Titel: | Beschreibung eines neuen Sonnenblendglases für Fernröhren; von Dr. J. J. Pohl. |
Autor: | Joseph Johann Pohl [GND] |
Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. CXXVIII., S. 467 |
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CXXVIII.
Beschreibung eines neuen Sonnenblendglases für
Fernröhren; von Dr. J. J.
Pohl.
Pohl's Sonnenblendglas für Fernröhren.
Durch Le Verrier's Berechnungen
und Lescarbault's Beobachtung
wurde vor einigen Jahren die allgemeine Aufmerksamkeit den
Sonnen-Beobachtungen im erhöhten Maaße zugewandt. Freunde der Astronomie,
denen ein Fernrohr sowie eine gute Taschenuhr zur Verfügung steht, betrachten nun um
so lieber die Sonne, als einige Wahrscheinlichkeit vorliegt, außer Flecken einen
Planeten-Vorübergang wahrzunehmen, wie man denn seit 1760 mehrmals solche
Erscheinungen bemerkt haben wollte,R. Wolf in den astronomischen Nachrichten, Bd. LI S.
356 und in der Vierteljahresschrift der naturforschenden Gesellschaft zu
Zürich, fünfter Jahrgang S. 1. die jedoch ohne Würdigung blieben.
Zu den auffallendsten Beispielen dieser Art gehören wohl Pastorff's Beobachtungen, welche Schumacher nur mit großem Mißtrauen veröffentlichte.Astronomische Nachrichten, Bd. XI S. 31 und
Bd. XII S. 150. Jetzt, wo nach geänderten Ansichten die
Mittheilung ähnlicher Wahrnehmungen nicht mehr absichtlich unterbleiben dürfte, mag
vielleicht so Mancher mit seinen Beobachtungen bloß deßhalb zurückhalten, weil es
ihm mit einem kleinen nur schwach vergrößernden Fernrohre ausgerüstet nicht gelang,
die oft nur punktartigen scheinbar scharf begrenzten runden Sonnenflecken zweifellos
von einem Planeten-Scheibchen zu unterscheiden, wozu über 100malige Vergrößerung
erfordert wird. Eine solche Vergrößerung läßt sich nämlich an kleineren Instrumenten
nur mittelst sehr starker Oculare erzwingen, welche ihrerseits wegen der zu
divergent austretender Lichtstrahlen kein gewöhnliches Sonnen-Blendglas
vertragen, das vermöge seiner Dicke bloß einen Theil des im
Objectiv-Brennpunkte entworfenen Sonnenbildchens in's Auge gelangen läßt und
daher bequeme sowie sichere Beobachtungen vereitelt.
Und doch ist diesem Uebelstande verhältnißmäßig leicht derart abzuhelfen, daß selbst
das stärkste Ocular zu Sonnen-Beobachtungen verwendbar wird. Man benutze nur
statt des gewöhnlichen, aus 2 bis 3 ziemlich dicken farbigen Gläsern bestehenden
Blendglases ein dünnes, auf beiden Seiten plan geschliffenes Gläschen von 0,2 bis
0,3 Millimeter Dicke, wie es der Mikroskopiker zum Bedecken der Objecte verwendet.
Dieses Glas schwärze man dadurch dauerhaft, daß man es auf einer Seite wie die zu
photographischen Zwecken bestimmten Platten mit einer sensibilirten
Collodiumschichte überzieht, hierauf den Sonnenstrahlen aussetzt, mit schwefelsaurem
Eisenoxydul-Ammoniak behandelt und endlich der größeren Undurchsichtigkeit
halber einigemale in verdünntes Schwefelammonium taucht.
Ein so präparirtes Glasplättchen läßt das Sonnenbild mit zweckentsprechender
Intensität in's Auge gelangen, wenn man es in der üblichen Metallfassung möglichst
nahe vor die Ocularlinse des Fernrohres, jedoch die belegte Seite vom Auge gewandt,
schraubt. Bloß um den Silberüberzug vor Beschädigung zu schützen, kitte man noch an
die damit versehene Seite des Gläschens mittelst Canadabalsam ein zweites möglichst
dünnes unbelegtes Deckgläschen an. Dieses darf jedoch nur an den Rändern geschehen.
Ein derartiges Blendglas hat weiters vor den bisher gebräuchlichen den Vorzug, nicht
so leicht in Folge der Erhitzung durch die Sonnenstrahlen zu zerspringen.
Wenn auch beide erwähnte Vortheile sich durch das vor einiger Zeit von Dove beschriebene Sonnenglas erreichen lassen,Monatsberichte der k. Akademie der
Wissenschaften zu Berlin aus dem Jahre 1859, S. 364. so halte ich
dennoch die Bekanntgebung des in Rede stehenden Blendglases nicht für unnütz, da es
gegenüber dem glänzenden Silberspiegel Dove's manche Vortheile bietet. Ein solcher ist die Vermeidung
unnützer Reflexionen und dadurch bedingter Undeutlichkeit, wenn die spiegelnde
Fläche des Dove'schen Glases dem Objective zugekehrt
wird, oder die störende Spiegelung des Auges bei entgegengesetzter Stellung; ferner die Unveränderlichkeit
des vorgeschlagenen Blendglases, während mit glänzendem Silber belegtes Glas, wenn
die Metallschichte nicht mit äußerster Sorgfalt vor Luftzutritt geschützt wird,
durch den selten fehlenden Gehalt der Atmosphäre an Schwefelverbindungen in kurzer
Frist braune Flecken bekommt, welche bei Sonnenbeobachtungen störend wirken. Endlich
läßt, wenigstens für mein Auge, das grün-blaue Licht, in welchem die
Sonnenscheibe durch den Silberspiegel gesehen erglänzt, feine Pünktchen,
Sonnenfackeln etc. weniger scharf unterscheiden als die Farbe, welche die Sonne
durch ein mit Schwefelsilber belegtes Glas zeigt.