| Titel: | Ueber die blaue Färbung der Eisenhohofenschlacken; von C. Mène. | 
| Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. XXXIV., S. 141 | 
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                        XXXIV.
                        Ueber die blaue Färbung der
                           Eisenhohofenschlacken; von C.
                              Mène.
                        Aus den Comptes rendus, t. LXIII p. 797; November
                              1866.
                        Mène, über die Färbung der
                           Eisenhohofenschlacken.
                        
                     
                        
                           In der Sitzung vom 8. October 1866 legte ich der (französischen) Akademie eine
                              Mittheilung über die sowohl durch die Titansäure, als durch Eisenoxyd bedingte blaue
                              Färbung der Eisenhohofenschlacken vor.Polytechn. Journal Bd. CLXXXII S.
                                       469. Bezüglich der durch Eisen hervorgerufenen bläulichen Färbung hat Chevreul in einem Zusatze zu meiner Mittheilung die
                              Ansicht ausgesprochen, daß in diesen Schlacken möglicherweise eine der von Barreswil früherComptes rendus, t. XIX p. 739. beschriebenen analoge Verbindung von Eisenoxydul und Eisenoxyd zugegen sey.
                              Die Richtigkeit dieser Ansicht kann ich jetzt durch mehrere, in Folge derselben
                              ausgeführte Analysen bestätigen.
                           Zunächst erlaube ich mir die Bemerkung, daß es mir mit den gewöhnlichen analytischen
                              Methoden nicht gelungen seyn würde, in den in Rede stehenden Schlacken das
                              Vorhandenseyn zweier Oxydationsstufen des Eisens nachzuweisen, so gering ist die in
                              denselben enthaltene Menge dieses Metalles (höchstens 0,010 Proc.). Mehrere Tage
                              lang blieben meine Versuche, die beiden Oxyde von einander zu unterscheiden, ohne
                              Erfolg; erst durch Anwendung titrirter, sehr schwacher
                              Lösungen von übermangansaurem Kali war es mir möglich, die im Nachstehenden
                              mitgetheilten Resultate zu erzielen.
                           Wendet man eine Chamäleonlösung von sehr schwachem Titre (etwa 3 bis 4 Grm.
                              krystallisirtes Salz auf 1 Liter Wasser) zur Probe auf den Eisengehalt vor und nach
                              der Reduction durch Zink an, so ergibt sich, daß das Eisen in den Schlacken in zwei
                              von einander verschiedenen Oxydationsstufen vorhanden ist, nämlich als Oxydul und gleichzeitig auch als Oxyd. Im Nachfolgenden sind die bei der Untersuchung der Schlacken, deren
                              Analysen ich in meinem oben angeführten früheren Aufsatze gegeben habe, erhaltenen
                              Resultate mitgetheilt.
                           Schlacke von Creuzot (No. 3, hellblau,
                              undurchsichtig).Polytechn. Journal, a. a. O., S. 471.
                              
                           
                              
                                 Eisenoxydul          Eisenoxyd
                                 0,00478Diese Zahlen wurden durch Berechnung aus dem bei der Titrirung
                                          mittelst übermangansaurem Kali erzielten Resultate erhalten.
                                    0,00725
                                 
                                    
                                    
                                 Bei der Analyse hatte   0,012 FeO erhalten.
                                 
                              
                           
                           Schlacke von Villebois (No. 6; hellblau, dicht).
                           
                              
                                 Eisenoxydul          Eisenoxyd
                                 0,004000,00600
                                 
                                    
                                    
                                 Bei der Analyse hatte ich   0,010 FeO gefunden.
                                 
                              
                           Schlacke von Terrenoire (No. 16; hell graublau,
                              porzellanartig).
                           
                              
                                 Eisenoxydul          Eisenoxyd
                                 0,004730,00723
                                 
                                    
                                    
                                 Es waren 0,012 FeO   gefunden worden.
                                 
                              
                           Schlacke von GivorsIm polytechn. Journal, a. a. O., ist S. 471 und 472 in den Analysen der
                                    Schlacken von Givors und Maisonneuve statt „Eisenoxyd“ zu lesen
                                    „Eisenoxydul“. von Prenat u. Comp.).
                              (No. 8; hellblau, dicht).
                           
