Titel: | Ueber Collodiumpapier; von Dr. Liesegang in Elberfeld. |
Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. XLIII., S. 151 |
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XLIII.
Ueber Collodiumpapier; von Dr. Liesegang in
Elberfeld.
Liesegang, über Collodiumpapier.
In der letzten Sitzung der Pariser photographischen Gesellschaft war von
Papierpyroxylin die Rede, und es wurde bezweifelt, daß sich dasselbe zur
Photographie ebenso gut eigne wie Baumwollpyroxylin. Da im Elberfelder Institut
große Mengen von Papierpyroxylin zur Collodiumbereitung mit dem besten Erfolge
hergestellt worden sind, so mögen die darauf bezüglichen Bemerkungen aus dem
Notizbuch des Laboratoriums hier abgedruckt werden.
In eine Mischung von gleichen Maaßtheilen Schwefelsäure von 1,6 spec. Gewicht und
Salpetersäure von 1,405 spec. Gewicht wurden einige Bogen Seidenpapier eingetaucht, nach einer Viertelstunde gut gewaschen und
getrocknet. Das Präparat löste sich sehr gut in einer Mischung von 4 Theilen Alkohol
und 2 Theilen Aether.
In Säuremischung von derselben Zusammensetzung und Stärke wurde weißes Fließpapier eingetaucht und über Nacht stehen gelassen, dann gut
ausgewaschen und getrocknet. Auch dieses Präparat löste sich gut auf; dieselbe
Quantität gab aber ein bedeutend dünneres Collodium, als das
Seidenpapierpyroxylin.
Die beiden Collodiumproben wurden mit Lithiumjodirung versetzt; das
Seidenpapiercollodium gab das feinste und kräftigste Bild und arbeitete am
raschesten.
30 Grm. Seidenpapier wurden in Streifen geschnitten und in eine Mischung von 250
Kubikcentimeter Salpetersäure von 1,4 und 250 Kubikcentimeter Schwefelsäure von
66° B. eingetaucht; nach 15 Minuten ausgewaschen und getrocknet. In dasselbe
Gemisch wurden nochmals 15 Grm. Seidenpapier getaucht und eine Stunde stehen
gelassen. Ein Theil des Papiers wurde herausgenommen und ausgewaschen, der andere
noch 6 Tage lang in der Mischung gelassen. Alle 3 Partieen lösten sich vollständig
im Alkohol-Aether.
250 Grm. Seidenpapier, in Streifen geschnitten, wurden in eine Mischung von 2 Litern
Salpetersäure von 1,4 spec. Gewicht und 2 Litern Schwefelsäure von 66° B.
eingetaucht und nach 12 Stunden herausgenommen. Lösung des Präparates in
Alkohol-Aether fast ganz klar.
Vergleicht man diese Angaben mit einer Vorschrift zur Bereitung von
Baumwollpyroxylin, z.B. in Hardwich's Manual der photographischen Chemie, so wird man deren
außerordentliche Einfachheit sofort erkennen. Größer noch ist der Unterschied in der
Praxis. An die Stelle des zeitraubenden Zerzupfens der Baumwolle tritt das
Zerschneiden des Papiers, welches mit dem gewöhnlichen Cartonschneidmesser sehr
rasch vor sich geht. Das Papier ist viel weniger voluminös als die Baumwolle und
führt keine Luft in die Mischung ein, es ist also auch kein Durcharbeiten der Masse
erforderlich. Die Temperatur des Säuregemisches braucht nicht beachtet zu werden.
Das Auswaschen und namentlich das Trocknen des Pyropapiers geht sehr rasch von
statten. Kurz, die ganze Arbeit ist so einfach und zugleich so sicher, daß sie Jeder
ohne chemische Vorkenntnisse auszuführen im Stande ist.
Das Papiercollodium zeichnet sich vor manchem Baumwollcollodium durch große
Flüssigkeit und Abwesenheit von Wolken u.s.w. aus; es gibt eine schöne Schicht.
Seine Haltbarkeit ist der von gutem Baumwollcollodium gleich. Eine Veränderung des
Pyropapieres bei längerem Aufbewahren wurde nicht bemerkt. Die größere Flüssigkeit
des Präparates macht es namentlich zu der Benutzung bei solchen Collodien geeignet,
die ein Haloidsilbersalz in Suspension zu halten bestimmt sind.
In letzte Linie wäre der Umstand zu stellen, daß Collodiumpapier bedeutend billiger
ist als Collodiumwolle. Die gebrauchte Säuremischung kann auf's Neue verwendet
werden; in diesem Falle läßt man das Papier so lange darin, bis eine herausgenommene
Probe (ausgewaschen und getrocknet) sich in Alkohol-Aether löst.
(Photographisches Archiv, 1866 S. 281.)