Titel: | Bemerkungen über einige weitere Mittheilungen hinsichtlich der Heißluftmaschinen, nebst einem Vorschlag, betreffend die Eintheilung, Benennung und Begriffsbestimmung dieser Maschinen; von Conrector G. Delabar. |
Autor: | Gangolf Delabar [GND] |
Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. XXIII., S. 109 |
Download: | XML |
XXIII.
Bemerkungen über einige weitere Mittheilungen
hinsichtlich der Heißluftmaschinen, nebst einem Vorschlag, betreffend die Eintheilung,
Benennung und Begriffsbestimmung dieser Maschinen; von Conrector G. Delabar.
Delabar, über die Heißluftmaschinen.
Im VIII. Heft der Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
Architektenvereins vom Jahre 1866 ist S. 179 ein Artikel „über
geschlossene calorische Maschinen“ von P. Fischer, Civilingenieur in Graz, enthalten, in welchem auch auf meine
beiden Artikel in Betreff der Heißluftmaschinen von Windhausen und Huch, und von Roper im Jahrgang 1865 des polytechn. Journals (Bd.
CLXXVIII S. 169 u. 249) Bezug genommen ist. Die Hauptveranlassung zu demselben hat
ihm aber, wie er selbst sagt, eine Abhandlung von Ingenieur R. v. Reichenbach im XII. Heft der erwähnten österreich.
Zeitschrift vom Jahre 1865 (S. 253) gegeben.
In letzterem Artikel geht Reichenbach von den
Untersuchungen Redtenbacher's für die sogen, offenen
calorischen Maschinen aus, wie sie dieser zuerst in seiner Schrift: „die
Luftexpansionsmaschine“ für diese neuen Motor im Jahr 1853
veröffentlicht hat, und indem er die Hauptresultate dieser Untersuchungen dem
technischen Publicum in Erinnerung bringt, sucht er zugleich nachzuweisen, daß die
von Redtenbacher für die offenen calorischen Maschinen aufgestellte Theorie auch das Wesen der erst
später in Anregung gekommenen geschlossenen calorischen
Maschinen schon vollständig in sich begreife und deren Eigenschaften oder Vorzüge
vor anderen Constructionen deutlich erkennen lasse.
Zu diesem Behufe sucht er nun vor Allem die ziemlich complicirten Formeln Redtenbacher's für den Querschnitt F des Treibcylinders und den Querschnitt f der
zugehörigen Luftpumpe einer offenen calorischen Maschine zu vereinfachen. Auf diese
Weise erhält er die einfachen Ausdrücke: F = E/AZ und f = EU/AZ, worin E den reinen
Nutzeffect der Maschine, A den Druck der äußeren
atmosphärischen Luft auf die Flächeneinheit, und Z und
U von A unabhängige
Factoren bedeuten. Aus diesen Ausdrücken zieht Reichenbach nun den Schluß, daß der Querschnitt des
Treibcylinders, wie derjenige der kalten Luftpumpe, bei jeder calorischen
Maschine unter übrigens gleichen Umständen dem einfachen atmosphärischen Drucke
umgekehrt proportional sey.
Dieses Resultat in Betreff des Einflusses, welchen der äußere Luftdruck auf die
Hauptdimensionen einer calorischen Maschine auszuüben geeignet ist, veranlaßt nun
Reichenbach zu einigen weiteren nicht uninteressanten
Betrachtungen, die hier wenigstens der Hauptsache nach mitgetheilt werden
sollen.
Da nach Obigem die Querschnitte sowohl des Treibcylinders als der Luftpumpe einer
calorischen Maschine dem Druck der äußeren Atmosphäre umgekehrt proportional sind,
so würden dieselben, wäre letztere ein gewisses Vielfachmal dichter, also auch
schwerer als sie wirklich ist, in einer so veränderten Atmosphäre um ebensovielmal
kleiner ausfallen für dieselbe Arbeitsleistung und bei gleicher Erhitzung der
treibenden Luftmasse und sich gleichbleibendem Verhältniß der wirksamen
Pressungen.
Stehe es nun freilich nicht in unserer Macht, die Dichte oder Schwere unserer
Atmosphäre im Allgemeinen abzuändern, so seyen wir doch im Stande, die ganz
specielle Beziehung, welche diese Atmosphäre zur Thätigkeit oder Größe einer
calorischen Maschine habe, wenigstens bis auf eine gewisse Grenze nach Belieben zu
modificiren, um diese Maschinen unseren Zwecken und Mitteln besser anzupassen.
