| Titel: | Filtrirpresse von Robert de Massy in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. LXXII., S. 265 | 
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                        LXXII.
                        Filtrirpresse von Robert de Massy in Paris.
                        Patentirt in Bayern am 18. März 1865. – Aus
                           dem bayerischen Kunst-
                                 und Gewerbeblatt, 1866 S. 678.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
                        de Massy's Filtrirpresse für Zuckerfabriken etc.
                        
                     
                        
                           Bei den Pressen meines Systems lasse ich das Wasser oder die Gase unmittelbar auf die
                              zu pressende Substanz wirken, indem ich Zwischenglieder, die gewöhnlich gebraucht
                              werden, wie hydraulische Presse und dergleichen, um die Kraft überzuleiten,
                              auslasse.
                           Zu diesem Ende schalte ich eine Hülle oder Scheidewand zwischen dem Stoffe, der durch
                              Pressen Flüssigkeiten abgeben soll, und dem Agens (Wasser oder Luft), welches den
                              Druck ausübt, ein. Diese Scheidewände können aus allen Arten von Zeugen oder
                              plattenförmigen Stoffen bestehen; ich wähle aber vorzugsweise solche, welche am meisten
                              Elasticität besitzen. Ebenso können die Gefäße die verschiedenartigsten Formen
                              haben, so daß man diejenige auswählen kann, welche am meisten den Bedingungen des
                              Widerstandes im Verhältniß des hervorzubringenden Druckes entspricht. Als Beispiel
                              für die Construction einer Presse nach meinem Systeme wähle ich die in der
                              beigegebenen Zeichnung dargestellte, welche zur Saftgewinnung
                                 aus Runkelrüben bestimmt ist.Eine Notiz über die Anwendung und Leistung dieses Apparates zur Verarbeitung
                                    des Rübenbreies wurde im polytechn. Journal Bd. CLXXX S. 396 mitgetheilt.A. d. Red.
                              
                           Der Apparat, Fig.
                                 25, stellt äußerlich einen abgestumpften Kegel A aus starkem Eisenblech dar, der von Löchern mit einigen Centimetern
                              Durchmesser durchbohrt ist. Er ist innen mit einem metallenen Gewebe bekleidet, das
                              seinerseits wieder mit einem Gewebe bedeckt ist, welches fähig ist, als Filter zu
                              dienen. Dieser erste Kegel, welcher den Eisenbeschlag der Presse ausmacht, und sehr
                              solid auf einem passenden Gestell befestigt ist, nimmt in seinem Inneren einen
                              zweiten Conus auf, dessen Wand B dehnbar ist, und der
                              den geschlossenen Raum bildet, in welchem das pressende Agens unter den Bedingungen
                              wirkt, die ich schon oben auseinandergesetzt habe, und die ich jetzt speciell
                              erklären werde.
                           Dieser innere Kegel wird von einer sehr ausdehnbaren Wand B gebildet, wie schon gesagt, und zwar von Kautschuk von bedeutender
                              Dicke. Die äußersten Ränder der Wand B sind fest
                              verbunden mit zwei Platten a und b, so daß sie den Druck der pressenden Flüssigkeit, der nöthig ist,
                              aushalten können. Der ganze innere Kegel steht nun in der Umgebung A, mit der er an beiden Enden zusammenstößt, indem er
                              mit seinem unteren Ende ganz auf einem Bande e ruht,
                              durch Vermittelung einer elastischen Scheibe d, welche
                              er mit seinem Rande deckt und auf welcher er von selbst durch sein Gewicht
                              festgehalten ist.
                           Man operirt mit dem auf diese Weise construirten Apparat folgendermaßen:
                           Da der innere Conus B von kleinerem Durchmesser ist als
                              die Umgebung A, so entsteht ein ringförmiger Raum e zwischen ihnen, der die zu pressende Substanz
                              aufnimmt. Das Einführen der Substanz in den Raum e werde
                              ich später auseinandersetzen. Ich bringe die Preßflüssigkeit (angenommen es sey
                              Wasser) in den Kegel B, dann wird die Wand desselben
                              durch den Druck ihre Gestalt ändern, sie dehnt sich nach dem Raume e hin aus, und überträgt den Druck auf die sie umgebende
                              Substanz. Die ausgepreßte Flüssigkeit geht durch das Filter und die Löcher des Conus A und sammelt sich in einer Rinne c, welche am unteren Theil des Apparates angebracht ist.
