| Titel: | Ueber einige neuere Constructionen und Anwendungen der Schlickeysen'schen Ziegelmaschine; von Dr. Robert Schmidt, Civilingenieur in Berlin. | 
| Autor: | Robert Schmidt | 
| Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. XLII., S. 174 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XLII.
                        Ueber einige neuere Constructionen und
                           Anwendungen der Schlickeysen'schen Ziegelmaschine; von Dr.
                           Robert Schmidt,
                           Civilingenieur in Berlin.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Schmidt, über die Schlickeysen'sche Ziegelmaschine, deren neuere
                           Constructionen und Anwendungen.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich war es der Maschinenfabrikant C. Schlickeysen
                              in Berlin, welchem es zuerst gelang, für schnelle Herstellung von sauberer
                              Ziegelwaare eine Maschine zu construiren, welche, nach inniger Mischung und Knetung
                              jeglichen Thones, einen fortlaufenden Thonstrang liefert, mit anderen Worten also:
                              eine continuirlich arbeitende Ziegelmaschine herzustellen. In ihrer
                              einfachsten Gestalt und bei flüchtiger Betrachtung besteht die Maschine aus einem
                              feststehenden verticalen hohlen Cylinder, in welchem sich, demselben concentrisch,
                              eine mit Messern versehene Welle bewegt, und dessen Mantel unten mit einer Oeffnung
                              versehen ist, aus welcher der Thonstrang gepreßt wird.
                           Die Maschine hat nun im Laufe der Zeit eine sehr ausgedehnte Anwendung nicht bloß in
                              der Ziegelfabrication erhalten, sondern auch auf anderen Gebieten der Technik, wo es
                              sich um Mischung und Knetung plastischer Massen handelt, und wird jetzt von der
                              genannten Fabrik in Rücksicht auf Zweck und mögliches Anlagecapital in einer
                              Ausdehnung und Mannichfaltigkeit hergestellt, die mit Sicherheit auf ihre
                              Vollkommenheit schließen lassen, und uns zur Abfassung dieses Artikels bewogen.
                           Wie immer auch diese Maschine gestaltet und den einzelnen Zwecken gemäß modificirt
                              seyn mag, in der Hauptsache beruht ihre Wirkung: einerseits auf den eingenthümlich
                              construirten, an der drehbaren Welle befindlichen Messern, andererseits, da wo es
                              sich um die Herstellung eines glatten Stranges handelt, auf der Construction des
                              Mundstückes. Ueber Versuche, welche in Bezug auf das letztere von dem Erfinder
                              gemacht worden, ist schon früher in diesem Journal (Bd. CLIX S. 335 u. 468)
                              berichtet worden, und werden wir hier nur die neuesten Formen dieses Mundstückes bei
                              den einzelnen Maschinen besprechen; wogegen wir aber eine genauere Betrachtung über
                              die Wirkung der Messerwelle dieser Abhandlung vorausschicken wollen.
                           In Fig. 1
                              stellt A den verticalen Durchschnitt des Cylinders, und
                              Fig. 2
                              dessen horizontalen Durchschnitt nach der Linie xy
                              dar. Der Cylinder ist unten auf einem Fußstück U
                              befestigt, oben zunächst trichterförmig erweitert, und geht endlich in einen
                              weiteren Cylinder B aus. Die Messerwelle C, welche sich beim Betrieb der Maschine in der Richtung
                              des Pfeiles, Fig.