                              
                                 Eisenoxydul          Eisenoxyd
                                 0,004710,00725
                                 
                                    
                                    
                                 Ich hatte 0,012 FeO   erhalten.
                                 
                              
                           Schlacke von Givors (Bodhuile
                              u. Comp.). (No. 9; hellblau, dicht).
                           
                              
                                 Eisenoxydul          Eisenoxyd
                                 0,007550,01150
                                 
                                    
                                    
                                 Ich hatte 0,019 FeO   gefunden.
                                 
                              
                           Schlacke von Soyon (No. 11; dunkel blaugrau, dicht).
                           
                              
                                 Eisenoxydul          Eisenoxyd
                                 0,007550,01015
                                 
                                    
                                    
                                 Bei der Analyse hatten sich   0,017 FeO ergeben.
                                 
                              
                           Schlacke von La Voulte (No. 13; zwischen dunkelblau,
                              porzellanartig).
                           
                              
                                 Eisenoxydul          Eisenoxyd
                                 0,006020,00905
                                 
                                    
                                    
                                 Bei der Analyse zu 0,015   FeO berechnet.
                                 
                              
                           Schlacke von Chosse (No. 18; blau, dicht und
                              steinartig).
                           
                              
                                 Eisenoxydul          Eisenoxyd
                                 0,006320,01012
                                 
                                    
                                    
                                 Vorher zu 0,017 FeO   berechnet.
                                 
                              
                           Schlacke von Vienne (No. 17; blau, dicht).
                           
                              
                                 Eisenoxydul          Eisenoxyd
                                 0,006850,01013
                                 
                                    
                                    
                                 Bei der Analyse zu 0,017   FeO berechnet
                                 
                              
                           Schlacke von Maisonneuve (No. 14; blau,
                              porzellanartig).
                           
                              
                                 Eisenoxydul          Eisenoxyd
                                 0,006830,01015
                                 
                                    
                                    
                                 Bei der Analyse zu 0,017   FeO berechnet.
                                 
                              
                           Versucht man, diese Zahlen durch Aequivalente auszudrücken, so gelangt man zu der
                              Formel 3 FeO, 2 Fe²O³ welche der Formel für das Berlinerblau 3 FeCy, 2
                              Fe²Cy³, sowie vielleicht auch der Formel für gewisse Eisenkiese
                              entspricht.
                           Nachdem ich zu diesem Resultate gelangt war, untersuchte ich mit Anwendung desselben
                              Verfahrens auch die anderen Schlacken, in denen ich Titansäure gefunden hatte. Ich erhielt dabei folgende Ergebnisse:
                           
                           Schlacken von Creuzot (No. 1, 2 und 4).
                           
                              
                                 Eisenoxydul
                                 0,00685
                                 0,00645
                                 0,00400
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,01015
                                 0,00768
                                 0,00605.
                                 
                              
                           Schlacken von Givors:
                           
                              
                                 
                                 von Prenat u. Comp. (No. 7.)
                                 von Bodhuile u. Comp. (No. 10.)
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 0,00410
                                 0,00760
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,00600
                                 0,01142.
                                 
                              
                                 
                                 Schlacke v. Villebois
                                    (No. 5).
                                 Schlacke v. La Voulte
                                    (No. 12).
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 0,00605
                                 0,00762
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,00900
                                 0,01052.
                                 
                              
                           Auch diese Resultate führen zu der Formel 3 FeO, 2 Fe²O³.
                           Nachdem ich einmal das geeignete Verfahren zur Bestimmung der beiden Eisenoxyde
                              gefunden hatte, versuchte ich bei anderen Hohofenschlacken von verschiedenen Färbungen zu bestimmen, welche Resultate bezüglich des
                              Eisenoxyds ich erhalten würde, d.h. mich zu überzeugen, ob wirklich das
                              Vorhandenseyn dieser Verbindung der blauen Färbung der Schlacken entsprechen würde,
                              und somit die von Bontemps
                              Philosophical Magazine, 1849, vol. XXX p. 539;
                                    polytechn. Journal Bd. CXIV S.
                                       394. aufgestellte Ansicht zu controliren, welcher zufolge die Oxyde des Eisens
                              für sich allein alle Farben zur Färbung des Glases hervorzurufen im Stande seyn
                              sollen. Ich erhielt bei meinen nach dieser Richtung hin mit Exemplaren aus meiner
                              Sammlung angestellten Untersuchungen die nachstehenden Resultate:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Formeln:
                                 
                              
                                 Graue Schlacke von Vienne
                                    (Isère-Dep.)
                                 
