Titel: | Ueber einen neuen Commutator; von Ph. Carl. |
Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. CIV., S. 374 |
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CIV.
Ueber einen neuen Commutator; von Ph. Carl.
Aus Carl's Repertorium für physikalische Technik, 1866,
Bd. I S. 297.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Carl's Commutator.
Vor Kurzem hatte ich Gelegenheit, den von Grüel
angegebenen gyrotropischen ApparatBeschrieben
im polytechn. Journal Bd. CLXXII S.
132. in meiner Werkstätte ausführen zu lassen. So große
Vorzüge dieser Apparat auch vor den bisher gebrauchten Commutatoren hat, so leidet
er doch an dem Mißstande, daß schon bei einigem Gebrauche das Holz oder Bein
zwischen den eingelassenen Metallbögen sich mit einer Metallschicht überzieht,
welche ganz abgesehen davon, daß sie die Drehung der Scheibe erschwert, die
gyrotropische Wirkung des Apparates, da sie selbst leitend ist, ganz aufheben kann.
Außerdem tritt, wie bei allen Commutatoren mit schleifenden Federn, bei der Drehung
der Scheibe eine Erwärmung ein, die einen Thermostrom erzeugt, welcher immerhin so
stark werden kann, daß er wenigstens bei feinen Messungen eine störende Wirkung
Ausübt.
Ich habe nun einen Apparat construirt, welcher vor den bisherigen Commutatoren viele
Vorzüge hat und den ich im Folgenden beschreiben will. Er beruht weder auf
Quecksilbernäpfchen, noch sind schleifende Federn vorhanden; die Commutation wird
einfach dadurch erzeugt, daß im Apparat durch Drehen einer Schraube die
Leitungsdrähte verwechselt werden und dadurch die Richtung des Stromes geändert
wird.
Auf die Bodenplatte A (Fig. 25) sind zwei feste
Ständer B und C aufgesetzt,
zwischen denen sich ein beweglicher Ständer D befindet.
Durch die drei Ständer geht ein Cylinder S, S, welcher
da, wo er durch D hindurch geht, ein Schraubengewinde
hat, während in D selbst die zugehörige Mutter eingelassen ist. Mittelst
des Knopfes K kann der Cylinder S, S um seine Achse gedreht werden und der bewegliche Ständer rückt dabei
vorwärts oder rückwärts (in der Zeichnung nach links oder rechts), je nachdem der
Knopf K nach rechts oder links gedreht wird. Die beiden
festen Ständer B und C sind
von Holz und tragen je vier messingene Einsätze a, a', a'',
a''' (Fig.
26) und b, b', b'', b''' (Fig. 27), welche durch
die Leitungsdrähte so miteinander verbunden sind, wie es die Figuren zeigen. Dabei
liegt a genau b, a' genau
b' etc. gegenüber. Durch den beweglichen Ständer D, der bis auf die Mutter für die Schraube gleichfalls
von Holz ist, gehen vier starke Messingstifte e, e
hindurch, welche zugleich die Klemmen g, g für die
Zuleitungsdrähte bilden und genau in der Richtung zwischen a und b, a' und b'
etc. liegen.
Wird nun der Knopf K gedreht, so bewegt sich der Ständer
D und die Stifte e, e, e,
e können je nach der Drehung von K an die
Plättchen a, a', a'', a''' oder an b, b', b'', b''' angedrückt werden.
Diese Plättchen sind aber, wie Fig. 26 und 27 zeigen, so
mit einander verbunden, daß, wenn man mit den unteren beiden Klemmen g, g die Enden des Galvanometerdrahtes und mit den
oberen Klemmen die Zuleitungsdrähte der Batterie verbindet, der Strom, wenn e, e, e, e an b, b', b'',
b''' anliegen, in entgegengesetzter Richtung das Galvanometer durchläuft,
als wenn e, e, e, e an a, a',
a'', a''' anliegen.
Die Schraube an S, S hat einen sehr steilen Gang, so daß
etwa eine halbe Umdrehung des Knopfes K hinreicht, um
die ganze mögliche Verschiebung von D zu
bewerkstelligen, so daß die Commutation ungemein rasch und, was eine Hauptsache ist,
sehr sicher ausgeführt werden kann. Der ganze Apparat kann ferner leicht überall,
sowohl horizontal als vertical aufgestellt oder angeschraubt werden. Der einzige
Mißstand, der mit der Zeit eintreten könnte, wäre der, daß die sich berührenden
metallischen Flächen sich mit einer Oxydschicht überziehen würden; ein einziger
Strich mit Schmirgelpapier reicht übrigens dann hin, die Oberfläche wieder
metallisch rein herzustellen.
Dieser Apparat wird in meiner physikalischen Anstalt (in München) um 8 fl.
geliefert.