Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. , S. 168 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Blees'sche Universal-Kuppelung im Vergleich mit der Hooke'schen.
In der März-Versammlung l. Is. des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen zeigte
Hr. Geheimer Oberbaurath
Nottebohm die in der Werkstatt des kgl. Gewerbe-Instituts zu
Berlin ausgeführten Modelle der Blees'schen und der Hooke'schen Kuppelung vor. (Man s. die Beschreibung der
Universal-Kuppelung von J. W. Blees im polytechn.
Journal Bd. CLXXVI S. 419.) Es wurde
nachgewiesen, daß die Hehler der Hooke'schen Kuppelung
auch bei der Blees'schen sich zeigen, jedoch bei dieser
nur etwa halb so groß sind als bei jener. Bei einer Ablenkung der Welle um
45° an der Blees'schen Kuppelung ergibt sich der
größte Fehler der Art, daß die getriebene Welle um etwa 5° voreilt, wenn die
treibende Welle um 90° gedreht wird. Bei fortgesetzter Drehung der treibenden
Welle um 90° bleibt die getriebene Welle um circa
5° zurück, so daß beide Wellen zwar in gleicher Zeit den Winkel von
180° durchlaufen, jedoch die getriebene Welle mit ungleichförmiger und die
treibende mit gleichförmiger Geschwindigkeit. – Bei der Hooke'schen Kuppelung beträgt der Fehler etwas mehr als 9°.
(Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1866 S.
51.)
Nebel-Signale für Schiffe.
Die schon vor zwei Jahren auf Veranlassung der British
Association von Holmes construirten Apparate zur
Mittheilung von telephonischen Signalen an die Schiffe sollen nach unserer Quelle in
der nächsten Zeit an dem westlichen Ende der Insel Ouessant eingerichtet werden. Das
Signalinstrument besteht aus einer giganten Trompete, die vertical an dem Ende eines Gebläses, mit der
Windlade in Communication stehend, angebracht ist; das Gebläse wird durch zwei
Pferde in Thätigkeit versetzt, und das Stativ, auf dem die Windlade sich befindet,
ist um eine verticale Achse drehbar, so daß das Signal nach allen Stellen hin, die
in einem halben Umkreise liegen, gegeben werden kann. Der Hahn, welcher aus der
Windlade der Pfeife die Luft zuführt, ist mit einem Echappement versehen, so daß die
Töne zwar unmittelbar, aber durch kurze Intervalle von einander unterbrochen, auf
einander folgen. Die Töne werden auf 3 bis 4 Seemeilen deutlich gehört; der Apparat
wird daher bei nebeligem Wetter die sonst gebräuchlichen Licht-Signale etc.
mit Vortheil ersetzen können. (Aus l'Océan, durch
Les Mondes, t. XII p. 4;
September 1866.)
Alarmsignale bei Feuersgefahren.
Der große Brand in den Docks zu London hat Veranlassung gegeben, an die Einrichtung
von Organen zu denken, welche in sicherer Weise das Eintreten einer Feuersgefahr
ohne äußere Hülfsmittel anzukündigen vermögen. Es scheint nun, daß diese Aufgabe
ihre vollständige Lösung gefunden hat. Hiernach hat man nämlich in jeder Abtheilung
eines Magazines, sowie in jedem Zimmer der größeren Gebäude ein Thermometer
anzubringen und dieses in eine Leitung einzuschalten, welche zu dem Telegraphen der
nächsten Station der Feuerwehr führt. Unter gewöhnlichen Umständen geben diese
Thermometer die Temperatur der Umgebung an, ohne daß dabei die Kette, in welche der
Telegraph eingeschaltet ist, geschlossen wird; wenn aber in einem der betreffenden
Räume eine ganz ungewöhnliche Temperaturerhöhung, wie etwa bei dem Beginne eines
Brandes eintritt, so verlängert sich die Quecksilbersäule des Thermometers über die
gewöhnlichen Grenzen hinaus und schließt jetzt die Kette: das Läutewerk einer jeden
Station, die in den Telegraphen eingeschaltet ist, gibt daher jetzt die
Feuersignale, und zwar weit früher als der Brand von den Feuerwächtern entdeckt
werden kann. (Aus dem Athenäum durch Les Mondes, t. X p. 249;
Februar 1866.)
Ein Mißbrauch des Telegraphen in Indien.
Folgendes entnimmt unsere Quelle (Engineer, Juli 1866, S.
