| Titel: | Analyse nebst pyrometrischer Werthbestimmung zweier im Handel vorzugsweise bekannten rheinischen feuerfesten Thone; von Dr. Carl Bischof. | 
| Autor: | Carl Bischof [GND] | 
| Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. XI., S. 29 | 
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                        XI.
                        Analyse nebst pyrometrischer Werthbestimmung
                           zweier im Handel vorzugsweise bekannten rheinischen feuerfesten Thone; von Dr. Carl Bischof.
                        Bischof, Werthbestimmung der feuerfesten Thone von Eberhahn u.
                           Mühlheim.
                        
                     
                        
                           I. Thon von Ebernhahn.
                           Derselbe findet sich im Braunkohlengebirge, resp. dem untersten Gliede von der
                              Braunkohlenformation, auf den Abdachungen des Westerwaldes bei Ebernhahn unweit
                              Vallendar am Rhein.
                           In ihrem sporadischen Vorkommen der dortigen Localität, dagegen weitverbreiteten über
                              den ganzen Westerwald hin, dürfte diese Thonablagerung als Zersetzungsproduct der
                              quarzitischen Massen der Grauwacke zu betrachten seyn.
                           Die Förderung dieses hervorragend feuerfesten und fetten
                              Thones von Ebernhahn geschieht, wie es bei tieferer Lagerung vornehmlich
                              gebräuchlich ist, mittelst runder mit Reifen verbauter Schächte, welche durch die
                              Dammerde hindurch, und häufige Kies- und auch Sandschichten, bis auf das in
                              wechselnder Mächtigkeit selbst bis zu 60 Fuß befindliche Thonlager abgetäuft und vor
                              Ort behufs Herausholen des Thones, soweit es ohne Einsturz möglich ist,
                              trichterförmig ausgeweitet werden. In der Regel wird der Thon angetroffen in
                              verschiedenen augenfällig, und daher leicht, gewöhnlich schon durch die Art des
                              Anhauens, unterscheidbaren Schichten, thonreiche, fette, und andere, die in magere
                              oder sandreiche übergehen, welche letztere meist die tieferen sind. Ausnahmen von
                              dieser Regel gibt es jedoch: es kommt vor, daß umgekehrt der fette Thon unter dem sandigen liegt, wie auch eine alternirende
                              Wechsellagerung von beiden gefunden wird. Der in Rede stehende, untersuchte Thon
                              gehört der fettesten resp. thonhaltigsten Schicht an, die in sehr variirender Mächtigkeit
                              auftritt.
                           Bekanntlich kommt der Thon in den Handel in Form von Schollen, länglich viereckigen
                              Stücken, die lagenweise regelrecht mit der Haue abgestochen werden, und kosten 1000
                              Schollen 5 10 Pfund, loco Rhein frei Schiff, circa 15 Thaler.
                           
                              Physikalische Eigenschaften.
                              Ist auf dem frischen Bruche ziemlich reinweiß mit einem Stich in's Gelbliche und
                                 stellenweise in's Bläuliche. Die Schollen überziehen sich äußerlich an der Luft
                                 mit einem gelben Anfluge. – Fühlt sich durchaus 
                                 fettig und recht zart an.
                                 – Schneidet sich fast völlig glatt; die Schnittfläche ist ein wenig glänzend. – Zeigt einen durchweg erdigen
                                 Bruch. – Haftet stark an der Zunge. – Zerfällt in Wasser unter
                                 Entwickelung zahlreicher Bläschen, die mit singendem Zischen entweichen; gibt
                                 damit angefeuchtet eine recht bindende, anklebende,
                                    plastische Masse mit dem bekannten Thongeruche.
                              Knirscht beim Reiben in dem Achatmörser, wenn auch sehr wenig, so doch fühlbar.
                                 Die sich so schon verrathenden beigemengten Sandkörnchen befinden sich
                                 größtentheils in höchst feinem Zustande.
                              Braus't beim Uebergießen mit Säure nicht. – Schwärzt sich beim Glühen über
                                 der Spirituslampe.
                              