                                 2, dreht, ist in zwei Punkten D und E gelagert. Die einzelnen, an der Welle befestigten
                              Messer a, b, c, d, e, f sind annähernd Ausschnitte einer
                              Schnecke, die, je circa 1/3 Kreisfläche bedeckend, so
                              unter einander gestellt sind, daß der untere Theil eines jeden den oberen Theil des
                              zunächst darunter folgenden in der ganzen Länge von Welle bis Cylindermantel um etwa
                              1/4 seiner Breite überdeckt, und an dieser Stelle eben so viel Zwischenraum zwischen
                              beiden Messern bleibt. Die speciellere Darstellung der Messer c und d, welche auch im Grundriß gezeichnet
                              sind, wird dieß deutlicher machen, zugleich aber auch erkennen lassen: daß die obere
                              Grenze eines jeden Messers eine Ebene v bildet, wodurch
                              der Raum zwischen diesem und dem nächst darüber stehenden Messer eine Keilform
                              erhält. Das hier erwähnte Uebereinandergreifen der Messer bewirkt nun, daß der unter dem Drucke eines
                              Messers befindliche plastische Körper, bevor er diesem entgeht, durch die scharfe
                              Kante des nächst folgenden Messers in zwei Theile getheilt wird, wovon der obere
                              über letzteres gepreßt und dadurch verhindert wird, daß der schon darüber stehende
                              Thon sich durch Reibung mit demselben herumdreht, was die Wirkung der Schnecke
                              aufheben würde; der untere Theil gelangt schon, bevor er dem oberen Messer zu
                              entweichen beginnt, unter den Druck des nächst darunter folgenden Messers. Dieß die
                              pressende und knetende
                              Wirkung dieser Schnecke auf die ihr einmal übergebene Masse, deren Stärke übrigens
                              theils durch Veränderung der Geschwindigkeit der Messerwelle, theils durch die Lage
                              der Spiralflächen modificirt werden kann.
                           Die zu verarbeitende Masse wird in allen Fällen zunächst dem Cylinder B übergeben; die Erfahrung hat nun gezeigt, daß
                              dieselbe, besonders im sehr steifen Zustande, sich gern an der inneren Wand dieses
                              Cylinders anlegt. Damit dieselbe mit Sicherheit in den Bereich der Messer gezogen
                              werde, dient der mit dem ersten Messer a verbundene
                              Schaber g.
                           Um außer dem Pressen und Kneten der Masse auch noch ein kräftiges Mischen derselben
                              hervorzubringen, sind an jedem der drei Messer c, d, e
                              noch ein oder zwei Arme angegossen, welche in der Figur mit c', d', e' bezeichnet sind. Im Querschnitt sind dieselben, wie in Fig. 2 bei c' gezeigt, so geformt, daß sie die Bewegung der Welle
                              möglichst wenig hindern und außerdem noch einen senkrechten Druck auf die Masse
                              ausüben. Uebrigens sind sowohl diese Arme als auch die Schneckentheile in ihren
                              tiefsten Punkten auch noch mit scharfen Zähnen versehen (deutlich sichtbar bei dem
                              Messer c), welche zum Zerreißen des Materials
                              dienen.
                           Für den von uns dargestellten Cylinder sind zwei
                              Ausflußöffnungen k angenommen, welche jedoch, für
                              geringere Betriebskraft und kleinere Cylinderdimensionen, auf eine solche Oeffnung reducirt werden. Das letzte unterste Messer f enthält immer zwei spiralförmige Segmente, damit
                              dasselbe auf jeden Punkt des unteren Cylinderabschlusses einen möglichst gleichen
                              Druck hervorbringe. Dieser untere Cylinderabschluß h
                              (dessen weitere Form, die wegen Reinhaltung des Wellenlagers E angeordnet ist, man aus der Figur ersieht), ist aber nicht durch den
                              Untersatz U, sondern durch einen auf der Welle
                              festsitzenden Theil gebildet, welcher sich also mit der Welle umdrehen muß. Diese
                              Einrichtung bewirkt, daß der Boden h sämmtliche, an den
                              geschlossenen Theilen des Cylindermantels herabgedrückte Masse herumreißt nach den Oeffnungen hin, und daß
                              solche durch die unteren Theile der Oeffnungen entweichen
                              muß, da die hintere stets von Neuem herabkommende Masse deren weitere und beständige
                              Herumdrehung nicht gestattet. Während also die Masse den unteren Theilen der
                              Oeffnungen durch den beweglichen Boden h zugeführt wird
                              und die oberen Theile der Oeffnungen direct durch die pressende Wirkung der
                              Schnecken mit Masse gefüllt werden (die hier entstehenden Pressungen können durch
                              die Steigung der Schnecke gleich gemacht werden), bildet die herausgedrückte Masse
                              einen innig zusammenhängenden Strang.
                           In Bezug auf die Ausflußöffnungen k der Schlickeysen'schen Maschinen ist noch zu bemerken, daß
                              dieselben für alle Maschinen, welche nicht bloß zum
                              Mischen und Kneten, sondern auch zum Formen bestimmt sind, gleiche lichte Dimensionen haben, und jede dieser Oeffnungen außerdem mit
                              einem, das Mundstück aufnehmenden Nahmen l versehen ist.