                                    
                                    
                                 Eisenoxydul    Eisenoxyd
                                 0,002450,00365
                                 
                                    
                                    
                                 3 FeO, 2 Fe²O³.
                                 
                              
                                 Hellgraue Schlacke von Givors
                                 
                                    
                                    
                                 EisenoxydulEisenoxyd
                                 0,002850,00420
                                 
                                    
                                    
                                 Dieselbe.
                                 
                              
                                 Hellgraue Schlacke von Terrenoire
                                 
                                    
                                    
                                 EisenoxydulEisenoxyd
                                 0,002800,00425
                                 
                                    
                                    
                                 Dieselbe
                                 
                              
                                 Grüne Schlacke von Givors
                                 
                                    
                                    
                                 EisenoxydulEisenoxyd
                                 0,003700,00825
                                 
                                    
                                    
                                 FeO, Fe²O³
                                 
                              
                                 Grüne Schlacke von Baudin
                                    (Jura-Dep.)
                                 
                                    
                                    
                                 EisenoxydulEisenoxyd
                                 0,003200,00681
                                 
                                    
                                    
                                 Dieselbe.
                                 
                              
                                 Grüne Schlacke von Bigny
                                    (Cher-Dep.)
                                 
                                    
                                    
                                 EisenoxydulEisenoxyd
                                 0,003750,00830
                                 
                                    
                                    
                                 Dieselbe.
                                 
                              
                                 Gelbe Schlacke von Creuzot
                                 
                                    
                                    
                                 EisenoxydulEisenoxyd
                                 0,00340,00115
                                 
                                    
                                    
                                 2 FeO, 3 Fe²O³
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Formeln:
                                 
                              
                                 Gelbe Schlacke von Terrenoire
                                 
                                    
                                    
                                 Eisenoxydul    Eisenoxyd
                                 0,000370,00123
                                 
                                    
                                    
                                 2 FeO, 3 Fe²O³.
                                 
                              
                                 Gelbe Schlacke von Bessèges
                                 
                                    
                                    
                                 EisenoxydulEisenoxyd
                                 0,000350,00125
                                 
                                    
                                    
                                 Dieselbe.
                                 
                              
                                 Schwarze Schlacke von Creuzot
                                 
                                    
                                    
                                 EisenoxydulEisenoxyd
                                 0,11400,00650
                                 
                                    
                                    
                                 6 FeO, Fe²O³.
                                 
                              
                                 Schwarze Schlacke von Terrenoire
                                 
                                    
                                    
                                 EisenoxydulEisenoxyd
                                 0,012650,00715
                                 
                                    
                                    
                                 Dieselbe.
                                 
                              
                                 Schwarze Schlacke von Maisonneuve.
                                 
                                    
                                    
                                 EisenoxydulEisenoxyd
                                 0,012220,00685
                                 
                                    
                                    
                                 Dieselbe.
                                 
                              
                                 Schwarze Schlacke von Vienne
                                 
                                    
                                    
                                 EisenoxydulEisenoxyd
                                 0,013450,00755
                                 
                                    
                                    
                                 Dieselbe.
                                 
                              
                           Um mich von der Richtigkeit dieser Formeln zu überzeugen, ging ich noch weiter. Aus
                              verschiedenen Glashäfen nahm ich Proben von Glas, um auch diese auf ihren Gehalt an
                              den beiden Oxydationsstufen des Eisens zu untersuchen; denn bekanntlich nimmt das
                              Glas, der Temperatur, bis zu welcher es erhitzt worden, entsprechend, verschiedene
                              Färbungen an. Ich erhielt die nachstehenden Resultate:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Formeln:
                                 
                              
                                 Grünes GlasIch will übrigens hier den Einfluß des Schwefels und anderer Körper,
                                          welche unter gewissen Umständen zur Färbung der Substanzen beitragen
                                          können, durchaus nicht in Abrede stellen. – (Man vergl. den
                                          Aufsatz von Pelouze im polytechn. Journal
                                          Bd. CLXXIX S. 381.) von Rive-de-Gier
                                 
                                    
                                    
                                 Eisenoxydul    Eisenoxyd
                                 0,005050,01102
                                 
                                    
                                    
                                 FeO, Fe²O³.
                                 
