Titel: | Selbstthätige Meier'sche Expansionssteuerung; von G. Stark. |
Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. CXVIII., S. 438 |
Download: | XML |
CXVIII.
Selbstthätige Meier'sche Expansionssteuerung; von G. Stark.
Aus der deutschen Industriezeitung, 1866, Nr.
44.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Stark's selbstthätige Meier'sche Expansionssteuerung.
Da die Drosselklappe als Regulirungsmittel bei Dampfmaschinen bekanntlich viele
Mängel besitzt, so hat man schon lange gesucht, den Regulator zur Ausgleichung der
Ungleichheiten im Gang der Maschine auf die variablen Expansionsvorrichtungen wirken
zu lassen. Schon bei den früher sehr beliebten Meier'schen Maschinen mit Expansionsventil wurden die Mängel der
Drosselklappe in etwas vermieden, aber es wurde noch der im Schieberkasten
befindliche Dampf bei der Expansion zum Theil verloren. Besser eigneten sich die
Schleppschiebersteuerungen, deren Daumenachse bloß anstatt der Drosselklappenachse
mit dem Regulator zu verbinden war; die vielen Mängel der Schleppschiebersteuerungen
ließen dieselben aber wenig in Aufnahme kommen; konnte man ja mit denselben die
größte Cylinderfüllung nur bis auf 1/2 bringen (ohne Voreilung). Am verbreitetsten
von allen Expansionsvorrichtungen für stationäre Maschinen ohne Umsteuerung ist
offenbar die Meier'sche Expansionsschiebersteuerung, mit
der man in weiten Grenzen expandiren kann. Es sind wohl schon mehrere Verbindungen
dieser Steuerung mit dem Regulator vorhanden, aber die meisten derselben sind sehr
complicirt. Vorigen Winter wurde mir nun in der Fabrik der HHrn. Gebrüder Merkel in Chemnitz die Aufgabe
gestellt, eine derartige Zusammenstellung zu construiren. Wenn sich nun meine
Construction vielleicht auch noch nicht zu den vollkommensten zählen kann, so hat
doch die Ausführung des ersten Regulators dieser Construction, der sich in der
Hainsberger Papierfabrik im Gang befindet, gezeigt, daß es sich nur noch um kleine
Abänderungen handelt, um allen Anforderungen zu entsprechen. Die HHrn. Gebrüder
Merkel haben für das
Königreich Sachsen ein Patent auf diese Anordnung erhalten.
Wie die Abbildungen zeigen (Fig. 7 Aufriß, Fig. 8
Grundriß, z. Th. Durchschnitt), steht der Regulator an der Seite der Maschine dicht
hinter dem Schieberkasten. Durch das conische Räderpaar a,
a' wird von der Schwungradwelle o aus die Welle
b und von dieser durch das zweite conische Räderpaar
c, c die hohle Achse l,
l des Regulators in Bewegung gesetzt. Der Regulator ist ein
pseudoparabolischer; der Muff e hebt beim Ausschlagen
des Regulators durch die Zugstange f, welche mittelst
eines Keils g an den Muff und mit 4 runden Stahlstiften
g an die rotirende Zahnstange h gekuppelt ist, letztere in die Höhe und setzt so den Sector i, i und das Rädchen k in
Umdrehung. Letzteres führt in einer Ruth die Expansionsschieberstange so, daß sich
dieselbe mit ihm drehen muß und die Expansionsplatten entsprechend
auseinander- oder zusammengeschraubt werden, je nachdem der Regulator steigt
oder fällt. Das Gewinde der Expansionsschieberstange ist sehr steil und dreigängig.
m ist eine Supportführung für die Schieberstangen
und der an sie unmittelbar angegossene Arm n gibt das
Lager für das Rädchen k ab; der Stellring p hält dasselbe, damit es nicht mit von der
Schieberstange hin- und hergenommen wird. – Der Regulator, welcher
sich in Hainsberg im Gang befindet, regulirt von voller bis circa 1/4 Füllung; an einem für die Industrieausstellung in Chemnitz
bestimmten Regulator ist der Sector i, i ungleicharmig
ausgeführt und beide Arme desselben gegenseitig verstellbar, wodurch erstens die
Regulirung der Expansion auf weitere Grenzen ausgedehnt wird (nahezu bis zum
gänzlichen Abschluß in ganzer Füllung) und zweitens dem Maschinisten ermöglicht
wird, den Regulator diejenigen Expansionsgrade bestreichen zu lassen, die dem
günstigsten Expansionsgrad, für einen bestimmten Fall, symmetrisch zu beiden Seiten
liegen. – Dieser Regulator wirkt sehr rasch und ist hauptsächlich für
Betriebsmaschinen der Spinnerei, Weberei, Papierfabrication etc. sehr geeignet,
während er für Schneidemühlen etc. als pseudoparabolischer Regulator zu rasch wirkt;
man kann in diesen Fällen den Watt'schen Regulator
anwenden und größere Ausgleichungsgewichte anbringen, welche dem Regulator etwas
hemmend entgegen wirken.