„Es geschieht dieß einfach dadurch, da wir einen Motor dieser Art
vollkommen nach Außen absperren, um ihm sonach eine eigene künstliche Atmosphäre zu
verschaffen, mit einem Worte, indem wir eine geschlossene calorische Maschine
herstellen.
Daß aber Reichenbach unter seiner geschlossenen calorischen Maschine nur eine solche mit
geschlossener Arbeitsluft und nicht eine solche mit geschlossenem Ofen, resp.
eingeschlossenen Verbrennungsgasen, versteht, wie Fischer
irrigerweise anzunehmen scheint, möge hier noch besonders bemerkt werden.
Um alsdann bei einer auf die angegebene Weise abgeschlossenen calorischen Maschine
die wichtige Bedingung zu erfüllen, auf welcher, wie wir gesehen, die mögliche
Kleinheit ihrer beiden Hauptorgane unter sonst gleichen Umständen wesentlich beruht,
haben wir nach Reichenbach nichts weiter zu thun,
„als vor Ingangsetzung derselben mittelst einer besonderen Hülfspumpe
in den inneren Raum des ganzen Apparates eine gewisse Menge atmosphärischer Luft
von Außen gewaltsam einzutreiben.“ Je stärker die Dichtigkeit und
Pressung dieser inneren Luftmasse ist, desto merklicher werden auch die Vortheile
dieser neuen Anordnung der calorischen Maschine hervortreten, d.h. desto geringer
werden die Dimensionen für den Treibcylinder und die Kaltwasserpumpe ausfallen.
Der fast noch wichtigere Erfolg, meint Reichenbach, werde
aber in dem anderen Umstande bestehen, daß neben diesen geringeren Dimensionen
gleichzeitig eine viel niedrigere Betriebstemperatur zulässig werde, als sie in
offenen calorischen Maschinen praktisch noch anwendbar wäre, eine Temperatur, welche
die in Hochdruckdampfmaschinen bestehende wenig oder gar nicht mehr übersteige und
somit jene wohlbekannten Schwierigkeiten umgehe, die sich hinsichtlich der
unerläßlichen Schmierung bisher bei calorischen Maschinen überhaupt am meisten
geltend gemacht hätten.
Aus einer kleinen Tabelle, die er über die verschiedenen Größen einer solchen
calorischen Maschine von 100 Pferdekräften und 50 Proc. Nutzeffect unter der
Voraussetzung berechnet hat, daß die künstlich erzeugte Anfangspressung oder
Normalpressung im Inneren vor der Erwärmung 10 Atmosphären betrage, und daß nur die
Hälfte der von der Steinkohle entwickelten Wärmemenge vom Luftheizapparate wirklich
aufgenommen werde, die andere Hälfte aber durch Esse, Ofenwände etc. verloren gehe,
ergibt sich, daß selbst bei den niedrigen Betriebstemperaturen von 122° bis
150° C. für den Querschnitt des Treibcylinders bloß 5,77 bis 4,03 Wiener
Quadratfuß und für den der Kaltwasserpumpe bloß 5,32 bis 3,75 W. Quadratfuß, also
Dimensionen erhalten würden, welche ihrer Anwendung zu den verschiedensten Zwecken
der praktischen Mechanik kaum mehr im Wege stünden. Freilich finden wir damit
gleichzeitig innerliche Pressungen verbunden, welche von 10 bis 23 Atmosphären gehen und bisher in der
Maschinenpraxis allerdings nirgends vorzukommen pflegen.
Hr. Reichenbach bemerkt aber mit Recht, „daß
diese höheren Pressungen nicht innerhalb weiter Heizräume vorkämen, die nach Art
gewöhnlicher Dampfkessel gestaltet wären, sondern bloß in engen Röhrensystemen,
wie solche die Luftheiz- und Kühlapparate darstellen müssen;“
deßhalb glaubt er auch, daß diese hohen inneren Pressungen „ein besonderes
Bedenken“ kaum erregen können.
