| Titel: | Darstellung rother, violetter und blauer Farbstoffe für die Färberei; von John Holliday, Fabrikant chemischer Producte in Huddersfield (England). | 
| Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. XXXVII., S. 150 | 
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                        XXXVII.
                        Darstellung rother, violetter und blauer
                           Farbstoffe für die Färberei; von John
                              Holliday, Fabrikant chemischer Producte in Huddersfield
                           (England).
                        Aus Armengaud's Génie
                                 industriel, September 1866, S. 125.
                        Holliday's Darstellung rother und violetter Farbstoffe.
                        
                     
                        
                           Der Erfinder ließ sich neuerlich in Frankreich ein Verfahren zur Darstellung von
                              Farbstoffen patentiren, welche die verschiedenen Nüancen von Roth und Violett zum
                              Färben baumwollener und wollener Gewebe liefern. Zur Darstellung der rothen Farbe
                              wird Nitrobenzol (Nitrotoluol oder die Homologen dieser Substanzen), sowie
                              Nitronaphtalin (Binitronaphtalin oder Trinitronaphtalin) mit einem Salze des Anilins
                              (Toluidins oder ihrer Homologen) angewendet.
                           Holliday empfiehlt das folgende Verfahren: Man versetzt
                              20 Th. käuflicher Salzsäure mit 20 Th. Anilin von hohem Siedepunkte und etwa 10 Th.
                              Nitrobenzol (5 Th. würden mit Vortheil genommen werden können), und erhitzt das
                              Gemisch drei oder vier Stunden lang allmählich bis auf 227° C., und zwar bis
                              sich eine harte Masse bildet (ähnlich derjenigen, die man bei der Behandlung von
                              Anilin mit Arsensäure zur Erzeugung des Roth erhält), welche man nach der zur
                              Darstellung der Anilinfarben üblichen Methode in Lösung bringt und reinigt. Man
                              erhält auf diese Weise einen rothen Farbstoff; wendet man
                              ein Anilin von niedrigem Siedepunkte an, so erhält man verschiedene Abstufungen von
                              Blau.
                           Ein anderes Verfahren von Holliday besteht darin, etwa 20
                              Gewichtsth. käuflicher Salzsäure mit 20 Th. Anilin von hohem Siedepunkte und 10 Th.
                              Nitronaphtalin zu mischen und dieses Gemisch in einem Kessel allmählich auf beinahe
                              227° C. zu erhitzen, bis das Ganze eine ziemlich harte Masse bildet. (Das
                              Verfahren ist dem zur Darstellung von Roth aus Anilin und Arsensäure gebräuchlichen
                              analog). Durch Modificirung der Qualität des Anilins, welches bei niedrigeren
                              Siedepunkten eine bläuliche Nüance gibt, lassen sich Abstufungen von Roth bis Purpur
                              und Graublau erzielen. Gleiche Resultate erhält man bei Anwendung von
                              Binitronaphtalin und Trinitronaphtalin anstatt des Nitronaphtalins.
                           Das Violett erhält man durch Vermischen von 70 Th.
                              salzsaurem Anilin mit 55 Th. Nitrobenzol und drei- bis vierstündiges Erhitzen
                              dieses Gemisches bis zu der Temperatur von 227° C. Nach Verlauf dieser Zeit
                              versetzt man das kochende Gemisch mit ungefähr seinem Machen Volum Wasser und bringt
                              es wiederum zum Kochen, filtrirt dann die Flüssigkeit und schlägt den Farbstoff mit
                              etwas Alkali nieder; den Niederschlag wäscht man mit Wasser gut aus, löst ihn in
                              Methylalkohol und reinigt ihn durch Abdestilliren des letzteren.
                           Der Destillationsrückstand wird mit käuflicher Salzsäure, welche mit dem gleichen
                              Volum Wasser verdünnt worden, behandelt, und dann wird das Ganze bei gelinder Wärme
                              zur Trockne verdampft, worauf der violette Farbstoff Marktwaare ist. Für die Zwecke
                              der Färberei wird er auf dieselbe Weise wie die Anilinfarben in Lösung gebracht.
                           Der blaue Farbstoff wird durch Vermischen von 200 Th.
                              Nitrobenzol von niedrigem Siedepunkte mit 200 Th. salzsaurem Anilin dargestellt. (Es ist am besten, wenn
                              das Anilinsalz mit einem Anilin von niedrigem Siedepunkte bereitet wurde.) Das
                              Gemisch wird 3 bis 4 Stunden lang bis 227° C. erhitzt. Das erhaltene Product
                              wird gepulvert, und mit kochendem, mit Salzsäure versetztem Wasser ausgewaschen. Der
                              bei dieser Operation zurückbleibende Farbstoff wird mit reinem Wasser ausgesüßt und
                              getrocknet, und zu seiner Reinigung in Methylalkohol gelöst; die erhaltene Lösung
                              wird filtrirt, und der Alkohol abdestillirt. Der hierbei verbleibende Rückstand ist
                              das fertige Blau, welches zum Färben mittelst des für die Anilinfarben üblichen
                              Verfahrens gelöst wird.Hr. Holliday hat dem Herausgeber des Génie industriel mitgetheilt, daß das
                                    Oberhaus in seiner Sitzung vom 27. Juli
                                       1866 in Uebereinstimmung mit einem früheren (auf Holliday's Appellation erfolgten) Urtheile des
                                    Lordkanzlers von England das Patent der HHrn. Simpson, Maule und Nicholson zu London als gesetzlich null und nichtig erklärte; in Folge
                                    dieser Entscheidung ist die Fabrication der herrlichen Magenta- und
                                    Purpurfarben, welche in den letzten vier Jahren zahlreiche Patentprocesse
                                    veranlaßten, in England frei gegeben.