8) der Geschichte des Telegraphen in Indien von Adley:
Die Methode des Ablesens der Signale (am Morse'schen
Apparate) mittelst der Schläge des Ankers gegen den Elektromagneten, bietet in
Indien zuweilen ein einträgliches Geschäft. Den dienstfreien Beamten etc. ist zwar
der Zutritt zum Telegraphenbureau nicht gestattet; hingegen dürfen sie sich in
anderen benachbarten Räumen, wie auch die Actionäre, aufhalten. Kommt eine Depesche
an, so kann diese in den angrenzenden Sälen von Sachverständigen deutlich aus den
Ankerschlägen vernommen werden, und es kommt dann nicht selten vor, daß die
Depesche, durch fremde Boten versendet, weit schneller an die eingeborenen Kaufleute
gelangt, als an den Adressaten selbst, wenn dieser ein Engländer ist. (Ein solcher
Mißbrauch des Telegraphen läßt sich leicht beseitigen: man dämpfe die Ankerschläge,
indem man die Berührungsflächen mit starkem Papier belegt, schalte aber dafür einen
Wecker in die Kette ein, mittelst welchem sodann der
gegenseitige Anruf gegeben werden kann. C. K.)
Verbesserung des Aneroid-Barometers.
Es ist bekannt, daß diese Instrumente, wie sie von verschiedenen Seiten geliefert
werden, im Allgemeinen nicht besonders zuverlässig functioniren. In der neueren Zeit
hat man, um ihre Empfindlichkeit zu erhöhen, die Veränderungen des baroskopischen
Organes mittelst einer Kette auf das Triebwerk der Zeigerachse überzutragen gesucht,
und dieses Mittel zur Uebertragung der Bewegung war von Neuem eine Veranlassung von
wesentlichen Uebelständen. In der optischen Anstalt von Cooke und Söhne soll das Aneroid bedeutende
Verbesserungen erhalten haben; unter Anderem wurde die Kette durch einen äußerst dünnen
platten Draht von Gold oder Platin ersetzt, und es sollen überhaupt die von Cooke angefertigten Instrumente so vollkommen seyn, daß
sie für wissenschaftliche Untersuchungen als tauglich erklärt worden sind. Mehrere
Aneroide dieser Art, unter dem Recipienten einer Luftpumpe untersucht, sollen nicht
bloß einen ganz exacten Gang hierbei gezeigt, sondern auch unter allen Umständen den
gleichen Stand beibehalten haben. (Les Mondes, t. X p. 250; Februar 1866.)
Zur Theorie der Davy'schen Sicherheitslampe.
Dr. A. Krönig in seiner
„Chemie, bearbeitet als Bildungsmittel für den Verstand“
hält es für wahrscheinlich, daß das Drahtnetz die von der Flamme empfangene Wärme
mehr durch Strahlung, als durch Leitung verliert. Diese Vermuthung scheint zur
Gewißheit geworden zu seyn durch die interessanten Versuche, welche Magnus in seiner „Notiz über die Beschaffenheit
der Sonne“ (Annalen der Physik und Chemie, Bd. CXXI) beschreibt. Denn
Magnus weist nach, daß eine nicht leuchtende
Gasflamme eine viel größere Wärme ausstrahlt, sobald man eine Scheibe von Platin
hineinbringt. Er zeigt ferner, daß die Wärmeausstrahlung der Flamme eine Vermehrung
erfährt, sobald die Platinplatte mit kohlensaurem Natron überzogen wird. Diese
Beobachtung scheint vollständig die Angabe Graham's
(Annalen der Physik und Chemie, Bd. XXXI S. 467) zu erklären, daß „das
Drahtgewebe der Sicherheitslampe weit undurchdringlicher für die Flamme ist,
wenn es zuvor in eine Alkalilösung getaucht wird.“ (Annalen der
Physik und Chemie, Bd. CXXII.)
Fortschritte beim Bessemern.
1) Nach der in der preußischen Zeitschrift Bd. XIII S. 193
mitgetheilten Reisebeschreibung des Hrn. E. André in
Königshütte haben die Frischbirnen auf englischen und schottischen
Werken im Wesentlichen noch die alte Gestalt, nur ist der scharfe Vorsprung
am Halse weggelassen, damit man durch denselben die Formmündungen übersehen kann.
Die Birnen fassen 3–10 Tonnen. In Wednesbury hat sich eine geringere
Formenzahl am Boden an der Peripherie (8 Stück), nicht in der Mitte, jede mit 9
Löchern, als vollkommen ausreichend bewährt. Die Formen
werden nicht mehr in den Boden des Windkastens eingeschraubt, sondern nur
eingesteckt und während des Anwärmens durch eiserne Klammern gehalten, welche nach
demselben wieder entfernt werden. Die Windabsperrung ist
fast überall eine selbstthätige, und die Gebläse sind liegende mit Kautschukringen,
statt mit Ventilen. Die Ringe leiden sehr durch die Wärme und das Schmieröl, und
sind aus verschiedenen Fabriken von sehr verschiedener Qualität.
