaben, dem Präparate durch
Behandlung mit Salzsäure nicht alles Zinn entzogen werden kann.
d) 400 Milligrm. Purpur wurden direct einige Stunden
mit Salzsäure von 1,13 heiß digerirt, etwas Wasser zugemischt, filtrirt, der
Rückstand gewaschen, getrocknet und geglüht.
Sämmtliches Filtrat, mit Ammoniak übersättigt, gab einen weißen, feinflockigen,
voluminösen Niederschlag, der 180,5 Milligrm. Zinnoxyd lieferte. Aus der
ammoniakalischen Flüssigkeit erhielt man durch Ansäuern mit Salzsäure, Einleiten
von Schwefelwasserstoff und Glühen des entstandenen Zinnsulfids noch 3,5
Milligrm. Zinnoxyd.
Der von der Salzsäure unangegriffen gebliebene Antheil des Purpurs, jetzt ein
zimmtfarbiges, theilweise schon an und für sich metallglänzendes, aber beim
Drücken sofort reinsten Goldglanz annehmendes Pulver, wog nach dem Glühen 160,2
Milligrm. Beim Behandeln mit verdünntem Königswasser hinterließ es 8,2 Milligrm. gelbweißes
Zinnoxyd ungelöst und die Solution lieferte durch Fällen mit Eisenvitriol 152
Millgrm. Gold.
Nach Abzug der drei Gewichte Zinnoxyd und des Goldes von 400 bleiben 55,8
Milligrm. für das Wasser, was der Wasserbestimmung in a) nahe kommt.
Die gefundenen Zahlen stehen nicht allzu fern von der Formel Au + 3 SnO² +
8 HO, wie folgende Berechnung zeigt.
Gefunden.
Aequivalente.
Berechnet.
Gold
152,0
1
160,5
Zinnoxyd
192,2
3
181,3
Wasser
55,8
8
58,2
–––––––
–––––––
400,0
400,0.
Um nicht mißverstanden zu werden, bemerke ich ausdrücklich, daß mit der eben
aufgestellten Formel keine chemische Verbindung des
metallischen Goldes mit dem Zinnoxyde gemeint seyn soll.
IV.
50 Kub. Cent. Goldlösung wurden mit Wasser auf 500 K. C., andererseits 15 K. C.
Zinnchlorürlösung auf 150 K. C. und 15 K. C. Zinnchloridlösung ebenfalls auf 150
K. C. gebracht, die beiden Zinnlösungen erst vereinigt, und diese Mischung dann
der Goldlösung allmählich hinzugesetzt. Anfangs verschwand der im ersten Momente
des Zusatzes der Zinnlösung jedesmal entstandene Niederschlag immer wieder, bis
etwa die Hälfte der letzteren verbraucht war. Hierbei gieng die goldgelbe Farbe
der Flüssigkeit zunächst in das Graugelbe, dann in das Graubraune, Tiefbraune
über, zuletzt wurde sie ganz undurchsichtig, und als alle Zinnlösung zugegossen
war, erschien sie tief purpurn. Eine herausgenommene Probe zeigte nach dem
Verdünnen mit Wasser eine schöne Purpurfarbe, aber noch nicht die mindeste
Trübung. Eine andere Probe, unverdünnt zum Kochen erhitzt, ließ einen
purpurfarbigen Niederschlag fallen und entfärbte sich gleichzeitig. Die
Gesammtmenge der Flüssigkeit wurde indessen nicht zum Kochen erhitzt, sondern an
einem dunklen Orte der Ruhe überlassen. Nach zwei Tagen fand man sie ganz trübe,
aber nicht rein purpurn, sondern schmutzig kermesbraun und an mehreren Stellen
der Wand des Glascylinders war eine häufige Ausscheidung von metallischem Golde
unverkennbar. Man schritt nun zum Sammeln des Ausgeschiedenen auf einem
Filter.
Die abfiltrirte Flüssigkeit lief anfangs röthlich, später aber blaß goldgelb
durch. Letztere gab mit Schwefelwasserstoff eine dunkelbraune Trübung, mit
Eisenvitriol eine blaue Färbung, welcher allmählich ein feiner brauner Niederschlag
folgte. Die Flüssigkeit enthielt folglich freies Goldchlorid.
Der Inhalt des Filters war ein Purpur von schmutzigem Ansehen und wog lufttrocken
1077 Milligrm. Beim Drücken zeigte er Goldglanz.
a) 400 Milligrm. hinterließen bei der heißen
Behandlung mit Salzsäure einen Rückstand vom Ansehen des präcipitirten Goldes,
der geglüht 117,5 Mgrm. wog. Beim Digeriren desselben mit verdünntem
Königswasser blieben 8 Mgrm. Zinnoxyd ungelöst; die saure Lösung lieferte durch
Fällen mit Eisenvitriol 109,5 Mgrm. Gold.
