Titel: | Die Umänderung der österreichischen Vorderladungs- in Hinterladungs-Gewehre. |
Autor: | Darapsky |
Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. LXXVIII., S. 280 |
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LXXVIII.
Die Umänderung der österreichischen
Vorderladungs- in Hinterladungs-Gewehre.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Die Umänderung der österreichischen Vorderladungs- in
Hinterladungs-Gewehre.
Nach einer Mittheilung im Mechanics' Magazine vom 3. August 1866 hat man in
Oesterreich bei einer Anzahl der nach den neuesten Lindner'schen Vorschlägen in Hinterladungsgewehre umgeänderten früheren Vorderladungsgewehre
den im polytechn. Journal Bd. CLXXXI S. 161
(erstes Augustheft 1866) beschriebenen Mechanismus zur Nadelstichzündung nicht
angewendet, sondern bei sonstiger Annahme des dort beschriebenen neueren Lindner'schen Verschlusses die bisherige
Percussions-Einrichtung des Gewehres unverändert beibehalten.
Die zum umgeänderten Gewehre dieses Systemes gehörige Einheitspatrone erhält einen
Bodenspiegel mit centrischer Aushöhlung, in welche letztere das Zündhütchen, mit
seiner Oeffnung nach unten, hineingepreßt wird, um so mit der Patrone zusammen
transportirt und leichter von Schützen auf das Piston des Gewehres aufgesetzt werden
zu können, als dieses die bisherige Einrichtung der getrennten
Zündhütchen-Aufbewahrung gestattete; ferner wird dem Verschluß-Conus
des Gewehres bei dieser Umänderungsmethode auch noch ein centrisch von dessen
Stirnfläche in das Rohr vorspringender Dorn b, Fig. 5,
gegeben, welcher beim Laden des Gewehres in die nach dem Aufsetzen des Zündhütchens
leer gewordene Höhlung des Patronen-Bodenspiegels einzudringen und, mit
zweckentsprechenden Einkerbungen versehen, bei dem Oeffnen des Verschlusses nach dem
Schusse als Patronen-Auszieher zu dienen hat.
Der sonstigen Einrichtung nach stellt in der Längendurchschnittszeichnung Fig. 5
B wieder das verlängerte und in den Kolbenhals des
Gewehres eingelassene hintere Rohrende, oder den sogenannten Rahmen, dar, welcher
oben mit dem zur Einführung der Patrone dienenden Ausschnitte versehen ist und innen
das Muttergewinde für die Verschlußschraube d hat, deren
Schraubengewinde nach Einrichtungsart des Eastman'schen
Hinterladungsgeschütz-Verschlusses beiderseits von sich diametral
gegenüberstehenden Längennuthen durchschnitten sind, die ein Vor- und
Zurückbewegen der Verschlußschraube d im Rahmen B ermöglichen, sobald die Gewinde der ersteren durch
eine, ihr vermittelst des Hebels E gegebene halbe
Umdrehung in die Längennuthen vom Muttergewinde des Rahmens B gebracht worden sind. Ein als Grenzstift in die 1/8 Zoll tief
eingehauene und rechtwinkelig umgebogene Führungsnuth der Verschlußschraube
eingreifender Federstift des Rahmens regulirt den Verschluß-Mechanismus in
der a. a. O. in diesem Journal beschriebenen Weise und ebenso ist auch der
Verschluß-Conus, wie es dort bereits angegeben wurde, durch seine
Nuth-Verbindung mit dem vorderen Theile der Verschlußschraube von deren
Drehbewegung unabhängig gemacht.
Als Zusatz zu den früher beschriebenen Einrichtungen dieses Hinterladungsgewehres
aber verdient noch ein am hinteren Theile des Abzugbleches angebrachter Stift G, Fig. 5, erwähnt zu werden,
welcher, durch den Gewehrschaft hindurchgeführt, ein Zurückdrücken des Abzuges und
somit ein Abschießen
des Gewehres nur in dem Falle gestattet, wenn dieser Stift dabei in eine seiner Form
entsprechende Aushöhlung der Verschlußschraube eintreten kann, was wegen deren Lage
in dieser Schraube nur dann möglich ist, wenn sich das Gewehr im vollkommen fest
verschlossenen Zustande seines Ladungsraumes befindet.