Das Kippen der Birne erfolgt meist durch hydraulischen
Druck, und auf dem neuesten Werke zu Crewe bei Manchester sind auch die zum
Transporte der Formen und Gußblöcke nöthigen Krahne hydraulische. An mehreren Orten
hat man den Accumulator gespart und zur Verringerung der Stöße bei plötzlichem
Abschluß des Kraftwassers im Accumulator der Glasgower Anlage ein compressibles
Luftkissen hergestellt, dessen Größe durch eine neben dem Accumulator stehende
kleine Dampfluft-Compressionspumpe einerseits und durch Luftablaßhähne
andererseits beliebig regulirt wird.
Die Flammöfen zum Umschmelzen des Roheisens haben eine
sehr breite Fuchsbrücke zur Aufnahme der ganzen Charge, welche in den Sandherd
hinabschmilzt, der in der Mitte mit geringer Einsenkung gegen die Seitenwand, an der
sich der Abstich befindet, sumpfartig vertieft ist. Zur Vermehrung der Oberfläche
bogenförmig gekrümmte Rostbalken nehmen in Kerben die Traillen auf. Die älteren
Werte sind meist zu enge gebaut; sehr musterhaft ist die geräumige und doch
übersichtliche Anlage in Glasgow.
Als Roheisen wendet man an Silicium nicht zu armes,
graues, nicht ganz feinkörniges, weiches Cumberländer-Hämatit-Roheisen
Nr. 3 oder 2 1/2 der englischen Scala (Nr. 1 ist das schwarze graphitische und Nr. 4
das feinkörnige, dem halbirten sich annähernde Roheisen) an, welches 4,50 Si, 3,30
Graphit, 0,08 chemisch gebundene Kohle, 0,04 Phosphor, 0,09 Schwefel und 0,57 Mangan
enthält. Dieses Eisen erreicht die zum Bessemern zulässige Maximalgrenze im
Schwefel- und Siliciumgehalt; die Minimalgrenze des letzteren dürfte bei 1,5
bis 2 Proc. seyn. Der Phosphorgehalt bleibt weit unter der zulässigen Maximalgrenze,
welche von Bessemer zu 0,2 Procent angegeben, zu Hörde
aber 0,06 Proc. gefunden ist. Siegener Spiegeleisen dient überall als
Zusatzeisen.
Als feuerfestes Futter für die Birnen verwendet man noch überall Ganister von Sheffield; der Hals der Birne wird mit
Ziegeln ausgemauert.
Der Stopfen der Gußkessel aus gebranntem feuerfesten Thon
befindet sich an einer mit Thon umhüllten Eisenstange und paßt in eine Oeffnung am
Boden, welche mit gebranntem Thon ausgefüttert ist. Frischer Thon, der nur angewärmt
wird, hält sich nicht.
Nachdem der Verfasser von den Apparaten und Materialien geredet, geht derselbe zu dem
Betrieb (Vorarbeiten, Verblasen, Gießen, Nacharbeiten) über und bespricht
schließlich die Verarbeitung des Bessemerstahls, nämlich das Vorhämmern und
Fertigmachen (Fertighämmern und Walzen zu Schienen, Bandagen und Blechen).
Beim Verblasen wird empfohlen, das Anwärmen der Birne
statt durch Kohks durch Gas
nach Art des Frischgefäßes beim Parry'schen Proceß zu
Ebbw Vale vorzunehmen. Ein auf Rädern laufender kleiner Generator von 6–7 Fuß
Höhe und 2 1/2 Fuß Durchmesser liefert das Gas, welches mittelst mehrerer oder einer
Düse kurz vor dem Eintritt in das Gefäß verbrannt wird. Man vermeidet dabei die
Nasenbildung durch die Kohksasche.
Von größter Wichtigkeit für die Güte des sehr zum Steigen geneigten, ohnehin nie
blasenfreien Stahls ist der schnelle und dichte Verschluß der Gußformen durch einen
Blechdeckel, darauf Formsand, dann eine 1 Zoll dicke Eisenplatte, welche festgekeilt
wird. Durch ein schnelles Gießen vermeidet man auch bei genügender Vorwärmung des
Gußkessels die nur als Abfälle zu betrachtenden Stahlschalen. Ein zu schnelles
Gießen läßt den im Stahl mechanisch eingeschlossenen oder sich noch entwickelnden
Gasen nicht Zeit zu entweichen. Am besten füllt man die Formen schnell bis zur
Hälfte mit vollem Strahl und mäßigt dann letzteren. Das Gießen mit aufsteigendem
Strom hat sich nicht bewährt.