                           
                              Chemische Analyse.
                              In einer aus mehreren Pfunden dargestellten Durchschnittsprobe des bei
                                 100° C. getrockneten Thones wurde gefunden:
                              
                                 
                                    37,95
                                    Thonerde
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    46,97
                                    Kieselsaure
                                    
                                       
                                       
                                    32,18 chemisch gebunden,14,79 Sand
                                    
                                 
                                    0,95
                                    Eisenoxyd
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    0,04
                                    Kalk
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    3,00
                                    Kali
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    0,11
                                    Magnesia
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    10,02
                                    Totalglühverlust (Wasser und wenig Organisches)
                                    
                                 
                                    –––––
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    99,04
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                              Schwefel oder eine Schwefelverbindung resp. Schwefelkies war nicht nachweisbar.
                              Hygroskopisches Wasser enthielt der lufttrockene, harte Thon 8,75 Procent, und
                                 der bei 100° völlig ausgetrocknete Thon zog, unter eine Glocke mit Wasser
                                 gebracht, 5,53 Proc. Wasser an.
                              Der analysirte ThonBekanntlich hat Fresenius in seiner
                                       mustergültigen chemischen Untersuchung „einiger der
                                          wichtigsten Nassauischen Thone“ auch einen Thon von
                                       Ebernhahn analysirt. Offenbar aber hat er eine von der meinigen gänzlich
                                       verschiedene Thonsorte untersucht, welche, wie aus der äußeren
                                       Beschreibung schon hervorgeht, zu den daselbst vorkommenden vornehmlich
                                       sandigen Thonschichten gehörte.
                                       Bemerkenswerth ist die so große analytische
                                       Verschiedenheit der Schichten ein und desselben Thonlagers. gehört somit zu den thonerdehaltigsten, wie
                                 sie nur unter den Kaolinen gefunden werden.
                              Solche in so hohem Grade thonerdereiche, sehr selten
                                 vorkommende Thone sind von dem größten Werthe und verdienen immerhin einen
                                 besonderen Vorzug vor anderen mehr thonarmen. Sie sind in der Regel höchst strengflüssig, da sie schon einen größeren
                                 Antheil von
                                 sogenannten flußbildenden Bestandtheilen, selbst wesentlich über 3 Procent, ohne
                                 Nachtheil enthalten können. Bei dem vorliegenden Thone sind aber mit Ausnahme
                                 des Kalis die flußbildenden Beimengungen geringfügig. Die ermittelte Menge des
                                 Kalkes ist so verschwindend klein wie sie nur bei den
                                 allerwenigsten Thonen gefunden wird. Der Eisengehalt beträgt unter 1
                                 Procent.
                              Die größere Kalimenge nebst dem reichsten Gehalte an Thonerde wie dem relativ
                                 geringen an Kieselsäure, reiht den Thon in die Classe der eigentlichen Kaoline ein.
                              Die nach der in diesem Journal Bd. CLIX S.
                                    54 und folgende beschriebenen Methode vorgenommene pyrometrische
                                 Werthbestimmung des Thones, – den besten schottischen Thon, den
                                 Garnkirker versetzt mit der einfachen Menge Quarzpulver, als maaßgebende Einheit
                                 gesetzt, – gibt
                              die Feuerfestigkeit = weniger als
                                 2.
                              Das Bindevermögen, in der a. a. O. beschriebenen Weise bestimmt, ist = 8.
                              Wird der vorher vollkommen getrocknete Thon in geringerem Hitzegrade,
                                 gewöhnlicher Ofenrothglühhitze, geprüft, so verhält er sich vortrefflich. Er sintert alsdann ohne irgend welche Risse oder Sprünge zur dichten
                                 bläulich-weißen Masse zusammen und schwindet dabei von 100 auf circa, 94,4.
                              Der untersuchte Thon gehört demnach zu den hervorragend
                                    feuerfesten und zu den recht bindenden.
                              Ein directer Vergleich hinsichtlich der Strengflüssigkeit erweist ihn unter
                                 bekannten feuerfesten Thonen, ausgesetzt Gußstahlschmelzhitze, mindestens als gleichstehend mit der Grünstädter
                                 Hafenerde prima
                                 Sorte wie der Klingenberger Sorte I.
                              