                           Wenn man eine Pressung vorgenommen hat, öffnet man einen Abzugshahn um den Druck im
                              inneren Conus zu beseitigen, dann hebt man den Conus B
                              in die Höhe, um die Rückstände zu entfernen, welche frei durch die untere Basis des
                              Kegels A fallen können. Für die folgende Pressung läßt
                              man den Presser wieder herab auf seinen Platz, füllt den leeren Raum e wieder mit der zu behandelnden Substanz, läßt wieder
                              den Druck des Wassers wirken, und so weiter wie früher. Ich muß darauf aufmerksam
                              machen, daß die Grund- und Deckplatte des Conus B
                              durch eine gewisse Anzahl Säulen f zusammengehalten
                              werden, die oben und unten durch Schraubenmuttern befestigt sind. Zwei dieser
                              Schraubenmuttern an der oberen Platte sind mit Handhaben versehen, um den Druckkegel
                              B bequem in die Höhe heben zu können, wie ich es
                              eben erklärt habe. Man bemerkt auch, daß der Kegel B in
                              seinem Inneren eine durchbrochene metallene Wand hat, die keinen anderen Zweck hat,
                              als die biegsame Wand zu unterstützen, wenn sie vor Anwendung des Druckes durch das
                              Gewicht der zu pressenden Substanz sich nach Innen auszubauchen strebt.
                           Ich will jetzt zur Beschreibung der Apparate übergehen, die ich anwende, um
                              einestheils die zu pressende Substanz, anderntheils die pressende Flüssigkeit in die
                              Presse einzubringen.
                           Der Kegel A steht durch eine starke Röhre in Verbindung
                              mit einem cylindrischen Recipienten D, in welchem sich
                              eine horizontale Scheidewand E befindet. Diese
                              Scheidewand, die im Recipienten auf- und abgeschoben werden kann, besteht aus
                              einer kreisförmigen Scheibe. Ihr Umfang ist mit einem biegsamen Ansatz (Leder)
                              versehen, der zur Dichtung dient.
                           Diese Scheidewand, eigentlich ein Kolben ohne Stange, hat zum Zweck, den Druck des
                              Dampfes, der von oben in den Recipienten einströmt, auf die einzufüllende Substanz
                              zu übertragen. Man vermeidet dabei die Uebelstände, welche allezeit entstehen,
                              sobald man den Dampf bei ähnlichen Apparaten direct auf die Masse wirken läßt, die
                              sich in einem fast teigigen Zustande befindet; in diesem Falle treibt nämlich der
                              Dampf nur die flüssigen Theile der Masse vorwärts und hüllt schließlich den festen
                              Rückstand ein, welcher dann nicht weiter getrieben werden kann. Durch die
                              Einschaltung der Scheidewand ist die Trennung der festen von den flüssigen Theilen
                              der Substanz nicht möglich, ebensowenig ein Vermischen derselben mit dem Dampf.
                           Der Recipient D ist mit zwei Röhren K und t (mit Hähnen)
                              versehen, von denen die
                              eine zum Einlassen des Dampfes, die andere zum Ablassen desselben dient. Am unteren
                              Ende befindet sich eine andere Röhre j, durch welche die
                              einzufüllende Substanz einströmt, wenn der Schutz F
                              aufgezogen wird, mit dem sie versehen ist.
                           Ich speise die Presse auf folgende Weise mit meinem Apparat:
                           Der Einleitungshahn K ist geschlossen, und der Ablaßhahn
                              t offen, um die Luft oder was vom Dampf, der bei der
                              vorhergehenden Operation gebraucht wurde, übrig blieb, ausströmen zu lassen. Ich
                              öffne den Schutz F und die Substanz strömt ein und
                              erfüllt den Recipienten, indem sie die Scheidewand E in
                              die Höhe treibt; ich schließe dann den Ablaßhahn, hebe den Schutz F' an dem Conus A auf, und
                              nachdem ich den Schutz F geschlossen habe, lasse ich den
                              Dampf in den Recipienten einströmen, indem ich den Hahn K öffne. Der Dampf drückt auf die Scheidewand, die Substanz wird vorwärts
                              getrieben und erfüllt den ringförmigen Raum e, der dem
                              Recipienten an Volumen gleich ist. Der Schutz F' wird
                              dann herabgelassen und die Operation des Pressens, wie ich sie oben schon
                              auseinandergesetzt habe, nimmt ihren Anfang.
                           Der zweite Apparat, mit dessen Hülfe ich den Druck im inneren Kegel B hervorbringe, ist in allen Punkten genau wie der
                              vorige.
                           Er besteht aus einem geschlossenen cylindrischen Recipienten G mit innerer Scheidewand H, die das Wasser
                              oder die pressende Flüssigkeit von dem bewegenden Dampf trennt, der in den
                              Recipienten einströmt.
                           Der Recipient ist oben mit zwei Röhren versehen, die eine m zum Einlassen, die andere n zum Auslassen
                              des Dampfes, wie beim vorigen Apparat; sein Boden ist mit einem Ansatze versehen, um
                              ihn mit einer langen und biegsamen Röhre verbinden zu können, die durch dasselbe
                              Mittel mit dem Conus B verbunden ist; endlich wird diese
                              Dampfpresse noch vervollständigt durch einen Hahn p zum
                              Austreiben von Wasser und Luft, und einen Röhrenansatz q, der zu dem Rohre, welches das nöthige Wasser dem Apparat zuführt, gehört,
                              und durch einen Hahn geschlossen werden kann.