Die jährliche Gesammtproduction an rohen Stahleingüssen beträgt in England an 630,000
Ctr. engl.
Abgesehen von den gehämmerten Maschinentheilen, wozu der Bessemerstahl ganz
vorzüglich ist, beruht dessen Zukunft hauptsächlich auf seiner Verwendbarkeit zu
Schienen und Bandagen. Zu feineren Arbeiten ist derselbe nur unter besonders
günstigen Verhältnissen geeignet.
––––––––––
2) Bergingenieur Castel beschreibt in den Annales des mines, 4. livr.
de 1865, p. 149 das Bessemerstahlwerk zu Graz in Steiermark, welches mit zwei gewöhnlichen
Frischbirnen arbeitet bei Chargen von 2,75 Tonnen grauen und 275 Kil. Spiegeleisens,
die im Flammofen eingeschmolzen werden. Während einer Chargendauer von 17 Minuten
verbraucht man 25 Kubikmeter Wind bei 13,8 Proc. Abgang. Auf 100 Thle. Roheisen
gehen zum Umschmelzen 182,7 Thle. Lignit und zum Abwärmen der Birnen u.s.w. 275
Kilgr. Kohks und 35 Kilgr. Holzkohle per Charge. Die
ganze Anlage hat 139,620 Frcs. gekostet.
Die angewandten grauen Roheisensorten von Mariazell und Turrach und das Spiegeleisen
von Fridau haben nachstehende Zusammensetzung:
Mariazell.
Turrach.
Fridau.
Eisen
93,60
93,97
95,63
chemisch gebundener Kohlenstoff
0,21
0,15
3,62
Graphit
3,52
3,10
0,17
Silicium
2,27
1,23
0,24
Mangan
0,26
Spr.
0,29
Schwefel
0,14
0,18
0,09
Phosphor
0,01
0,03
0,01
Kupfer
0,10
0,07
0,11
––––––––––––––––––––––––––––––
100,11
98,74
100,06
Eine Probe des daraus dargestellten Stahles enthielt:
Eisen
98,57
chemisch gebundener
Kohlenstoff
0,38
Graphit
0,65
Silicium
0,05
Mangan
0,07
Schwefel
0,05
Phosphor
Spr.
Kupfer
0,08
–––––
99,85.
(Berg- und hüttenmännische Zeitung.)
Neues Verfahren der Fabrication von Soda und Potasche, von A.
G. Hunter.
Nach Hunter (zu Rockcliff Hall bei Flint) werden die
schwefelsauren Salze des Kalis und Natrons unter Ausscheidung des Alkalis im
caustischen Zustande zersetzt, wenn man sie unter hohem Druck mit Kalk behandelt.
Derselbe gründet darauf ein Verfahren der Soda- und Potaschefabrication,
welches angeblich in England bereits im Großen angewendet wird. Darnach wird eine
Lösung von schwefelsaurem Natron mit caustischem Kalk gemischt, die Mischung einem
genügenden Druck unterworfen und durch Umrühren mit dem Sulfat in Berührung
gehalten, bis eine herausgenommene Probe zeigt, daß die Reaction beendet ist. Das
Gemisch von Sulfat und Kalk wird, während es dem Drucke unterworfen ist, gekocht;
das Sulfat wird in schwacher Lösung und der Kalk als Kalkmilch angewendet. Ein
Ueberschuß an Kalk ist von Vortheil, und wenn man reinen schwefelsauren Kalk zu
erhalten wünscht, so wird das bei einer Operation erhaltene Gemisch von caustischem
und schwefelsaurem Kalk mit einer zweiten Menge Sulfat behandelt, die dann durch
Behandlung mit frischem Kalk weiter caustisch gemacht werden kann. Der nöthige Druck
hängt von der Beschaffenheit des schwefelsauren Alkalis und Kalkes, der Temperatur
und Stärke der angewendeten Lösung, sowie von der Zeit ab, in welcher die Operation
ausgeführt werden soll. Schwefelsaures Kali erfordert einen größeren Druck und ist
schwieriger zu zersetzen als schwefelsaures Natron; einige Varietäten Kalk sind
weniger chemisch wirksam und machen einen größeren Druck nöthig als andere. Gute
Resultate erhält man mit schwefelsaurem Natron, wenn man eine Lösung vom spec.
Gewicht 1,100 bei einem Druck von 40 bis 50 Pfd. per
Quadratzoll engl. kocht, und bei schwefelsaurem Kali, wenn man eine Lösung von 1,100
spec. Gewicht bei einem Druck von 80 bis 90 Pfd. per
Quadratzoll kocht; durch größeren Druck wird der Proceß beschleunigt und verbessert.