Obige salzsaure Lösung gab durch Fällen mit Ammoniak, Waschen und Glühen des
weißen Niederschlags, 225 Mgrm. Zinnoxyd, und die ammoniakalische Flüssigkeit
durch Ansäuern mit Salzsäure, Einleiten von Schwefelwasserstoff und Glühen des
erhaltenen Zinnsulfids noch 0,5 Mgrm. Zinnoxyd.
b) 200 Mgrm. verloren bei 100° C. 13 Mgrm.,
bei 120° weitere 3 Mgrm. und in der Glühhitze abermals 12,5 Mgrm., also
im Ganzen 28,5 Mgrm. am Gewicht. Auf 400 Mgrm. treffen dann 57 Mgrm. Das
Präparat sah jetzt noch ebenso aus wie vor dem Glühen.
Die gefundenen Mengen Gold, Zinnoxyd und Wasser stehen am nächsten dem Verhältniß
von 1 Aeq., 6 Aeq. und 12 Aeq.
Gefunden.
Aequivalente.
Berechnet.
Gold
109,5
1
106
Zinnoxyd
233,5
6
237
Wasser
57,0
12
57
–––––––
––––––
400,0
400.
V.
100 Kub. Centim. Goldlösung wurden zu 1000 K. C., 31,5 K. C. Zinnchlorürlösung zu
315 K. C. verdünnt und beide Flüssigkeiten rasch vermischt. Hier befanden sich
also 30 K. C. Goldlösung im Ueberschuß. Es entstand sofort, wie in II, ein
purpurrother Niederschlag, und schon nach einigen Minuten hatte sich derselbe
fast ganz vollständig am Boden abgelagert. Die überstehende Flüssigkeit sah
jetzt noch hellweinroth aus, nach eintägiger Ruhe war sie jedoch bedeutend
blasser geworden, und als man nun zum Filtriren schritt, besaß die zuerst
durchgelaufene Flüssigkeit zwar noch einen schwachen Stich in's Röthliche, die
weiterhin folgende aber sah rein blaß goldgelb aus. Der Niederschlag wog in
lufttrockenem Zustande 1697 Mgrm., und wurde durch Drücken goldglänzend.
a) 400 Mgrm. verloren bei 100° C. 31, bei
120° noch 5, und beim Glühen abermals 17, also im Ganzen 53 Mgrm. Das
äußere Ansehen des Präparates hatte dabei keine Aenderung erlitten.
Der Glührückstand wurde mit Salzsäure in heiße Digestion gestellt. Nach einigen
Stunden wieder beobachtet, war die dunkle Farbe verschwunden und das Pulver
erschien nun als ein Gemenge von Gelbweiß und Zimmtbraun. Durch Zutröpfeln von
Salpetersäure brachte man das Gold rasch in Lösung, wobei 196 Mgrm. Zinnoxyd
zurückblieben. Aus der Goldlösung wurden durch Fällen mit Eisenvitriol 146 Mgrm.
Gold. erhalten.
Addirt man das gefundene Wasser, Zinnoxyd und Gold, so fehlen an 400 noch 5; aber
das Verhältniß von Gold, Zinnoxyd und Wasser entspricht nahezu 2 Aeq., 7 Aeq.
und 16 Aeq.
Gefunden.
Aequivalente.
Berechnet.
Gold
146
2
149
Zinnoxyd
196
7
197
Wasser
53
16
54
–––––––
–––––––
395
400.
b) 400 Mgrm. wurden direct mit Salzsäure digerirt.
Die Solution lieferte, auf die mehrerwähnte Weise behandelt, zusammen wiederum
196 Mgrm. Zinnoxyd und das Gold betrug 148,5 Mgrm. Wird der Verlust = 55,5 Mgrm.
als Wasser betrachtet, so entsprechen diese Quantitäten von Gold, Zinnoxyd und
Wasser ebenfalls dem Verhältniß von 2 Aeq., 7 Aeq. und 16 Aeq.
VI.
70 Kub. Centim. Goldlösung wurden auf 700 K. C., andererseits 45 K. C.
Zinnchlorürlösung auf 450 K. C. gebracht und beide Flüssigkeiten rasch mit
einander vermischt. Dießmal befand sich also das Zinnchlorür im Ueberschuß und
zwar um 13,5 K. C. Es entstand nur eine tief purpurrothe Färbung, kein Absatz;
nach zweitägigem Stehen lagerte indessen ein beträchtlicher purpurrother
Niederschlag am Boden und die überstehende Flüssigkeit sah nur noch schwach
rosenroth aus, verlor aber nach Verlauf einiger Tage auch diese Nüance und
filtrirte vollständig farblos.
