Titel: | Vorrichtung zur Verhinderung des durch Windstöße in die Schornsteine herbeigeführten Rauches von Feuerungs-Anlagen und zur selbstthätigen Ventilation in abgeschlossenen Räumen; von Ed. J. Nöggerath in Brieg. |
Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. XXXII., S. 136 |
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XXXII.
Vorrichtung zur Verhinderung des durch Windstöße
in die Schornsteine herbeigeführten Rauches von Feuerungs-Anlagen und zur
selbstthätigen Ventilation in abgeschlossenen Räumen; von Ed. J. Nöggerath in Brieg.
Aus dem Breslauer Gewerbeblatt, December 1866, Nr.
19.
Mit einer Abbildung.
Nöggerath, Vorrichtung um das Rauchen der Schornsteine in Folge von
Windstößen zu verhüten.
Es ist ein vielfach vorkommender Uebelstand, daß Feuerungsanlagen, deren Schornsteine
nicht über benachbarte Dachflächen hinausreichen, oder welche in der Nähe höherer
Gebäudeflächen stehen, rauchen, wenn der Wind so gerichtet ist, daß er eine sich
stauende Luftmasse zwischen dem Schornsteine und den naheliegenden Flächen erzeugt.
Der Druck dieser Luftmasse wirkt der Kraft entgegen, mit welcher der Rauch die
Mündung des Schornsteins zu verlassen strebt, verzögert also den Austritt desselben.
Da hierdurch die Geschwindigkeit des Rauches unmittelbar vor der Schornsteinmündung
kleiner als im Schornsteinrohr wird, so verzögert sich allmählich die Bewegung der
ganzen Rauchsäule und der Rauch tritt zum Theil aus den Oeffnungen der Feuerung
heraus. Sind dagegen Vorrichtungen angebracht, welche dem Rauche vor der
Schornsteinmündung eine größere Geschwindigkeit verleihen als derselbe im
Schornstein hat, so bildet sich zunächst der Mündung ein luftverdünnter Raum. In
Folge dieses Umstandes tritt alsdann ein Saugen ein,
welches dem Rauch im Schornstein eine größere Geschwindigkeit, dem Schornstein selbst also einen
kräftigeren Zug verleiht als der Differenz der Temperaturen des Rauches und der
äußeren atmosphärischen Luft entspricht.
Dem Rauche vor der Schornsteinmündung wird aber durch jeden
Luftstrom, welcher denselben so trifft, daß er nicht in die Mündung eintreten
kann, eine größere Geschwindigkeit gegeben. Vermöge eines solchen
Luftstroms erhält die bewegte Rauchsäule nämlich noch eine zweite Geschwindigkeit.
Die Geschwindigkeit, mit der dieselbe sich von der Mündung fortbewegt, ist das
Resultat dieser zweiten und der ursprünglichen Geschwindigkeit, und offenbar größer
als letztere.
In derselben Weise kann die in einem unten und oben geöffneten Rohre eingeschlossene
Luftsäule durch einen Luftstrom in Bewegung gesetzt werden, welcher an der Mündung
vorüber zieht, ohne in dieselbe zu stoßen. – Diese einfachen Gesetze hat in
der neuesten Zeit zuerst wieder Prof. Dr. Buff in Gießen (polytechn. Journal Bd. CLXXX S. 214) zusammengefaßteusammengefaßt und zur Berücksichtigung bei praktischer Ausführung empfohlen.
Textabbildung Bd. 183, S. 137
Auf denselben beruht folgende Vorrichtung. Dieselbe ist in nebenstehender Skizze
im Durchschnitt abgebildet. Ueber der kreisförmig. Mündung ef des Schornsteins ist der Mantel eines
abgekürzten Kegels abcd so angebracht, daß die
Schornsteinmündung sich in einem Abstande ae
von dem oberen Grundriß ab des Mantels
befindet, der gleich oder wenig größer als der Durchmesser dieses Kreises ist.
Die Achse des Kegelmantels fällt mit der Achse des Schornsteins zusammen; an
drei oder mehr Punkten ist der Mantel an dem Schornstein befestigt; unten und
oben ist derselbe offen. Die ganze Vorrichtung kann aus Eisenblech construirt
werden. Ist der Durchmesser der oberen Mantelöffnung gleich dem Durchmesser des
Schornsteins, so kann in die Mündung des letzteren kein Windstrom eindringen,
der unter einem Winkel von 0° bis 45° gegen den Horizont geneigt
ist. In Folge dessen streichen die Windströme, von welcher Richtung sie auch
kommen mögen, über der Mündung des Schornsteins hin, ohne in dieselbe stoßen zu
können, und ertheilen der Luft vor derselben eine Bewegung, die den Zug
beschleunigt.
Da die Wirksamkeit der Vorrichtung vollständig unabhängig von der Temperatur der Luft
im inneren Rohre ist, so ersieht man, daß dieselbe in gleichem Maaße sich dazu
eignet, die Verminderung des Zuges der Schornsteine durch Windstöße zu verhindern,
wie eine selbstthätige Ventilation in größeren Räumen und Bergwerken
herbeizuführen.