Wenn das Sulfat hinlänglich caustisch geworden ist, wird der ungelöste schwefelsaure
Kalk durch Filtration oder Decantiren von der Flüssigkeit getrennt, ausgewaschen und
kann dann als Dünger, Stuck etc. verwendet werden; das Abfiltriren muß unter Druck
geschehen, damit das Aetzkali oder Aetznatron nicht auf den schwefelsauren Kalk
einwirken kann. Aus der Flüssigkeit kann Aetznatron resp. Aetzkali oder durch
Einleiten von Kohlensäure Soda oder doppelt-kohlensaures Natron, resp.
einfach- oder doppelt-kohlensaures Kali, gewonnen werden; die
Darstellung der kohlensauren Salze kann auch dadurch geschehen, daß die alkalischen
Laugen in Berührung mit kohlensaurem Kalk concentrirt werden. – Patentirt in
England am 8. April 1865. (London Journal of arts, April
1866, S. 222.)
Das englische Gesetz zur Verminderung der Uebelstände, welche
die bei der Sodafabrication entweichende Salzsäure in den Umgebungen
verursacht.
In der Juni-Versammlung l. Is. des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen hielt
Hr. Dr. Weber einen Vortrag
über das in England zu dem angegebenen Zwecke am 1. Januar 1864 auf fünf Jahre in
Kraft getretene Gesetz, die Alkali acte. Es bestehen in England 89
Sodafabriken, in welchen wöchentlich circa 6000 Tonnen
Kochsalz zersetzt werden, die vor Erlaß des Gesetzes 4000 Tonnen Salzsäure zum
großen Nachtheil der Umgebungen der Luft mittheilten. Das auf Grund von
Ermittelungen der Regierungs-Commissarien erlassene Gesetz bestimmt, daß
nicht mehr als 5 Procent entwickelte Salzsäure in die Luft entweichen darf. Aus dem
Berichte des eingesetzten Inspectors über die Resultate des Gesetzes pro 1864 ergibt sich, daß in Folge der jetzt
verbesserten Einrichtung der Condensatoren durchschnittlich 98,7 Proc. Salzsäure
condensirt werden. Einzelne Fabrikanten haben durch Verbesserung der Apparate das
Resultat erzielt, daß die Gase selbst durch Silberlösung gehen, ohne zu reagiren,
was um so mehr anzuerkennen ist, als Smith nachgewiesen
hat, daß eine 0,0027 Proc. Salzsäure enthaltende Luft noch auf Silberlösung reagirt.
Das erlassene Gesetz hat daher den Erwartungen vollständig entsprochen.
(Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1866 S.
72.)
Untersuchung der im Handel vorkommenden rohen toscanischen
Borsäure. – Mittheilung aus dem chemisch-technischen Laboratorium von
Dr. H. Vohl in Cöln.
In 100 Gewichtstheilen verschiedener Borsäure-Proben waren enthalten:
I.
II.
III.
IV.
V.
BorsäureKrystallwasserangezogenes
WasserSchwefelsäureKieselsäureSandEisenoxydManganoxydulThonerdeKalkMagnesiaKaliAmmoniakNatronChlornatriumorganische
Substanzen u. Verlust
45,199634,89164,50199,61350,81210,29910,12660,00310,57860,01090,60800,18012,98910,00290,10120,0918
47,632035,69832,58607,90961,28400,50000,1631
Spuren0,08020,3055
Spuren0,25513,5165Spuren0,05950,0101
48,235737,21271,02378,44230,60000,10000,0920
Spuren0,05040,5178 Spuren0,51783,5169
Spuren0,04010,0101
45,248734,90104,49909,58330,21340,77220,1030
Spuren0,1359 Spuren Spuren0,61403,7659
Spuren0,1671–
48,131438,06101,52407,81600,08610,41540,0431
Spuren0,1736 Spuren Spuren0,41343,0890
Spuren0,03210,0449
100,0000
100,0000
100,0000
100,0000
100,0000
Der Bauxit von Feistritz in der Wochein (Oberkrain).
In der März-Versammlung l. Is. des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen legte
Hr. Bergassessor Dr. H.
