Titel: | Eine Verbesserung des sogenannten Ringofens zum Brennen von Ziegeln etc. |
Autor: | E. Ziegler |
Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. XXXIII., S. 138 |
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XXXIII.
Eine Verbesserung des sogenannten Ringofens zum
Brennen von Ziegeln etc.
Mit Abbildungen.
Ueber eine Verbesserung des Ringofens zum Brennen von Ziegeln
etc.
Der Ringofen zum Brennen von Ziegeln, Kalk, Cement etc. von Hoffmann und Licht
Beschrieben im polytechn. Journal Bd.
CLVIII S. 183., unstreitig eine der schätzbarsten Erfindungen der Neuzeit, bezweckt
bekanntlich die möglichst vollständige Ausnutzung des Brennmaterials, und zwar
dadurch, daß während des continuirlichen Betriebes die beim Abkühlen der gebrannten
Waare frei werdende Wärme zum Erhitzen der Verbrennungsluft, des Brennstoffs und zum
Vorwärmen der zu glühenden Körper verwendet wird, und es ist dabei der Vortheil um
so größer, je länger der Weg gemacht werden kann, welchen
die durch den Ofenraum zur Unterhaltung des Brandes strömende Luft als Träger der
Wärme zu nehmen hat.
Dieß hat bei der seitherigen Construction eines solchen Ofens seine Grenzen,
besonders weil nach bekannten Grundsätzen je umfangreicher dieser, desto höher der
Schornstein werden muß, und demzufolge die Herstellungskosten desselben
(welche überhaupt einen großen Theil des Baucapitals absorbiren) außergewöhnliche
werden würden, wollte man den obenbezeichneten Effect des Brennstoffs in möglichstem
Maaße erreichen.
Aber auch abgesehen davon, bleibt mit der Anwendung eines Schornsteins für diesen
Ofen stets der Nachtheil verbunden, daß ein gewisser, ziemlich bedeutender Antheil
der im Ofen erzeugten Wärme zur Herstellung des Zuges im Brennraum verwendet werden
muß, und dieser beträgt nach oberflächlichen Berechnungen fast die Hälfte der
Gesammtwärme-Production, wenn ein lebhafter Zug
das wünschenswerthe rasche Wegschaffen des aus der frisch
hineingesetzten Waare beim Anwärmen sich stets noch entwickelnden Wasserdampfes oder der aus
den Kalksteinen ausgetriebenen Kohlensäure bewerkstelligen soll.
Um nun diesen Wärmeverlust auf ein Minimum zu beschränken und zugleich den großen
Aufwand für die Errichtung des Schornsteins zu umgehen, wendet man zur Bewirkung des
nöthigen Zuges im Ofen statt eines Kamins zweckmäßig einen oder mehrere Dampfstrahlen an, die man in die Rauchabzugsröhre strömen läßt und welche durch den in ihrem Gefolge
entstehenden luftverdünnten Raum ein stetiges Nachrücken der Ofenluft und eben damit
den Zug hervorrufen.
Es ist einleuchtend, daß in Folge dieser Einrichtung unbeschadet des Zuges die
Verbrennungsluft vor ihrem Austritt aus dem Ofen bis auf ein Geringes ihre Wärme an
die zu brennende Waare abgegeben haben kann (sie braucht eben nur noch denjenigen
Temperaturgrad zu besitzen, welcher hinreicht, um das mitgeführte Wasser in
Dampfform zu erhalten), und indem es ferner damit in die Hand des Brenners gegeben
ist, je nach der Menge und dem Druck des angewendeten Dampfes den Zug beliebig
stärker oder schwächer zu erhalten, kann man das Brennen nach Bedürfniß schneller
oder langsamer betreiben, insbesondere aber kann der aus der Ziegelwaare
entweichende Wasserdampf oder die aus den mit Kalk oder
Cement beschickten Ofenabtheilungen abziehende Kohlensäure mit der wünschenswerthen
Schnelligkeit abgeführt werden.
Der Brennmaterial-Aufwand zur Erzeugung des nöthigen Dampfes ist ein erheblich
geringerer als der zur Inthätigkeiterhaltung eines Kamins erforderliche, und nicht
minder gering sind die Anlagekosten eines kleinen Dampfkessels gegenüber denjenigen
eines Schornsteins von so großen Dimensionen, wie solche bisher beim Ringofen
angewendet wurden.
Dabei kann man den Ofen, wie schon angedeutet, von größerem Umfang machen, eben weil
es genügt, wenn die abziehenden Gase und Dämpfe bloß den Temperaturgrad haben, bei
welchem letztere noch Dunstgestalt besitzen; ein solcher Betrieb dürfte auch von
günstigem Einfluß auf die Qualität der Waare seyn, ja es ist sehr wahrscheinlich,
daß unter solchen Umständen des langsamen und temperirten Anwärmens letztere ohne
Schaden sobald in den Ofen gesetzt werden kann, als sie das Aufstapeln überhaupt
verträgt, womit dann noch eine große Ersparniß an Trockenraum und Arbeit verbunden
wäre.
Das Heizen des Dampfkessels kann von dem Arbeiter, welcher den Ofen feuert, leicht
mitbesorgt werden, und in vielen Fällen wird nicht einmal ein besonderer Dampfkessel
zum besprochenen Zwecke nöthig werden, weil in größeren Ziegeleien, wie solche durch
den Ringofen bedingt sind, immer mehr auch mit Dampf geformt werden wird, bei Cementfabriken aber schon
ganz gewöhnlich eine Dampfkraft zum Mahlen des Products thätig ist.
Wenn nun auch die Anwendung des Dampfstrahls als zugerzeugendes Mittel zum Ersatz des
Schornsteins nicht neu ist, sondern bei Locomotiven und Dampfschiffen längst im
Gebrauch steht – aber bekanntlich aus anderen Gründen –, so dürfte
dieselbe beim Ringofen doch von besonders vortheilhaftem Erfolg begleitet seyn und
dazu beitragen, jenen an sich schon so ausgezeichneten Brennofen der Vollkommenheit
entgegenzuführen.
Textabbildung Bd. 183, S. 140
In vorstehendem Grundriß und Durchschnitt bezeichnet A
den Ringofen von bekannter Construction, B die
Abzugsröhre für den Rauch und die Dämpfe, C den
Dampfkessel, D das Blasrohr.
Heilbronn, im December 1866.
E.
Ziegler, Ziegeleibesitzer.