                           
                              
                                 Zusammenfassung:
                                 
                              Die im Vorstehenden näher beschriebene Thon von Ebernhahn verdient demnach als
                                 vorzüglich und zwar in mehrfacher Hinsicht bezeichnet zu werden.
                              Er ist außerordentlich thonerdereich, äußerst kalkarm,
                                    hervorragend strengflüssig wie recht bindend.
                              Seine Verwendung ist außer einer sehr gesuchten localen für Steingut, feuerfeste
                                 Steine etc. in der Ferne vornehmlich für Glashäfen, und dürfte er für letztere
                                 besonders dienlich seyn wegen seiner großen
                                 Aehnlichkeit, namentlich in pyrotechnischer Hinsicht, mit der besten Grünstädter Hafenerde wie der besten Klingenberger, vor denen er in der völligen Freiheit von Schwefelkies und der
                                 unschätzbaren Eigenschaft nicht zu springen oder zu reißen, sich hervorthut.
                              
                              Wegen seiner kaolinähnlichen Zusammensetzung würde er in der Porzellan-
                                 oder Fayencefabrication gewiß gesucht seyn, wofern nicht der Stich des Thones
                                 in's Gelbliche von Eintrag wäre.
                              In allen Fällen wo in feuerfester Hinsicht schon recht
                                    hohe Anforderungen an einen Thon gestellt werden, z.B. für
                                 Puddel- und Schweißöfen, kann dieser Thon unter allen bekannten und
                                 gleichzeitig sehr bindenden gewiß empfohlen werden und mit Vorzug, den ein
                                 sachverständiger Versuch ihm sicher stets einräumen dürfte.
                              
                           
                        
                           II. Thon von Mühlheim.
                           Dieser dunkelblaue Thon, welcher gleichfalls das unterste Glied der
                              Braunkohlenformation bildet, kommt vor auf der linken Rheinseite bei den Orten
                              Mühlheim, Kehrlich und Kettig zwischen Coblenz und Andernach.
                           Gewonnen wird derselbe jetzt vornehmlich nur bei Mühlheim und zwar auf der Rübenacher
                              Höhe mittelst gleichfalls runder mit Reifen verbauter Schächte, die 30 und selbst
                              bis zu 80 Fuß, auf größerer Höhe, tief sind. Nachdem die Dammerde durchgraben ist,
                              folgt die hier sehr verbreitete Bimssteinsandschicht, unter welcher häufig alsbald
                              der Thon angetroffen wird, zuerst von hellerer Farbe, glimmerhaltig und unrein, dann
                              ein augenfällig mehr eisenhaltiger. Hierunter lagert der gute brauchbare Thon ohne
                              bemerkbare Eisenfärbung, stellenweise mit fortschreitender Teufe eine Lage von sehr
                              zartem homogenen Aussehen darstellend und Sorte Nr. I bezeichnet. Der gute nutzbare
                              Thon liegt in sehr wechselnder Mächtigkeit bis zu 40 und selbst 60 Fuß. In der Regel
                              wird mit größerer Tiefe der Thon sandig, womit die weitere Ausbeute aufhört.
                           Der ebenso in Form von Schollen à 10 Pfund im
                              Handel bekannte Thon kostet per 1000 Schollen loco Rhein frei Schiff, circa 12 bis 15 Thaler.
                           
                              Physikalische Eigenschaften.
                              Ist von dunkler schieferblauer Farbe. – Hat ein recht gleichmäßiges
                                 Ansehen und nur vereinzelte Eisenschnüre sind stellenweise bemerkbar. –
                                 Fühlt sich sehr fettig an. – Schneidet sich glatt, die Schnittfläche ist
                                 glänzend. – Zeigt einen erdigen Bruch;
                                 doch finden sich häufig glänzende, geglättete
                                 Eindrücke und Ablösungen. – Haftet stark an der Zunge. – Zerfällt
                                 in Wasser unter Entweichen vieler Bläschen mit singendem Zischen; gibt damit
                                 angefeuchtet eine höchst bindende, stark klebende und
                                    plastische Masse, welche die Feuchtigkeit lange zurückhält.
                              