Wedding im Anschluß an seine frühere Mittheilung (polytechn. Journal
Bd. CLXXX S. 325) ein ihm vom Entdecker,
Hrn. Director Fleckner,
zugegangenes Stück Bauxit aus dem bei Feistritz in der Wochein (Oberkrain)
aufgefundenen, in Kalkstein aufsetzenden Lager vor. Das Mineral enthält nach
Mittheilung der Reichsanstalt zu Wien:
Thonerde
64,29 Procent,
Eisenoxyd
2,40 „
Kieselsäure
6,29 „
Wasser
25,74 „
Kalkerde
0,35 Procent,
Magnesia
0,38 „
Schwefelsäure
0,20 „
Phosphorsäure
0,46 „
und Spuren von Manganoxyd, Kali, Natron und Lithion –
und ist daher als ein echter Bauxit anzusehen; denn es
ist, wie jeder Bauxit, eine Zwischenstufe zwischen reinem Eisenoxydhydrat und reinem
Thonerdehydrat, und bildet auch zahlreiche Uebergänge durch einen eisenreicheren
Bauxit in Brauneisenstein. Von den bisher in Frankreich und Irland entdeckten
Bauxiten unterscheidet es sich wesentlich durch seine Structur, die dicht, nicht
conglomeratartig ist, seine Farbe, die hell erbsengelb, beinahe weiß, nicht roth
oder gelbroth ist. Wegen dieser abweichenden physikalischen Eigenschaften ist es vom
Entdecker „Wocheinit“ genannt worden. (Verhandlungen des
Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1866 S. 53.)
Die Zusammensetzung der Masse der kgl.
Gesundheitsgeschirr-Manufactur bei Charlottenburg.
In der Juni-Versammlung l. Is. des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen machte
Hr. Geheimer Regierungsrath
Kolbe auf den von mehreren Industriellen ausgesprochenen Wunsch eine
Mittheilung über die Zusammensetzung der Gesundheitsgeschirr-Masse, welche
bei der seit Kurzem außer Betrieb gesetzten königl.
Gesundheitsgeschirr-Manufactur bei Charlottenburg verwendet worden,
namentlich für chemische und Apothekergefäße, für Haus- und
Küchengeräthschaften. Die Masse besteht aus:
46 Pfund
Porzellanerde,
37,5 „
Thon,
16,5 „
Feldspath
––––––––––
auf je
100 Pfund
fertiger Masse; die dazu gehörige Glasur aus:
42 Pfund
Sand,
33 „
Porzellanerde,
13 „
ungebranntem Gyps,
12 „
unglasirten Porzellanscherben,
––––––––––
auf je
100 Pfund
fertiger Glasur.
(Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1866 S.
73.)
Darstellung reiner Essigsäure und essigsaurer Salze aus
Holzessig mittelst Baryt; von C. F. Richter in
Berlin.
Zur Darstellung reiner empyreumafreier Essigsäure und essigsaurer Salze aus Holzessig sindsiud verschiedene Methoden empfohlen und versucht worden, ohne aber den
gehegten Erwartungen zu entsprechen. Der billigste und einfachste Weg bleibt immer
noch die Verkohlung des Empyreuma und es bleibt nur die Aufgabe, diese Verkohlung so
zu leiten, daß die Essigsäure nicht mit zerstört wird. Die Darstellung von
essigsaurem Kalk gibt hierbei insofern nicht genügende Resultate, als die Kalkerde
eine zu schwache Basis ist, so daß die Essigsäure in dieser Verbindung die zum
Verbrennen der brenzlichen Oele und Harze nöthige Hitze ohne theilweise Zersetzung
nicht verträgt und sich zum Theil zersetzt, wodurch die Ausbeute an reinem Salz sehr
vermindert wird. Aehnlich verhält es sich mit dem essigsauren Natron; obgleich
dieses ohne Zersetzung eine höhere Temperatur verträgt, so wird doch die Zersetzung
des Empyreumas dadurch ungemein erschwert, daß das essigsaure Natron schmilzt und
das aus den zerstörten empyreumatischen Säuren gebildete kohlensaure Natron mit
flüssig erhält; dadurch disponirt es dasselbe immer wieder sich zu zersetzen und
neue Mengen freiwerdender empyreumatischer Säuren zu binden, so daß man die Hitze
steigern und längere Zeit rösten muß, wobei eine theilweise Zersetzung von
essigsaurem Natron nicht zu vermeiden ist. Zudem läßt die dickflüssige Schmelze die
empyreumatischen Dämpfe schwer entweichen und bilden sich beim steten Umrühren durch Abkühlung starke
Krusten, die noch empyreumatische Theile einschließen und die Arbeit erschweren.