Indessen sind sie es, wie es scheint, gleichwohl, welche Hrn. Fischer vorzugsweise und nicht ganz ohne Grund veranlaßten, eigene
Untersuchungen über diesen Gegenstand anzustellen, die ihm alsdann den Beweis
geliefert hätten, „daß von diesen geschlossenen Anordnungen noch weniger
zu erwarten sey, als von den älteren Anordnungen, indem sie einfach gar nicht
gehen werden.“
Diese allerdings etwas kühne Behauptung sucht nun Hr. Fischer in dem erwähnten Artikel durch die Theorie zu begründen, die er zu
diesem Behufe für diese neuen Maschinen entwickelt hat.
Da aber seine Theorie, wie gesagt, vorzugsweise gegen Reichenbach gerichtet ist, so muß ich es auch diesem überlassen, sich
gegen jene zu vertheidigen, und das Irrige und Unhaltbare der aus ihr gezogenen
Schlußfolgerungen nachzuweisen. Ich für meinen Theil erlaube mir hier bloß darauf
hinzuweisen, daß Hr. Fischer von Voraussetzungen ausgeht,
welche bei Hrn. Reichenbach gar nicht zutreffen, wie aus
folgenden Sätzen deutlich hervorgeht. Indem nämlich Hr. Fischer die Maschinenanordnung kurz beschreibt, die er seinen
Untersuchungen zu Grunde legt, sagt er: „In einem geschlossenen Raume, der
dem herrschenden Drucke widerstehen kann und dicht ist, befindet sich
Brennmaterial, dessen Verbrennung durch, mittelst einer Luftpumpe zugepreßter
Luft unterhalten wird.“
„Da die vollständigste Verbrennung nöthig erscheint, so entsteht eine so
hohe Temperatur, daß es nicht möglich wäre, dieselbe auf einen Treibcylinder zu
verwenden.“
„Obwohl diese hohe Temperatur, vermöge des dadurch bedingten großen
Volumens der Verbrennungsgase für den Betrieb unserer Maschine günstig wäre, so
muß man doch zu einem Hülfsmittel greifen, um dieselbe auf einen geeigneten Grad
herabzubringen, und dieses besteht im Zupressen von Wasser, welches die
Dampfform annimmt und indem es die vorhandenen Verbrennungsproducte in ihrer
Temperatur herabsetzt und ihr Volumen bei constantem Druck verkleinert, selbst
wieder einen Theil dieses Raumes ausfüllt.“
„Diese unter Druck befindlichen
Verbrennungsproducte, gemischt mit Wasserdampf, kommen nun direct unter
den
Kolben der Heißluftmaschine, indem sie passende
Steuerungsvorrichtungen passiren und früher gehörig vermischt worden
sind.“
Hr. Fischer geht also wie man sieht, nach den bisherigen
Bezeichnungen und Benennungen der verschiedenen Arten der Heißluftmaschinen von
einer offenen calorischen Maschine mit geschlossenem Ofen, resp. innerer Feuerung,
nach der Anordnung von Belou,Man s. meine Mittheilung über dieselbe im polytechn. Journal Bd. CLXXVII S. 413.
Windhausen und Huch, und Roper aus, bei welcher somit auch die Verbrennungsgase
mit der Arbeitsluft unter den Kolben der Maschine gelangen und zum Betriebe
derselben benutzt werden, während, wie wir gesehen haben, Hr. Reichenbach seinen Betrachtungen eine eigentliche geschlossene Maschine zu
Grunde legt, bei welcher bloß die Arbeitsluft mit künstlich erzeugter
Anfangspressung eingeschlossen und stets dieselbe bleibt, die Verbrennungsgase
hingegen, ohne sich mit dieser zu mischen und auf den Kolben des Arbeitscylinders zu
wirken, bloß zur Erhitzung derselben dienen und im Uebrigen direct durch den Kamin
in's Freie entweichen.
Die Einwürfe, welche Hr. Fischer gegen solche calorische
Maschinen erhebt, wie sie Hr. Reichenbach voraussetzt,
fallen also von vornherein dahin. Dieselben bewähren sich aber auch den calorischen
Maschinen gegenüber, wie er sie selbst voraussetzt und wie sie oben kurz angedeutet
worden sind, keineswegs, indem wenigstens über die angeführte Belou'sche Heißluftmaschine wirkliche Versuchsresultate vorliegen, die
dagegen sprechen. Sind dieselben auch nicht derart ausgefallen,Der disponible Nutzeffect der betreffenden Maschine, mit welcher Tresca in Paris die Bremsversuche anstellte,
betrug bloß 22,3 Procent, während der zur Comprimirung der Luft verwendete
Effect 33,5 Proc. und der übrige Effectverlust 44,2 Proc. des absoluten oder
totalen Effectes ausmachte. daß man der Maschine ein günstiges Prognostikon stellen konnte, so können
dieselben doch als thatsächlicher Beweis angeführt werden, daß die jedenfalls etwas
leichtfertigen Behauptungen Hrn. Fischer's,
„daß es unmöglich ist, auch nur leer gehend eine solche
Heißluftmaschine in constantem Gang zu erhalten,“ und „daß
trotz der verschiedensten Zeitungsnotizen keine derselben je im Betrieb gewesen
sey,“ nicht richtig sind.
