| Titel: | Ueber japanesische Metalllegirungen. | 
| Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. LXXXII., S. 289 | 
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                        LXXXII.
                        Ueber japanesische Metalllegirungen.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, November 1866, S.
                              337.
                        Ueber japanesische Metalllegirungen.
                        
                     
                        
                           Die nachstehenden Notizen über die Zusammensetzung mehrerer bei den Japanesen
                              gebräuchlichen Metalllegirungen gründen sich auf die Angaben eingeborener Arbeiter,
                              welche Hr. R. Pumpelly im American
                                 Journal of science and arts veröffentlicht hat. Von einigen derselben, z.B.
                              dem Shakdo und dem Gin shi bu
                                 ichi, wurde ihm das gewöhnlich geheim gehaltene Fabricationsverfahren
                              gezeigt.
                           1. Shakdo ist eine interessante Legirung von Kupfer und Gold, welche von
                              letzterem zwischen 1 Proc. und 10 Proc. schwankende Mengen enthält. Die aus dieser
                              Komposition angefertigten Gegenstände werden nach dem Poliren in einer aus
                              Kupfervitriol, Alaun und Grünspan bestehenden Beize gesotten und erlangen dadurch
                              eine schöne bläulichschwarze Farbe. Der Verfasser weiß diese Färbung nur durch die
                              Annahme zu erklären, daß in Folge der oberflächlichen Entfernung des Kupfers durch
                              die Beize ein dünnes
                              Goldhäutchen bloß gelegt und daß der bläuliche Ton durch die Wirkung des Lichtes auf
                              dieses Goldhäutchen hervorgerufen wird. Die Intensität der Farbe, und in gewissem
                              Grade auch die Farbe selbst, entspricht dem Goldgehalte der Legirung, indem 1 bis 2
                              Proc. von diesem Metalle nur eine reiche Bronzefarbe erzeugen. (Reines Kupfer zeigt
                              nach der Behandlung mit der genannten Beize das Ansehen einer emaillirten Fläche mit
                              einem reichen röthlichen Ton; Messing erhält ein ähnliches Ansehen, aber mit einem
                              dunkleren Ton.) – Shakdo wird zu Degen- und
                              Schwerterscheiden, Schnallen, Spangen etc., und zu vielen zur Verzierung dienenden
                              Gegenständen verarbeitet.
                           2. Gin shi bu ichi:
                              („Viertelssilber“) ist eine Kupfersilberlegirung mit einem
                              Silbergehalte von 30 bis 50 Proc. Die aus dieser Composition angefertigten
                              Verzierungen nehmen beim Sieden mit der oben genannten Beize eine reiche, bei den
                              Japanesen sehr beliebte graue Farbe an. Sie wird zu Verzierungen von Hiebwaffen, zu
                              Tabakspfeifen und zahlreichen anderen Artikeln verarbeitet.
                           3. Mokume. Mit dieser Benennung bezeichnen die Japanesen
                              eine Verbindung von mehreren verschieden gefärbten Legirungen und einfachen
                              Metallen, welche so zusammengestellt sind, daß das Ganze einen ornamentalen Effect
                              hervorbringt. Schöne damascirte Arbeit wird auf folgende
                              Weise producirt: dreißig bis vierzig dünne Platten von Gold, Shakdo, Silber, Rosettenkupfer und Gin shi bu
                                 ichi werden in abwechselnder Ordnung eine über die andere gelegt und
                              zusammengelöthet; dann werden in die so gebildete dicke Platte mittelst conischer
                              Reibahlen Löcher tief eingeschnitten, so daß concentrische Kreise entstehen; ebenso
                              werden Vertiefungen von dreieckigem Querschnitte eingearbeitet, um gerade, parallele
                              und gekrümmte Linien hervorzubringen; hierauf wird die Platte ausgehämmert, bis die
                              Vertiefungen sämmtlich verschwunden sind, dann in die gewünschte Form gebracht, mit
                              Asche abgescheuert, polirt und in der mehrfach erwähnten Lösung gesotten, worauf die
                              Farben des Shakdo, des Gin shi bu
                                 ichi und des Rosettenkupfers hervortreten.
                           4. Sin chu (Messing). – Die feinste Messingsorte
                              besteht aus 10 Th. Kupfer und 5 Th. Zink; eine geringere Sorte aus 10 Th. Kupfer und
                              2,7 Th. Zink.
                           5. Karakane (Glockenmetall). – Erste Qualität: 10 Th. Kupfer, 4 Th. Zinn, 1/2 Th. Eisen,
                              1 1/2 Th. Zink. – Zweite Qualität: 10 Th. Kupfer,
                              2 1/2 Th. Zinn, 1 1/3 Th. Blei, 1/2 Th. Zink. – Dritte Sorte: 10 Th. Kupfer, 3 Th. Zinn, 2 Th. Blei, 1/2 Th. Eisen, 1 Th.
                              Zink. – Vierte Sorte: 10 Th. Kupfer, 2 Th. Zinn, 2
                              Th. Blei. – Bei der Darstellung des Glockenmetalls wird zunächst das Kupfer
                              geschmolzen und dann werden die übrigen Metalle in der vorstehend angegebenen
                              Reihenfolge zugesetzt. Die besten kleinen Glocken werden aus der ersten Qualität
                              gegossen; große Glocken gewöhnlich aus der dritten. Das Kara
                                 kane wird in Japan in sehr ausgedehntem Maaßstabe angewendet.
                           Die Lothe (Löthmetalle) für die verschiedenen Legirungen sind folgende: – für
                              Glockenmetall: 20 Messing, 10 Kupfer, 15 Zinn;
                              – für Messing erster Sorte: 10 Messing, 1 1/2
                              Kupfer, 6 Zink; – für Silber: 10 Silber, 2 bis 3
                              Messing erster Qualität; – für Ein shi bu ichi: 10
                              Silber, 5 Messing erster Qualität, 3 Zink; – für Mokume: 10 Silber, 1 1/2 Messing erster Sorte; – für Shakdo: 3 Shakdo erster Qualität 10 Zink; – für
                              Zinn: 10 Zinn, 5 Blei.
                           Unter den nach Europa kommenden japanesischen Kupferwaaren befinden sich verschiedene
                              mit einer glänzend rothen Oberfläche, welche sehr häufig für lakirt oder emaillirt
                              gehalten werden. Dieß ist jedoch ein Irrthum; solche Artikel werden aus Kupfer
                              verfertigt, durch dessen ganze Masse rothes Kupferoxyd vertheilt ist; nachdem sie
                              die gewünschte Form und Hochpolitur erhalten haben, werden sie in der erwähnten
                              Beize gesotten.