Dagegen ist die bei jedem Gewehre dieser Art, bei allen Percussionsgewehren, welche
mit Einheitspatronen gebraucht werden sollen, auftretende Hauptfrage, wie in diesem Falle ein sicheres Durchschlagendes
Zündhütchen-Feuerstrahles durch die Patronenhülse hindurch ermöglicht
werden kann, in dem oben angeführten Artikel des Mechanics' Magazine gar nicht erörtert, das im vorliegenden Falle
Wichtigste und über die Güte des Gewehres Entscheidende also ganz unberührt gelassen
worden.
Bei den nach dem früheren Lindner'schen Systeme in
Hinterladungsgewehre umgewandelten amerikanischen Handfeuerwaffen, welche bei der
anfänglichen Umänderung österreichischer Vorderladungs- in
Hinterladungsgewehre zum Vorbilde dienten, war die Sicherheit der
Pulverladungsentzündung durch den Zündhütchen-Feuerstrahl des
Percussionsschlosses in der Weise herbeigeführt worden, daß man die Pulverladung in
eine conische Hülfe einschloß, die an ihrer Basis mit dem Geschosse verbunden und an
ihrem engeren Ende mit einer durch einen Stöpsel von Baumwollengarn geschlossenen
Oeffnung versehen war, welche letztere das Pulver von selbst in die geöffnete
Ladungskammer des Gewehres einrollen ließ, sobald der Schütze den Baumwollenstöpsel
beim Gewehrladen mit den Zähnen aus der Patrone herausgezogen und letztere dann an
Ort gebracht hatte.
Die nachträglich hier beigefügten Zeichnungen zu der bereits im Jahrgange 1864 des
polytechn. Journals (Bd. CLXXII S. 2) beschriebenen früheren Methode Lindner's, Vorderladungsgewehre in
Hinterladungsgewehre umzuwandeln, sind dem Engineer vom
27. Juli 1866 entnommen und stellen in Fig. 1 und 2 den nach diesem Systeme
umgeänderten amerikanischen Cavallerie-Carabiner mit geschlossener und
beziehungsweise geöffneter Verschlußvorrichtung in verkleinertem Maaßstabe dar, in
Fig. 3 und
4 aber in
natürlicher Größe die Ladungskammer und den dieselbe mit dem hinteren Rohrende des
Gewehres verbindenden hohlen Kuppelungscylinder mit seinem hinteren Ausschnitt. Von
der länglichen Oeffnung b (Fig. 2) der Kammer wird
die vordere Schloßschraube des Gewehres umschlossen, um welche die Kammer
vermittelst einer in a (Fig. 3) eingreifenden
Feder sich mit ihrer Mündung nach aufwärts dreht, sobald von ihr die obere Oeffnung
d des hohlen Kuppelungs-Cylinders (Fig. 4) passirt werden
kann, was durch den Hebel f desselben regulirt wird.
– In die Nuth c des Kammermundstückes (Fig. 3) greift
die entsprechende Leiste g des hinten theilweise
ausgeschnittenen hohlen Kuppelungs-Cylinders (Fig. 4) ein, welcher
letztere nach vorn hin in seinem Inneren mit dem Muttergewinde für die äußeren
Schraubengänge des hinteren Rohrendes versehen ist, und es wird somit, wenn man den
Hebel f der Kuppelung (Fig. 4) entsprechend
dreht, dadurch nicht nur der Verschluß oben geschlossen, sondern auch das conische
Mundstück der vorher niedergebeugten Kammer, welches neuerdings cylindrisch geformt
wird, gegen das hintere Rohrende angepreßt.
Darapsky.