                           Man sieht hiernach ein, wie der Dampf das ganze Volumen des im Recipienten
                              enthaltenen Wassers durch seinen Druck auf die Scheidewand H nach dem inneren Kegel B erhebt, und darauf
                              durch Vermittelung desselben Wassers und der biegsamen Wand B seinen ganzen Druck auf die zu pressende Substanz überführt.
                           Wenn die Pressung vollendet ist, öffnet man den Ablaßhahn n; der Dampf der jetzt austreten kann, entlastet die Scheidewand H, so daß sie dem hydrostatischen Drucke des Wassers
                              weichen kann, welches den Kegel B verläßt, und in den
                              Recipienten zurückkehrt. Jetzt kann man den Conus B herausnehmen, um
                              die Rückstände aus der Presse zu entfernen. Zu dieser Operation dient die bedeutende
                              Länge des biegsamen Rohres, weil dabei kein Auseinandernehmen des Apparates nöthig
                              ist.
                           Ich muß bemerken, daß ich bei Anwendung von Dampf als eigentlichen Motor der Pressung
                              auch seine Expansion benutzen werde, so daß die Pressung wirklich methodisch und
                              progressiv ausgeführt wird, wobei eine bedeutende Ersparniß an Brennmaterial
                              stattfindet, da derselbe Dampf nach und nach für mehrere Apparate benutzt wird. Ich
                              erkläre dieß deutlicher:
                           Nehmen wir z.B. an, daß in demselben Arbeitsraum vier solcher mit Rübenbrei gefüllter
                              Apparate aufgestellt sind; ferner daß der Dampf aus dem Dampfkessel mit 18–20
                              Atmosphären Spannung kommt, und daß außer den directen Dampfzuleitungen die
                              dampferfüllten Räume der einzelnen Apparate unter einander in Communication gesetzt
                              werden können, mittelst angebrachter Hähne oder Ventile, so kann der Dampf nach
                              einander aus einem Apparat in den anderen eingelassen werden, und nachdem er
                              zunächst in dem ersten seine volle Wirkung ausgeübt, im zweiten Apparat eine etwas
                              geringere, im dritten eine noch geringere Pressung bewirken, und im letzten den Rest
                              seiner effectiven Druckkraft nutzbar machen.
                           So geht derselbe Dampf, aus dem Kessel kommend, nach einander durch die verschiedenen
                              Apparate, indem seine Spannung abnimmt und damit seine Druckkraft sich
                              vermindert.
                           Es ist natürlich, daß der so abgespannte Dampf in dem letzten Apparat nur einen
                              vielleicht 3 oder 4 Atmosphären entsprechenden Druck ausüben wird; dieser Druck
                              reicht indessen für den Anfang der Operation aus, denn der ganz und gar mit Saft
                              erfüllte Rübenbrei gibt sehr leicht auch ohne kräftigen Druck einen Theil desselben
                              ab.
                           Auch muß ich bemerken, was leicht aus der Zeichnung zu erkennen ist, daß meine
                              Apparate so construirt werden können, daß sie mit ihrem oberen Rand am Gebälk oder
                              auf irgend eine andere Weise aufgehängt werden können, statt sie mit ihrem unteren
                              Theil auf den Boden zu stellen. Diese Einrichtung hätte den Vorzug, daß dabei der
                              darüberliegende Raum ganz frei bleibt, so daß die Bedienung der Apparate
                              außerordentlich erleichtert wird, eine wichtige Rücksicht für Zuckerfabriken, wo die
                              einzelnen Operationen möglichst schnell aufeinander folgen müssen, die Handarbeit
                              also auf die einfachsten Vorrichtungen beschränkt werden muß.
                           Es besteht daher diese Erfindung darin, daß ich fabrikmäßig das Wasser und die Gase
                              unmittelbar anwende, um verschiedene Stoffe zu pressen, indem ich zwischen die zu pressende Substanz und
                              das Druck ausübende Agens ein Gewebe, eine Platte, oder irgend einen biegsamen und
                              undurchdringlichen Körper einschalte. Ich habe hier die conische Form gewählt, nur
                              weil sie mir bei der Anwendung in einer Zuckerfabrik sehr handlich erscheint.
                           Indem ich mein System ausdehne, kann ich auf gleiche Weise den Apparat anordnen, um
                              im geschlossenen Gefäße zu operiren. In diesem Falle ist das Preßwerkzeug eine Art
                              Blase, die zuvörderst in dieses Gefäß gethan wird. Man bläht sie auf, indem man
                              unter Druck die Preßflüssigkeit durch eine Röhre in sie eintreten läßt, welche mit
                              einem Druckapparat in Verbindung steht. Dieser Druckapparat kann entweder der seyn,
                              den ich speciell hier beschrieben habe, oder irgend ein anderer, z.B. eine
                              Pumpe.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
