| Titel: | Ueber die Erzeugung einer glänzenden Versilberung auf galvanoplastischem Wege in der Fabrik von Elkington und Mason zu Birmingham. | 
| Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. LXXXI., S. 286 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXXI.
                        Ueber die Erzeugung einer glänzenden Versilberung
                           auf galvanoplastischem Wege in der Fabrik von Elkington und Mason zu Birmingham.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, November 1866, S.
                              269.
                        Ueber die Erzeugung der glänzenden galvanischen
                           Versilberung.
                        
                     
                        
                           Seit der ersten Einführung der galvanoplastischen Versilberung durch den verstorbenen
                              Elkington in Birmingham strebte man eifrig darnach,
                              ein Verfahren zur Erzeugung eines Silberniederschlags mit vollkommen glänzender und
                              polirter Oberfläche aufzufinden, und ein solches Verfahren ward in der Anstalt der
                              HHrn. Elkington und Mason auch
                              wirklich vor etwa
                              zwanzig Jahren und zwar zufällig entdeckt. Es wurden nämlich Versuche zur
                              galvanoplastischen Darstellung von Gegenständen aus massivem Silber in elastischen
                              Formen, deren Oberfläche durch eine Lösung von Phosphor in Schwefelkohlenstoff
                              leitend gemacht worden war, angestellt. Eine solche Phosphorlösung ist an und für
                              sich nicht leitend und wird in folgender Weise leitend gemacht. Die Form wird mit
                              der Lösung bestrichen oder gewaschen, und nachdem sie trocken geworden, in eine
                              Lösung von salpetersaurem Silberoxyd getaucht; der Phosphor verbindet sich nun mit
                              dem Sauerstoffe dieses Salzes und das Silber schlägt sich in metallischem Zustande
                              auf die Form nieder; da aber dieses Silberhäutchen äußerst dünn und nicht
                              hinlänglich leitend ist, so wird die Form noch in eine mit Salpetersalzsäure schwach
                              angesäuerte Lösung von Goldchlorid gebracht, aus welcher sich metallisches Gold auf
                              sie ablagert, so daß sie nun hinlänglich leitend ist.
                           Bei Gelegenheit eines mit einer auf diese Weise vorbereiteten Form angestellten
                              Versuches wurde das Verfahren zur Darstellung eines glänzenden Silberniederschlags
                              aufgefunden. Der mit der Ausführung dieser Versuche beschäftigte Arbeiter bemerkte
                              an den Gegenständen, welche in dem das Silberbad enthaltenden Bottich in der Nähe
                              der gedachten Form hiengen, ein eigenthümliches Ansehen, indem sich auf denselben
                              glänzende, polirtem Silber gleichende Streifen und Flecken zeigten. Sogleich stieg
                              der Gedanke in ihm auf, daß diese sonderbare Erscheinung durch eine Substanz in oder
                              an der Form veranlaßt seyn müsse, da diese Erscheinung in dem ganzen Bottich einzig
                              und allein an dieser Stelle auftrat. Man vermuthete, daß diese Substanz der Schwefelkohlenstoff oder Phosphor seyn müsse, denn mit ganz denselben Formen, welche bloß
                              graphitirt waren, vermochte man derartige Wirkungen nicht hervorzubringen; in
                              Erwägung, daß der Phosphor durch den Sauerstoff des salpetersauren Silbers verzehrt
                              worden seyn müsse, blieb aber nur die Annahme übrig, daß die Ursache jener
                              eigenthümlichen Erscheinung der Schwefelkohlenstoff sey. Demzufolge wurden mit
                              dieser Substanz verschiedene Versuche angestellt; diese blieben jedoch anfänglich
                              ohne das gewünschte Resultat. Da indessen in der Form kein anderer Körper zugegen
                              war, welchem man die gedachte Wirkung hätte zuschreiben können, so folgerte man, daß
                              entweder das richtige Mengenverhältniß nicht getroffen oder irgend einer anderen zur
                              Erzielung des Resultates nothwendigen Bedingung nicht gehörig entsprochen worden
                              sey. In diesem Sinne wurden die Versuche fortgesetzt, bis das erstrebte Ziel ereicht
                              war.
                           Es ist auch nicht zu verwundern, daß die ersten Versuche mißlangen, denn die zur
                              Erzielung des gewünschten Resultates erforderliche Menge von Schwefelkohlenstoff
                              ist im Verhältniß zu dem Volum des anzuwendenden Silberbades so gering, daß etwa 1
                              1/2 Grains des ersteren auf 1 Gallon des letzteren zur Erzeugung eines glänzenden
                              Silberniederschlages hinreichen, eine größere Quantität hingegen dem Niederschlage
                              ein eigenthümliches mattes grauweißes Ansehen ertheilt. Natürlich wird die der
                              Silberlösung zuzusetzende Menge des Schwefelkohlenstoffes von der Zusammensetzung
                              der ersteren bedingt. Das Plattirbad, welches die oben angegebene Quantität (1 1/2
                              Grains auf 1 Gallon) erfordert, wird auf die Weise dargestellt, daß man 1 Pfd.