Alle diese Uebelstände werden vermieden, wenn die Essigsäure an Baryt gebunden wird. Der Baryt ist eine hinreichend starke Base, so daß in
dieser Verbindung die Essigsäure die Röstung gut verträgt; ferner schmilzt der
essigsaure Baryt nicht und verhält sich daher der etwa gebildete kohlensaure Baryt
gegen die Harzsäure ganz indifferent. Zur Darstellung des essigsauren Baryts wird
feingemahlener Witherit (natürlicher kohlensaurer Baryt) so lange in Holzessig
eingetragen, als noch Aufbrausen stattfindet und die noch etwas säuerliche Lösung
mit Schwefelbaryum oder Aetzbaryt neutralisirt. Nachdem sich die Flüssigkeit durch
Absetzen vollständig geklärt, wird sie in einer flachen Pfanne eingedampft, die sich
bildenden Krystalle werden herausgedrücktherausgekrückt und auf eine seitlich von der Pfanne befindliche geneigte Fläche zum
Abtropfen aufgeschüttet. Zum Rösten der abgetropften Krystalle dient eine
gußeiserne, 4 Zoll tiefe, 3 bis 4 Fuß im Quadrat große Pfaune, die so eingemauert
ist, daß ihr Boden ziemlich gleichmäßig heiß wird, ohne jedoch rothglühend zu
werden. In ihr werden die Krystalle circa 2 Zoll hoch
ausgebreitet und unter beständigem Umrühren, wobei hauptsächlich darauf zu achten,
daß Nichts am Boden sich festsetze, so lange erhitzt, als noch empyreumatische
Dämpfe entweichen und bis eine Probe im Wasser eine farblose LösungLöfung gibt. Die Krystalle zerfallen beim Rösten in ein ziemlich gleichmäßiges
Pulver, welches, sobald der eben angeführte Moment erreicht ist, herausgenommen und
in einer anderen Pfanne unter Umrühren abgekühlt wird, indem sonst die vom
zerstörten Empyreuma herrührenden höchst fein zertheilten Kohlentheilchen leicht
pyrophorisch wirken und so ein nachträgliches Verbrennen herbeiführen. Um ein zu
großes Verstäuben beim Rösten zu verhüten, ist ein Zusatz von 2 Proc. essigsaurem
Natron zur Schmelze sehr zweckmäßig, indem dasselbe schmilzt und den essigsauren
Baryt feucht erhält, und man kann deßhalb, wie oben angeführt, die Lösung statt mit
Schwefelbaryum oder Aetzbaryt, sogleich mit kohlensaurem Natron neutralisiren. Die
geröstete Masse wird schließlich mit Wasser ausgelaugt und beim Eindampfen weißes
essigsaures Barytsalz erhalten, aus dem sich sowohl reine Essigsäure wie andere
essigsaure Salze leicht darstellen lassen. (Deutsche Industriezeitung, 1866 S.
333.)
Phosphorfreie Zündmasse.
Knapp gibt in der kürzlich erschienenen 3. Auflage seines
Lehrbuches der chemischen Technologie C. Liebig's
Vorschrift zu einer phosphorfreien Zündmasse, bestehend aus 3 Theilen
Schwefelantimon, 16 Th. chlorsaurem Kali, 1 Th. doppeltchromsaurem Kali, 10 Th.
Mennige, 8 Th. Nitromannit, 4 Th. Glas, 5 Th. Gummi.
Die Entfernung von Rost-, Ruß- und Loheflecken
aus Weißzeug; von Dr. Schödler in Mainz.
Die hierüber gemachten Erfahrungen kann ich durch einige weitere ergänzen, zu welchen
mir zufällig kurz nach einander Veranlassung gegeben worden ist. Im ersten Falle
handelte es sich um das gesammte Weißzeug einer Ausstattung, welches zum Waschen und
Bleichen auf das Land gegeben worden war und beim Abliefern durchgängig mit
gelblichen bis braunen Flecken mehr oder weniger bedeckt war. Mehrfaches
Experimentiren hatte sich erfolglos bewiesen; die Ursache der Färbung konnte nicht
ermittelt werden. Derartige Flecken werden gewöhnlich Loheflecken genannt und der Anwendung neuer Geräthe von Eichenholz
zugeschrieben. Auch sollen sie entstehen, wenn die Lauge mit Asche bereitet wird,
die zum Theil von Eichenlohe herrührt. Nachdem Chlor, schweflige Säure und Kleesalz
sich ohne Einwirkung erwiesen hatten, wurden gefleckte Partien des Zeugs auf einen
flachen Porzellanteller ausgebreitet und mit gepulverter Weinsäure und in einem anderen Versuche ebenso mit Citronensäure bestreut
und 24 Stunden lang feucht erhalten. Die mit Weinsäure behandelten Flecken waren
vollständig verschwunden, die anderen theilweise. Es wurde hiernach das sämmtliche
Weißzeug lagenweise in eine längst gebrauchte Bütte von Tannenholz gebracht, Weinsäure
eingestreut und mit heißem Wasser bis zur Durchfeuchtung übergossen. Nach 48 Stunden
war jede Färbung verschwunden.
