Titel: Continuirlich wirkender Apparat zur Saftgewinnung aus Zuckerrüben von Jul. de Puydt, Director der Zuckerfabrik in Mons.
Fundstelle: Band 183, Jahrgang 1867, Nr. VII., S. 16
Download: XML
VII. Continuirlich wirkender Apparat zur Saftgewinnung aus Zuckerrüben von Jul. de Puydt, Director der Zuckerfabrik in Mons. Aus Armengaud's Génie industriel, October 1866, S. 196. Mit Abbildungen auf Tab. I. de Puydt's continuirlich wirkender Preßapparat für Zuckerfabriken. Man hat schon seit langer Zeit gesucht, die intermittirend thätigen Apparate zur Gewinnung des Rübensaftes mittelst mechanischen Druckes, wie die hydraulischen und anderen in den Zuckerfabriken gebräuchlichen Pressen, durch continuirlich wirkende Apparate zu ersetzen. Bei den bisher construirten derartigen Apparaten war jedoch die Bedingung des continuirlich wirkenden und zunehmenden Druckes nicht erfüllt, welcher der neue Apparat von de Puydt entspricht. Wie man aus Fig. 1012 ersieht, welche diesen Apparat im Grundriß, Längendurchschnitt und in der Hinteransicht darstellen, besteht derselbe aus einem horizontalen Tische A, welcher durch ein Tuch ohne Ende gebildet wird, das über Walzen von gleichem Durchmesser gespannt ist, die ihm ihre Bewegung mittheilen. Der Rübenbrei fällt direct von der Reibe auf das endlose Tuch, welches ihn bei seiner Bewegung mitnimmt und unter den oberen Walzen durchzugehen veranlaßt. Die Walzen haben, wie der Querschnitt und die Horizontalprojection veranschaulichen, verschiedene Dimensionen, um den zunehmenden Druck hervorzubringen; die ersten Walzen dienen gewissermaßen als Vorpressen und die letzten üben mit Hülfe starker Federn einen zunehmend stärkeren Druck aus. Das endlose Tuch geht nur bis an die sechste Walze, sonst würde der sehr bedeutende Druck, welchem der Brei unterzogen werden muß, es zu bald abnutzen. Da der Brei, nachdem er unter der fünften Walze durchgegangen ist, schon eine gewisse Consistenz erlangt hat, so schreitet er in Folge der andauernden Bewegung von selbst vorwärts und gelangt, über die kupfernen Tafeln t und t' gleitend, unter die folgenden Walzen. Der ausgepreßte Saft fließt längs der Walzen in kupferne Rinnen s, welche in eine einzige Leitung ausmünden. Das endlose Tuch wird mittelst der auf die hölzerne Walze r wirkenden Gegengewichte in geeignetem Grade gespannt; sollte ein stärkerer Druck auf einer Seite es nach derselben hinziehen, so kann man durch eine größere Belastung auf der entgegengesetzten Seite das Gleichgewicht wieder herstellen. Die Preßwalzen bestehen aus Gußeisen, sind nach zwei Modellen gegossen und dann zu den verschiedenen Dimensionen abgedreht. Man versieht sie mit schwachen Kerben in der auf die Erzeugenden des Cylinders senkrechten Ebene. Sie könnten auf galvanoplastischem Wege mit einer dünnen Schicht von einem Metall überzogen werden, welches mit dem Gerbstoff der Runkelrüben nicht wie das Eisen eine gefärbte Verbindung bildet. Der Motor besteht in zwei horizontalen Dampfmaschinen, die an der Welle B angreifen, welche zwei rechtwinkliche Kurbeln und ein Schwungrad V zum Reguliren der Arbeit trägt. An den Enden dieser Welle sind zwei Getriebe E, welche in die Räder F eingreifen. Letztere, welche den drei- bis vierfachen Halbmesser der Getriebe haben, übertragen die Arbeit mit verminderter Geschwindigkeit und natürlicherweise mit vermehrter Kraft mittelst Kurbeln und der gegliederten Treibstangen H, H' und h, h' auf die unteren Walzen. Diese sind mit den Zahnrädern k versehen und übertragen ihrerseits die Drehbewegung auf die oberen Walzen durch Räder k' von demselben Durchmesser. Wie man aus dieser Beschreibung ersieht, ist der Apparat ziemlich einfach; er wird ohne Zweifel eine größere Triebkraft erfordern als die in den Zuckerfabriken gebräuchlichen Vorpressen und hydraulischen Pressen, der Erfinder glaubt aber, daß in Betracht der Kosten der Handarbeit bei letzteren und da es immer schwieriger wird, sich zu deren Bedienung intelligente Arbeiter zu verschaffen, der Vortheil auf Seite des neuen Verfahrens liegt.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    I
Tab. I