Wer es unternimmt, über einen so wichtigen Gegenstand, wie die in Frage stehende neue
Maschinenanordnung, ein öffentliches Urtheil abzugeben, der sollte wenigstens mit
Allem, was bis dahin darüber bekannt geworden ist, vertraut seyn. Das scheint aber
bei Hrn. Fischer nicht der Fall zu seyn, sonst hätte er
– trotz den Ergebnissen seiner Theorie – die obigen Behauptungen
jedenfalls nicht aussprechen können.
Dieser Fall zeigt uns überdieß, daß in Bezug auf die besondere Benennung und
Unterscheidung der verschiedenen Arten der Heißluftmaschinen noch keineswegs die
wünschenswerthe Uebereinstimmung besteht, und daß es zur Vermeidung ähnlicher
Verwechslungen an der Zeit seyn dürfte, sich künftig an folgende Eintheilung,
Benennung und Begriffsbestimmung zu halten. Die Heißluftmaschinen können nämlich
abgetheilt werden in:
I. Offene Heißluftmaschinen, bei welchen die Arbeitsluft
mit jedem Kolbenhube in's Freie entweicht, und zwar diese wieder in solche
a) mit offener
gewöhnlicher Feuerung, wobei die Verbrennungsgase direct durch den
Kamin in's Freie entweichen und nicht mit der Arbeitsluft gemischt und zum
Betriebe des Arbeitskolbens verwendet werden, oder
b) mit geschlossener innerer Feuerung, wobei die Verbrennungsproducte mit der
Arbeitsluft gemischt in den Treibcylinder gelangen und zum Betriebe des
Arbeitskolbens benutzt werden.
II. Geschlossene Heißluftmaschinen, bei welchen die
Arbeitsluft, ohne sich mit den Verbrennungsgasen zu vermischen, stets dieselbe
bleibt und mit jedem Hin- und Herschube des Kolbens zuerst eine entsprechende
Erwärmung und Ausdehnung und nachher eine angemessene Abkühlung und Zusammendrückung
erleidet, oder einen sogenannten Kreisproceß durchläuft, und zwar in solche
a) mit der gewöhnlichen, natürlichen Anfangspressung der eingeschlossenen
Arbeitsluft von einer Atmosphäre, oder
b) mit einer höheren, künstlich erzeugten Anfangspressung der Betriebsluft.
Von den bisher bekannt gewordenen Heißluftmaschinen gehören demnach die calorischen
Maschinen von Ericsson, Wilcox etc. zu den offenen Heißluftmaschinen mit offener, gewöhnlicher Feuerung; die calorischen Maschinen von Belou, Windhausen, Roper etc. zu den offenen Heißluftmaschinen mit geschlossener innerer Feuerung; die Laubereau-Schwartzkopff'sche etc. zu den geschlossenen Heißluftmaschinen mit der gewöhnlichen, natürlichen Anfangspressung von 1 Atmosphäre, und die von
Reichenbach in Anregung gebrachte Anordnung endlich
zu den geschlossenen Heißluftmaschinen mit einer höheren, künstlich erzeugten Anfangspressung der
eingeschlossenen Arbeitsluft.
Man hätte bei dieser Eintheilung auch noch darauf sehen können, ob die Maschine einfach- oder doppeltwirkend und mit oder ohne
Luftpumpe angeordnet
ist. Da diese Momente jedoch keine wesentliche Unterscheidung der verschiedenen
Heißluftmaschinensysteme bedingen, indem beide Hauptclassen der Heißluftmaschinen
sowohl einfach- als doppeltwirkend construirt und mit Luftpumpe versehen seyn
können oder nicht, so habe ich davon abstrahirt.
Mit dem Wunsche, daß mein Vorschlag beifällig aufgenommen werde, seyen einstweilen
meine Mittheilungen über Heißluftmaschinen geschlossen.