                              
                                 Grünes Glas von Givors
                                 
                                    
                                    
                                 EisenoxydulEisenoxyd
                                 0,005300,01172
                                 
                                    
                                    
                                 Dieselbe.
                                 
                              
                                 Bläulich gefärbtes Fensterglas
                                 
                                    
                                    
                                 EisenoxydulEisenoxyd
                                 0,002430,00365
                                 
                                    
                                    
                                 3 FeO, 2 Fe²O³.
                                 
                              
                                 Grünliches Gaswasse-Flaschenglas
                                 
                                    
                                    
                                 EisenoxydulEisenoxyd
                                 0,005120,01103
                                 
                                    
                                    
                                 FeO, Fe²O³.
                                 
                              
                                 Durch Eisenoxyd auf Porzellan
                                    erzeugtes  Orangeroth
                                    (Schmelzfarbe), mittelst  Chlorwasserstoffsäure in Lösung
                                    gebracht
                                 
                                    
                                    
                                 EisenoxydulEisenoxyd
                                 0,001480,01055
                                 
                                    
                                    
                                 FeO, 3 Fe²O³
                                 
                              
                                 Durch Eisenoxyd auf Porzellan
                                    erzeugtes  Purpurroth
                                    
                                 
                                    
                                    
                                 Eisenoxyd, ohne Spuren von Eisenoxydul.
                                    
                                 
                              
                           Auch versuchte ich, die blaue Anlauffarbe der Uhrfedern zu analysiren, indem ich die
                              Oberfläche des Stahls leicht mit Chlorwasserstoffsäure benetzte; jedoch vergeblich,
                              denn es geht zuviel Eisen mit in Lösung. Indessen läßt sich in der Flüssigkeit die
                              Bildung einer gewissen Menge Eisenoxyd deutlich
                              nachweisen.
                           
                           Meine Versuche dürften demnach zur Aufstellung verschiedener Formeln für die durch
                              die verschiedenen Oxydationsstufen des Eisens hervorgerufenen Färbungen berechtigen.
                              Diese Formeln sind die folgenden:
                           
                              
                                 6 FeO,
                                 Fe²O³
                                 für Schwarz (Oxyd des Hammerschlags);
                                 
                              
                                 3 FeO,
                                 2 Fe²O³
                                 für Blau (Barreswil's Oxyd);
                                 
                              
                                 FeO,
                                 Fe²O³
                                 für Grün (magnetisches Oxyd);
                                 
                              
                                 2 FeO,
                                 3 Fe²O³
                                 für Gelb;
                                 
                              
                                 FeO,
                                 3 Fe²O³
                                 für Orangeroth;
                                 
                              
                                 
                                 Fe²O³
                                 für Purpurroth.
                                 
                              
                           Wenn Chaptal (Cours de Chimie,
                                 t. IV., Artikel Färberei) die verschiedenen Oxydationsstufen eines Metalles
                              als Ursachen der verschiedenen Färbungen der Mineralkörper betrachtete, so war er
                              keineswegs im Irrthume und die im Vorstehenden mitgetheilten Analysen bestätigen
                              diese Anschauungsweise bezüglich des Eisens sicherlich. Als Chevreul bezüglich der in den Färbereien angewendeten Pigmente den Einfluß
                              des Sauerstoffs bei der Entstehung der gefärbten Körper nachwies (auf welchem Wege
                              ihm Preiser von Rouen etc. folgte), war auch er nicht im
                              Irrthume und somit hat er für diese Art von Forschungen einen positiven Weg
                              eröffnet. Seine Ideen sind, wenn sie richtig begriffen und verfolgt werden, meiner
                              Ansicht nach sogar die einzigen, welche wahrscheinlich zur
                                 Erzielung der Farben in der Photographie führen werden.