Titel: | Ueber die von Naudet, Hulot und Comp. construirten Metall-Barometer. |
Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. CXXVII., S. 463 |
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CXXVII.
Ueber die von Naudet, Hulot und Comp.
construirten Metall-Barometer.
Auszugsweise nach einem Berichte von Le Roux im Bulletin de la Société
d'Encouragement, September 1866, S. 513.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Metall-Barometer von Naudet, Hulot und Comp..
Das seit dem Jahre 1863 von Naudet, Hulot und Comp. construirte Metall-Barometer, von denselben
Baromètre holosterique genannt, weil die
baroskopischen Substanzen dabei nur aus festen Theilen bestehen, ist dem Wesen nach
von dem ursprünglich von Vidi (im Jahr 1848) erfundenen
Aneroid-Barometer nicht verschieden und gründet sich auf dasselbe Princip,
welches Bourdon bei seinen verbesserten Metallbarometern
später benutzt hat, und für dessen Vervollkommnung in den letzten Jahren mannichfache
Vorschläge bekannt geworden sind.Man s.
Blackwell's
verbesserte Aneroid-Barometer im polytechn. Journal Bd. CLXXVIII S. 361. Schon
Vidi hat bei seinen Aneroiden als baroskopische
Substanz einen sehr kurzen metallenen Cylinder – eine sogen. Dose –
mit dünnen elastischen Deckeln, in welchem die Luft fast bis zur Leere verdünnt
werden sollte, verwendet, und dabei mit diesen Deckeln eine elastische Gegenfeder
verbunden, welche den Zweck hatte, den Druck der Atmosphäre gegen die baroskopische
Substanz unter normalen Umständen zu äquilibriren, so daß bei einem bestimmten z.B.
dem mittleren Barometerstande eines Ortes der Deckel der Dose eine bestimmte
Krümmung annimmt und beibehält, während jede Aenderung des atmosphärischen Druckes
ober- oder unterhalb dieses normalen Standes die Krümmung des Deckels ändert
und diese Aenderung unmittelbar auf die Gegenfeder übergetragen werden soll, welche
dann durch Fühlhebel oder andere die Bewegung derselben vergrößernde Organe die
Aenderungen des Luftdruckes auf den Barometerzeiger überzutragen hat.
Die Verbesserungen der genannten Constructeure beziehen sich nun einerseits auf die
Anordnung des baroskopischen Gehäuses mit der zugehörigen Gegenfeder, andererseits
auf den Mechanismus, welcher zur Uebertragung der durch die Gestaltsveränderungen
der Gegenfeder erzeugten Bewegungen dient.
Die Einrichtung ihres Barometers ist in Fig. 5 durch eine obere
Ansicht – den Glasdeckel hierbei hinweggedacht, – in Fig. 6 durch einen
Querschnitt nach der Richtung I–II dargestellt. In der metallenen Büchse W, W, welche mittelst eines Ringes aufgehängt werden
kann, und die auf der Seite Y, Y, nämlich oben offen und
mit einer Glasplatte hier fest bedeckt ist, befindet sich der ganze Mechanismus,
welcher das Metallbarometer ausmacht. Auf der an die Grundfläche der Büchse
angeschraubten Platte A wird der baroskopische Cylinder
B zwischen den Lagern E,
E und dem durch seinen Mittelpunkt gehenden Säulchen F eingeklemmt erhalten; derselbe soll fast luftleer seyn, und ist, um den
Aenderungen des Luftdruckes leicht und in empfindlicher Weise folgen zu können,
nicht bloß aus sehr dünnem elastischem Bleche verfertigt, sondern auch an seinen
Oberflächen wellenförmig gestaltet. Die zu ihm gehörige Gegenfeder (ressort antagoniste du poids de l'atmosphère) C, von der vorhin schon Erwähnung gemacht wurde, ist
(Fig. 6)
schwanenhalsartig halsartig gebogen und steht mit ihm durch das Querstück D in Verbindung. Letzteres umfaßt nämlich mit den beiden Backen, aus denen
es zusammengesetzt ist, den rückwärtigen Theil der Feder C, geht an seinen beiden Enden in Zapfen aus, mit welchen es in den festen
Lagern E, E drehbar ist, und ist auf einer Seite mit dem
gekrümmten Ansatze G versehen, welcher mittelst einer in
die Bodenplatte A eingelassenen Schraube die Regulirung
der Zapfen von D innerhalb sehr kleiner Intervalle
gestattet. (Mittelst dieser Schraube kann vermuthlich der sogen. Stand des
Instrumentes geändert werden, da durch das Lüften oder Anziehen derselben die
Gegenfeder C schwächer oder stärker gespannt, also auch
der Barometerzeiger hierdurch um ein bestimmtes Intervall vorwärts- oder
zurückgestellt wird.) Die über den Zapfen oder die Säule F gesteckte und hier mittelst eines starken Stiftes in Spannung erhaltene
Feder C ist in die Säule H'
eingeklemmt welche auf den Stab H gesteckt ist und hier
mittelst einer Schraube bezüglich ihrer Länge regulirt werden kann; letztere ist
mittelst eines Scharnieres mit einer Art Ziehstange verbunden, die selbst wieder in
einen Zapfen ausgeht, welcher den Körper einer Platine J
ausmacht, welche letztere durch eine gekrümmte Feder K
gehalten wird; diese Feder sucht die Ziehstange nach aufwärts zu drücken, und endigt
an einer Röhre M mit Gegengewicht, wo sowohl ihre, als
auch die Regulirung der anderen Organe, die mit diesem Stücke in Verbindung stehen,
mittelst der Schrauben V, V bewerkstelligt werden kann.