                              Behufs Einlegung und Herausnahme dieses Mundstückes ist dieser Nahmen, gleich einer
                              Thür, einerseits um eine verticale Achse dreh- und andererseits
                              verschließbar. (Siehe die Ansicht des Mundstückes Fig. 3.) Durch das so
                              leichte und bequeme Einsetzen verschiedener Formen in den Nahmen einer Maschine läßt sich solche also zu den
                              verschiedensten Fabricationen, wie die von Voll- und Hohlziegeln,
                              Dachsteinen, Röhren, Preßtorf, Preßkohle u.s.w. verwenden. Diesem Umstande,
                              verbunden mit dem, daß auch jede Form möglichst für jedes Material angewendet werden
                              kann, und außerdem diese Maschine zum Mischen und Formen der verschiedenartigsten
                              plastischen Massen dient, mag es zuzuschreiben seyn, daß der Erfinder seine Maschine
                              „Universal-Ziegel-, Röhren- etc.
                                 Presse“ genannt hat.
                           Wie schon oben erwähnt wurde, findet die Schlickeysen'sche
                              Maschine in den letzten Jahren nicht bloß eine ausgedehnte Anwendung zur Fabrication
                              von Ziegelwaare jeder Art, sondern auch zur Fabrication von Preßtorf, sowie als
                              Mischmaschine für plastische Materialien. Das Wichtigste und Neueste dieser drei
                              Anwendungsarten der Maschine wollen wir nun dem Leser vorführen.
                           
                        
                           I. Maschinen zur Fabrication von
                                 Preßtorf.
                           Die Fabrication von Preßtorf ist bekanntlich in den letztverflossenen zwanzig Jahren
                              mehrfach versucht, aber nur zum Theil von günstigen Erfolgen gekrönt worden. Ein von
                              Dr. Dullo erschienenes
                              Werkchen, Berlin 1861, stellt die hierher gehörigen Bestrebungen, welche meist einen
                              großen Kostenaufwand
                              verursachten, übersichtlich zusammen.Man s. auch Dr. Dullo's Abhandlung „über einige neue Vorrichtungen bei der
                                       Torf-Fabrication“ im polytechn. Journal (1864) Bd.
                                    CLXXII S. 331. Der Zweck dieser Fabrication ist bekanntlich im Allgemeinen der, aus der
                              Torfmasse ein Brennmaterial herzustellen, welches möglichst festen Zusammenhang hat,
                              deßhalb auf jede Weise transportabel ist, und bei geringem Volumen möglichst große
                              Heizkraft besitzt. Er wird in allen den Fällen zu erstreben seyn, wo man es mit
                              Torfmasse zu thun hat, welche die Eigenschaft hat an der Luft zu zerfallen, oder wo
                              ein sonst guter Stichtorf weiten Transport per Achse
                              aushalten soll, oder endlich wo man Torfmasse zur Erzeugung von möglichst hohen
                              Temperaturen, wie zu Hüttenprocessen, benutzen will.
                           Der Torf hat nun bekanntlich die Eigenschaft, daß, wenn man sein natürliches Gefüge
                              zerstört, und darnach die Theile wieder unter mäßigem Druck vereinigt, diese Theile
                              eine bedeutende Cohäsionskraft entwickeln. Auf diese Eigenschaft des Torfes gründet
                              sich das ebenso einfache wie billige Verfahren, mittelst der Schlickeysen'schen Maschine Preßtorf zu fabriciren. Man wirft nämlich die
                              eben gegrabene Torfmasse in den Cylinder der Maschine, läßt sie hier in ihrem Gefüge
                              zerstören und erhält aus dem passend geformten Mundstücke einen Torfstrang, welcher
                              durch eine einfache Abschneidvorrichtung in passende Längen getheilt wird.