                              Knirscht beim Reiben in dem Achatmörser unfühlbar, nur
                                 zwischen die Zähne gebracht, lassen sich äußerst feine Sandkörnchen wahrnehmen.
                                 – Braus't nicht beim Uebergießen mit Säure. – Schwärzt sich beim
                                 Glühen über der Spirituslampe und riecht dabei brandig.
                              
                           
                              Chemische Analyse.
                              In einer Durchschnittsprobe aus einigen Pfunden des bei 100° C.
                                 getrockneten Thones wurde gefunden:
                              
                                 
                                    35,36
                                    Thonerde
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    47,76
                                    Kieselsäure
                                    
                                       
                                       
                                    35,35 chemisch gebunden,12,41 als Sand
                                    
                                 
                                    2,69
                                    EisenoxydEnthält auch das Eisenoxydul auf Oxyd berechnet.
                                       
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    0,16
                                    Kalk
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    1,24
                                    Kali
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    0,07
                                    Magnesia
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    11,72
                                    Totalglühverlust (Wasser und Kohle)
                                    
                                 
                                    –––––
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    99,00
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                              Ferner waren nachweisbar:
                              Spuren von Schwefel, resp. Schwefelkies, und ein deutlicher Gehalt an
                                 Titansäure.
                              Hygroskopisches Wasser enthielt der lufttrockene harte Thon 13,00 Procent, und
                                 der bei 100° völlig ausgetrocknete Thon zog unter einer Glocke mit Wasser
                                 12,76 Proc. Wasser an.
                              Die Analyse des Thones zeigt hiermit im Ganzen eine günstige Zusammensetzung. Er
                                 ist ein reichlich thonerdehaltiger. Der im feinsten
                                 Zustande beigemengte Sand ist verhältnißmäßig nicht beträchtlich. Die
                                 sogenannten flußbildenden Bestandtheile betragen mit Ausnahme des Eisens wenig, welches letztere wohl allein seinen
                                 vorherrschend empfehlenswerthen Eigenschaften Eintrag thut.
                              Die oben bezeichnete pyrometrische Werthbestimmung des Thones ergibt:
                              die Feuerfestigkeit = mehr als 3;
                              das Bindevermögen ist = 9–10.
                              In geringerem Hitzegrade, gewöhnlicher Ofenrothglühhitze, sintert er unter Rissen
                                 zur schmutzig-gelben Masse und schwindet dabei von 100 auf circa 95.
                              Der vorliegende Thon ist, wenn auch zu den besseren feuerfesten Thonen zu
                                 rechnen, nur als „ziemlich strengflüssig“ zu bezeichnen,
                                 gehört aber zu den allerbindendsten, die es überhaupt
                                 gibt. Die gefundene sehr bedeutende Menge des hygroskopischen Wassers, wie die ziemlich gleiche
                                 des ermittelten Anziehungswassers des getrockneten Thones – ein Zeichen
                                 eines gewiß besonders aufgelockerten Zustandes – erklären dessen
                                 außerordentliches Bindevermögen. Dasselbe gestattet eine so wesentlich größere
                                 Beimengung von feuerfesten Zusatzmitteln, daß vorzüglich feuerfeste Fabricate
                                 mittelst dieses Thones darzustellen sind.
                              Der analysirte und pyrometrisch untersuchte Thon von Mühlheim gehört demnach in
                                 der That zu den vortheilhaft sich empfehlenden feuerfesten. Er zeichnet sich aus
                                 durch ein höchst bedeutendes Bindevermögen und ist
                                 dabei strengflüssig genug, um mit Hülfe der entsprechenden Zusatzmittel ein
                                 feuerfestes Material zu liefern, wie es sonst nur bei Anwendung hervorragend
                                 feuerfester Thone möglich ist. Für alle Verwendungen, wo solche Zusätze in reichlichem Maaße angemessen sind, muß dieser Thon
                                 sich als recht dienlich erweisen und kann in dieser Beziehung, wofür seine
                                 massenhafte Konsumtion, z.B. in der Krupp'schen
                                 Gußstahlfabrik zu Essen, einen Beweis liefert, bei seinem billigen Preise mit Recht darauf aufmerksam gemacht werden. Seine
                                 chemische Zusammensetzung ist bis auf den Eisengehalt eine günstige.
                              Kelterhaus bei Ehrenbreitstein a. Rhein, den 5. December 1866.