Der Niederschlag wog lufttrocken 2192 Mgrm. und nahm, wie alle vorigen fünf, beim
Drücken Metallglanz an.
a) 400 Mgrm. verloren bei 100° C. 31, bei
120° noch 3 und beim Glühen abermals 20, also im Ganzen 54 Mgrm. am
Gewicht. Der Purpur sah jetzt unbedeutend heller aus als vor dem Glühen Mittelst
Königswasser wurde das Gold daraus extrahirt und durch Eisenvitriol gefällt. Es
wog 126,5 Mgrm.
b) 400 Mgrm. lieferten durch directe Behandlung mit
Salzsäure u.s.w. zusammen 220 Mgrm. Zinnoxyd und 125,5 Mgrm. Gold.
Gold, Zinnoxyd und Wasser stehen hier fast in dem Verhältniß von 1 Aeq., 5 Aeq.
und 10 Aeq.
Gefunden.
Aequivalente.
Berechnet.
Gold
126
1
120
Zinnoxyd
220
5
225
Wasser
54
10
55
––––––––
–––––––
400
400.
Die vorstehenden Beobachtungen und Versuche sind, wie ich glaube, genügend, um
sich von dem Vorgange bei der Entstehung des Goldpurpurs und von seiner Natur
ein klares Bild zu machen.
Zunächst dürfte es nicht dem geringsten Zweifel mehr unterliegen, daß der
Goldpurpur keine Oxydationsstufe des Goldes, sondern metallisches Gold, ferner keine andere Oxydationsstufe des Zinnes als
das Zinnoxyd enthält, und der Proceß seiner Bildung
durch die beiden Gleichungen
1) AuCl³ + 3 SnCl = Au + 3 SnCl²
2) 3 SnCl² + 6 HO = 3 SnO² + 6 HCl
ausgedrückt werden muß.
Der erste Act besteht also in der Reduction des Goldchlorids zu Metall und zwar
in der purpurrothen Modification, unter gleichzeitiger Bildung von Zinnchlorid.
Er erfolgt unter allen Umständen, d.h. die Lösungen mögen concentrirt oder
verdünnt seyn, aber nur im letzteren Falle erhält man einen Niederschlag, und in
der Entstehung desselben liegt zugleich der zweite Act des Processes, nämlich
die Zersetzung des Zinnchlorids in Oxyd und Salzsäure durch Wasser. An die
Molecüle des Zinnoxydhydrats hängen sich dann die Molecüle des reducirten Goldes
wie ein Farbstoff im Gewebe und bilden den Niederschlag.
Es tritt hier der eigenthümliche Umstand auf, daß nicht bloß der reducirte,
sondern auch der reducirende Körper herausfällt, jedoch nicht jeder besonders,
sondern beide wie ein Lack mit einander vereinigt, indem hier das Zinnoxyd seine
bekannte, Farbstoffe anziehende Eigenschaft geltend macht.
Daß Zinnchloridlösung durch viel Wasser in Oxyd und Salzsäure zerfällt, davon
kann man sich jeden Augenblick überzeugen. Mitunter erfolgt die Ausscheidung des
Oxyds erst nach ein- bis mehrtägigem Stehen, ganz so wie der Goldpurpur
bei nicht hinreichender Verdünnung der Flüssigkeit Tage, ja Wochen lang so fein
schwebend bleibt, daß man versucht wird, ihn als gelöst anzusehen.
Zinnchlorid hat auf die Erzeugung des Purpurs nicht den geringsten Einfluß, wohl
aber ist es, vermöge seiner Zersetzbarkeit durch viel Wasser, geeignet, das
Präparat mit Zinnoxyd übermäßig zu belasten (siehe IV).
Obigen Gleichungen zufolge sollte der Purpur auf 1 Aequivalent Gold constant 3
Aeq. Zinnoxydhydrat enthalten; allein da hier keine chemische Verbindung
vorliegt, die Quantität des letzteren vielmehr von der Quantität der angewandten
Zinnlösung – denn auch die Chlorürlösung wird durch sehr viel Wasser
zersetzt und läßt Zinnoxyd fallen, daher das in VI bei Ueberschuß von
Zinnchlorürlösung erhaltene Präparat so zinnreich ausfiel – und in
letzter Instanz von dem Grade der Verdünnung abhängt, so darf man nur
ausnahmsweise ein solches Verhältniß erwarten. Auf die technische Anwendung
haben indessen die wandelbaren Mengen von Zinnoxyd im Goldpurpur sicherlich
keinen Einfluß.
Zu den Eigenschaften des Goldpurpurs gehört unter Anderem, daß er im frisch
erzeugten Zustande sich in Goldsolution löst.
Dagegen muß die Angabe von Berzelius, Bolley, Capaun,
Fuchs und Proust, daß der frisch erzeugte
Purpur in Ammoniakliquor löslich sey, in Uebereinstimmung mit Buisson und Gay-Lussac als eine irrige bezeichnet werden.
Salzsäure entzieht dem Goldpurpur nicht alles Zinnoxyd; Königswasser löst ihn
leicht und vollständig auf. Der geglühte Purpur dagegen gibt an Salzsäure nichts
und an Königswasser nur das Gold ab.