                           Ein Mundstück, wie es in neuester Zeit für Maschinen zur Preßtorf-Fabrication
                              von Hrn. Schlickeysen ausgeführt wird, ist in den Figuren 3, 4 und 5 in drei
                              leicht erkennbaren Ansichten gezeichnet. l ist der
                              bereits erwähnte gußeiserne Rahmen, welcher das Mundstück mit dem Arbeitscylinder
                              verbindet. A ist das eigentliche, aus Holz gebildete
                              Mundstück, hier mit drei Oeffnungen zur Bildung von eben so viel Torfsträngen
                              versehen. Die Holzfasern der Theile, welche das Mundstück bilden, stehen
                              rechtwinklich zur Torfstrangrichtung, mit Ausnahme der ersichtlichen stumpfen Ecken
                              der Formen, welche aus Langholz gebildet sind, in der Absicht, hier die Reibung
                              möglichst herabzuziehen. Um hierfür aber noch mehr zu thun, werden diese Ecken sogar
                              mit Wasser geschmiert. In dem oberen Theil des Rahmens l
                              ist nämlich eine Vertiefung zur Aufnahme von Wasser angeordnet, aus welcher durch
                              drei Schrauben a Wasser nach den Vertiefungen b gelassen werden kann. Aus diesen verbreitet sich das
                              Wasser nach der Vertiefung c nur durch kleine Löcher d nach den Endstücken der Formen (wie dieß aus der Zeichnung näher zu
                              erkennen ist), durch deren Fugen es zum Torfstrange gelangt.
                           Für den kleineren Betrieb der Preßtorf Fabrication empfehlen sich die Maschinen,
                              welche mit einem oder zwei Pferden betrieben werden können, und bereits für
                              Ziegeleien eine ausgedehnte Anwendung gefunden haben. Der verticale gußeiserne
                              Cylinder (Fig.
                                 1) wird bei diesen Maschinen durch einen starken Holzbottich von etwas
                              conischer Form vertreten, während die übrigen Theile von Guß- und
                              Schmiedeeisen sind. Bei den verschiedenen Nummern dieser Maschinenart variirt die
                              Bottichhöhe von 5 1/2 bis 6 1/2 Fuß bei 22 bis 36 Zoll oberem Durchmesser, während
                              die tägliche Production auf 3000 bis 15000 Stück Torfziegel sich stellt. Ueberall wo
                              Dampf- oder sonstige Elementarkraft vorhanden ist, können diese Maschinen
                              natürlich auch mit solcher betrieben werden, und steigt die Production dann bis auf
                              das Doppelte.
                           Für den größeren Betrieb empfiehlt sich besonders die ganz aus Eisen construirte
                              Maschine, welche wir in den Figuren 6 und 7 in zwei
                              Ansichten dargestellt haben, und womit man bei Anwendung einer 6 bis 8pferdigen
                              Locomobile eine Production von 20–50000 Stück Torfziegel erzielen kann.
                              – Der mit zwei Ausflußöffnungen k versehene
                              Cylinder A hat im Inneren genau dieselbe Einrichtung wie
                              der in Fig. 1
                              dargestellte; die Maschine unterscheidet sich aber von den bisher erwähnten
                              einfachen Maschinen wesentlich dadurch, daß sie, nebst dazu gehörender Locomobile,
                              auf dem Torfstich transportabel gemacht ist, und außerdem derselben die Torfmasse
                              mittelst eines Elevators zugeführt wird.
                           Auf dem Untergrund werden mittelst Schwellen B zwei
                              Eisenbahnschienenstränge b, b gelagert, die
                              selbstverständlich länger als der Wagen für Maschine und Locomobile seyn müssen. Der
                              Wagen, auf welchem Maschine und Locomobile ruhen, und von dem in der Zeichnung Fig. 6 der
                              Theil für die Locomobile abgebrochen wurde (es kann auch für jede dieser Maschinen
                              ein besonderer Wagen construirt werden), ist aus doppelt T förmigen Schienen a, welche durch gußeiserne
                              Querstücke C verbunden sind, construirt. Die Stücke C sind durch andere Gußstücke verbunden, welche
                              einerseits die Torfpreßmaschine und andererseits die Locomobile tragen.
                              Selbstverständlich ist diese Anordnung nur statthaft, wenn der Untergrund entwässert
                              und fest genug ist um den Wagen tragen zu können.
                           Der Betrieb der Arbeitswelle D der Torfpreßmaschine
                              geschieht mittelst des conischen Räderpaares E von der
                              Vorgelegewelle c aus, welche mittelst
                              Stirnräderverbindung d von der Welle f (Fig. 6) getrieben wird.
                              Letztere Welle wird mittelst Riemen g von der Locomobile
                              getrieben.
