Titel: | Die rotirende Dampfmaschine von W. Hall in Nottingham. |
Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. II., S. 3 |
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II.
Die rotirende Dampfmaschine von W. Hall in Nottingham.
Nach einem Vortrage von G. D. Hughes in der Versammlung
der British Association zu Nottingham.
– Aus dem Mechanics'
Magazine, September 1866, S. 163.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Hall's rotirende Dampfmaschine.
Diese rotirende Dampfmaschine, welche als die beste ihrer Art zu bezeichnen ist, hat
sich bei mehrjährigen Versuchen des Erfinders gut bewährt; der Verbrauch an
Brennmaterial erwies sich als ein sehr mäßiger und die bei verschiedenen Belastungen
und Geschwindigkeiten genommenen Indicator-Diagramme waren im Vergleich mit
denjenigen unserer besten Dampfmaschinen sehr günstig, während der Gang der Maschine
bei rasch wechselnden Belastungen ein bemerkenswerth regelmäßiger blieb.
Die beigegebenen Abbildungen stellen eine Maschine dar, welche seit einiger Zeit in
Hall's Schneidmühle in Thätigkeit ist; sie macht 150
Umdrehungen per Minute und arbeitet mit 60 Pfund
Dampfdruck.
Fig. 25 ist
ein Durchschnitt der Maschine nach der Linie AB
von Fig. 26;
letztere Figur ist ein Durchschnitt nach der Linie CD von Fig. 25, wobei der Cylinder nur zur Hälfte zu sehen ist. Diese Maschine
hat einen Cylinder von 24 Zoll Durchmesser und 30 Zoll Länge; der Kolben hat 18 1/4
Zoll Durchmesser und dieselbe Länge wie der Cylinder. Bei einem constanten mittleren
Dampfdruck von 30 Pfund per Quadratzoll hat die Maschine
eine Kraft von 65 Indicator-Pferdestärken. Der Cylinder ist genau ausgebohrt,
an jedem Ende abgedreht und mit ebenfalls abgedrehten Deckeln versehen, durch welche
die Treibwelle hindurchgeht; letztere läuft in conischen Metallbüchsen, die an jedem
Deckel befestigt sind. Der Kolben P ist excentrisch und
liegt dampfdicht an dem Umfang des Cylinders an. Die Packung wird vermittelst einer
Feder wie bei gewöhnlichen Maschinen dicht gehalten. Die Enden des Kolbens sind
ebenfalls gegen die Deckel des Cylinders vermittelst einer Ringpackung dampfdicht
gemacht. G ist das Dampfeinströmungsrohr und N die Dampfausströmung; I
ist ein entlastetes Ventil, welches durch den Regulator allmählich geöffnet wird und
den Zufluß des Dampfes während jeder Umdrehung, der Belastung der Maschine
entsprechend, controlirt. Diese Anordnung regulirt die Geschwindigkeit der Maschine
mit der größten Genauigkeit bei den wandelbarsten Belastungen, und zwar mit dem
möglich geringsten für die Arbeit erforderlichen Dampfverbrauch.
Der Regulator ist horizontal auf der Hauptwelle angebracht und kann vermittelst der
Spiralfeder und eines Stellringes an einem Ende verstellt werden, um die
Geschwindigkeit der Maschine in weiten Grenzen zu ändern. O ist ein Gleitstück, welches dem Kolben während seiner Umdrehung im
Cylinder folgt und durch die Oeffnung T den Dampf in den
Cylinder einläßt. Eine andere Eigenthümlichkeit dieses Gleitstückes ist die
Anordnung, wodurch der Dampf auf den oberen Theil desselben wirkt und es gegen den
Kolben während der ersten Hälfte der Umdrehung hält, um es während der zweiten
Hälfte wieder aufsteigen und den Dampf wieder eintreten zu lassen, wenn der Kolben
über das Ende seines Umganges eben hinaus ist. Die Hauptwelle und die Spindel des
entlasteten Ventils sind von Bessemer-Stahl, während der Hebedaumen des
Regulators von Hartguß ist. Die Welle kann von beliebiger Länge gemacht werden, um
die Kraft von einem oder von beiden Enden zu übertragen. Die Maschine kann mit und
ohne Condensation gebraucht werden, und dieses Princip läßt sich gleich gut zu
Luftpumpen für Condensationsmaschinen oder zu Pumpen für allgemeine Zwecke
benutzen.
Wenn die Maschine bei ferneren Prüfungen den Erwartungen des Erfinders entspricht, so
glaubt derselbe, daß dieselbe folgende Vortheile gewährt: 1) kostet die erste Anlage
einer solchen rotirenden Maschine mindestens 30 Procent weniger als die einer
hin- und hergehenden Maschine; 2) erspart man die erforderliche Kraft, um bei
einer gewöhnlichen Maschine die hin- und hergehenden Theile zu bewegen; 3)
ist diese Maschine sehr compact und transportabel, erspart daher Raum und
ausgedehnte Fundamente, und läßt sich leicht für Dampfschiffe anwenden; 4) sind
weniger arbeitende Theile vorhanden, daher auch weniger Reibung und Abnutzung
stattfindet, überdieß sind alle Theile derselben für erforderliche Reparaturen
leicht zugänglich; 5) arbeitet die Maschine stetig und regelmäßig bei bedeutenden
Geschwindigkeiten, und mit der gleichen Oekonomie wie die besten Maschinen anderer
Construction; 6) erspart sie den in den Canälen enthaltenen Dampf, welchen die
anderen Maschinen meistens mit ausblasen.
Diese Maschinen können auch so angeordnet werden, daß sie zum Treiben der Schraube
oder der Schaufelräder von Dampfschiffen mit gleicher Leichtigkeit vor- und
rückwärts arbeiten.