Durch dasselbe Röhrchen geht in seiner Verlängerung eine Art Winkelhebel mit
selbstständigen an der Platte A befindlichen Lagern, von
welchem der längere Arm L unter Einwirkung der Feder K – die bekanntlich selbst von dem Hebelarme I afficirt wird – in drehende Bewegung versetzt
werden kann, während der kürzere auf einen Arm N, der in
der Platine J seine Führung hat, einwirkt. Mit dem Ende
dieses Armes N steht nun die gegliederte Kette Q in gehöriger Verbindung, die um die Welle P gelegt ist, auf welche der Barometerzeiger O gesteckt ist. Die Welle P
hat in den Trägern R, R ihre Lager, und letztere werden
von der Säule S unterstützt, die an dem an der
Grundplatte A befestigten Stücke T angebracht ist. An eines der Säulchen R,
zwischen welchen die Zeigerachse oscilliren kann, ist das eine Ende der Spirale U gelegt, die, um die Welle P gehend, an dieser mit ihrem anderen Ende angebracht ist; dieselbe hat
den Zweck, beständig die Kette Q gespannt zu erhalten
und bildet daher gleichsam die Gegenfeder für das System von Fühlhebeln N, L, K, I, H, welche die Kette entweder direct oder
indirect zu spannen suchen, oder dieselbe mehr oder weniger frei lassen.
Die Thätigkeit des Apparates mag nun beiläufig in folgender Weise vor sich gehen: Ist der
baroskopische Cylinder B vollkommen luftfrei gemacht
(dieser Zustand wird nämlich in unserer Quelle als eine wesentliche Bedingung
vorausgesetzt), und wird derselbe, was wir hinzusetzen müßen, durch Einwirkung der
Gegenfeder in einer normalen Gestalt zu erhalten gesucht, so wird er in Folge der
Aenderungen des Luftdruckes entweder jenes Volumen verkleinern oder vergrößern, und
da die Gegenfeder C, welche auf die Stäbchen H', H wirkt, diesen Bewegungen folgen muß, so werden
letztere dieselben auf den Hebelarm I und sohin auch auf
die Platine J und die Feder K übertragen, wodurch also der Hebelarm L
gedreht wird und mittelst seines hakenförmigen zweiten Armes auf das Stäbchen N einwirken muß; letzteres wird sohin die Kette Q entweder spannen oder nachlassen. In Folge der durch
die Kette auf die Achse übertragenen drehenden Bewegung wird der Barometerzeiger O entweder vorwärts oder rückwärts sich drehen, je
nachdem die Kette durch das Fühlhebelsystem von oben nach unten oder durch die feine
spiralförmige Gegenfeder U nach aufwärts gespannt wird.
Der Zeiger gibt dann an einer kreisförmigen Scale X,
welche durch vergleichende Beobachtungen mit einem genauen Quecksilberbarometer
graduirt wird, den herrschenden Barometerstand, sowie die Aenderungen des
Luftdruckes an. Mittelst einer durch den Glasdeckel Y
gehenden Schraube kann der jeweilige Barometerstand durch den Einstellungszeiger Z angedeutet, und an dem gekrümmten Thermometer a, a können die Temperaturänderungen abgelesen
werden.
Unsere Quelle bemerkt unter Anderem, daß Naudet und Comp. ihre Metallbarometer in den verschiedensten Größen
anfertigen; bei den größten, wo sie zwei baroskopische Cylinder verwenden, könne man
die Angaben des Zeigers selbst in größeren Entfernungen, wie bei den alten
Radbarometern ablesen; die zum gewöhnlichen Gebrauche, sowie für barometrische
Höhenmessungen dienenden werden in der Größe angefertigt, wie sie die vorliegenden
Abbildungen zeigen, während bei den s. g. Taschenbarometern der Durchmesser der
ganzen Büchse nicht größer als 5 Centimeter ist. Die von Le
Roux durch zwei Jahre beobachteten Exemplare, von welchen das eine mit
einer Compensation versehen war und noch direct ein Fünftel eines Millimeters
abzulesen gestattete, das andere ohne Compensation noch einen halben Millimeter
unmittelbar angab, sollen trotz mehrfacher Transporte keine wahrnehmbaren
Standänderungen gezeigt, und die Differenzen zwischen ihren Angaben und denen eines
Fortin'schen Barometers sollen nie 1 Millimeter
überschritten haben; das compensirte Barometer, bei welchem der Einfluß der
Temperatur dadurch ausgeglichen wurde, daß die größere Ziehstange (vermuthlich der
Hebelarm I) aus
einem thermometrischen oder s. g. Compensations-Streifen zusammengesetzt war,
soll sogar zuweilen bis auf 1/10 eines Millimeters übereinstimmende Angaben mit dem
Fortin'schen Barometer gezeigt haben. (Es muß
zugegeben werden, daß die im Vorstehenden erörterten Aneroide von Naudet noch erklecklicher Verbesserungen fähig sind;Man s. die Notiz über Cooke's Verbesserungen des
Aneroid-Barometers S. 169 in diesem Bande
des polytechn. Journals. daß sie aber, ebenso wie die anderen
jetzt im Gebrauche stehenden Metallbarometer mit der Zeit ihren Stand ändern, geht
aus einjährigen Beobachtungsreihen hervor, die mittelst eines im Handel vorkommenden
Naudet'schen Barometers gewonnen wurden, und welche
dem Referenten vorliegen. C. K.)