                           
                           Die Vorgelegewelle c setzt außerdem mittelst eines
                              conischen Räderpaares die Welle h in Umdrehung, und die
                              auf derselben befindliche Riemscheibe l den bereits
                              erwähnten Elevator, welcher in folgender Weise gebildet ist: Zwei Winkeleisen m sind an ihren oberen und unteren Endpunkten mit der
                              Maschine in ersichtlicher Weise verbunden, und tragen die Lager n für eine Anzahl Rollen. Das untere Lager n' für die Rolle o ist
                              verstellbar gemacht, und die Welle der oberen Rolle p
                              trägt das Stirnrad q, durch welches diese Rolle mittelst
                              der Riemscheibe r und des Riemens r' an der Bewegung der Messerwelle Theil nimmt. Ueber der Rolle o und der Rolle p ist ein
                              entsprechend breites Segeltuch ohne Ende gelegt, welches mit den Elevatoren E ausgerüstet ist. Ein solcher Elevator (Fig. 8) besteht aus dem
                              einfachen Quer-Winkelbrete s, welches durch Leder
                              scharnierartig mit dem Segeltuche verbunden ist, und aus zwei Seitenbretern F, welche an den Enden von s
                              befestigt sind. Die Grabestelle ist bei dem Punkt X (der
                              äußerste, rechts gelegene Punkt unserer Zeichnung) zu denken, und es ersieht sich,
                              wie bei der Aufwärtsbewegung der oberen Elevatoren dieselben ihre Ladung in die
                              Maschine werfen werden.
                           Es bleibt noch zu erwähnen, daß nach praktischen Erfahrungen für die Zerkleinerung
                              von Torf behufs Herstellung von Preßtorf die Umdrehungszahl der Messerwelle von 2
                              bis 20 per Minute variiren kann, so daß man für
                              Pferdebetrieb die kleineren und für Dampfbetrieb die größeren Umdrehungszahlen
                              wählen wird.
                           
                        
                           II. Maschinen zur Fabrication von
                                 Ziegelwaare.
                           Ein Mundstück, wie es in neuester Zeit von Hrn. Schlickeysen construirt und für die Herstellung von Vollziegeln ausgeführt
                              wird, stellen in drei leicht erkennbaren Ansichten die Figuren 9, 10 und 11 dar. Das Mundstück A ist auch hier aus Holz construirt, und die oberen
                              Begrenzungsflächen sind mit Vertiefungen a zur Aufnahme
                              von Wasser versehen, welches denselben, wie bereits früher bemerkt, zugeführt wird.
                              Wie sich aus dem Durchschnitt Fig. 10 erkennen läßt,
                              ist die Form nach der Maschine hin allmählich erweitet, und ihr kleinster
                              Querschnitt, nach Fig. 9, gleich der Grundfläche eines Ziegels. Je nach der Beschaffenheit
                              des zu verarbeitenden Thones ist diese Form mit Englisch-Leder, Leder oder
                              Filz, in Fig.
                                 10 durch die zwei Linien b angegeben,
                              ausgeschlagen, und ihre Fütterung wird durch das Wasser im fortwährend feuchten
                              Zustande erhalten. Die mit Wasser gefüllten Vertiefungen a correspondiren nämlich mittelst der Löcher c
                              mit zwei, sich bei x schließenden Rinnen d, so daß hierdurch die Form continuirlich geschmiert wird. – Für
                              sehr scharfen Thon, welcher die bisher erwähnten Fütterungen zu schnell zerstören
                              würde, wird die in Fig. 11 angegebene Anordnung angewandt. Nach dieser wird die bereits
                              erwähnte Holzform mit Streifen von Metall (Messing) überzogen, welche, wie die
                              Zeichnung erkennen läßt, schuppenförmig übereinander gelegt sind, so daß auch hier
                              das Wasser ungehindert durchsintern kann. Hr. Schlickeysen versichert, daß in der hier besprochenen Ziegelform diejenige
                              gefunden ist, welche für jede Thonsorte in vollkommener Weise ihren Zweck erfüllt,
                              ein Umstand, welcher bekanntlich für continuirlich arbeitende Ziegelmaschinen von
                              großer Wichtigkeit ist.