Sogenannte Rußflecken, die richtiger als Theerflecken bezeichnet werden, waren entstanden, indem
die in langen Ofenrohren verdichteten Dämpfe an einer schadhaften Stelle abtropften
und mit Weißzeug in Berührung kamen. Die Flecken waren von großem Umfang und von
intensiv gelbbrauner Farbe. Bevor die befleckten Stoffe mir übergeben wurden, sollen
sie bereits allen möglichen Proceduren unterworfen worden seyen. Auch diese Flecken
verschwanden bei Anwendung von Weinsäure, wie oben,
vollständig. Es ist möglich, daß wenn in einer Holzasche sich halb verkohlte
Holztheile befinden, in diesen sich Zersetzungsstoffe des Holzes befinden, ähnlich
den im Theer enthaltenen und davon Flecken von gleicher Beschaffenheit
herrühren.
Eigentliche Rostflecken, von kleinem Umfang, befanden sich
in großer Anzahl in einem Shirtingstoffe. Sie waren lebhaft orangegelb und
widerstanden allen Reagentien, insbesondere auch der Weinsäure. Ich erinnerte mich
an ein im vorigen Jahre veröffentlichtes Verfahren zur Entfernung solcher Flecken
und fand dasselbe vollständig sich bewährend. GewöhnlicheGemöhnliche, reine Salzsäure, mit gleichviel Wasser
verdünnt, wurde zu dem Ende auf die Flecken getupft und nachher Schwefelwasserstoff-Ammoniak auf die Stellen gebracht. Sogleich zeigte die Entstehung
schwarzgrüner Flecken die Bildung von Schwefeleisen, das bei abermaliger Betupfung
mit Salzsäure sich auflöste. Es bedurfte jedoch eines dreimaligen Turnus einer
wechselnden Behandlung mit Salzsäure und Schwefelwasserstoff-Ammoniak, um die
Flecken gänzlich zu beseitigen. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1866 S.
249.)
Schwefelkohlenstoff gegen Insecten.
In eine gut gefugte Kiste, welche man, um besseren Schluß zu bewirken, zweimal mit
Schreibpapier ausklebt (besser noch würde es seyn, wenn man dieselbe mit dünnem
Zinkblech auskleidete), werden die Gegenstände, welche man der Zerstörung von
Insecten oder Larven ausgesetzt fürchtet, lose eingelegt, wenn es nöthig durch
zwischengebrachte Latten Lufträume erhalten. Auf diese stellt man eine flache
Schüssel, die man mit Hobelspänen füllt, und gießt hierauf, wenn die Kiste etwa 60
Kubikfuß Inhalt hat, etwa 1 Pfund Schwefelkohlenstoff, legt schnell den innen mit
Papier bezogenen Deckel auf und verklebt die Fugen doppelt mit Streifen von
Schreibpapier.
Diese Operation darf nur bei Tage vorgenommen werden, weil wegen der leichten
Entzündlichkeit der Schwefelkohlenstoffdämpfe selbst auf weite Entfernung hin eine
Entzündung durch eine Lichtflamme und Explosion entstehen kann. In den nächsten
Tagen selbst darf man in die Kammer nicht mit Licht kommen, wo die Kiste steht, und
wenn man nach 8 Tagen oder selbst nach einem Monat öffnet, soll man kein brennendes
Licht in den Raum bringen.
Die Tödtung aller Insecten und ihrer Larven ist gewiß. Seit langen Jahren verpacke
ich den Sommer über die Zimmerteppiche, Pelzwerk, sonstige Wollstoffe in einige
große Kisten, welche mit Papier ausgeklebt sind, stelle auf den Boden der Kiste ein
Schoppenglas, welches ich halb mit Terpenthinöl fülle, und verklebe die Fugen des
Deckels.
Ich habe schon Pelzwerk mit eingelegt, welches, im Frühjahr auf einer Reise nach
Rußland benutzt, sehr reichlich mit Motten besetzt zurückkam. Sie sowie die Brut
sind alle zu Grunde gegangen und ich habe nie irgend einen Schaden durch Mottenfraß
erlitten.
Im Herbst muß man freilich die Gegenstände 14 Tage auf dem Boden der Zugluft
aussetzen. Der Geruch nach Schwefelkohlenstoff würde in so viel Stunden
verschwinden. Aber seine so sehr große Flüchtigkeit und leichte Entzündlichkeit läßt
mich seine Anwendung nicht wünschenswerth erscheinen.
Zum Schutze von Insectensammlungen schlägt Gerber eine
Lösung von 10 Proc. Carbolsäure in Aether vor. Dr. Fr.
Varrentrapp. (Mittheilungen für den Gewerbeverein des
Herzogthums Braunschweig, 1865 S. 73)