                              Cyankalium in 1 Gallon (10 Pfd.) Wasser löst und dieser Lösung 2 Unzen Cyansilber
                              – mit einem Silbergehalt von etwa 1 1/2 Unzen – zusetzt. Diese Lösung
                              muß nun täglich per Gallon mit 1 1/2 Grains
                              Schwefelkohlenstoff versetzt werden. – Das beste Verfahren zur Darstellung
                              dieser Glanzsilberlösung (wie man sie nennen kann) ist
                              das folgende: Man bringt 1 Gallon der erwähnten Plattirflüssigkeit in eine große
                              Flasche aus Steinzeug, fügt 600 Grains Schwefelkohlenstoff hinzu, schüttelt das
                              Gemisch tüchtig um und läßt es 24 Stunden stehen, worauf es zum Gebrauche fertig
                              ist. Von dieser Lösung setzt man nun auf jeden Gallon des im Plattirbottiche
                              enthaltenen Silberbades 180 Grains unter tüchtigem Umrühren, und zwar am besten des
                              Abends, zu, und rührt dann noch einige Male um, worauf das Bad am anderen Morgen
                              sofort angewendet werden kann.
                           Diese Methode zur Erzeugung einer glänzenden Plattirung ist nicht so allgemein
                              verbreitet, namentlich in kleineren Fabriken, als dieß der Fall seyn würde, wenn das
                              Silberbad weniger schwierig zu behandeln wäre und weniger leicht verderben würde. Wo
                              täglich 200 bis 300 Gallons Glanzsilberlösung verbraucht werden, wie jetzt in der
                              Elkington'schen Anstalt zu Birmingham, da ist das
                              Verderben derselben eine sehr ernste Sache; es kommen aber dort, wie wir überzeugt
                              sind, bei der Behandlung dieses Silberbades jetzt keine Schwierigkeiten mehr vor,
                              nachdem man die erforderliche Erfahrung besitzt, überdieß in so großem Maaßstabe
                              gearbeitet wird, daß bei regelmäßigem Betriebe alle Glanzsilberlösung allein zu
                              Löffeln und Gabeln verbraucht wird. Dieß ist jedoch nicht so zu verstehen, als ob
                              diese Artikel ausschließlich durch den Glanzsilberproceß plattirt würden; sondern
                              zunächst werden sie mittelst des gewöhnlichen Verfahrens versilbert und dann in den
                              Glanzsilberbottich gebracht, in welchem sie nur fünfzehn Minuten bleiben.
                           Die Bildung des Niederschlages im Glanzsilberbade findet nämlich sehr langsam statt;
                              es würde deßhalb sehr zeitraubend und kostspielig seyn, die ganze Plattirung
                              mittelst desselben auszuführen; der auf diese Weise erzeugte Niederschlag zeichnet sich aber durch große
                              Härte aus und ist gegossenem Silber weit ähnlicher als die auf die gewöhnliche Weise
                              dargestellte Plattirung. So lange die Gegenstände im Bade befindlich sind, dürfen
                              sie nicht berührt und das letztere darf nicht bewegt oder irgendwie gestört werden,
                              sonst fällt der Niederschlag nicht glänzend aus.
                           Für das gewöhnliche Elektroplattiren sind ungefähr drei Wollaston'sche Zellen hinreichend, und bei Anwendung der Roberts'schen Eisenbatterie genügen vier nach Art der Smee'schen Batterie angeordnete Elemente. Zur
                              Glanzversilberung genügt die durch eine einzige Zelle erzeugte Stromintensität; die
                              Platten müssen aber viel größer seyn als bei dem Verfahren zur gewöhnlichen
                              Versilberung.
                           Außer Schwefelkohlenstoff können auch einige andere Substanzen zur Erzeugung einer
                              Glanzsilberlösung benutzt werden, so z.B. Schwefel und Collodium, eine Lösung von
                              Jod und Gutta-percha in Chloroform, und einige Hydrocarbüre; der
                              Schwefelkohlenstoff wird aber allgemein angewendet.Man s. Bouilhet's Bemerkungen über die Erzeugung
                                    eines glänzenden galvanoplastischen Silberniederschlages im polytechn.
                                    Journal Bd. CLXXXII S. 301.