                           Die Mundstücke für andere Ziegelwaare, als Hohlziegel, Dachziegel, Façonsteine
                              u.s.w. sind in ähnlicher Weise construirt.
                           Was nun die allgemeine Anordnung der Maschinen betrifft, die sich besonders zur
                              Ziegelfabrication empfehlen, so zeigen dieselben noch mehr Mannichfaltigkeit als die
                              bereits erwähnten Maschinen zur Preßtorf-Fabrication, insofern der zuweilen
                              dargebotene Thon, wenn er Kieselsteine enthält, auch noch ein Walzwerk erfordert.
                              Für gewöhnliche Zwecke und namentlich für den Betrieb mit einem oder zwei Pferden,
                              empfehlen sich wiederum die bereits für Torfpressen angegebenen einfachen Maschinen,
                              bei welchen der Hauptcylinder durch einen starken Holzbottich vertreten ist.
                           Für Massenproduction und Dampfbetrieb werden von der Fabrik Maschinen ganz aus Eisen,
                              mit vertical stehendem Cylinder, der zwei bis vier Ausflußöffnungen enthält,
                              hergestellt, und damit im letzteren Falle bei einem Kraftaufwand von 10–15
                              Pferdestärken eine tägliche Production von 25–40000 Steinen erzielt. Die
                              Uebertragung der Kraft an die Messerwelle geschieht bei diesen Maschinen in allen
                              Fällen, ähnlich wie bei der beschriebenen Torfpreßmaschine, von unten durch
                              geeignete Vorgelege. Ueber der Maschine ist meist ein Gerüst aufgestellt, nach
                              welchem einerseits der rohe Thon zugekarrt, andererseits, wenn nöthig, das Walzwerk
                              angeordnet wird.
                           In neuerer Zeit werden von der Schlickeysen'schen Fabrik
                              auch Maschinen mit horizontalliegendem Cylinder hergestellt, nicht aber weil bei
                              dieser Cylinderlage die Arbeit vollkommener oder mit weniger Kraftaufwand geschieht,
                              sondern weil solche Maschinen, als compendiöser, sich zur Versendung besser eignen.
                              Eine derartige Maschine mittlerer Größe haben wir in den Figuren 12 und 13
                              dargestellt, wovon Fig. 12 eine Vorderansicht, Fig. 13 einen
                              Querdurchschnitt derselben nach der Linie vw mit
                              Ansicht nach rechts darstellt.
                           Die ganze Maschine steht hier auf einer Fundamentplatte A. Die Betriebswelle B treibt die Vorgelegewelle C, während diese die Hauptarbeitswelle D in Umdrehung setzt; letztere ist einerseits in dem
                              Cylinder E bei a, und
                              andererseits bei b gelagert. Die Einrichtung der Messer
                              der Welle ist die früher beschriebene, wogegen bei diesen Maschinen der Cylinder da,
                              wo er über dem Walzwerk liegt, etwas weiter als in dem, dem Mundstück zugelegenen
                              Theile ist; die letztere Weite des Cylinders beträgt bei diesen Maschinen 14 Zoll.
                              Der mit dem Cylinder verbundene Theil F vermittelt den
                              allmählichen Uebergang zum Mundstück G, welches wiederum
                              die beschriebene Einrichtung hat.
                           Zur sicheren Verbindung des Cylinders mit dem Walzwerk – welches für diese
                              Maschinenart wegen des sicheren Greifens der Messer beinahe ein nothwendiger Theil
                              wird – ist mit dem Cylinder das Gußstück H
                              verbunden. Dasselbe trägt zwei Lagerhalter J, von
                              welchen jeder zwei in demselben verschiebbare Lagerstücke enthält, die durch die
                              Schrauben c fixirt werden können. Diese Lagerstücke
                              bilden die Lager für die Walzen K und K', von welchen die vordere K von dem auf der Messerwelle D sitzenden Rade
                              getrieben wird, wogegen das auf der Walzenwelle von K
                              sitzende Rad m mittelst des etwas größeren Rades n die Walze K' treibt; die
                              Walzen haben also nicht gleiche Peripheriegeschwindigkeit. Auf den zwei horizontalen
                              Kanten der Wände q des Stückes H liegen noch zwei Lineale d, deren innere
                              Kanten durch die Gewichte P gegen die Walzen gedrückt
                              werden, um diese bei ihrer Bewegung von dem anhaftenden Thone zu reinigen. Der
                              angeordnete Rumpf Q endlich dient zum Eintragen des
                              Materials.
                           Bei Verwendung von 6–8 Pferdestärken producirt eine solche Maschine per Tag 8–10000 Ziegel, wobei der Thon so steif
                              seyn kann, daß sofort 8–10 Ziegelschichten übereinander gestellt werden
                              können.
                           Maschinen ähnlicher Construction werden von der Fabrik sowohl im kleineren wie im
                              größeren Maaßstabe angefertigt, und liefert die größte Sorte beispielsweise
                              gleichzeitig zwei Thonstränge oder per Tag
                              15–20000 Ziegel bei Verwendung von 10–14 Pferdestärken. Auch hier sey
                              schließlich wiederum bemerkt, daß für vortheilhafte Arbeit Ziegelmaschinen bei
                              Dampfbetrieb 4–8 Umdrehungen per Minute
                              machen.
                           Was die Abschneidvorrichtung der Schlickeysen'schen
                              Ziegelmaschinen betrifft, so werden auch hierfür verschiedene Constructionen in
                              Anwendung gebracht, deren Auswahl bedingt wird von der Beschaffenheit des Thones
                              oder dem zu fertigenden Fabricate und der darnach zu wählenden Mundform. Wir werden
                              in einem späteren Artikel näher auf diesen Gegenstand eingehen.
                           
                           Schließlich bemerken wir noch, daß neuerlich Hr. Schlickeysen sich auch mit Versuchen über das Pressen von Braunkohlen
                              beschäftigt, und dazu die liegenden Maschinen vortheilhafte Verwendung finden.
                           
                        
                           III. Maschinen zum Mischen verschiedener
                                 Körper.
                           Bei dem Umstande, daß es in den verschiedenen Gewerben sehr viele Operationen gibt,
                              bei welchen ein inniges Mischen verschiedener Materialien erfordert wird, konnte es
                              nicht fehlen, daß bei dem bisherigen Mangel einer allgemeinen Mischmaschine, von
                              intelligenten Gewerbetreibenden die Schlickeysen'sche
                              Maschine dazu versucht wurde. Diese Versuche sind meist von günstigen Erfolgen
                              gekrönt worden. Wir können uns hier nicht auf die quantitativen und qualitativen
                              Leistungen der Maschine für die einzelnen Fälle dieser Anwendung einlassen und
                              beschränken uns auf die Angabe der Zwecke, für welche sie sich bis jetzt bewährt
                              hat. Die Maschine wurde verwandt:
                           a) als einfacher Thonschneider in Handziegeleien und in
                              Töpfereien zum Mischen und Kneten verschiedener Thonmassen;
                           b) zur Schamott- und Cementfabrication;
                           c) zum Formen von Stichkalk vor dem Brennen
                              desselben;
                           d) zur Zubereitung der Lehmformmasse in
                              Eisengießereien;
                           e) zur Zubereitung des Mauermörtels bei größeren
                              Bauten;
                           f) zur Farben- und Kittfabrication;
                           g) in Cichorien-Fabriken zum Mischen und Formen
                              der Masse;
                           h) bei der Zuckerfabrication zum Ausmaischen der
                              Rübenpreßlinge.Ein ausführlicher Artikel hierüber von Dr. Stammer ist im polytechn. Journal Bd. CLXIII S. 142 mitgetheilt.
                              
                           Was die Form der zu diesen Operationen gebrauchten Maschinen betrifft, so haben wir
                              in unseren Darstellungen bereits die zwei Typen der Schlickeysen'schen Maschinen gegeben, so daß Neues darüber nicht zu sagen
                              ist; daß aber in Bezug auf Maaßstab auch hier große Mannichfaltigkeit derselben
                              besteht, folgt daraus, daß der Cylinder der kleinsten Maschine (sogenannter
                              „Modellthonschneider“) einen lichten Durchmesser von 2 Zoll
                              und eine Höhe von 3 Zoll hat.
                           In geschäftlicher Beziehung machen wir schließlich auf das von Hrn. Schlickeysen veröffentlichte Werkchen „die
                                 Maschinen zum Pressen von Ziegeln, Röhren, Torf und Kohle,“ Berlin
                              1866, aufmerksam.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
